Das preussische Ober-Postamt in Hamburg

  • Hallo senziger,

    schönes Paar und du hast natürlich Recht mit dem Postverein, aber es wäre ja möglich, dass man diesen Stempel auch auf Portobriefen über 10 bis 20 Meilen einfachen Gewichts in den Postverein findet, bzw. auch auf Briefen unter 10 Meilen der 2. Gewichtsstufe. Ist dergleichen bekannt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    du hast natürlich recht, aber alle (?) Destinationen in den Postverein für die das preussische Postamt zuständig war, sind mehr als 20 Meilen von Hamburg entfernt. Dies änderte sich erst mit der Beschlagnahmung des Hannoverschen Postamtes im Juni 1866. Zwar galt Hannover als Inland und hatte einen entfernungunabhängigen Sondertarif von 1 Sgr, aber das preussische Postamt war jetzt auch für die Post nach Braunschweig zuständig und Braunschweig z.B. lag in der zweiten Entfernungsstufe. Ab Juli 1867 kamen auch noch einige von Taxis übernommene Postorte hinzu. Möglicherweise gibt es den Taxstempel auf Briefen dorthin, gesehen habe ich noch keine.

    Übrigens sind auch fast alle innerpreussischen Destinationen mehr als 20 Meilen von Hamburg entfernt, 99% aller einfachen Briefe sind 3 Sgr.-Briefe.

    Gruss

    senziger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    danke für die beiden Briefbeispiele. :thumbup:

    und einen, der zeigt warum ich nicht glaube, dass dieser Stempel für Sendungen in den Postverein vorgesehen war ;)

    Gemeint war nicht Sendungen in den Postverein, sondern aus dem Postverein heraus, mit der Vereinstaxe von 3 Sgr. für normale Briefe.
    Dein 2. Brief belegt ja auch genau, dass vereinsinterne Porto-Briefe mit diesem Stempel nicht zusammenpassten.
    Die von bayern klassisch angeführten Varianten sind interessant, mir aber noch nicht untergekommen. Möglicherweise mangels Masse !?

    bekannt sind 2 Hauptverwendungsgebiete:
    - Briefe der 3. Entfernungsstufe innerhalb Preußens, z.B. wie dein Brief nach Berlin
    - Briefe in das DÖPV-"Ausland" mit der Standard-Vereinstaxe von 3 Sgr.

    Dein Brief nach Sachsen ist da ein interessanter Stempelirrtum.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    leider verstehe ich nicht ganz was du meinst.



    Gemeint war nicht Sendungen in den Postverein, sondern aus dem Postverein heraus, mit der Vereinstaxe von 3 Sgr. für normale Briefe.
    Dein 2. Brief belegt ja auch genau, dass vereinsinterne Porto-Briefe mit diesem Stempel nicht zusammenpassten.


    ..............


    - Briefe in das DÖPV-"Ausland" mit der Standard-Vereinstaxe von 3 Sgr.


    Meinst du Portobriefe z.B. nach Russland? Kannst du ein Beispiel zeigen? Ich habe diesen Stempel bislang nur auf Briefen von Hamburg nach Preussen gesehen, aber das soll ja nicht viel bedeuten.

    Gruss

    senziger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    dann zeige ich doch gerne ein Beispiel:

    In den 60iger Jahren zeigen (relativ) viele Briefe aus Hamburg nach Russland/Finnland diesen Stempel. Hier scheint er systematisch eingesetzt worden zu sein.

    Ich weiß im Moment gar nicht, für welche anderen Länder er noch in Frage gekommen wäre.
    Die südlichen Länder incl. Frankreichs wurden ja von Taxis bedient.
    Nach Dänemark etc. fiel kein Vereinsporto in Höhe von 3 Sgr. an.

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Freunde,

    tolle Einsichten und Briefe gibt es hier zu sehen - in den Postverein sollte es das auch geben (können). Wer einen hat, dürfte ein glücklicher Sammler sein.

    Vielen Dank und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    das ist ja "allererste Sahne", sowas habe ich noch nicht gesehen :thumbup: :thumbup:

    Wenn du da was doppelt hast, oder mal was siehst, was du nicht unbedingt kaufen willst, sag mir bitte bescheid, das passt bestens in meine Sammlung.

    Gruss

    senziger

  • Hallo zusammen,

    vor kurzem fand ich in einem Lot "Hamburg betreffendes Altpapier" den folgenden Brief:

    Ein Portobrief vom 21.3.1851 an bekannte Adresse in Cöln. Merkwürdigerweise wurde sowohl der K 2 des Oberpostamtes am Gänsemarkt als auch der K 2 der Postexpedition auf dem Berliner Bahnhof abgeschlagen, was ich so noch nie gesehen habe.

    Hat jemand eine Erklärung oder kennt ähnliche Briefe?

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger

    sehr schöner und interessanter Brief. Sowas muß erstmal seinesgleichen suchen. :thumbup:

    Eine Erklärung habe ich sicher nicht, könnte jedoch folgende Überlegung anbringen:
    Scheinbar ist dieser Brief zuerst am Bahnhof abgestempelt worden. Normalerweise sollten sich Briefkästen dort befunden haben. Hier und da wird von Richtungsbriefkästen gesprochen, also Sendungen wurden von den Absendern gewissermaßen vorsortiert, inden in den "richtigen" Kasten zum "richtigen" Zug oder Richtung eingeworfen wurde. Wie auch immer, konnte eine weitere Bearbeitung dort nicht möglich gewesen sein, weil er z.B. im "falschen" Kasten eingeworfen wurde und um eine weitere schnelle Bearbeitung zu erreichen, zum Postamt ging und dort von einen Beamten nochmals gestempelt wurde, um schlußendlich mit anderen Briefen in den entsprechenden "richtigen" Briefbeutel gelangte.

