Russland - Österreich - Frankreich

  • Lieber Michael,

    70 Centimes entsprachen 20x rh. bzw. 28 Nkr.. Wenn man dann einen Brief mit 7,5g rechnet, hätte Österreich 10x rh. pro Brief bekommen und davon 15 Nkr. = 11x rh. an Russland vergüten müssen, weswegen ich dieses ruinöse Aufteilungsverfahren in der späten Zeit unserer Briefe nur schwer glauben kann. Aber aus der Hüfte weiß ich es auch nicht besser ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils und alle,

    gerade erst gesehen...

    "Die Antwort die ich bekommen habe, ist der Laufweg. Meine Vermutung war dass der Laufweg über Österreich nicht wegen der 1866 Krieg entstanden war, was dieser Brief auch zeigen kann. Hier liegt es andere Ursachen vor, zum Beispiel die Taxierung. Es war 1 Decimes günstiger als die über Preussen."

    Ich hatte mal woanders einen ähnlichen Brief aus Odessa nach Marseille gezeigt. Gesandt von der Fa. Raffalovich in Odessa am 23. Mai 1866, lief er via Wien (29.5.), Strassburg (1.6.) über Paris (1.6.) nach Marseille, wo er am 2. Juni ankam.
    von und nach Russland über Preußen (post #290)

    So wie der Brief von Nils wurde auch hier über Österreich statt über Preussen spediert, wohl aufgrund der Portoersparnis. Denke auch, dass dies der Grund für den gewählten Leitweg war. Damit entfällt die in Erwägung gezogene Möglichkeit einer (frühen) "Kriegsumleitung" für meinen Brief. Interessieren würde mich jetzt eine Statistik zur Verteilung der Post von Odessa nach Frankreich via Preussen bzw. via Österreich,...

    • Offizieller Beitrag

    Damit entfällt die in Erwägung gezogene Möglichkeit einer (frühen) "Kriegsumleitung" für meinen Brief.

    Hallo mikrokern

    Ja, leider ist es wohl so :(

    Interessieren würde mich jetzt eine Statistik zur Verteilung der Post von Odessa nach Frankreich via Preussen bzw. via Österreich,...

    Ich denke dass es trotz der günstigeren Laufweg durch Österreich die Briefe öfters über Preussen lief als über Österreich. Die meisten Briefe so weit habe ich über Preussen gesehen ohne eine genaueren Statistik zeigen zu können.
    Vielleicht hat der Laufzeit eine Rolle gespielt.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1861 von Russland über Österreich nach Frankreich.

    Aufgegeben in Kamenets-Podolsk wurde er über die russisch-österreichischen Grenzpostämter in Hussiatyn (russ. Gusyatin) nach Österreich geleitet und lief hier über Lemberg nach Krakau.
    Im geschlossenen Transit ging es dann durch die weiteren DÖPV-Länder nach Paris, Frankreich (AUTRICHE 2 ERQUELINES aus Paris).

    Kamenets-Podolsk, Hauptstadt des Gouvernements Podolien, gehörte erst seit der 3. Polnischen Teilung (1795) zu Russland.
    Hussiatyn liegt wenige Meilen nordwestlich. Der örtliche Ortsteil lag auf russischem Boden, der westliche Teil jenseits des Flusses Podhorce gehörte zu Österreich. Rückseitig sind die Stempel des russischen und des österreichischen Postamts zu sehen. Der Postaustausch zwischen den beiden Ämtern erfolgte durch Botenpost (österreichisch-russ. PV von 1858 ). Der (seltene) Herkunftsstempel RUSSIE stammt vom österreichischen Postamt in Hussiatyn.

    Der Empfänger hatte für den Portobrief 10 Déc. zu zahlen (eine Leitung über Preussen hätte 11 Déc. gekostet).
    Laut russ.-österreich. PV von 1858 waren für einen einfachen Brief 9 Kr. an russ. Porto anzusetzen.
    Die russ. 9 Kr. sind als 15 Nkr. notiert. Die Gesamtforderung an Frankreich als 28 NKr.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    mit großer Freude sehe ich diesen Brief - zeigst du in deiner schönen Sammlung damit auch Briefe, die mal von RU über Preußen und mal über Österreich liefen? Wenn ja - ich liebe vergleichende PO. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    vlt. gibt man dir mal einen oder zwei Rahmen mehr, dann sollte das kein Problem sein. Es wäre sehr begrüßenswert eine Topp - Sammlung zu sehen, die vergleichende Briefe zeigt und so äußerst lehrreich ist.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen einfachen Portobrief aus Odessa vom 5./17. Juni 1869 über Österreich, Württemberg und Baden nach Frankreich.

    Die Aufgabepost tat gar nichts, Österreich stempelte A für Autriche oder Austria, wie man will und notierte 15 Neukreuzer für sich und Russland.

    Frankreich leitete ihn über Strasbourg nach Paris (Autriche - Strasbourg 3), dann ging es nach Süden, wo er am 25.6. ankam. Der Empfänger zahlte 10 Decimes - gar nicht mal so viel für einen Leitweg über mehrere Tausend Kilometer.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Bombe, die mir die Bucht beschert hat, zu einem Preis, den mir der Einsteller wegen der falsch gewählten Rubrik beschert hat. Aber der Reihe nach.

