Der Deutsche Krieg 1866

  • Liebe Freunde,

    leider nicht mir, aber dennoch kausal relevant für diesen Thread und daher vorzustellen:

    Aus Indonesien im Juni 1866 über Suez, Marseille, Paris, Strasbourg (mittlerweile Krieg), Baden, Württemberg und Bayern nach Österreich. Eine Obergranate für den sehr avancierten Sammler.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber mikrokern,

    die NL frankierten gerne bar, auch wenn sie schon Marken hatten. 25 niederländische Cents waren ca. 5 Sgr. bzw. ca. 20 Kr. rheinisch.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Vielen Dank, lieber bayern klassisch.
    Dann hatten 5 Sgr. gereicht für den Transport Indonesien über Frankreich (Marseille?), die Südstaaten bis Prag?
    Und das deckte alle Transitkosten der beteiligten Länder ab? Ein normaler Postvereinsbrief zwischen München und Berlin kostete schon 3 Sgr...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    da der Brief P.D. gestempelt wurde, kein Nachporto notiert wurde und keine weitere Gebühr bzw. Taxe notiert wurde, kann es nicht anders gewesen sein.

    Aus dieser Zeit kostete ein einfacher Portobrief aus Australien nach Bayern auch nur 30 Kr. - von daher gibt sich das nicht viel ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    was hätte der Brief denn bei regulärer Leitung über Niederlande/Preussen unter Vermeidung der französischen Transitkosten gekostet?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    wenn ich das wüßte ... Frankreichg hatte mit Österreich eigene Postverträge, so dass maßgeblich war, was der Transitdienstleister Frankreich forderte und bekam.

    Vlt. kann der liebe kibitz, der ja asiatische Transite sammelt, uns aus der Wissenpatsche helfen. :rolleyes:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    derzeit bin ich fern von meinen Unterlagen auf Reisen, aber aus dem Gedächtnis:

    Aus Sachsen nach Indonesien voll frankiert geschickte einfache Briefe, die über Triest gelaufen sind, kosteten 16,4 Ngr. und erhielten in Indonesien teils eine "25", teils eine "50" Taxe. Dabei handelt es sich um die niederländische Gebühr ab Landungshafen, deren Gewichtsprogression sich von der des Postvereins unterschied.

    Einfache Briefe über Marseille kosteten neben der Postvereinstaxe 7 Ngr. nach französischer Gewichtsprogression.

    Es ist also zu vermuten, dass der Brief lediglich mit dem indonesischen Inlandsanteil austaxiert worden ist und der PD-Stempel dokumentierte, dass der "Rest" (Gegenwert von 10 Sgr.) ebenfalls entrichtet worden ist.

    Beste Grüsse

    Altsax

  • Hallo,

    der Leitweg
    Batavia, Singapur von dort mit brit. Dampfern weiter über Penang, Galle, Aden bis Suez.
    Ab Alexandria über Malta bis Marseille.
    Dies war auch sicher der "reguläre" Leitweg bei Briefen über Marseille.
    Von Marseille über Italien wäre wohl auch gegangen war aber sicher teurer und länger da es noch keine Bahn über den Mt. Cenis gab.

    Möglich wären sonst noch "via Triest" oder Southampton gewesen, dies hätte aber auf dem Brief vermerkt werden müssen.
    Marseille war zu dieser Zeit sicherlich der "Hauptleitweg" zwischen Europa und Asien.

    Da mich Indonesien nur am "Rande" interessiert möchte/kann ich zum Porto nicht viel sagen.

    Briefe nach Frankreich kosteten je 10 Gramm,
    bis Singapur bezahlt 8 Decime
    total unbezahlt 12 Decime

    Ich denke Altsax hat recht mit der Vermutung das es sich bei den 25 (Cents) nur um das Porto bis Singapur handelt.

    Das die Taxierung aber nicht immer ganz einfach war zeigt die Drucksache von Batavia nach Wien.
    In Batavia bezahlt, mit franz. Dampfern bis Marseille , in Frankreich mit 15 Centime belastet und wieder entlastet
    und dann wahrscheinlich über den Mt Cenis nach Wien während des Krieges 1870/1.

