Bayern - Frankreich mit Besonderheit(en)

  • Lieber Emmanuel,

    vielen Dank dass du dir nochmals Gedanken zu meinem Brief gemacht hast und ich bin dir sehr dankbar, dass ich von dir lernen darf. So werde ich ihn beschreiben. Klasse ! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein weiterer Brief aus Ansbach nach Valenciennes, jetzt vom 29.8.1823, sorgte erneut für große Probleme. Via Nürnberg - Forbach - Paris nach Valenciennes. Dort taxiert, trotz "Armensache" mit 26 Decimes, wurde wohl die Annahme durch den Bürgermeister dort verweigert. Den Text unterhalb der Vorderseite kann ich leider nicht ganz lesen ...

    Hinten sehe ich 13, oben vorn 11 - diese Zahlen kann ich nicht deuten.

    Jedenfalls scheint der Brief wieder zurück gelaufen zu sein und der Absender musste wohl 21 Kreuzer (?) bezahlt haben für einen Brief, der nicht ankam.

    Für Hilfe bei der Beschreibung wäre ich sehr dankbar.

  • Liebe Freunde,

    auch wenn in einem Postvertrag wie dem Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 hin und wieder Modifikationen auftauchen, die sich auf die Taxen auswirkten, so ist es doch immer schön Briefe zeigen zu können, bei denen diese Modifikationen nicht zu unteschiedlichen Taxen führten, sondern nur geänderte Instradierungen auf deutschem Boden.

    Der ältere Brief aus Strasbourg (wer noch nicht dort war, unbedingt ein Wochenende reservieren und mal hinfahren - er wird es nicht bereuen) stammt vom 20.7.1835 und lief an die Firma Carl Barth in Reuth in der Oberpfalz. Als gewöhnlicher Portobrief wurde er in Strasbourg mit dem Stempel C.F.1.R. für Correspondance Francais Rayon 1 versehen im geschlossenen Briefepaket nach Nürnberg geschickt, wobei der Absender noch in deutscher Schrift "bei Wayden über Nürnberg" vermerkt hatte - ob es Zufall war, oder mehr dahinter steckte, dass die Post es so machte, stelle ich mal dahin.

    In Nürnberg notierte man für einfache Briefe (1/2 Münchener Loth) aus dem 1. Rayon Frankreichs 6 Kreuzer (2 Decimes) als fremdes Porto und addierte 20 Kreuzer ab Kehl bis zur letzten Post in Weiden (Reuth lage näher an Erbendorf, aber dort gab es erst 1847 eine eigene Postexpedition und die Entfernung war nur zu berechnen bis zur letzten Post, nicht bis zum Bestimmungsort, hier 339 km oder alternativ knapp 45 Meilen). Das waren über 42 bis 48 Meilen = 18 Kreuzer plus 2 Kreuzer für den Transit durch Baden und gfs. Württemberg.

    In summa zahlte man also 26 Kreuzer.

    Der jüngere Brief aus Strasbourg vom 8.6.1838, wieder aus Strasbourg, wieder nach Reuth, kostete weiterhin 6 Kreuzer für die französische Strecke (von ein paar Hundert Metern!), jetzt aber 18 Kreuzer ab Kehl bis nach Reuth, obwohl auch hier der Absender "bei Wayden über Nürnberg" geschrieben hatte. Die badische Post transportierte ihn aber nach Würzburg, wo er mit 6 Kreuzern für Frankreich taxiert wurde, auf dieser 6 schlug man den Auslagestempel ab und notierte darunter das Porto von Kehl nach Weiden mit 18 Kreuzern, so dass statt der vorherigen 26 Kreuzer nun nur noch 24 Kreuzer in Reuth zu bezahlen waren.

    Hinten sind beide Briefe blank, wie damals üblich.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief ohne Inhalt, geschrieben vom Grafen von Taufkirchen in Augsburg am 11. März 1842 (Franz Anton Graf von Taufkirchen (vorher OPM in Speyer) war seit 1. Januar 1827 Oberpostmeister in Augsburg). Aufgegeben als Charge - Brief in Augsburg am selben Tag. Der Graf war gebührenbefreit, daher "franco O". Stempel "11 A.E.D" in Straßburg (Im Ausland bis zum Bestimmungsort bezahlt). Der Graf bezahlte bei der Briefaufgabe lediglich 4 Kreuzer für das Einschreiben (für sich selbst). Ankunftsstempel von Straßburg und Eingangsstempel vom französischen Austauschbüro Straßburg, jeweils vom 13. März 1842.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    ich denke, der gute Herr hatte gar nichts bezahlt, denn sonst hätte er einen Schein gezogen und dessen Nummer notiert. So gibt es nur oben links die Strasbourger Reco-Nummer und keine Bayerische. Man hat den Chargé-Stempel einfach nur abgeschlagen, um zu dokumentieren, wie wichtig dieser Brief war.

    Scheinbar haben die Franzosen das akzeptiert, denn seine Portofreiheit konnte ja nicht auf Frankreich übergehen und das französische Porto war im Fall einer Recommandation ja zu verdoppeln. Aber der Graf hatte sicher "Bekannte" in Strasbourg, die das für ihn "gemanaged" haben. Tolles Stück!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Briefe des Postvertrages von 1822 zwischen Bayern und Frankreich gibt es en masse als Portobriefe, recht häufig noch als Frankobriefe und sehr selten als Chargébriefe.

    Sehr selten sind aber Frankobriefe, bei denen die bezahlte Gebühr die beiden unterschiedlichen Gewichtssysteme der Postgebiete aufzeigt.

    Ein Brief des Vaters an den Sohn von Augsburg, 23.9.1844, via Strasbourg (25.9.) nach Paris 27.9. zeigt, dass er in Bayern (bis 1/2 Münchener Loth = 8,75g) noch einfach war und somit für die Strecke bis Kehl 16x frankiert wurden.

    Aber der einfache Satz für Frankreich hätte 15x betragen, doch weil Frankreich in Grammen und nicht in Loth rechnete, musste Bayern die französische Gewichtsprogression kennen, um ihn korrekt frankieren lassen zu können und dort war er im 2. Gewicht, so dass der Absender für die Strecke Strasbourg-Paris 30x zu zahlen hatte.

    Strasbourg reduzierte diese in währungsparitätisch korrekte (1 f 1 d) für 1 Franc und 1 Decime, damit die spätere Generalabrechnung (quartiell zu erfolgen zwischen Augsburg und Strasbourg) stimmte.

    Im Briefinneren schrieb der Vater schon in der 1. Zeile, dass er dem letzten Brief ja einen weiteren untergejubelt hatte von einer Verwandten und ähnlich muss es hier auch gewesen sein, weil dieser jetzt nur 5g wiegt und nicht bis 8,75g.