Hamburg - Frankreich

  • 1849

    Absender: Kerst & Krull, Hamburg
    Empfänger: Herren Schröder & Schyler, Bordeaux

    Portobrief / Taxierung i.H.v. 28 Décimes

    Was bedeutet die unterstrichene Zahl über der Taxzahl?

    Stempel:
    (1) HAMBURG Aufgabestempel (Feuser 1356-6 K3 s)`vom 18.7.
    (2) leider kaum zu lesen: handelt es sich hierbei um den "Tour T. Valenciennes 2" Stempel? Vom 21.7.
    (3) BORDEAUX K2-Ankunftsstempel vom 23.7.

    1235 km Luftlinie / Laufzeit 5 Tage

    Inhalt:

    Auf Grund der schlecht leserlichen Schrift (die Tinte ist nur noch schwach erkennbar, ich habe den Scan helligkeits- und kontrastmäßig angepasst, damit die Schrift besser zu lesen ist) reicht mir die Transliteration des ersten Satzes.

    "Seit unserem ergebenst Letztem vom 13 ____ ohne die geehrten Ihrigen, haben wir Ihnen heute eine Einlage (?) von Herrn Stresow (?) & Sohn in Riga zu überreichen, die von diesen ________ für Ihre werthe Rechnung erhaltene ____________________ liegt angenommen zur Verfügung ____ richtig _____________________."

  • Die unterstrichene 10 ist wie ich meine der Teil des Portos der Frankreich zu gute kam.

    Das Porto wurde errechnet ab dem Grenzübergangsbüro bis zum Bestimmungsort. GÜ war Valenciennes bis Bordeaux = 687 km Luflinie. Das Porto betrug laut Postvertrag 1Franc oder 10 décimes (Entfernung von 600-750km). Meine Quelle besagt dass der Postvertrag vom 1.1.1849 datiert und die FR Inland-Portosätze von 1828 angewandt wurden + das Porti der T&T.

    Ich hoffe mal ich liege richtig

    P.S ansonsten könnte es das Gewicht sein ( 10g) , dann wäre der Fr-Portosatz 15 d und es verblieben dann 13 für T&T

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Don Stefano,

    "Seit unserem ergebenst Letztem vom 13 laufenden Jahres ohne die geehrten Ihrigen, haben wir Ihnen heute eine Einlage von Herrn Stresow & Sohn in Riga zu überreichen, die von diesen Freunden für Ihre werthe Rechnung erhaltene Prima de B 1204: 12f per 12. October`Andersen Höber & Compagnie liegt angenommen zur Verfügung der richtig girirten Copie oder Secunda ..."

    Zu den Gebühren kann ich nichts beitragen, da keine bayer. Verträge betroffen sind. Ein Gewicht von 10g halte ich aber prinzipiell für möglich. Wenn es mögliche Gewichtsangaben auf Briefen gibt, die Taxierungsprobleme bereiten können, wäre die Ermittlung des heutigen Gewichts nebst dessen Angabe hilfreich.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Stefan,

    Dein Brief wog 10 g. Das französische Porto vom Eingangspunkt in Frankreich (Valenciennes) bis zum Endpunkt (Bordeaux) in Luftlinie ist 20 décimes (10 g-600 / 750 Km), die Teil des Portos für Turn und Tassis stellt 8 décimes dar (zus. Postvertrag Fr-TT vom 22/11/1847).
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Vals,

    eine Frage noch : warum 20 décimes ? Wurde bei der zweiten Gewichtsstufe das Porto nicht x1,5 gerechnet ? oder bin ich nur von dem falschen Bais Portosatz ausgegangen ?

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Lulu,

    Hier die 3 erste Gewichtsstufen bezüglich dem Posttarif vom 1. Januar 1828 (Entfernung 600/750 Km):
    1: bis zu 7.5g Exkl. : 10 décimes
    2: von 7.5g bis zu 10 g Exkl.: 15 décimes
    3: von 10 g bis zu 15 Exkl.:20 décimes

    Da du es sehen kannst, gehört ein Gewicht von 10 g zu 3. Gewichtstufe
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Weiter geht es mit einem französischen Brief an die Herren Dubois père et fils in Rheims aus dem Jahre 1820.
    In den Wurzeln dieses Champagner-Hauses ist übrigens der Ursprung von Champagne Louis Roederer zu finden.