    Für meine Bayern - Frankreich - Sammlung benötigte ich vor vielen Jahren unbedingt einen Brief mit dem Stempel T.B. (Transit Bavarois). Dieser war vorgesehen für Briefe aus Böhmen nach Frankreich, die nicht erst über die Südschiene Richtung Wien und dann über die Westschiene via Schweiz mit Frankreich ausgetauscht werden sollten.

    Zur Kennzeichnung dieser österreichischen Briefe sollten sie mit 7 Decimes gestempelt werden, dem Ersatz, den Bayern zu fordern hatte für seinen weiten Transit von der bayerisch - böhmischen Grenze bis nach Strasbourg (wodurch die Leitung über Württemberg und Baden impliziert war).

    Diese Briefe mit dem T.B. - Stempel sind alle sehr selten und James van der Linden bewertet ihn unter seiner laufenden Nr. 2759 aus dem Jahr 1822 mit 6 Punkten (hier darf man keinen Fehler machen und den T.B. - Stempel mit gleichartigen Stempeln T.B. für "Transit Berne", "Transit Badois" oder "Tansit Bale" zu verwechseln. Hat man wenig Ahnung von Leit- und Laufwegen der damaligen Zeit, ist man hier verloren.

    Der richtige T.B. - Stempel hier konnte in Nürnberg, Augsburg oder Aschaffenburg abgeschlagen werden, wobei ich mir bei Aschaffenburg ehrlich gesagt nicht sicher bin. Evlt. sollte man hier Regensburg hinzu fügen, aber das wäre eine andere Geschichte.

    Unser Brief wurde am 15./27. Dez. 1822 in Odessa auf der Krim geschrieben und per Forwarder T. L. Voigt in Brody (heute Ukraine) von dort nach Brody verbracht (wohl auf der Rückreise eines Transports). Die Mitnahme auf der Retoure sorgte auch dafür, dass er nicht im Rothenturm oder Semlin dem dortigen Contumaz - Amte vorgeführt und geräuchert werden musste (Cholera).

    Oben rechts sehen wir den Stempel von Brody, wobei ein Aufgabedatum hier fehlt Da der Brief über Forbach (Frankreich) lief, halte ich den T.B. Stempel für den von Nürnberg.

    Der Absender hatte einen unbekannten Betrag für den Forwarder ausgegeben, dieser in Brody aber 28 Kreuzer Conventionsmünze (hinten) für den 11g (oben links) schweren Brief, der für Österreich in der 2. Gewichtsstufe lag (über 1/2 bis 1 Wiener Loth = 8,75 - 17,5g).

    Der mir bekannte 7 Decimes Taxstempel ist nicht zu entdecken - er war auch, wie alle anderen Taxstempel des Postvertrages Bayern - Frankreich von 1822 gewichtsunabhängig anzubringen und sagte im Prinzip nichts über die tatsächliche Vergütung bei der inneren Abrechnung der Postverwaltungen aus.

    Jedenfalls hat der Empfänger des Briefes in Reims 20 Decimes gezahlt, die 1 Gulden entsprachen. Er wurde dort am 20.1.1823 beantwortet, was für eine totale Laufzeit von ca. 4 Wochen spricht.

    Nun habe ich 2 T.B. - Briefe: Einen aus Österreich und einen aus Russland, wobei ich nie gedacht hätte, dass es ein solches Stück überhaupt gibt bzw. dass es mir einmal in die Hände fallen könnte ("colligere melior est quam studere").

    Sollte der Text interessant sein, wäre eine Übersetzung der betreffenden Stellen nett von euch.

  • schöner Brief


    Der Schreiber bestätigt dass die betellte Ware mit dem Schiff unterwegs ist und da der Wind so günstig war, das Schiff in Constantinopel angelegt hat. Transportiert wird das Ganze an einen Hern Leclerc in Marseill. Wenn ich richtig lese handelt es sich um 4 Ballen Wolle (?). Einer der Ballen ist größer da bessere Qualität. Das Ganze kostet wohl 821,88 Summe welche der Absender nach Prüfung und Bestätigung von Madame abbuchen wird


    so in etwa

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Lulu,

    hab vielen Dank für deine Übersetzungskünste - also ein typischer Kaufmannsbrief aus der Zeit.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Filigrana,

    vielen Dank für den interessanten Link - so lernt man am eigenen Beleg dazu.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,
    interessant ist auch, das die Briefe von erste Hälfte 19 Jahrhundert von Odessa nach Brody, nicht mit Post
    gebracht worden sind. Es musste sein Grund haben! Wie Beispielweise diese Brief von Nils:
    Österreich-Spanien


    Wer mehr darüber weißt:
    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…9,d.d2s&cad=rja

    Und ich lerne von euren Briefen da zu.. :)
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1832, der anscheinend falsch kartiert wurde.