    Ich weis, dass es sehr dünn ist ... aber hin und wieder sollte auch spekuliert werden können.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    @magdeburgers Überlegungen gehen sicherlich in die richtige Richtung.
    Der 2. Stempel wurde vermutlich neben den Bahnhosstempel gesetzt, um die Verzögerung zu erklären. Sonst wäre der Brief - bei direktem Transport vom Bahnhof aus - wahrscheinlich früher in Köln zugestellt worden.

    Schönes Stück!

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Überlegungen.

    Von Richtungsbriefkästen ist mir nichts bekannt. Ich glaube auch, dass der Brief zuerst bei der Postexpedition auf dem Berliner Bahnhof "landete" und von dort dem Oberpostamt am Gänsemarkt zugeleitet wurde, wo er zwischen 10 und 11 Uhr vormittags auf die Reise nach Cöln geschickt wurde, eine "Verspätung" war also eigentlich nicht zu befürchten. Der Brief traf dann ja auch pünktlich am nächsten Tag ein.

    Ich denke , dass es tägliche Routine war, dass Briefe von dem einen preussischen Postamt dem anderen weitergeben wurden, wie es eben erforderlich war. Eine zuätzliche Abstempelung hat es aber normalerweise nicht gegeben, denn sonst sollte es derartige Briefe häufiger geben. Leider kenne ich keine Vorschriften zu diesem "internen Postwechsel".

    Gruss

    senziger

  • Die Seite habe ich mir einmal als "Beifang" beim Erwerb einiger Hufeisenstpl. aus Hamburg eingefangen. Passt wohl zur Topic. :)

    Bilder

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Hallo woermi,

    netter Beifang :)

    Hallo zusammen,

    hier mal ein "richtiger" Postwechselbrief, aus der gleichen Korrespondenz.

    Am 2.2.1853 im Briefkasten des hannoverschen Postamtes gelandet und am nächsten Tag den Preussen übergeben, die ihn dann nach Cöln abspedierten. Der Brief lief wohl über Magdeburg, von dort weiter auf der Bahnlinie Berlin - Minden und Minden - Deutz nach Cöln, wo er am 4.2. ankam. Auch nicht so häufig, aber im Vergleich zu dem vorherigen fast schon "normal" ;)

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger

    die Nummerstempel-Entwertung ist bis 31.03.1859 vorgeschrieben. Für Freimarken der 1. Ausgabe blieb diese Vorschrift auch nach diesem Datum erhalten. Laut "Handbuch der preussischen Freimarken" kommt jedoch die Nr 2 = 1 Sgr - Marke nach dem Datum nur noch selten mit Nummerstempelentwertung vor - im Gegensatz zur Nummer 3 + 4.

    Ein Stichwort sind die sogenannten "Portemonnaie" - Frankaturen... - 1. Ausgabe mit Nummerstempel - spätere Ausgabe mit Ortsstempel :)

    Weiterhin wird erwähnt, dass im April 1861 die Nummernstempel eingezogen worden.

    Vielleicht läßt sich an Hand der Typen der Stempel die Zeit eingrenzen?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Ulf,

    den Brief habe ich auf "wohl vor 1857" datiert, weil ich noch andere Briefe aus dieser Korrespondenz habe. Bei denen handelt es sich zwar ebenfalls nur Kuverts ohne Inhalt, es ist aber mit Bleistift ein Jahr vermerkt, möglicherweise von demjenigen, der diese Korrespondenz "aufgearbeitet" hat. Ab 1857 sind die Briefe mit der zweiten Freimarkenausgabe frankiert worden.

    Hier ein Wertbrief, frankiert mit Nr.6 und Nr.8 = 4 Sgr.. Dem Filius wurden 50 Thaler Crt. zugesendet, das kostete 3 Sgr. für den einfachen Brief über 20 Meilen und 1 Sgr. Versicherungsgebühr für einliegendes Papiergeld bis 50 Thaler und über 50 Meilen. Innerpreussisch liefen diese Wertbriefe mit der Briefpost.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger

    ich habe leider festgestellt, mit "Bleistift-Notizen" von Jahreszahlen auf "Hüllen" sehr sorgsam umzugehen. Nicht immer sind diese "richtig".

    Bspw. lassen sich auch die K2 - Stempel von Hamburg auswerten und danach sollten sich doch Typen nachweisen lassen.
    So glaube ich bei den letzten drei Belegen, dass die beiden mit der Stundenangabe 6 - 7 identisch sind - jedoch unterschiedlich zur Stundenangabe 10 - 11.
    Zwar habe ich nur diese 3 Abschläge verglichen und es müssen viel mehr sein - aber ich glaube, dass im preussischen Postamt die Stundenangabe fest im Stempel graviert war und somit stündlich das Stempelgerät gewechselt wurde.
    Was sagt hierzu die Litheratur?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Ulf,

    mit deiner Anmerkung zu den "Bleistift-Notizen" hast du natürlich völlig recht, die sind "mit Vorsicht zu geniessen".

    Briefe anhand der K2-Stempel auf das Jahr genau zu datieren traue ich mich nicht, dieser Stempeltyp ist sehr lange verwendet worden und es gibt zahlreiche Varianten. Ich denke man bräuchte eine umfangreiche Vergleichssammlung.

    Nach der mir vorliegenden Literatur gibt es sowohl Stempel mit fester als auch mit auswechselbarer Stundenangabe.

    Hier ein weiterer Wertbrief aus der Korrespondenz des "Stud. med." in Berlin: eine mit Nr. 6 = 1 Sgr auffrankierte Ganzsache zu 3 Sgr. (U 10 oder U 13, den Klappenstempel kann ich nicht erkennen), angeblich aus 1858.

    Gruss

    senziger