Social Philately, kurz Sophy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Auch aus Sophy-Gesichtspunkten ist der soeben gezeigte Brief interessant. Gerichtet ist er nämlich an „Sr. Hochwohlgeboren dem Herrn Generalmajor und Brigadier der kgl. 3ten Armee Division Wilhelm von Lesuire, königlicher Kämmerer, Commandeur des k. griechischen Erlöser Ordens, Comandeur 2ter Classe des großherzogl. Hessischen Ludwig-Ordens, Ritter des kaiserl. russisch. St. Wladimir-Ordens 4ter Classe“.
    Bei der Frage nach dem Empfänger hilft uns wikipedia weiter: Georg Wilhelm von Le Suire, geboren in Mengeringshausen am 9. Juni 1787, gestorben am 10. März 1852 in Nürnberg, wo er auch auf dem historischen Militärfriedhof begraben ist.
    Er war General sowie von 1848 bis 1849 bayerischer und unter König Otto von Griechenland griechischer Kriegsminister. 1840 heiratete er Adolphine Danckelmann, wodurch das Schloss Altenmuhr in den Besitz der Familie Le Suire kam.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Familie von Le Suire

    Die Familie von Le Suire stammt aus der Gegend von Loudun,
    Mittelfrankreich und wurde dort um 1406 erstmals erwähnt. Zum Protestantismus
    übergetreten musste einer von ihnen, Daniel von Le Suire, 1670 nach Deutschland
    fliehen und wurde vom Fürsten zu Öttingen-Wallerstein aufgenommen. Dort
    bekleidete die Familie in Folge verschiedene Ämter als fürstlich
    öttingen-wallersteinsche Beamte und Offiziere. 1820 erhielten sie vom
    bayerischen König Maximilian I. Joseph unter Berufung auf ihre frühere adelige
    Stellung den erblichen bayerischen Adel. General Georg Wilhelm von Le Suire
    (1787-1852) ging mit dem Bayerischen Prinzen Otto nach Griechenland und wurde
    dort griechischer Kriegsminister und nach seiner Rückkehr in München
    bayerischer Kriegsminister. 1840 heiratete er in zweiter Ehe Adolphine
    Danckelmann. Sein Sohn Günther Julius Wilhelm Friedrich von Le Suire, geb. am
    21. Oktober 1846 in Ansbach, war kgl. Bayerischer Kämmerer und Generalmajor,
    Rechtsritter des Johanniterordens. In Zeiten seiner militärischen Laufbahn war
    er u.a. Adjutant des Prinzen Arnulf von Bayern und des Prinzen Leopold von
    Bayern, zuletzt Kommandeur der 2.Kavalleriebrigade in Augsburg. Er starb am
    17.Juli 1906 in Altenmuhr und fand dort seine letzte Ruhestätte. Sein Sohn
    Günther Adolf Karl (Günther II) von Le Suire (1880-1950) kgl. Bayerischer
    Kämmerer, Rittmeister i.R. und Ministerialdirektor nahm von 1919-1920 an den
    Friedensverhandlungen von Versailles und London teil. 1975 wurde der Besitz von
    seiner zweiten Frau, einer geborenen Marie Elisabeth von Esebeck, seinem Sohn
    Walter Wilhelm Giselher übergeben, der bis zu seinem Tode im Jahr 2002 mit
    seiner Frau Karoline auf dem Schloss lebte. 1990 hat deren Sohn Andreas von Le
    Suire das Schloss mit Gutsbesitz sowie dem dazugehörigen Julienberg übernommen.

    /EDIT: Ich habe soeben erst gesehen, dass du diesen Beleg auch im Sophy-Thread vorgestellt hast.

    Dort wäre mein Post natürlich besser aufgehoben. ^^

    Anbei ein kompletter Brief mit Inhalt an jenen Adressaten aus dem Jahre 1841: Link

    Beste Grüße,
    Stefan

    2 Mal editiert, zuletzt von Don Stefano (1. September 2013 um 10:22)

    • Offizieller Beitrag

    Wie schon angedroht noch ein Brief an Herrn von Le Suire, diesmal mit Inhalt. Er erhielt in Nürnberg einen in Gunzenhausen abgeschickten Fahrpostwertbrief vom 14.11.1841 mit 41 fl 37 xr.
    Der Brief wurde mit 8 xr für einen Wertbrief von 40 - 50 fl in der Entfernungsstufe bis 8 Meilen korrekt taxiert. Gewogen hat der Brief 29 1/8 Loth.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Innhausen und Knyphausen, oftmals nur Knyphausen bzw. Kniphausen, ist der Name eines alten friesischen Häuptlingsgeschlechts.
    Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum ostfriesischen Uradel.

