von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.11.1843

  • Hallo Michael,

    bei der rückseitigen Taxierung von 34 Kr. dachte ich an 6 Sgr. preußischer Transit sowie 4 Sgr. fremdes Porto.
    Bei einem Brief in der Gegenrichtung vom 29.7.1850 aus Kissingen nach St. Petersburg hat Bayern 3 Sgr. belastet und Preußen trotzdem weiterhin 10 Sgr. belastet. Der Empfänger musste demzufolge 43 Kopeken (33 + 10 russisches Porto) bezahlen, die auf der Rückseite angeschrieben wurden.

    Grüße
    Karl

  • Hallo Karl,

    bei deinem tollen Brief war m. E. der Empfänger portofrei gestellt worden vom Zaren und die 3 Sgr. wurden nur in 10 Kopeken reduziert.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    jetzt kommt einiges durcheinander ...
    Versuche mal zu sortieren:

    Mit Circular vom 24.5.1845 wurde das preußische Transitporto für russische Korrespondenz nach Preußen und in die deutschen Staaten auf 6 Sgr. reduziert, siehe Circular-Ausschnitt. Für Briefe von/nach Bayern wurden 4 Sgr. Fremdporto angesetzt, siehe Anhang zu dem Circular.
    Diese beiden Beträge addiert, ergibt bei dem Brief von #102 die notierte preußische Gesamt-Portoforderung von 10 Sgr.

    Filigrana
    Dein Link verweist auf den Postvertrag von 1852, der zum Zeitpunkt der hier besprochenen Briefe noch nicht galt.

    Mit dem Postvertrag von 1843 wurde der Verrechnungskurs von 10 Silberkopeken = 3 1/4 Silbergroschen festgelegt.
    Nachdem das russische Inlandsporto auf einheitliche 10 Kop. für den einfachen Brief reduziert worden war, findet man diese 3 1/4 Sgr. als Notierung für den russischen Portoanteil bei Briefen der 1. Gewichtsstufe.
    In dem Postvertrag von 1852 wurde der Verrechnungskurs auf 10 Silberkopeken = 3 Silbergroschen festgelegt. Aus dieser Vertragszeit resultieren die Bayernbriefe mit 20 Kreuzer-Taxierung: 9 Kr. Postverein + 11 Kr. russischer Anteil.
    Bei dem in #95 gezeigten Brief von 1851 kommen wir zu einer etwas anderen Situation: In Polen galt nun auch der preußisch-russische Vertrag von 1843 mit den dort festgelegten Taxen und Verrechnungskursen. Das bedeutet, dass das polnische Inlandsporto mit 10 Kop. bzw. 3 1/4 Sgr. angesetzt wurde. Der preußische bzw. Postvereinsanteil betrug 3 Sgr., addiert in Kreuzerwährung ergeben sich 9 Kr. für den Postverein und 12 Kr. für Polen (1 Kr. mehr wegen der 3 1/4 Sgr.), in Summe also 21 Kr.

    So weit, so klar bei diesen Briefen. Es gibt aber noch eine interessante Kleinigkeit in dieser Zeitspanne: Für Preußen galt weiterhin der Postvertrag von 1843 mit Russland (und ab 1851 mit Polen). Bei Einführung des Postvereins war das max. Transitporto für das Postvereinsgebiet auf 3 Sgr. festgelegt worden. Preußen konnte also hier seine in dem 1843er PV festgelegte (bzw. danach etwas reduzierte) Transitvergütung von 6 Sgr. gegenüber Bayern nicht geltend machen, siehe #102. Bei Portobriefen nach Bayern und bei Frankobriefen aus Bayern berechnete die preußische Post also 3 Sgr.
    Gegenüber Russland/Polen bestand Preußen aber auf Einhaltung des Vertrags: Bei Frankobriefen aus Russland/Polen und Portobriefen nach Russland/Polen wurden 6 Sgr. Transit angesetzt. Man wollte ja nichts verschenken ... :D

    Hoffe, die Situation ist jetzt etwas klarer.