    Beste Grüße

    kibitz

  • Hallo kibitz,
    vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme!
    Was die Alternative "Marseille-Paris-Preussen" bzw. "Marseille-Southampton-Amsterdam" (Schiff) betrifft, kann man also davon ausgehen, dass der Schiffsweg nicht der default war, obwohl der Brief ja mit einem (holländischen?) Schiff von Alexandria bis Marseille kam. Hat man dann - wenn nicht explizit gefordert - immer den Eisenbahntransport via Frankreich ins Innere Europas gewählt? Dann musste der Absender die französischen Transitkosten bei der Aufgabe bereits mitbezahlt haben ("P.D.").

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    Der Brief müsste mit der KÖNIGIN SOPHIA am 15.5.1866 nach Singapur gelaufen sein, Ankunft am 19.5.
    Ab da wird es etwas schwierig.
    Der runde Stempel ETR. V. SUEZ wurde soweit mir bekannt bei Post von brit. Dampfern gebraucht (in Marseille).
    Das wäre
    die RANGOON von Singapur am 20.5 bis Galle, weiter mit der NEMESIS bis Suez und von Alexandria mit der RIPON über Malta bis Marseille,
    Ankunft am 2.7.

    Da der Stempel aber vom 7.7 ist wurde der Brief vermutlich aber mit der PELUSE (Messageries Imperiales) von Alexandria nach Marseille befördert.
    Ob der Brief irgendwo hängen geblieben ist oder ob er mit der TIGRE (M&I) gleich von Singapur aus befördert wurde oder ob er in
    Batavia zu spät für die Königin Sophia angeliefert wurde kann ich nicht sagen.
    Wenn dem so ist hat sich der "Postler" in Marseille bzw. im Zug nach Paris wohl im Stempel geirrt.

    Beste Grüße

    kibitz

  • "Eisenbahntransport",

    "immer" kann ich nicht sagen aber es war (von meinem Gefühl) wohl die Regel.
    Ansonsten war es der Eisenbahntransport von Calais oder von Triest der mitbezahlt war/wurde.

    kibitz

  • Hallo kibitz,
    herzlichen Dank, das sind ja beeindruckende Details!!
    Woher stammen denn die genauen Angaben für die Namen der Schiffe, Abfahrt und Ankunft?
    Ist der Stempel ETR. V. SUEZ definitiv britisch und nicht französisch (das französ. ETR = Etrangere wäre mir da eher in den Sinn gekommen).
    Und handelt es sich hierbei um einen Ankunftsstempel aus Marseille?
    Da hat die Reise von Java nach Marseille - 10. Mai bis 7. Juli - ja fast 2 Monate gedauert, trotz Nutzung von Dampfschiffen. Welcher Teil hat denn soviel Reisezeit benötigt?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Mikrokern,

    der Stempel ist französisch und wurde für eingehende Post gebraucht die mit britischen Dampfern nach Marseille befördert wurde.
    Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher Stempel die du bei Salles findest.

    Reisedaten sind u.a. bei Kirk, Salles und in Zeitungen zu finden.
    Die Zeiten die der Brief mit Dampfern unterwegs war habe ich schon angedeutet.
    Die meiste Zeit war der Brief auf dem Wasser.

  • ...Die meiste Zeit war der Brief auf dem Wasser.

    Hallo kibitz,
    ich finde es nur erstaunlich, dass der Trip von Java nach Marseille wirklich fast 2 Monate gedauert hat, trotz Transport per Dampfschiff. Wenn da wirklich kaum "Ausfallzeiten" aufgrund regulärer Hafenaufenthalte oder verpasster Anschlüsse anfielen, kann die Reise per Dampfer kaum schneller als per Segelschiff gewesen sein.
    Gibt es eine Aussage, wie lange Briefe in den 1830er Jahren von Asien durch den Indischen Ozean übers Rote Meer nach Marseille benötigten?

