persönliche Portofreiheit

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Brief auf Formular der "Königl. Bayer. Expedition reitender Posten"
    von der kgl. bayer. Postexpedition Regensburg an Johann Georg von
    Aretin in Münchshofen bei Burglengenfeld vom 19. Mai 1837 mit Ver-
    merk "frc. O". Die Postexpedition holte sich beim Empfänger Auslagen
    von 1 Gulden 39 Kreuzer. Abschlag hierzu des Stempels: AUSLAGE VON
    REGENSBURG, links unten.

    Link zum Freiherrn von Aretin:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_von_Aretin

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein phantastisches Stück, bei dem man mit der Briefpost Geld vom Empfänger eingezogen hat (ich vermute, dass die Verwaltungsgebühren für die dienstliche Höhergruppierung den Auslagebetrag erforderte).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    herzlichen Dank.
    Briefe innerbayrisch mit Regensburger Auslagestempel hatte
    ich bisher noch nicht gesehen.


    Liebe Sammlerfreunde,

    der Empfänger hat auch einen Bezug zum Aufstand in Tirol
    (siehe Link im vorhergehenden Thread zu Johann Georg von
    Aretin). Der Freiherr wurde 1809 von den Österreichern gefan-
    gen genommen und in Ungarn eingesperrt. 1810 wurde er wieder
    freigelassen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    zu Freiherrn von Aretin ein weiterer Brief:
    Brief aus Haidenburg bei Vishofen mit Unterschrift des Freiherrn
    von Aretin vom 2. September 1817 und Aufgabestempel Zweizeiler
    VILSHOFEN R.4. - 4. Sept. 1817, nach Burglengenfeld bei Regensburg
    (Oberpfalz) mit Vermerk "Postfrei" und "vom Frhr. v. Aretin.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein Traumbrief - wundervoller Stempel, ganz frisch erhalten, dann die seltene Franchise, dazu voller Inhalt mit Unterschrift - was will man mehr? :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • + 1 !

    Klasse, wenn man ein Brüderchen (hier: Schwesterchen) nach Jahren findet. Da kann ich ein Lied von singen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    dieser Brief aus Röthenbach vom 7.4.1844 in das badische Meersburg ist mir nicht ganz klar.
    Absender des Briefes war ein Friedrich Bechter. Dies war der Sohn oder Bruder des damaligen Posthalters Ferdinand Bechter.
    Was unter der Unterschrift steht kann ich leider nicht lesen.
    Auf der Vorderseite steht franco B (echter).
    Warum durfte dieser Brief portofrei befördert werden? Auch Baden hat die Portofreiheit anerkannt.

    Grüsse von liball

  • Guten Morgen liball,

    Was unter der Unterschrift steht kann ich leider nicht lesen.


    Ich meine Voyageure & Schneeweiss (. ? .)zu lesen....habe dazu bisher aber nichts so richtig brauchbares ergoogeln können.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (28. März 2016 um 10:20)

  • Halo
    Dein Brief ist adressiert an Reinhard Sebastian Zimmermann, Kaufmann/ in Rotscher Hof in Meersburg Überlingen
    Ich schreib dir wie ich ihm verstehe:

    „Dem Zweck meines Reisebescheinigens ist Ihnen bekannt, und da mich mein Tour erst den 9ten dieß über Nacht nach Meeresburg trifft, so bitte ich sie die Innlage an den Herren …in A(Arnsberg ?) entweder Mittwoch früh oder Dienstag Abends dortigen Post zu übergeben“
    - eine, vielleicht falsch gelieferte, Sendung an die Post bringen , in Mi Vormittags oder Di Abends, weil 9.4.1844 ein Dienstag war und er sie dann Nachts dort abholen kann

    „Mühe Verursachen geneigt zu entschuldigen/ allenfalsiges/ Porto notierend“
    - die Portokosten welche Zimmermann zahlte, werden zurückerstattet

    „Mein Vater, der Ihnen für meine Freundschaftliche Aufnahme herzlich dankt, empfiehlt sich als unbekannt“

    „Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin mit aller Freundschaft, und während ich sie nochmal um Erfüllung meines Bitte ersuche, danke ich ihnen zum voraus tausendmal, und bitte bei vorkommende Sollen frei zu disponieren, wo ihnen gefällig seie kann
    Ihr ergebene Vetter ? Fridr Bechter/Expeditor und Poststahlhalter Friedrich Bechter
    Vayageur & Schneeweis Kompanie ?“

    - Zimmermann hat eine nicht für ihm adressierte Sendung erhalten, Röthenbacher Post wird diese Fehler beheben – das könnte Grund für Portofreiheit sein.