    Gruß
    Michael

  • Hallo,

    dieser Frankobrief aus Warschau nach Oberzwislau vom 28.2.1852 fällt in das kleine Zeitfenster zwischen dem 13.1.1851, Übernahme des polnischen Postwesens durch Russland, und dem 12.4.1852, Abschluss eines neuen Postvertrages zwischen Russland und Preußen.
    Gelaufen ist der Brief sicher nicht entsprechend dem angeschriebenen Leitweg Prag und Waldmünchen, sondern über Berlin, Leipzig, Hof, Nürnberg und Zwiesel.
    Das angeschriebene Franko von 44 1/2 Kopeken ist gemäß meiner Rechnung jedoch etwas zu hoch. Polen hatte einen Anspruch von 10 Kopeken. Das Weiterfranko an Preußen belief sich daher auf 34 1/2 Kopeken. Gemäß dem von Michael in # 104 angehängten LITT. B. hätte das Weiterfranko bei Briefen nach Bayern jedoch 10 Sgr. betragen und dies wären nur 31 Kopeken gewesen. Habe ich etwas übersehen?

    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich habe eine Frage zu dem Postweg von St. Petersburg nach Hamburg.

    Dieser Brief ist in 1847, 24.5. julianische gestempelt / 3.6. gregorianische Kalender geschrieben, nach London abgeschickt. Briefe nach Grossbritannien war also immer noch mit Franko bis britischen Grenze zu senden. Also musste der Absender bis Hamburg bezahlen. Aber ich bin nicht sicher wie viel er bezahlt hat.
    Rückseitig ist es einen "16" der ich nicht zuordnen kann. Ist es ein preussischen Anteil?
    Es ist pr Stettin Steamer vermerkt. Es heisst wohl dann dass der Brief per Schiff von St. Petersburg nach Stettin gelaufen war und dann weiter über Land nach Hamburg.

    In Hamburg ist der Brief 10. Juni angekommen. Hier hat man P. und Via Hull gestempelt. Der "via Hull" Stempel ist nicht so häufig glaube ich, aber wenn so versteckt die hier sind die auch schwierig zu finden :)

    Der Brief lief mit privaten Schiff von Hamburg nach Hull wofür der Empfänger in London 6 Pence bezahlen musste. Der Empfänger war aber nicht da sonder in Paris so der Brief ist weiter nach Paris geschickt wo der Empfänger 10 Decimes eigentlich hätte bezahlen müssen.
    Er war aber auch nicht in Paris sondern zurück nach ursprünglichen Adresse gereist. Die Adressen vorderseitig war so hart gestrichen und es war kein Platz mehr vorderseitig so dass die alte Adresse hier wiederholt war. Dafür der zweimalige Vermerk "au dos" vorderseitig (heisst "sehe Rückseite"). Hier waren dann auch natürlich die neue Gebühre geschrieben; 10 Decimes für Frankreich und 5 Pence für Grossbritannien, zusammen 1 Shilling 3 Pence.

    Hoffentlich hat jemand eine gute Antwort zu der russisch-preussischen Postweg :)

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,

    nach der Tarifänderung zum 13. Juli 1845 kostete ein einfacher Brief nach Hamburg noch 6 Sgr. preußisches Porto.
    Zu dem Leitweg: die Angabe per Stettin Steamer ist gestrichen, für mich ist nicht erkenntlich, wann das geschah - evtl. schon vor/bei Aufgabe. Auffällig bei deinem Brief ist das Fehlen jeglichen preußischen Durchlaufstempels, bei Leitung über Stettin findet man in der Regel einen Stempel von Berlin. In dem PV von 1843 wurde ein direkter Kartenschluss St. Petersburg - Hamburg aufgeführt. Hier habe ich mal Briefe dazu gezeigt.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael

    Der Vermerk "Stettin Steamer" ist in London gestrichen um Missverstände zu vermeiden. Macht auf jeden Fall ein Sinn und die Farbe passt auch zu die Radierung von die englische Adresse.
    Die Leitung per Schiff von St Petersburg mit Dampfer nach Stettin und von dort mit geschlossenen Paket per Zug war wohl möglich, wenn es diesen Dampferdienst schon gab. Von meiner Seite nur Spekulation. Es ist ja bei direkter Kartenschluss das Problem...

    Na ja, die Beschreibung ist für mich auch ohne sicheren Leitweg ok.
    Danke fru die Antwort :)

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein kleiner Brief von St. Petersburg nach Dresden von 1845/46 - im russischen Stempel steht 17.Dec 1845 (entsprach dem 29.12. unseres Kalenders) , in Berlin bearbeitet wurde er am 4. Januar 1846.