    EDIT: Und hier ein Link, der die Route für einen Brief von Australien über Galle/Aden/Suez/Marseille im Jahr 1870 beschreibt - Reisedauer ca. 6 Wochen. Dies beantwortet meine Frage dann auch fast... ;)
    http://www.briefmarkensammler-verein-goettingen.de/Artikel/Preussen_war_schuld.pdf

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (23. Juli 2011 um 17:16)

  • Hallo Mikrokern

    "Gibt es eine Aussage, wie lange Briefe in den 1830er Jahren von Asien durch den Indischen Ozean übers Rote Meer nach Marseille benötigten?"
    Asien ist groß! Von wo meinst du?

    Indien,
    die erste Reise von Bombay mit einem Dampfer nach Suez hat 1830 stattgefunden.
    Ab 1835 wurde Alexandria von Malta aus "versorgt" und ab 1837 sind Dampfer der Messagerie Maritime von Alexandria über Malta nach Marseille gefahren.
    Vor 1835 würde ich sagen 3 - 6 Monate,
    1835 - 1837 2 - 6 Monate.
    Ab 1837 gab es regelmäßige Fahrten von/nach Bombay 1 - 4 Monate.
    Von Calcutta, Versuche gab es 1834 und 1839,
    ab 1842 bzw.. 1843 (P&O)regelmäßig.
    Von Bombay gab es bis 1840 auch noch die Strecke über den Persischen Golf.

    Hong Kong wurde ab 1845 von Postdampfern angefahren.

    Alles andere kam später.

    Beste Grüße

    kibitz

  • Lieber BK, liebe Sammlerfreunde,

    Die Leitung über Preußen und Belgien war, wenn der Brief tatsächlich vom 3.7.1866 sein sollte, was ich nicht erkennen kann, wohl noch offen. Jedenfalls lief dieser nicht über Frankreich, weil er sonst einen vorderseitigen Grenzübergangsstempel hätte.

    die Aufklärungsarbeit zu dem Brief nach London aus Post 112 ist noch voll im gange... :)
    Zu Deinem Zitat, lieber BK frage ich mich, ob es nicht auch sein könnte, daß die Postler
    den Grenzstempel in Frankreich vergessen haben? :whistling:

    Liebe Grüsse :thumbup:
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Oliver,

    Grenzübergangsstempel wurden von den Franzosen nur ganz selten vergessen - meines Erachtens unterhalb von einem Prozent. Aber das Weiterfranko in Höhe von 10 Kr. wurde unten ausgewiesen und damit war Frankreich außen vor, denn der Brief konnte damit nur über Preußen und Belgien gelaufen sein, wofür die 10 Kr. Weiterfranko vertragskonform waren.

    Das Jahr 1866 ist m. E. nicht ausreichend gesichert. Am 3.7.1866 hätte man wohl keinen Brief mehr an Preußen nach GB ausgehändigt, zumal die Verordnungslage eindeutig war und er via Frankreich auch nicht mehr gekostet hätte, wenn er bis 7,5g gewogen hätte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    damit dieser hervorragende Thread wieder etwas Leben erfährt, möchte ich einen Brief zeigen, der von mikrokern sicher besser kommentiert werden kann, als von mir.

    Er zeigt ein Kuvert aus Darmstadt (Taxis) vom 2.8.1866 nach München. Nun, so etwas gab es sicher 10 mal am Tag und wäre von daher nicht spektakulär. Aber die Preußen standen in Unterfranken und so war einen Leitung, wie sie üblich war, nicht sicher bzw. möglich. Er wäre in Friedenszeiten innerhalb von 24 bis maximal 36 Stunden in München zugestellt worden. Das ging aber nicht, denn die Bahnlinie über Aschaffenburg und Würzburg lag im Kriegsgebiet, so dass die Post ihn umleiten musste.

    Vermutlich wurde er in einem geschlossenen Briefbeutel über Mannheim und Pforzheim nach Stuttgart kartiert, wo er diesem entnommen wurde und man den siegelseitigen württembergischen Bahnpoststempel anbrachte. Dies war zwar kein großer Umweg, aber es war einer, denn in München traf er erst am 4.8. ein und wurde wohl noch am selben Tag ausgetragen.

    Die Beschreibung des Ausstellungsblattes ist schon ein paar Jahre alt - es soll in der Zwischenzeit (10 Jahre) noch ein zweiter aufgetaucht sein, der mit diesem vergleichbar ist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.