    In Verbindung mit dem Unternehmen sind folgende Anschriften auf Briefen nach Rheims vorzufinden:

    Dubois père et fils (ab 1760)
    H. Schreider
    Louis Roederer (ab 1833)

    Taxierung: Portobrief (14 Décimes)

    Stempel: Aufgabestempel HAMBOURG (Feuser 1356-3) / R3-Grenzübergangsstempel ALLEMAGNE PAR FORBACH

    Inhalt: Bestätigung des Erhaltes der Rechnung über eine Kiste mit 50 Flaschen Champagner; Ansprache der sich auf dem Weg befindenden Ware und Hinweis über eine getätigte Zahlung.

    Kann es sich bei dem Absender um John Parish aus Hamburg handeln? Laut diesem Beitrag einer der reichsten Männer seiner Zeit.

  • Hallo Don Stefano,

    hier steht Parish & Co.

    Wirklich reiche Leute schrieben keine Geschäftsbriefe - dafür hatten sie ihre Leute. Ich glaube, dass die Firma Parish hier Geschäftsbeziehungen hatte, nicht Parish selbst auf privater Ebene.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Dass er den Brief selbst geschrieben hat, habe ich auch gar nicht angenommen. Ich dachte lediglich, er sei von ihm unterschrieben worden, da die Unterschrift ja deutlich vom Schriftbild des restlichen Textes abweicht. Da es sich jedoch, wie ihr angemerkt habt, um die Firma Parish & Co handelt, denke ich inzwischen auch, dass der Brief nicht seine Unterschrift trägt. Danke für eure Antworten. ^^

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefan,

    wenn es eine große Firma war (was ich nicht weiß), dann gab es dort Schreiber bzw. Kopisten, die nichts anderes taten, als eben zu schreiben. Ob sie immer wussten, was sie schrieben, ist nicht klar.

    Unterschriftsberechtigt waren sie sicher nicht - das musste dann jemand mit Prokura oder dem nötigen Sachverstand machen. Bei kleinen Firmen war das natürlich der "Chef" selbst, bei großen einer von mehreren, in deren Ressort das lag.

    In Zeiten vor deinem Brief unterschrieben die hohen Herrschaften nicht einmal ihre Privatbriefe selbst - dafür hatten sie Leute, die ihre eigene Schrift täuschend echt imitieren konnten, so dass sie sich auch dieser Last zu befreien in der Lage waren. Ob man das alles im Internet nachlesen kann, was man beim Studium der Epistolographie lernt, weiß ich nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan

    Hier ist ein Beispiel bei Firmenänderungen, die es zu dieser Zeit ständig gab. Immer neue Konstellationen.
    Und ob der Empfänger nicht deuten konnte was hinter den Unterschrift zu finden war, gab es oft schon im eigenen Archiv Möglichkeiten es heraus zu finden.

    Der Brief lief von Hamburg nach Bordeaux 31.7.1807 und kostet der Empfänger 19 Decimes.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Alle

    Heute habe ich zwei neue Briefe aus Hamburg bekommen.
    1) Sendet aus Hamburg nach Bordeaux am 15.4.1785. Porto 38 sols ich meine das dieser sind 2. Gewichtklasse 7½ bis 10 Gramm wegen der Zeichen in obere linke Ecke, oder? Der Stempel ist 27,5 mm.
    2) Sendet aus Hamburg nach Bordeaux am 15.7.1791. Porto 34 Sols für einfach Brief bis 7½ Gramm. Der Stempel ist 24,5 mm.
    Auf der Rückseite nichts.

    Viele Grüße
    Jørgen

  • Hallo Jørgen,

    Deinen ersten Brief betreffend, bin ich nicht sicher, daß das Porto, die eingeschrieben ist, zu 38 sols ist, es scheint lieber 3 Livres und 8 sols, was einen schweren Brief daraus machte.
    Jedoch, den Tarif von 1759 nehmend, gelingt mir nicht, dieses Porto zu erklären. Selbst wenn es zu 38 sol ist, geht es mit dem Tarif von 1759 nicht.
    Für deinen 2. Brief geht es mit dem Tarif von 1759 besser. Dieser Tarif von 1759 ist 1791 immer gültig.
    Von Hamburg nach Strasburg :einfach Brief : 14 sols
    Von Strasbourg nach Paris : 10 sols
    Von Paris nachBordeaux : 10 sols
    Gesamtporto: 34 sols

    Vor 1800 war das Gewicht der Briefe in Frankreich nich in Gramm, sondern im 1/4 Unze, 1/2 Unze und Unze berechnet.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.