    Der Brief lief wahrscheinlich in einem Briefpaket von St. Petersburg nach Berlin und wurde dort erstmalig preußischerseits bearbeitet. Der Stempel AUS RUSSLAND / FRANCO, mit dem Vertrag von 1843 eingeführt, stammt von dort.

    Nach der preußischen Portoreduzierung vom 24.5.1845, siehe auch weiter oben, fielen für Briefe nach Sachsen 6 Sgr. preußisches Transitporto und 2 1/2 Sgr. Fremdporto an. In Summe also 8 1/2 Sgr., die Russland an Preußen zu bezahlen hatte. Bei diesem Brief sieht man wieder, dass der Fremdportoanteil - hier sächsisches Porto - eine Durchschnittsgröße darstellte, von dem im konkreten Einzelfall nach unten oder oben abgewichen wurde. Hier vergütete Preußen an Sachsen gerade einmal die zwischen den beiden Ländern vereinbarten 1 1/4 Sgr. für Briefe nach Dresden.

    Links unten befindet sich eine genauere Adressangabe, denn Dr. Helbig hatte in der Langen Gasse in der Dresdner Neustadt im Haus des Sattlers Eule Quartier bezogen.

    Gruß

    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1851 aus Odessa nach Frankreich.

    Einen russischen Aufgabestempel von Odessa kann man rückseitig rechts/mittig erahnen, man sieht direkt neben dem Kursstempel Teile eines Rahmenstempels. Vorderseitig, oberhalb des Prusse-Valenciennes-Stempel wurde ebenfalls sehr schwach ein russischer Porto-Stempel abgeschlagen. Die russische Portoforderung von 10 Kop. wurde rückseitig mit 3 1/4 Sgr. notiert. Bei Myslowitz übernahm die preußische Bahnpost den Brief am 12.5. mit dem I. Retourzug auf der Strecke BRESLAU-MYSLOWITZ, weiter ging es am selben Tag mit dem 2. Retourzug auf der Strecke BERLIN-BRESLAU und am Folgetag mit dem 1. Zug auf der Strecke BERLIN-MINDEN. Drei verschiedene Kursstempeltypen und alle nicht lange in Gebrauch. Der Zackenstempel AUS RUSSLAND wurde auf der ersten Teilstrecke angebracht.

    Die französische Behandlung des Briefes: Übernahme des Briefes in Valenciennes (PRUSSE 3 VALENCIENNES aus Paris), wegen einem verpassten Anschlußzug noch der Stempel RETARD-DU CONVOI PARIS und der Ankunftsstempel von Langon. Das Gesamtporto betrug 20 Dec. (incl. 3 1/4 Sgr. russischem und 8 Sgr. preußischem Porto).

    Einen extra Blick verdient die Adresse. Es geht zwar um Wein, aber nicht die üblichen Verdächtigen in Bordeaux. Adressiert wurde an

    Monsieur

    Ph. P. Mayé

    proprietair Sauterne

    Par Bordeaux

    Sauterne (eigentlich Sauternes) beschreibt ein spezielles Weinanbaugebiet südlich von Bordeaux, das berühmt war für bestimmte edelsüße Weissweine, die auch unter dem Namen Sauternes vermarktet wurden. Die Erzeugung dieser Weine mittels einer Edelfäulnis war sehr arbeitsaufwändig und lieferte nur sehr geringe Erträge, so dass diese damals sehr beliebten Weine gut bezahlt wurden.

    Adressiert war der Brief nun an einen Grundbesitzer Mayé in dieser Gegend. Mit etwas Suche findet man das heute noch bestehende - und als Premier Cru Classé klassifizierte - Weingut Chateau Rieussec, dessen Besitzer in jenen Jahren ein Monsieur Mayné war. Da Namen damals teilweise nach dem sprichwörtlichen Hörensagen geschrieben wurden, verorte ich den Empfänger hier. Das Weingut in Léognan liegt nur wenige Meilen von Langon (dem Ort des rückseitigen Ankunftstempels) entfernt.

    Wie auch immer, anscheinend wusste man auch in Odessa zu genießen ...

