Das Hamburger Stadtpostamt

  • Hallo zusammen,

    das Stadtpostamt war neben der innerstädtischen Post zuständig für die Post in die hamburgische Exklave Ritzebüttel sowie nach Bergedorf, Bremen, Helgoland, Lübeck und Oldenburg. An Auslandsdestinationen sind die Niederlande, Großbritannien sowie große Teile der Übersee zu nennen.

    Ich beginne mal mit zwei Briefen in die Niederlande:

    Zum ersten ein mit 7 Sch. bar bezahlter Franco-Brief vom 1.1.1864 nach Amsterdam, zum zweiten einen Portobrief vom 2.11.1864 nach Arnhem, bei dem der Empfänger (?) 30 Cent zu zahlen hatte. Siegelseitig zeigen beide Briefe nur einen roten Ankunftstempel.

    Kennt jemand die Umrechnung von der hamburgischen zur niederländischen Währung?

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger

    laut dem PV zwischen Preussen und den Niederlanden sollte zur Abrechnung 1 Thaler Preussisch Courant 1 4/5 niederländischer Gulden betragen, was gleichbedeutend wäre, dass 1 Sgr = 6 Cent entsprachen.

    Bei der Taxierung wurde jedoch 1 Sgr mit 5 Cent gleichgesetzt. (Irgendwo habe ich auch eine Tabelle hierzu, da sieht man, daß es nicht durchgängig so war.) Jedenfalls war der Portobetrag durch 5 teilbar.

    Interessanterweise rechnete man in den Niederlanden meist zu ihren Gunsten, da ihnen von Preussen die schlechter gestellte Umrechnung aufgedrückt wurde. Da 4 Hamburger Schilling = 3 Sgr entsprechen, gehe ich davon aus, dass somit 1 1/3 HSch = 6 Cent in "echt", für die Taxierung jedoch meist nur 5 Cent entsprechen sollten.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Magdeburger,

    vielen Dank für die Info´s.

    Aus meiner Sicht passt dann alles: 7 Sch. = 5 Sgr. = 30 cent.

    Gruss

    senziger

    Einmal editiert, zuletzt von senziger (27. Juni 2011 um 19:00)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    interessantes Briefpaar!
    Waren Porto- und Frankobriefe zu dieser Zeit noch gleich teuer?
    Ist bekannt, wo die Briefe ausgetauscht wurden und wer den Transport besorgte?

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    einen Portozuschlag gab es augenscheinlich nicht, ich habe schon mehrere Briefe aus dieser Zeit mit der 30 (cent) Taxierung gesehen, auch nach anderen Orten.

    Die Gebühr von 7 Sch (5 Sgr.) wurde zum 1.11.1866 auf 4 Sch (3 Sgr.) ermäßigt.

    Zu den Leitwegen kann ich leider nichts sagen, alle Briefe, die ich gesehen habe, zeigen siegelseitig nur einen roten Ankunftstempel.

    Hier noch zwei mit Marken frankierte Briefe, einer zu 7 Sch, einer zu 4 Sch.

    Gruss

    senziger

  • Hallo zusammen,

    das vorherige Post war etwas überhastet, ich habe inzwischen die Postverträge HH - NL rausgekramt und kann jetzt doch etwas mehr dazu sagen, aber heute wird das nicht mehr sein.

    Gruss

    senziger

  • Hallo zusammen,

    Ich hatte auf der DASV-Seite (sehr empfehlenswert :thumbup: ) Postverträge HH - NL von 1857 und 1866 gefunden.

    Vertrag von 1857: Postwechsel über

    1. das Expditionsbureau der Niederländisch-Rheinischen Eisenbahn mit Leitung über Emmerich, Oberhausen, Minden und Hannover.

    2. das Postbureau Winschoten mit Leitung über Weener, Leer, Osnabrück, Minden und Hannover.

    Zu den Gebühren: Briefe "können nach Wahl der Aufgeber, sowohl unfrankirt als frankirt bis zum Bestimmungsorte versand werden."

    Das Porto ist zusammengesetzt aus dem Vereinsporto von 3 Sgr. (= 15 cent) von Hamburg zum Grenzpostamt und dem niederländischen Anteil von 5 cent (= 1 Sgr.) nach Orten im ersten Rayon (bis 30 Meilen von den Grenzpostämtern), bzw. 10 cent (= 2 Sgr.) für Orte im zweiten Rayon.


    Vertrag von 1866:

    Es kommt als Grenzpostamt noch noch das Eisenbahn-Postbureau zwischen Arnhem und Oldenzaal hinzu, zu den weiteren Leitung wird nichts gesagt.

    Zu den Gebühren: "unfrankirte Briefe unterliegen einem Zuschlag-Porto von 5 cent" bzw. 1 Sgr. Die Einteilung in Rayons entfällt, jeder einfache frankierte Brief kostet 3 Sgr. oder 20 cent.

    Ich hoffe diese Informationen helfen weiter.

    Gruss

    senziger

    3 Mal editiert, zuletzt von senziger (28. Dezember 2012 um 19:59)

  • Hallo senziger,

    sauber recheriert! :thumbup: Das sind sehr nützliche und hilfreiche Informationen. Vielen Dank, auch für's zeigen der dazugehörigen Belege.