    Am 24. April (6. Mai unseres Kalenders) 1832 in Odessa geschrieben, wurde er auch dort bei der Post aufgegeben (rs. in diesem Jahr eingeführter L2-Aufgabestempel). Theoretisch hätte er über Radziwilow-Brody nach Österreich geleitet werden müssen, dies ist aber nicht belgbar. Der österreichische Herkunftsstempel Russie. (mit Schlußpunkt) wird von van der Linden Krakau zugeordnet, der A.T.-Stempel mit Doppelrahmen ist im van der Linden nicht aufgeführt.
    Nach dem französisch-österreichischen Postvertrag von 1831 wäre dieser Brief aus Südrussland in das französische Département Isère über den Kartenschluß Wien - Huningue zu leiten. Nun weist dieser Brief aber 2 französische Eingangsstempel auf: AUTRICHE PAR FORBACH (nach van der Linden in Forbach geführt) und den eigentlich zu erwartenden Ovalstempel Autriche P.Huningue (nach van der Linden in Paris geführt). Demzufolge wäre der Brief in Österreich in das falsche Paket gelangt und nach Forbach geleitet worden. Von dort ging es nach Paris, wo dann der gemäß Vertrag "richtige" Eingangsstempel aufgesetzt wurde und dann wieder Süden nach Grenoble.

    Zur Taxierung: Frankreich erstattete für Briefe aus Russland 80 Centimes je 7,5 Gramm. Der russische Absender hatte das russische Porto zu tragen, Österreich war für die Transitkosten, sei es durch Deutschland oder die Schweiz, verantwortlich.
    Wenn der Brief (korrekt) über die Schweiz gelaufen wäre, hätten meiner Meinung nach 15 Dec. taxiert werden müssen (8 an Österreich und 7 für die Inlandsstrecke bis 400 km). Auf die notierten 19 Dec. käme man, wenn das Inlandsporto 1,5-fach für einen Brief bis 10 Gramm nimmt. Aber dann hätte doch auch der österreichische Anteil mit dem 1,5-fachen angesetzt werden müssen!?
    Bei dem tatsächlichen Laufweg in Frankreich mit Forbach-Paris-Grenoble kommt man bei einer Strecke bis 900 km auf 11 Dec. Inlandsporto + 8 Dec. Vergütung an Österreich auf die notierten 19 Dec.!
    Kann es tatsächlich sein, dass die französische Post die Strecke dieser Fehlkartierung dem Empfänger in Rechnung stellte?

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich denke, der Brief lief regulär über Hüningen und dann über Forbach nach Paris (hinten Einkreisstempel). Warum man in Forbach nochmals seinen Stempel abschlug, wird nicht mehr zu klären sein.

    So oder so ein feines Stück Postgeschichte, das man so nicht mehr wird zeigen können. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    Das französische Inlandporto berechnet sich immer mit dem Grenzübergangspostamt als Startpunkt. Der Name dieses Postamtes ist auf dem Stempel eingeschrieben. Der Startpunkt ist der Name des Grenzübergangspostamtes und nicht der Ort, wo das Stempel benutzt ist ((wenn die 2 verschieden sind). Das Porto des Briefes berücksichtigt also kein eventuelles Durchgang über Paris.

    Meiner Meinung nach, ist das Porto wie folgt berechnet:
    - Brief weniger als 7, 5 g von Russland, Transit über Österreich (Stempel A. T. ) : 11 décimes.
    - Forbach nach Grenoble: 454 km = 8 décimes.
    Total: 19 décimes.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Michael,

    Ich habe auch den Postvertrag von 1831 gelesen, aber wenn ich ihn mit den Briefen dieser Epoche vergleiche, das Porto stimmt nicht.
    Jedoch stimmt es mit dem Postvertrag von 1825.
    Unten, ein Brief von 1836. Wenn man ihn mit Deinem Vertragsauszug vergleicht, stimmt das Porto nicht. Es geben viel anderen Beispiele wie dieser Brief.

    Hier nach dem Auszug, den Du zeigst, wäre das Porto bis zu Huningue 95 c für einen einfachen Brief. Darin muß man 6 décimes bis zu Lyon hinzufügen, was uns eine Gesamtzahl von 15, 5 décimes gibt. Nun hier wiegt der Brief 8 g, also 15,5*1.5 = 23.25 (23 gerundet) und nicht 26 décimes.
    Jedoch, wenn man der PV von 1825 nimmt, das Porto eines türkischen Briefes über Österreich bis zu Huningue kostet 11 décimes. (11+6)*1.5 = 26.
    Besitzt Du Briefe dieser Epoche, deren Porto wie der Vertrag von 1831 genau berechnet ist?

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Emmanuel,

    sehr interessant. Leider habe ich noch nicht mehr Material zu diesem Postvertrag.
    In dem Auslandsordner von Österreich werde ich mal einen Beitrag zu diesem Postvertrag einstellen, damit alle an Ö-F-Themen interessierten diese interessante Fragestellung mitbekommen und gegebenenfalls eigene Belege dazu zeigen können.

    Gruß
    Michael