    Freiherr Edzard Moritz zu Innhausen und Knyphausen (1748 – 1824, siehe Bild im Anhang) war Präsident der Ostfriesischen Landschaft. Nachdem Ostfriesland zum Königreich Hannover kam, erhob der König Knyphausen und seine Nachkommen im Jahre 1816 in den Grafenstand. Unter ihm wurde der Lütetsburger Schlosspark neu gestaltet - mit dem Ziel den Barockgarten mit seiner kleinteiligen Parzellierung in eine möglichst zusammenhängende, natürlich gestaltete Landschaft zu verwandeln.

    Anbei ein an ihn gerichteter Brief einer seiner Söhne aus Berlin. In Auszügen meinerseits transkribiert. Die postgeschichtliche Betrachtung des Briefes erfolgt in einem anderen Thread – hier bitte nur Anmerkungen bzgl. des Briefinhaltes.

    Sr. Hochgeboren
    Dem königl. Preuß. Kammerherrn, Praesidenten
    Der Ostfr. Landes-Stände, Herrn Grafen zu Inn-
    & Knyphausen, Herren
    zu
    Lütetsburg bey
    Norden in Ostfriesland

    Berlin, den 10ten März 1817

    Innigstgeliebter, bester Vater!

    Erst in einigen Tagen würde ich Dir Nachricht von mir ertheilt haben, wenn mich der heutige Tag nicht aufforderte Dir, lieber Vater, wenigstens einen innigsten Glückwunsche zu Deinem glücklich begonnenen 70sten Lebensjahre zu bringen. Du kennst meine unaussprechliche Liebe zu Dir, Du weißt sie sehr ich Dich verehre und wirst daher gewiß überzeugt seyn, dass ich Dir alles das wünsche, was Dir irgend noch an Deinem Glück, an Deiner Zufriedenheit fehlen könnte; sollte es von mir abhängen dazu etwas beyzutragen, so sey überzeugt, daß ich meine geringen Kräfte gewiß dazu gebrauchen werde. […]
    Vorgestern Abend kamen wir hierselbst an, doch konnte ich mich nicht ehr als heute bey dem Könige melden, da mehrere meiner Uniformsstücke nicht mehr modern waren und ich mir solche daher erst verändern und zum Theil neu anschaffen mußte.
    Heute habe ich mich dann gemeldet, der König sprach aber nicht viel; den alten Kalkraut fand ich nicht zu Hause, Keith aber empfing mich sehr freundlich und behielt uns gleich zu Tische, wo er auch ziemlich vergnügt war, sich nach Deinem Befinden sehr angelegentlich erkundigte und uns bat ihn wieder zu besuchen.

    Von den Dönhofs wollte er nicht sprechen und konnten wir ihn noch nicht dahin bewegen uns in ihrem Hause vorzustellen, worum wir dann nicht geradezu bitten wollten, doch hoffe ich bald einen günstigen Augenblick zu fassen. […] habe ich ein paar sehr liebenswürdige Leute kennen gelernt, vorzüglich hat sie mich durch ihr gutmütiges Wesen eingenommen; sie liebt Keith wie ihre Augen (dies ist ihr eigener Ausdruck).

    Santleben hat mich außerordentlich freundschaftlich empfangen, er erkundigte sich sogleich nach Deinem befinden und gab mir Deinen Brief, woraus ich zu meiner großen Beruhigung sehe, daß es mit Deiner Gesundheit besser geht, nur mußt Du die melancholischen Gedanken fahren lassen, lieber Vater, die uns an eine, nicht nur für uns, schreckliche, traurige Möglichkeit erinnern, die doch, so Gott will, noch recht recht weit entfernt seyn wird!

    Im Oktober fangen dann die Vorlesungen auf der Kriegsschule an und dauern 2 Jahre […]
    Mehrere junge Engländer haben schon um die Erlaubniß gebeten unsere Kriegsschule besuchen zu dürfen, welches ihnen aber abgeschlagen ist. Es freut mich außerordentlich, daß ich diesen Weg zu meinem fernern Fortkommen gewählt habe, denn es ist jetzt der einzige auf welchem man empor kommen und sich in seinem Fache ausbilden kann.

    Nächstens schreibe ich Dir wieder, lieber Vater und bitte Dich nur noch die liebe Mutter und Deine übrige Umgebung recht herzlich von mir zu grüßen.

    Lebe recht, recht wohl, sage mir bald wie es mit Deinem Befinden geht und denke zuweilen an

    Deinen

    Dich innigliebenden, gehorsamen Sohn

    N.B.
    Meine Adresse kann ich Dir noch nicht geben, bitte Dich aber, wenn Du mich mit Nachrichten von Euch beglücken willst, dieselben an den Pr. Lieutnant […] zu addressiren.