    Viele Grüße
    DKKW

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    vielen Dank für die interessanten Informationen.

    Vertrag von 1866:
    ...
    Zu den Gebühren: "unfrankirte Briefe unterliegen einem Zuschlag-Porto von 5 cent" bzw. 1 Sgr. Die Einteilung in Rayons entfällt, jeder einfache Brief kostet 3 Sgr. oder 20 cent.

    Dann kam hier der Porto-Zuschlag noch später zum Tragen als in Preußen.
    Zwischen Preußen und den Niederlanden gab es diesen Zuschlag mit dem Postvertrag von 1863.
    Die niederländische Post musste also bis 1866 bei Portobriefen aus dem DÖPV differenzieren, aus welchem Mitgliedsland der Brief kam.
    Kleine, aber feine Unterschiede ...

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo,

    einen Brief aus der van Dam-Korespondenz kann ich noch zeigen: aufgegeben am 16.7.1867 nach Rotterdam erhielt er zunächst wie üblich den blauen Franco-Stempel mit der in Blaustift daneben gesetzten 3, was das ausreichde Franko von 3 Sgr. anzeigen sollte (anstelle eines PD-Stempels, der bei diesen Briefen nie vorkommt).

    Beim Nachwiegen stellte sich heraus, dass der Brief zu schwer war, man notierte oben links in blau "2" für die zweite Gewichtstufe, stempelte den blauen Schreibschriftstempel "Unzureichend frankirt" und taxierte 20 cent = 4 Sgr. nach.

    Es wurde übrigens mit zweierlei Maß gerechnet: Hamburg rechnete wie Preussen 1 Sgr. = 5 cent, die Niederlande rechneten bei Briefen nach Hamburg 1 Sgr. = 6 cent und rundeten auf durch 5 cent teilbare Beträge auf (wie Magdeburger in Post 2 schon erwähnte). Ein einfacher Brief aus Hamburg wog bis ein Loth, ein Brief aus den Niederlanden bis 15 Gramm.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    wunderbarer Brief - genau meine Kragenweite. :)

    Galt das mit den unterschiedlichen Gewichten auch bei Portobriefen?

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    schön dass der Brief gefällt.

    Die Behandlung war bei Porto und Franko-Briefen gleich:

    In dem Vertrag von 1866 steht: "Art. 3. Als einfache Briefe sind diejenigen anzusehen, deren Gewicht bei dem Abgange aus den Niederlanden fünfzehn Grammen nicht überschreitet und welche bei dem Abgange aus Hamburg unter einem Zollloth wiegen."

    In dem Vertrag von 1857 steht: "Art. 7. Für einfach werden die Briefe gehalten, welche nicht mehr als 15 Grammen wiegen."

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    vielen Dank für die prompte Aufklärung. Es gab ja Verträge, die Portobriefe beim Gewicht ungünstiger stellten, als Frankobriefe, daher rührte meine Frage.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    frisch eingetroffen ist ein hübsches kleines Kuvert mit geprägtem Absender H.P.J. UHLMANN - HAMBURG. Der Brief lief am 27.11.1867 nach Groden bei Ritzebüttel in der gleichnamigen hamburgischen Exklave an der Elbmündung. Der Brief ist korrekt frankiert mit 2 Sch. (Nr. 13). Den blauen Krakel deute ich als 6 Pf. (?) für das Bestellgeld in den Landbezirk, sicher bin ich mir aber nicht.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    ein sehr schöner Brief! 6 Pfg. sollte richtig sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier ein weiterer Brief in die Exklave Ritzebüttel, diesmal nach Cuxhaven und ohne notiertes Bestellgeld. Überhaupt habe ich die 6 Pfennig auf Briefen nach Groden "oft", auf Briefen nach Cuxhaven nie gesehen, einen Beobachtung, die jedoch leider keinerlei statistische Relevanz hat :D

    Gruss

    senziger

  • Hallo zusammen,

    hier ein portobefreiter Dienstbrief der Hamburger Polizei Behörde an den Wohllöblichen Magistrat zu Varel. Aufgegeben am 3.2.1866 über Bremen (4.2.), am 5.2. in Varel im Großherzogtum Oldenburg eingetroffen.

    Der komplett erhaltene Brief zeigt innen ein dekoratives Siegel der Polizeibehörde und den dreiseitigen Text. Offenbar wechselte der Brief zwischen den Behörden, den es sind drei unterschiedlich datierte Texte enthalten (von 2.2, 8.2. und 18. ?9.).

    Gruss

    senziger

  • Hallo zusammen,

    den folgenden Brief konnte ich gestern auf der Berliner Messe aus einer Grabbelkiste befreien:

    Am 25.6.1866 nach Ringkjöbing in Dänemark gelaufen, war der Brief nur mit 1 1/4 Sch. frankiert und wurde von der Dänischen Post mit ? 8 Skilling nachtaxiert.

    Zum Vergleich noch ein korrekt frankierter Brief vom 11.8.1866 nach Kopenhagen.

    Gruss

    senziger