    Nur eine Vermutung
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    Einmal editiert, zuletzt von Filigrana (30. März 2016 um 00:47)

  • Hallo,

    dieser Brief vom 3.2.1839 wurde vom Nellenbrucker Posthalter und Salzfaktor Benedikt Kolb geschrieben. Der Null Paraphe zufolge, wurde der Brief portofrei befördert.
    Wenn ich den Inhalt richtig deute, ging es hier vorwiegend um das Salzgeschäft. Hierbei handelte es sich jedoch um eine reine Privatangelegenheit. Hierfür wäre eigentlich ein Porto fällig gewesen, oder lässt sich dem Inhalt auch etwas postalisches entdecken?

    Grüsse von liball

  • Hallo Karl,

    hinten sehe ich ein Franko, oder eine Ligatur - kann es nicht recht erkennen.

    Vorn ist Franko NULL zu sehen. Solche Briefe gibt es hin und wieder, ich habe auch einige davon und schon etliche hier gezeigt - der Inhalt hatte i. d. R. nichts mit der Portofreiheit selbst zu tun. Es gab Angestellte bei der Post, auch Expeditoren, die in ihrem Vertrag (Urkunde) expressis verbis stehen hatten, dass sie aktiv portobefreit sind (in der Regel in Bayern, nach dem Auslande wäre das eher problematisch geworden). Wenn dem in Nellenbruck dieses Privileg auch zuerkannt worden war, was ich nicht weiß, dann wäre alles hier korrekt gewesen.

    Wenn nicht, und dergleichen Fälle dürften die Mehrheit gewesen sein, dann hat er einen Privatbrief ohne Kosten und damit an der Kasse Bayerns vorbei geschmuggelt, was eine Defraudation und damit strafbewehrt war. Wurde so einer ein zweites Mal erwischt, war er weg vom Fenster ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo
    sehe es so wie Dieter.

    Es ist ein Antwortbrief einen Salzamtangestellten an anderen, die ein festes Lohn als Beamten erhielten und Portofreiheit - Königlichen Bayerischen Amtes hatten.
    (Früher gab es sogar Salzboten, als Angestellte für derartige Korrespondenz.)

    Aus Inhalt:
    Die unten 7000 Fassen Salt Lieferungen (eine wog 500 Pfund) kann als eine Vergünstigung/Lieferung an bestimmten Ort, von Fahrleuten nicht verlangt werden – übermittelte Antwort von Königliche Oberfaktorei Kempten. Er soll seine Bitte an Salzamt Lindau stellen, welches vielleicht dort nicht abgeneigt wird.

    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    Einmal editiert, zuletzt von Filigrana (2. April 2016 um 13:45)

  • meine Recherchen sind soweit abgeschlossen wenn auch nicht ganz perfekt.

    Ein sehr schlichtes Schreiben und man muss schon genau hinsehen um den Verfasser zu identifizieren.

    der Adressat: Michail Semjonowitch Woronzow (30.5.1782- 18.11.1856). Der General hat sich in diversen Schlachten verdient gemacht, kämpft gegen die Armeen von Napoleon. Er ist wohl über längere Zeit in Maubeuge stationniert, Gebiet welches nach dem Fall von Napoleon von den Russen kontrolliert wurde. Maubeuge ist noch bis 1818 besetzt.

    der Absender: Willem, Prinz von Oranien. Der Prinz kommt ins Exil, wird in Berlin und Oxford ausgebildet. Er dient unter Wellington in der Englischen Armee. Nach der Ernennung seines Vaters kehrt er in die Niederlande zurück und befehligt die niederländische Armee wo er bei der Schlacht um Quatre-Bras und Waterloo kämpft. Er wird leicht verwundet. Sein Einsatz ist nicht ganz unumstritten, hat er doch einige taktische Fehler begangen. Nun denn, man mag ihm, erst 22zig, verzeihen.

    der Inhalt: geschrieben am 15 Mai 1817 in Brüssel. Der Prinz bittet den Leutnant General einige Briefe mit der Fuhre von tags darauf nach Petersburg aufzugeben. Es handelte sich wohl um Diplomatenpost.

    das Philatelistische: Mitglieder aus dem Königshaus genossen Portofreiheit. Nun habe ich leider nicht die allererste Postinstruktion welche dies bestätigt. Wir Luxemburger wurden ja erst später wieder niederländisch und ich habe die PI erst ab September 1815 kopiert. Ich müsste nochmals ins Postarchiv um die Bücher ab 1813 einzusehen. Aber es gibt diverse Königliche Erlasse zwischen September 15 und März 1816 welche die Portofreiheit bestätigen u.a

    -18.12.1815 PI an die Distrikte 4/5, Artikel 9. uneingeschränkte Franchise für die Korrespondenz der Königlichen Familie ihre Majestät dem König, ihrer Majestät der Königin, dem Königlichen Prinz von Oranien, dem Königlichen Prinz Frederic der Niederlande.