    Gruß

    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem preußischen Grenzort Tilsit ins finnische Helsingfors (Helsinki) von 1850. Es galt noch der Postvertrag von 1843, das preußische Porto wurde nach der Meilenstaffel berechnet. Für Tilsit fielen 1 1/2 Sgr. an (Entfernungsstufe 2-4 Meilen).

    In Russland wurden diese in 5 Kopeken reduziert und mit dem standardisierten russischen Inlandsporto von 10 Kop. durfte der Empfänger insgesamt 15 Kop. bezahlen. Dies wurde einmal von der russischen Post wie üblich rückseitig notiert und dann noch einmal in Finnland vorderseitig Lös(en) 15 Kop.

    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    auf diesem Frankobrief aus St. Petersburg vom 11.11.1843 (Julianischer Kalender) befindet sich ein kurioser Stempelabschlag. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass AUS RUSSLAND gestempelt wurde. Dieser Stempel wurde jedoch in der Regel nur auf Portobriefen abgeschlagen. Tatsächlich wurde jedoch FRANCO / AUS RUSSLAND gestempelt. Der Beamte in Berlin hat den Stempel so unglücklich gekantet, dass die erste Zeile nicht sichtbar ist. Bei genauem Hinsehen ist lediglich ganz schwach das FRANCO zu erahnen.

    Die einzige Taxe auf diesem Brief ist das Weiterfranko von 6 Kr. an Bayern. Ansonsten ist weder das russische Franko (bei der 62 dürfte es sich um eine Kartierungsnummer handeln) noch das Weiterfranko an Preußen angeschrieben worden.

    Warum in Nürnberg das Franko durchgestrichen wurde, kann ich nur so deuten, dass man verhindern wollte, dass dies nicht versehentlich als Portobetrag angesehen wird.

    Das russische Franko belief sich auf 49 Kop. Hierin enthalten war der preußische Transit von 8 Sgr. sowie der bayerische Anteil von 4 Sgr. Es handelte sich hierbei um einen unabhängig vom Bestimmungsort pauschalen Betrag. Dies brachte bei diesem Betrag einen Gewinn für Preußen, da nur 6 Kr. (12-18 Meilen, ab Hof) an Bayern weitergeleitet wurden.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    außergewöhnliches Stück - so ohne "franco" noch nie gesehen - das hätte der Preusse auch händisch ergänzen können/müssen/sollen. Aber in der Briefkarte war das Weiterfranko (vermutlich aber nur summarisch) mit 6x für Bayern vergütet worden, so dass da nichts passieren konnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1850 aus St. Petersburg über die Landstrecke - es war Februar und die Schiffsverbindung über die Ostsee noch nicht wieder eröffnet - nach Lübeck.

    Der russische Aufgabestempel zeigt erstmalig die deutsche Schreibweise von St. Petersburg, bisher war neben der russischen die französische üblich gewesen.

    Tilsit war das einzige preußische Postamt, das sich auf diesem Brief mit dem rs. Durchgangs- und dem vs. Herkunftsstempel dokumentierte.

    Es galt noch der Postvertrag von 1843. Das an Preußen vergütete Weiterfranko von 8 1/2 Sgr. (rückseitig) beinhaltete die Vergütung an Lübeck in Höhe von 1 1/2 Sgr (vorderseitig).

    Von früheren Briefen kenne ich eine Vergütung von 2 1/2 Sgr. an Lübeck, hier hat anscheinend zwischenzeitlich eine Ermäßigung stattgefunden.

    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Freunde,

    zu diesem Brief vom 16.8.1848 aus Libau, das damals russisch war und heute zu Lettland gehört, kann ich nicht viel beitragen. Die Firma Loopuyt in Schiedam ist eine bekannte Adresse in den Niederlanden.

    Der preussische Stempel P. MEMEL, seit 1818 bekannt, wurde hier wie meist - laut Feuser - als Transit-Stempel benutzt.

    Die mit violetter Tinte geschriebene 4 ist wohl das Weiterfranko in Sgr, das Preußen für die Strecke von der Grenze bis Schiedam weiterreichen mußte.

    Dem vom Absender geschriebenen franco-Vermerk hat jemand mit rotbrauner Tinte tout hinzugefügt.

    Bleibt die Frage, wo die beiden Franco-Stempel gesetzt wurden und was die 3 auf der Rückseite bedeutet.