Zwergenschnitt als Postbetrug

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folenden Brief möchte ich zeigen:
    Brief, frankiert mit sehr klein geschnittener
    3 Kr Marke von Grafenau, leider ohne Datum,
    in das zwei Meilen entfernte Thurmannbang,
    das sicherlich im Landbestellbezirk von Grafe-
    nau lag. 1 Kr. hätten somit ausgereicht. Ich
    denke, daß der Grafenauer Postexpeditor eine
    gebrauchte 3 Kr. Marke so zuschnitt, bis kein
    Stempelabschlag mehr zu sehen war. Er hatte
    anscheinend keine gebrauchte 1 Kr. Marke.
    Desweiteren fiel dieser Brief nicht auf, denn
    er verließ ja nicht Grafenau und er hatte ein
    Kreuzer Einnahmen, die ihm der kgl. Notar für
    diesen Brief bezahlte.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    nach Durchsicht des Winkler Kataloges bin ich der Ansicht,
    daß Thurmannsbang von Schönberg aus bestellt wurde. Somit
    kostete der Brief 3 Kreuzer und der Postexpeditor von Gra-
    fenau steckte 3 Kreuzer in die eigene Tasche. Thurmannsbang
    lag 10 km von Schönberg - und 14 km von Grafenau entfernt.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein klasse Brief - lässt sich evtl. feststellen, ob die Marke noch Reste von Papier oder nicht originären Klebstoff aufweist? Rein optisch halte ich das auch für einen Postbetrug und zwar einen absolut gelungenen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    dann war der Betrüger besonders sorgsam bei seiner schändlichen Tat vorgegangen. Macht ihn nicht besser (den Betrüger), aber den Brief sehr wohl. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber hasselbert,

    von DREI kann ich gar nichts mehr lesen - brutal abgeschnitten! 8o Wenn das die Innenrevision gesehen hätte ...

    Toller Brief - solche Stücke sollten nicht verschmäht werden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein zwielichtiger Beleg von Hof (15.1.1860) könnte in diese Rubrik passen, denn eine Verfälschung würde ich nicht ausschließen wollen. Die Marke ist oben so kurz und nicht über den Rand geklebt, wie man vlt. meinen könnte. Bei der Durchsicht lässt sich nichts von Knochenleim oder ähnlichem feststellen, es könnte also auch sein, dass sie authentisch zum ersten Mal haftet.

  • Lieber Bayern-Quadrat,

    die Sechser sieht schon sehr verdächtig nach Manipulation aus. Der Federzug allein verstärkt in mir nur noch diese Annahme.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Selbst auf die Gefahr hin, dass ich jetzt von Euch gesteinigt werde, möchte ich nun doch einmal meine Meinung zu dem Thema dieses Threads abgeben. Ich halte diese ganze Thematik für blanken Unsinn. Was sollen denn das für Abstempelungen gewesen sein, die durch Abschneiden von 3 Millimetern rechts und 2 Millimetern links verschwunden sind? Haben da rechts und links ein paar Schaufelspitzen je eines Mühlrades die Marke berührt? Wie oft kommt das denn vor? Noch abstruser wird das Ganze, wenn oben und unten etwas fehlt, mit der Krönung Beschnitt an vier Seiten. Da möge mir bitte jemand einmal einen kompletten Brief zeigen, aus dem sich durch solches Geschnipsel eine der hier vorgestellten Marken erzeugen lässt.

    Freilich sind diese extremen Verstümmelungen, die hier teilweise gezeigt werden, sonderbar, aber einen Zusammenhang mit einem Postbetrug kann ich da in den allermeisten Fällen nicht im geringsten erkennen und einen Beweis für eine solche These wird man sowieso immer schuldig bleiben müssen. Wozu also dann die ganze Diskussion? Ich glaube viel eher an profanere Gründe im nicht-postalischen Bereich, etwa dass eine Marke am Rand irgendwo festgeklebt ist (z.B. im Portemonnaie) oder versehentlich eingerissen und dann wieder begradigt wurde.

    Wie gesagt, ist meine ganz persönliche Meinung. Ihr könnt nun gerne über mich herfallen. ich habe ein breites Kreuz. :D

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber breitkreuziger maunzerle,

    sicher werden wir die meisten Briefe mit übel geschnittenen Marken ihre Existenz übermäßigem Alkohlgenuss, zufallenden Augenlidern, ausgeleierten Dienstscheren oder Tattergreisen im Schichtdienst zu verdanken haben, aber ich kenne mindestens ein Dutzend Briefe oder Briefstücke, bei denen Marken zusammengesetzt wurden und, bis auf ein Mal, stets unterkannt durch geschlüpft sind.