    -16.03.1816 PI n° 19 "droit des barrières" (keine Ahnung wie ich das übersetze... ? Wegegeld ?) - keine Zahlung für die Pferdepost und Personal welche die königliche Post, die der Prinzen und Prinzessin und ihrem Gefolge auf den Routen befördern.

    Die Portofreiheit musste durch eine Paraphe des Begünstigten besagter Franchise gekennzeichnet werden. Ohne durften die Postbeamten die Briefe nicht einfach befördern
    und nach Überprüfung gegebenenfalls mit Unbekannt kennzeichnen. In unserem Falle kein Problem, der Prinz hat mit Pr d'Orange (unten links) gezeichnet.

    hier noch zwei links,

    https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Semjonowitsch_Woronzow
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._(Niederlande)

    und so sah der Prinz 1815 aus, Ausgabe der niederländischen Post zum 200 Jahrestag von Waterloo.

    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (3. April 2016 um 09:25)

  • Hallo Lulu,

    großes Kino, was du uns heute wieder zeigst und in einer Qualität, die archivfrisch genannt werden darf. :P:P

    -16.03.1816 PI n° 19 "droit des barrières" (keine Ahnung wie ich das übersetze... ? Wegegeld ? - keine Zahlung für die Pferdepost und Personal welche die königliche Post, die der Prinzen und Prinzessin und ihrem Gefolge auf den Routen befördern.

    Ich denke, das kann man so stehen lassen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • der Adressat: Michail Semjonowitch Woronzow (30.5.1782- 18.11.1856). Der General hat sich in diversen Schlachten verdient gemacht, kämpft gegen die Armeen von Napoleon. Er ist wohl über längere Zeit in Maubeuge stationniert, Gebiet welches nach dem Fall von Napoleon von den Russen kontrolliert wurde. Maubeuge ist noch bis 1818 besetzt.

    der Absender: Willem, Prinz von Oranien. Der Prinz kommt ins Exil, wird in Berlin und Oxford ausgebildet. Er dient unter Wellington in der Englischen Armee. Nach der Ernennung seines Vaters kehrt er in die Niederlande zurück und befehligt die niederländische Armee wo er bei der Schlacht um Quatre-Bras und Waterloo kämpft. Er wird leicht verwundet. Sein Einsatz ist nicht ganz unumstritten, hat er doch einige taktische Fehler begangen. Nun denn, man mag ihm, erst 22zig, verzeihen.

    Liebe Lulu,

    das ist Sophy wie ich Sie mag, ein schlichter Beleg, dem Du mit Deinen Recherchen den korrekten historischen Rahmen gibst und der nun mit anderen Augen betrachtet wird als zuvor :thumbup:
    Grosses Kino :P:P

    Sehr gut, vielen lieben Dank :)
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Lulu
    Kenne Posthistorie hier nicht...aber
    Wegegeld – kann man auch als Straßen Steuer oder zu Entfernung interpretieren.

    In 16.03.1816 PI n° 19 – geht es hier um unbeschränkte kostenlose Reisen durch Fahrpost für die Königliche Familie oder auch Versendungen?

    (Was am meisten in Frage käme bei dehne Reisen, Pferdewechsel und Versorgung durch Posthalterei Stahlmeister wenn sie mit eigene Kutsche führen. Man könnte sicherlich auch Postpersonal verlangen sie zum begleiten, jemand musste die Pferde zurück bringen usw.)

    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • @ Filigrana

    es handelt sich in der Tat um Wegezoll (wie auch immer) welcher nicht bezahlt werden musste (für Reiter, Mann oder und Postkutsche) in soweit es sich um Post, Depechen des Königshauses und Entourage handelt. Nicht immer leicht für mich dies korrekt ins Deutsche zu übersetzen.

    @ Bayern Social @ BK

    Danke, habe noch einige Sophy Geschichten auf Lager welche aber noch nicht "ausgereift" sind


    bis auf weiteres

    Phila-Gruß

    Lulu