von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.11.1843

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    der Brief ist auf russisch-preußischer Seite zweifelsfrei für die 2. Gewichtsstufe taxiert worden, die rückseitigen 22 Sgr. Weiterfranko lassen sich nur so erklären.
    Das der Brief dann in Bayern und Württemberg in die 3. Gewichtsstufe fiel, aber das Gewicht nicht korrigiert wurde, ist in meinen Augen kein starkes Argument gegen diese bis dahin schlüssige Interpretation der Taxen.

    Zum Leitweg: Es gab einen preußischen Postkurs über Erfurt, der Anschluß an den Postkurs Eisenach-Nürnberg hatte. Dieser Kurs wurde wohl auch im bayerisch-preußischen PV mit aufgeführt.
    Leider bin ich z.Zt. unterwegs und habe daher keinen Zugriff auf meine Unterlagen. Aber soweit ich mich erinnere, wiesen die russisch-württembergischen (et v.v.) Briefe alle (oder zumindest meistens ?) keine typische Rot-Notierung von Hof auf. Wie gesagt, habe ich einen Brief aus Württemberg, der einen Auslage-Stempel von Nürnberg zeigte.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    das mit der Auslage von Nürnberg lag daran, dass in Richtung Preußen/Russland von Württemberg aus fast immer nach Nürnberg kartiert wurde und in Folge dessen bei Portobriefen dort praktisch immer der dortige Auslagestempel abzuschlagen war, weil das württ. Porto bis zur bayer. Grenze dort ins Soll zu stellen war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Werte Freunde,

    vielleicht helfen folgende Abbildungen bei der Aufklärung weiter. Die Vermerke scheinen ja auf den ersten Blick ähnlich, wobei die Notierung "frei" sicherlich interessant ist.

    Es handelt sich um einen Brief der ersten Gewichtsstufe von Werro vom Februar 1850, der über Berlin 13/3 nach Erlangen 16/3 lief.

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

  • Hallo Simmerer,

    schönes Beispiel - es zeigt aber auch "nur" die bekannten preußischen Blautintenvermerke. In Bayern notierte nur Nürnberg mit blauer Tinte, aber in stark abweichendem Farbton.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Werte Freunde,

    ein Bekannter hat mich bei diesem Beleg um Hilfe gebeten, und ich bin recht ratlos.

    Geschickt wurde der Brief im April 1848 von Reval über Tilsit 20. April und Berlin 23. April nach Nürnberg, wo er am 26. April 1848 ankam.

    Die Berechnung des Portos bereitet mir grösste Schwierigkeiten. Im Prinzip sollte es recht einfach sein :
    10 K russisches Porto bis zur Grenze,
    10 Gr ausländisches Porto wovon 6 Gr für den Transit durch Preussen und 4 Gr für Bayern.
    Das Gesamtporto wäre so 42,25 K.

    Nun befindet sich auf der Rückseite aber eine Notierung, die auf 51,5 oder (eher) 57,5 K hindeutet, und hier endet mein Latein...

    Ich wäre für Ideen und Anregungen sehr dankbar.

    Mit herzlichen Grüssen,
    Simmerer

    PS Konnte die Vorderseite leider nur in schwarz-weiss einstellen, da sonst zu gross.

  • Hallo Michael,

    ich muss zugeben, dass ich die Jahreszahl nicht erkennen kann. Zu sehen sind nur 184?. Mir wurde allerdings "wahrscheinlich" 1848 bestätigt.

    Von der Stempelform her sollte der Brief aus 1848-1849 stammen. Allerdings gab es einen ähnlichen Stempel auch schon 1840-1843. Und hier liegt vielleicht die Lösung, denn dann passt wohl die Angabe der Memel Taxa 309 Kopeken - 51,5 Gr. (Notierung auf der Rückseite).

    Was denkst Du ?

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

  • ... ich denke, dass ich diesen Nürnberger Stempel in seiner Aufmachung und Form eher auf die späten 1830er und frühen 1840er datieren würde, als auf Ende der 1840er Jahre ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (2. Juli 2017 um 11:11)

  • Werte Freunde,

    vielen Dank für die hilfreichen Informationen. Es handelt sich dann wohl um April 1843.

    Anbei noch ein Ausschnitt der Vorderseite, der auf der schwarz-weissen Abbildung nicht klar erscheint. Es handelt sich um eine rote 6 die blau durchgestrichen wurde.

    Hätte vielleicht jemand hierzu eine Idee ?

    Mit vielem Dank für Eure wertvolle Hilfe,
    Simmerer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Simmerer,

    jetzt bin ich wieder online ...
    Dein Brief stammt meiner Meinung nach sicher aus der Vertragsperiode 1821-43. Dafür spricht vor allem die für diese Zeit typische rückseitige Notierung, die, wie von dir schon genannt, genau der Memel-Taxe entspricht. Zudem wäre diese Notierung von 51 1/2 (oder 57 1/2) Kop. für den PV von 1843 nicht vernünftig aufzuschlüsseln und zudem notierte die russische Post ihr Weiterfranko in Sgr.
    Die vorderseitige 6 könnte das Weiterfranko an Bayern in Kreuzern sein.

    Gruß
    Michael

  • Liebe Freunde,

    Luftlinie Hof an der Saale - Nürnberg = 113 km.

    Bis 6 Meilen 3x, bis 12 Meilen 4x und bis 18 Meilen 6x für Bayern. Die hiesige Strecke betrug 15 Meilen, daher passen 6x ( 1 3/4 Sgr. ) Weiterfranko für Bayern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    dieser Portobrief vom 19.10.1851 aus St. Petersburg nach München fällt in das relativ kurze Zeitfenster zwischen dem Inkrafttreten des Postvereinsvertrages zum 1.7.1850 und dem Inkrafttreten des neuen PV zwischen Preußen und Russland zum 13.4.1852.
    Das Porto in München belief sich auf 21 Kr. = 6 Sgr. (3 Sgr. für Russland und 3 Sgr. für Postverein/Preußen). Merkwürdig ist die blaue Taxierung auf der Rückseite 34/3. Hier gehe ich davon aus, dass in Preußen zunächst noch das bisherige vor dem Postverein gültige Transitporto von 10 Sgr. = 34 Kr. angeschrieben wurde, sowie 3 Sgr. für Russland.
    Etwas merkwürdig ist auch die Anschrift mit Otto Conceiller de l'Administration Ducale de Leuchtenberg. Vielleicht kann hierzu ein Forumsmitglied etwas sagen.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,
    ist hier nicht die Umrechnung 21 Kr = 7 Sgr? 1Sgr Zuschlag für Portobrief?
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Adriana,

    den Zuschlag von 1 Sgr. bzw. 3 Kr. gab es nur bei Portobriefen innerhalb des Postvereins. Bei der Korrespondenz mit fremden Ländern, so wie hier mit Russland, blieb der Portozuschlag außer Anwendung (Art. 33).

    LG
    Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,

    da hast Du einen sehr interessanten Brief! Glückwunsch dazu.

    Die rückseitige Notierung macht keinen Sinn, das preußische Transitporto für Post in die deutschen Staaten war schon auf 6 Sgr. reduziert (bei Frankobriefen aus Russland/Polen noch immer so berechnet).
    Auf 21 Kr. kommt man, wenn man zu den üblichen 9 Kr. Vereinsporto + 11 Kr. russisches Porto (wie man es ab 1852 kennt) noch 1 Kr. für das russisch/polnische Porto addiert, da 3 1/4 Sgr. (und nicht, wie ab 1852 vereinbart, 3 Sgr.) berücksichtigt.

    Gruß
    Michael