    Dies muss aber in den 1850er Jahren häufig der Fall gewesen sein, denn es gibt eine eigene VO über diesen Frevel.

    Ich gebe dir Recht, dass die Beweisführung problematisch ist; aber nur, wenn man solche zweifelhaften krummen Hunde in einem Thread zeigt, wird man es schaffen, die Sammler zu sensiblisieren, um so weitere Erkenntnisse zu diesem interessanten Teilgebiet zu gewinnen.

    So, jetzt darfst du mich steinigen (auch ein breites Kreuz, trotz Gewichtsreduzierung!). :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    es gibt Schnittriesen, deshalb muss es auch stark angeschnittene Marken geben. Ein Postbetrug wird in den seltesten Fällen vorliegen.

    Nachweisen lässt sich ein Postbetrug dann, wenn zusätzlich frühere Stempelteile auf der Marke zu sehen sind. Wurden die Stempelteile abgeschnitten,

    dann muss es schon eine aussergewöhnliche Abstemplung gewesen sein, denn in den allermeisten Fällen wurden die Marken ziemlich mittig entwertet.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber bayern klassisch,

    Du hast wie immer in allem recht, nur dass Du meinen post offensichtlich nicht mit der von einem Schulmeister wie mir vorausgesetzten Aufmerksamkeit durchgelesen hast. :thumbup: :P Ich habe kein Wort verlauten lassen über die zusammengesetzten Machwerke. Dass die sich nicht von selbst gefunden haben, ist natürlich klar. Aber von denen ist in diesem Thread ja nicht die Rede, wenn ich weiter oben nicht etwas übersehen habe.

    . . . und lieber kilke,

    Vielen Dank für Deine Zustimmung, denn als solche interpretiere ich Deinen Beitrag.


    Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend

    Euer maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo maunzerle,

    da gebe ich Dir recht, dass man einen Postbetrug nur in den seltensten Fällen wird nachweisen können. Bei dem von mir gezeigten Brief sieht man, wenn man ihn gegen eine Lichtquelle hält, dass bei der Nr. 10 mit (zusätzlichem) Klebstoff nachgeholfen wurde. Ob die Marke vorher schon gestempelt war, kann ich nicht sagen, zumindest scheint Sie aber schon mal wo aufgeklebt worden zu sein. Evtl. hat auch der Postler zuvor versehentlich wo aufgeklebt, wieder abgenommen und so "recycled".

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo zusammen,

    auch ich möchte mich maunzerles Meinung anschließen. Das müßte schon eine sehr merkwürdige Ver-Stempelung gewesen sein, dass man sie rundherum abschneiden könnte.

    In der Walter Hussnätter Sammlung gibt es einen wunderschönen Brief (welcher seiner Briefe ist es nicht :thumbup: ) mit einem Viererstreifen der drei Kreuzer rot. Dieser ist so abgestempelt , das man eine "ganze" Marke herausschneiden könnte. Dass dies so geschehen ist, zeigt mein Brief, aber kein Zwergschnitt, sondern verschnitten und ohne Beanstandung durchgelaufen.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Liebhaber Bayerischer Quadratmarken,

    gerade entdecke ich im aktuellen Angebot des Württembergisches Auktionshauses unten abgebildete Marken: alle mit extremen Zwergenschnitt auf Briefstück, zentrisch gestempelt.
    Witzig ist der Abschluss der Auktionslosbeschreibung: "Drei tadellos frische und saubere Briefstücke." Abgesehen davon, finde ich den Ausrufpreis von 350,00€ für dieses Lot ambitioniert, um es freundlich zu formulieren. Was meinen die Experten: ist die Aufnahme solcher Briefstücke in die Sammlung erstrebenswert und wenn ja, was ist ein angemessener Preis dafür?

    Viele Grüße,
    Harald

  • Hallo Harald,

    die Möglichkeit des Postbetruges halte ich für gegeben, angesichts eines Markenschnitts, der nicht den Postvorschriften entsprach.

    Auf der anderen Seite sind Briefstücke nicht beliebt, weil sie wenig dokumentieren. Ob jemand 350 Euro für 3 Briefe ausgeben würde, ist nicht sicher.

    350 Euro für diese Briefstücke ist m. E. ein Mondpreis.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    just my two cents: Einen vollständig erhaltenen Brief mit derartigem Markenschnitt würde ich für die Heimatsammlung dazu arrangieren, mit den w.o. gemachten Ausführungen von @bk dazu. Dann wäre das Thema für mich ein für alle mal abgehakt...und das kann gut und gerne so lange warten, bis etwas passendes in einer Preislage über den Weg eiert, wo man nicht ständig glauben muss, einen - u.U. krassen - Fehler begangen zu haben.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis