Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Ihr zwei,

    meinen Glückwunsch an den lieben @BK zu dieser "Rosine" der 1870/71 Kreigsleitungen, die sicher seltener Einzuschätzen ist, als die auch seltenen Briefe die mit 12Kr Bay-Fr-via Schweiz liefen... :!:

    Die Besonderheit hier ist ja auch die, dass ein Bayerischer Brief nach Frankreich mit einer Schweizer Freimarke verklebt wurde-Chapeau :thumbup:

    Jetzt hast Du nur noch die Qual der Wahl, in welche Sammlung er kommt,Bay-Schweiz, Bay-Frankreich oder gar Contra....oder je nach Bedarf... :P:P:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    da hast du den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Der Brief könnte gut sein für die Bayern - Schweiz, Bayern - Frankreich, Kriegssammlung 187071 und Unterschleif/Postbetrug ... da muss ich wohl 3 gute Kopien machen. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    falls dir mal ein italienischer Brief mit der Abkürzung 'succ' im Stempel in die Finger kommt: das gleiche Wort succursale und die gleiche Bedeutung Filiale.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    ich habe einige Briefe von/nach Italien, aber keiner trägt eine solche Abkürzung. War vlt. eher eine Sache der 1870er Jahre, bzw. nicht der Vormarkenzeit; mein Italienisch ist eh eingerostet (sono un signor vecchio, mi dispiace).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Caro Dieter,

    incredibile! Sei sessantacinque poi. Non che male, noi abbiamo alcune anni con nostra storia postale, vero?

    Buona serata - molto gentile di soccorere un ragazzo. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    sucht man Belege der Pfalz nach Schleswig, Holstein oder Lauenburg, wird man nach Jahrzehnten in der Klassik (Vormarkenzeit bis 1875) froh sein, eine Handvoll gesehen zu haben, geschweige denn, einige davon zu besitzen. Mit Kriegsrelevanz wird es dann nochmals deutlich knapper und, um ehrlich zu sein, kannte ich gar nichts dahin, ehe mir diese Karte vor die Linse kam.

    Absender einer Correspondenz - Karte war R. Semper, Unteroffizier im Schleswig - Holsteinischen Husaren - Regiment No 16 III Escakron. Er schrieb am 31.7.1870 an seine Mutter Louise Semper in Altona (Holstein) Palmaille 13.

    Text: Unkenbach i/d. Bayerischen Rhein-Pfalz bei Meisenheim, den 31. July 1870 usw..

    Die postalische Aufgabe erfolgte in Obermoschel, ca. 2 km östlich von Unkenbach, am 1.8.1870. Am 5.8. kam die Karte erst in der Heimat an - auch ein Beweis für die Involvierung der Bahn in die Truppentransporte, die wichtiger waren, als die Post (wenn auch nur für kurze Zeit).

  • Verehrte Sammlerfreunde,

    wenn von Kriegen die Rede ist, fallen oft Begriffe wie Tapferkeit, Wagemut und strategische Weitsicht. Im Folgenden sei eine Person angesprochen, die all diese Tugenden in mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen an den Tag gelegt, dabei allerdings ausschließlich auf der Seite der Opfer gestanden hat.

    .

    Die Adressatin des anbei abgebildeten Belegs, die aus Massachusetts / USA stammende Lehrerin und Krankenschwester Clarissa Harlowe Barton (1821-1921), genannt Clara Barton - Begründerin des amerikanischen Roten Kreuzes - hatte sich bereits im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) freiwillig zur Pflege verwundeter Soldaten gemeldet.
    .
    Schnell erkannte sie, dass die Armee in medizinischen Belangen schlecht vorbereitet war. Nach der ersten Schlacht am Bull Run / Virginia im Juli 1861 gelang es ihr, trotz widrigster Umstände eine Gesellschaft für die Beschaffung und Verteilung von medizinischen Hilfsgütern an verwundete Soldaten aufzubauen. Bald nannte man sie anerkennend „Engel des Schlachtfeldes“.

    .

    Das von ihr gegründete Office of Correspondence klärte rd. 30.000 Schicksale, der erste Vermisstensuchdienst der Welt. Im August 1869 machte sich Erschöpfung bei Clara Barton bemerkbar, so dass sie einen Erholungsurlaub in der Schweiz antrat. Dort traf sie den schweizer Chirurg Louis Appia (1818-1898 ), ein Gründungsmitglied der Vorläuferinstitution des späteren Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
    .
    Sie erfuhr über ihn von Henry Dunant (1828-1910) und der Idee einer internationalen humanitären Organisation, die sich in Kriegen um Verwundete kümmern wollte. In Bern wurde sie liebevoll von der Familie des dort amtierenden Botschafters der amerikanischen Legation Horace Rublee (1829–1896) umsorgt, sehr wahrscheinlich entstammt von dort auch der anbei abgebildete 25-Rappen Standart-Auslandsbrief vom Dezember 1871 nach Karlsruhe. Aber wie und zu wem verschlug es Miss Barton dorthin ? Noch während ihres Aufenthaltes in der Schweiz brach der deutsch-französische Krieg aus, was ihrem Wesen nach umgehend zum Handeln aufrief.

    .

    Nach Unterstützung bei der Herstellung von Pflegematerial im Baseler Rot-Kreuz-Depot überschritt sie die Grenze zu Frankreich und machte sich gegen den Strom aus Flüchtlingen zielstrebig auf den Weg zu der von Teilen der deutschen III. Armee belagerten Festung Strasbourg. Schon kurz nach den ersten erfolgreichen Grenzschlachten von Wissembourg (4. August) und Woerth-Froeschwiller (6. August) hatten ab 12. August hauptsächlich württembergische und badische Truppen begonnen, Strasbourg von der Außenwelt abzuschneiden. Dennoch gelangte Clara Barton in die Stadt.

    .

    Sie konnte, da das von den Deutschen angekündigte Bombardement noch nicht eingetreten war, dort vorerst jedoch nichts ausrichten. Kurzum entschloss sie sich dort hinzugehen, wo es ihrer Dienste bedurfte: In Richtung der Schlachtfelder des Unterelsass. Diese lagen jedoch hinter den deutschen Linien und so dauerte es nicht lange, bis das tapfere Fräulein mit ihrer kleinen Rot-Kreuz-Pflegetruppe und der amerikanischen Flagge voran unmittelbar vor den gekreuzten Bajonetten der badischen Felddivision stand. Die nun folgende, geradezu legendäre Szene direkt aus ihrer Biographie:

    Jemand muss etwas tun. Ich fragte nach dem kommandierenden Offizier.

    Es kam ein stattlicher Mann, trat vor, machte seine Aufwartung und stand dann in vollkommener Stille vor mir.

    Sie sprechen englisch wie ich annehme?“

    „Ein wenig Madame“, offensichtlich ein wenig geschmeichelt von meiner Annahme.

    Ich erklärte unsere Wünsche. Er antwortete mit würdevoller Höflichkeit, dass er meine Mission respektiere,

    aber die Befehle seien unmissverständlich:

    KEINE Person könnte die Linien passieren, weder von der einen, noch von der anderen Seite:
    „Wir sind eine Armee, Madame, und bereiten uns auf ein Bombardement Straßburgs vor.
    Sie können dorthin zurückkehren, aber nicht vorrücken, gesetzt einer Ausnahme".

    „Was soll das sein, Herr Oberst?"

    „Gefangenschaft Madame! Sie können unsere Linien passieren, aber Sie werden von diesem Moment an gefangen sein“.

    „Meinen Sie damit, Herr Oberst, dass wir in Gefangenschaft geraten und hier festgehalten werden ?“

    "Oh nein, Madame", antwortete er und erwiderte mein ungläubiges Lächeln.

    „Oh nein, Sie werden Kriegsgefangene sein, frei hinter unsere Linien,

    aber nicht um diese zu verlassen, bis zum Ende des Krieges“.

    "Die Verwundeten werden hinter ihren Linien sein?"

    „Wir hoffen es, Madame, denn wir wollen kein Terrain verlieren“.

    „Und Ihre Linien reichen von Belgien bis zur Schweizer Grenze?"

    „Und auf jeden Fall von Berlin bis hier?"

    „Gewiss".

    „Das ist genug Platz für mich, Herr Oberst. Lassen Sie mich ein“.„Sie akzeptieren dann die Bedingungen?"

    „Vollkommen, Herr Oberst und für uns alle.“

    Die Bajonette wurden zurückgezogen, unsere Pferde zogen weiter und für das erste Mal in meinem Leben war ich ein Gefangener.

    .

    Wie schon im amerikanischen Bürgerkrieg unterschied Clara Barton bei ihren Pflege- und Versorgungseinsätzen „in der deutschen Gefangenschaft“ nicht zwischen Verwundeten der verfeindeten Armeen, Opfern des Militärs oder der Zivilbevölkerung: Für sie waren alle gleich. Noch vor dem Fall von Strasbourg am 27. September 1870 reiste sie ins Großherzogtum Baden, um dort einige Lazarette zu besuchen.

    .

    Ihrem Tagebuch zu Folge, das man ohne Weiteres in der Libary of Congress digital betrachten kann, schreibt sie am 20. August 1870, dass sie von Brumath aus auf einem Leiterwagen Richtung Baden aufgebrochen war, über eine Pontonbrücke den Rhein gequert hatte und danach nach Rastatt gefahren war. Um den 20. August wird es sich um eine provisorisch durch das Militär eingerichtetre Pontobrücke gehandelt haben. Da im Juli 1870 alle Rheinbrücken zwischen Hüningen und Lauterburg gesprengt und alle Pontonbrücken und Fähren abgeführt waren, wird der badische Offizier, dem sie begegnet war, zwangsläufig noch über die Rheinbrücke bei Maxau und danach ein Stück weit über die bayerische (Süd-)Pfalz nach Frankreich gelangt sein,

    In Karlsruhe lernte Clara Barton die Begründerin des badischen Frauenvereins, dem Vorläufer des badischen Roten-Kreuzes, Großherzogin Louise von Baden, Prinzessin von Preussen (1838-1923) kennen. Es sollte sich eine lebenslange Freundschaft der beiden entwickeln. Barton engagierte sich danach insbesondere nach den Kapitulationen von Strasbourg und Paris für die Versorgung der dortigen Zivilbevölkerung, hierfür auch von Montbéliard aus während der Belagerung von Belfort im Oberelsass. Im Winter 1871 erholte sie sich im Elternhaus einer ihrer treuen Begleiterinnen, Anna Zimmermann.

    .

    >weiter im nachfolgenden post

  • Deren Vater - c/o-Adressat des anbei abgebildeten Briefes an Clara Barton - war evangelischer Stadtpfarrer mit Wohnsitz in der Karlsruher Blumenstrasse 3. Für ihren Einsatz wurde sie vom deutschen Kaiser Wilhelm I mit dem Eisernen Kreuz am weißen Bande geehrt. Dem Fürsten von Bismarck schrieb sie einen Brief mit folgender Selbsteinschätzung: „Ich bin weder Diplomat noch politischer Berater, ich bin lediglich eine Näherin für die Armen“. Im Oktober 1873 kehrte sie in die Vereinigten Staaten zurück und setzte mit ihrem unerschütterlichen Willen dort die Gründung des amerikanischen Roten Kreuzes zum 21. Mai 1881 durch.


    + Guß vom Pälzer

    verwendete Quellen:

    https://books.google.de/books?id=GzDW2…0Barton&f=false
    https://books.google.de/books?id=GzDW2…ichnung&f=false
    https://books.google.de/books?id=Pa-0D…%201870&f=false
    https://en.wikipedia.org/wiki/Horace_Rublee
    https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Barton

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    18 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (21. Dezember 2017 um 03:59)

  • Hallo Pälzer,

    sehr schöner Beitrag mit perfekter Recherche - Beitrag des Monats Dezember 2017 für mich. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    sehr schöner Beitrag mit perfekter Recherche - Beitrag des Monats Dezember 2017 für mich. :P:P

    Hallo Pälzer,

    ein toller Brief mit lebendiger Sophy, wie der liebe @BK schon geschrieben hat, perfekt von Dir recherchiert...

    Vielen Dank fürs zeigen dieses Schmankerls und der Courage der Clara Barton... :):thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo zusammen,

    und vielen Dank zunächst für die Vorrede. Von ziemlich genau der selben Zeit, als sich die amerikanische Krankenschwester und spätere Begründerin des amerikanischen Roten Kreuzes Clara Barton gerade um Verwundete auf den Schlachtfeldern des Unterelsass kümmerte, entstammt der anbei abgebildete Beleg, welcher an dem Tag der dort vorentscheidenden Schlacht bei Woerth-Froeschwiller verfasst / aufgegeben wurde.

    Adressiert ist er an die Seegrashandlung Joseph Weinschenk in Mannheim. Inhalt des Schreibens wie folgt:


    Herrn Weinschenk in Mannheim
    .
    Neustadt den 6ten August 1870

    Da große Vorbereitungen zu Lazarethe hier getroffen wird, so ersuche Ihnen freundlichst

    HH. Sauer 2 Stück englische Leinwand von 100 Cent(imeter) breit an mich verabfolgen zu lassen.

    Sollten Sie solche nicht selbst haben, würden Sie mir sehr große Gefälligkeit erzeugen,

    wenn Sie mir dieselben ankaufen würden, damit ich nicht selbst nach dorten müsste

    und würde Ihnen dagegen sehr verbindlich sein.

    Sollte es breiter sein, wäre auch gedankt.

    Es zeichnet

    Mit größter Achtung

    J(oseph) Becker / ?

    .

    Sehr wahrscheinlich wird es der in Neustadt a.d.Haardt seinerzeit in der Landauer Strasse 42 ansässige Möbelfabrikant Joseph Becker gewesen sein, der mit dem o.a. Schreiben um Material für den, wegen des Kriegszustandes im Sanitätswesen dringend benötigten Bettenbau ersucht hat. Hierzu wurde u.a. Seegrasleinen als pflanzliche Naturfaser eingesetzt.

    Die ca. 150 cm langen dünnen Blätter, die auch in getrocknetem Zustand nicht zerfallen, werden z.T. auch heute noch zum Polstern von Möbeln und Matratzen oder als Dämmstoff verwendet. Verwebt oder geflochten entstehen aus Seegrasfasern widerstandsfähige Möbel und Bodenbeläge, die wenig empfindlich gegen Feuchtigkeit, Schmutz und Flecken sind.


    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    https://www.dilibri.de/rlb/periodical/titleinfo/976310
    http://www.natur-baumarkt-wende.de/parkett/seegras/index.html
    https://www.merkur.de/lokales/fuerst…as-3814529.html

  • Hallo Pälzer,

    sehr schönes Stück mit interessanter 1870/71 Vita, die man erst einmal entdecken muss (von außen ist der Brief ja schön, aber doch eher unscheinbar).

    Fein zu sehen, dass der Brief noch am selben Tag in Mannheim angekommen war - 1 - 2 Wochen zuvor hätte ich das stark angezweifelt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo, ich weiss nicht ob dieser Brief irgend jemanden interessiert. Er wird gerade angeboten...

    https://www.ebay.de/itm/1870-Heinr…119.m1438.l2649


    Beschreibung des Anbieters:

    Einrichtung von Feldpostrouten im Deutsch-Französischen Krieg

    Brief von STEPHAN, Heinrich von (1831-1897),

    preußischer Staatsminister, Mitbegründer des Weltpostvereins.

    Brief mit eigh. U.,

    Berlin, 1. Dezember 1870.

    Deutsche Handschrift auf Papier, 1 1/2 S. auf 2 Bl., c. 34,5 x 21,5 cm, gebräunt, Randeinrisse. Beiliegend: Postkarte mit Porträt u. Faksimile-Unterschrift.

    Sehr interessanter Brief aus dem Deutsch-Französischen Krieg an den Oberpostdirektor Eickholt in Köln, der auf einer Reise nach Sedan überprüfen soll,

    "inwieweit es wünschenswerth erscheint, die von der Postwagen-Unternehmung van Gend und Loos in Antwerpen zwischen Sedan und Libramont einzurichtende Fuhrverbindung zu Feldpostbeförderungen mitzubenutzen".


    Ich hoffe ich verstosse gegen keine Forum Regel wenn ich so einen Beitrag einstelle ...
    Gruesse
    Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von AndreasCairo (30. Dezember 2017 um 15:01)

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe ich verstosse gegen keine Forum Regel wenn ich so einen Beitrag einstelle ...

    Hallo Andreas

    Es sollte wohl ok sein so lange du selbst keine Interesse an den Verkauf hast. Es ist ja kein Werbeplattform sondern ein Platz wo man diskutieren kann.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    ich hatte immer gehofft, einen solchen Beleg in meinem Leben zu sehen - und nun konnte ich ihn, dank @Michaels gütiger Auktionsgebotshilfe, auch erstehen:

    Correspondenzkarte der württembergischen Feldpost, Aufgabestempel der preussischen Feldpost vom 20.12.1870, Leitung über Baden, Württemberg und Bayern (Transitstempel von München I vom 22.12.1870) nach Österreich, hier Prag (ohne Ankunftsstempel, weil man dort lieber die Karte las, als zum Stempel zu greifen - ein Phänomen, das wir von etlichen Karten aus dem Kriegsgebiet kennen.

    Adresse: Herrn Eberhard Haussmann per Adresse Filiale der Union Bank Prag Königreich Böhmen

    Text:

    Lerouville (ca. 40 km westlich der Linie Metz - Nancy) den 20. December 1870

    Ich bin zum 5. Mal seit 2 1/2 Monaten mit dem Spitalzug fort, & zwar waren unsere Schicksale bis jetzt dießmal folgende. Abgang in Stuttgart am Sonntag früh; kurzer Aufenthalt in Mühlacker Abends Ankunft in Kehl, wo wir Oberst von Züzel (?) und Vetter Julius Lecheld (?) vom 4. Regiment das in Straßburg in Garnison liegt trafen. Unserem Zug sind die Weihnachtsgaben für das ganze württembergische Korps & alle abcommandirten Truppentheile angehängt. In Straßburg wurden die für Straßburg und Belfort bestimmten Kisten abgeladen & von einem Commando übernommen. Nach langem hin-herschieben auf dem äußeren Bahnhof von Straßburg kamen wir Nachts noch bis Saverne. Gestern früh ging es hier wieder ab, durch die Vogesen, währned starken Regen & Sturm bis Saarburg, wo wir ziemlich lange liegen blieben. Von hier bis Avricourt ging es rasch & dort wurde uns ein bayrischer Spitalzug, der schon 2 1/2 Tage lang auf Beförderung harrte, angehängt und der 146 Achsen lange Zug nach St. Nicolas gebracht. Dort waren wir wärend schauderhaftesten Sturmes zu einem längeren Aufenthalt genöthigt und suchten uns in einem Caffé durch ein herrliches Bier zu entschädigen. In der Nacht noch, wurden die 2 Spitalzüge wieder getrennt, & der bairische vor uns nach Nancy gebacht. Wir folgten ihm jedoch bald & dann ging es schnell durch Nancy durch bis hieher, wo wir seit einigen Stunden auf Beförderung harren. Ich zweifle daran, daß wir heute noch nach Epernay kommen. Unser Bestimmungsort ist Laguy. Weihnachten werden wir dießmal wohl in Frankreich feiern. Besten Gruß
    Max Haussmann vom 16. württembergischen Spital Zug.

    Wer Angaben zu Empfänger/Absender machen kann, darf das gerne tun.

    Auch wenn es in Auktionskatalogen oft geschrieben wird - Feldpost war nach Österreich kostenlos - hier kann man es gut sehen.

  • Lieber Ralph,

    Einfach nur toll! Ein wunderbares Zeitdokument!

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Ralph,

    Interessant an der Karte ist der Absender, der besaß nämlich keine Portofreiheit. Die Karte passt also gut in deine Sammlung
    "Kontraventionen".

    Ich will dir die Freude an diesem schönen Stück nicht nehmen, aber stelle dir die Karte einmal korrekt frankiert
    mit einer 10 Centimes-Marke der Okkupationsausgabe vor.

    Gruß

    1870/71