  • Hallo zusammen,
    am vergangenen Wochenende hatte ich in Lichtenfels neben meiner Sammlung "weite Welle" auch einen Rahmen zum Thema
    Sophy außer Wettbewerb ausgestellt. Bei Besuchern, mit denen ich am Samstag sprechen konnte, traf das auf gute Resonanz,
    vor allem bei solchen, die mit Philatelie wenig am Hut haben und einfach mal so "en passant" in die Ausstellung schauten.
    Ein paar der Exponate möchte ich auch hier zeigen. Es ist das Gebiet, was mir momentan am meisten Freude macht, weil
    man entsprechende Belege aus fast jeder Wühlkiste ziehen und sich dann oft stundenlang mit den Recherchen beschäftigen
    kann. Zunächst mal das Deckblatt und ein besonders schönes Exemplar einer privat bemalten Karte, die mal bei ebay für
    kleines Geld zu haben war.
    Liebe Grüße
    weite Welle
    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/19.09.13/b5ymzh2vywh5.jpg]

    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/19.09.13/ysungug1shcu.jpg]

    weite Welle

  • Hallo weite Welle,

    gefällt mir sehr gut - prima! Das hat Stil und spricht wohl jeden niveauvollen Menschen jeden Alters an.

    Hallo Nils,

    der Link funktioniert nicht. ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,
    hier eine zweite Seite aus meiner "Sophy-Reihe". Leider ist mein Scanner inzwischen ziemlich schlecht.
    Noch eine Bemerkung zum Hinweis von Nils auf meine ersten Seiten: Es handelt sich n i c h t um eine Doktorarbeit,
    ich bin auch kein Politiker. Also muss ich auch keine Quellen angeben. Und woher, wenn nicht aus dem Netz, sollte ich
    denn meine Informationen ziehen ? Da sieht man, wohin die "Plagiatitis" schon führt !
    Beste Grüße von
    weite Welle
    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/03.10.13/8udr34pybrnx.jpg]

    weite Welle

  • ...Noch eine Bemerkung zum Hinweis von Nils auf meine ersten Seiten: Es handelt sich n i c h t um eine Doktorarbeit,
    ich bin auch kein Politiker. Also muss ich auch keine Quellen angeben. ...


    Hallo weite Welle,

    nun, da bin ich anderer Ansicht! Nicht nur Akademiker, Politiker und andere -tiker sollten korrekt zitieren, sondern es sollte zum guten Stil für jeden gehören, der etwas veröffentlicht (zitiert), was er nicht selbst so geschrieben hat. Gerade auf die "Wiedergabe" von Wikipedia-Einträgen - im Rahmen der social philately häufig auf Lebensläufe "berühmter" Persönlichkeiten oder Angabe historischer Ausführungen anwendbar - sollte dies zutreffen, um nicht den Eindruck zu erwecken, sich mit "eigenen" Recherchen schmücken zu wollen.

    Just my 2 cents...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief von Weissenstadt an die Herzoglich Württembergische
    Kunstmühle Geigenreuth bei Bayreuth vom 11. April 1860. Herzog Alexander
    von Württemberg war Besitzer dieser "Dampfsäge und Kunstmühle" in Geigen-
    reuth. In seinem Hotel neben seinem Schloß "Fantasie" nächtigten, bzw.
    wohnten, unter anderen König Ludwig II. von Bayern und Richard Wagner
    mit seiner Familie.

    Weiteres in folgenden Link:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander…%C3%BCrttemberg

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Dienstbrief aus dem Ministerium des Innern mit Aufgabestempel München 1. März 1810
    nach Ingolstadt. Unterschrieben von Theodor Heinrich Graf Morawitzky von Topor, dessen
    Vorfahren teils in der der Oberpfalz tätig waren (Amberg und Kulmain bei Kemnath). Als
    der Graf den Brief unterschrieb, war er bereits 74 Jahre alt. 5 Monate danach starb er.
    Er war bayrischer Justiz - und Kultusminister.

    siehe hierzu folgenden Link:

    http://www.hdbg.eu/koenigreich/we…cher_id/1/id/33

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Königliche Dienstsache (K.D.S.) von Freising an Pfarrer Gilbert Staudinger
    in Neukirchen bei Miesbach vom 27. März 1809.
    Zu Pfarrer Gilbert Staudinger habe ich bei "Googlebooks.com" folgendes gefunden:
    Siehe Bilder, im nächsten Abschnitt.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    vielen Dank für den interessanten Einblick in die damalige Zeit - 140 Gulden für einen Lehrer, das war nicht viel. Er wird wohl schon den ein oder anderen Nebenjob gehabt haben, damit er passabel leben konnte, denn schon ein Hilfsbriefträger hat vergleichbar gut/schlecht verdient ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Wie weite Welle im Postablagen-Thread schon angedeutet hat, ist die Postkarte aus Schweitenkirchen in Volapük geschrieben. Eine gute Erläuterung gibt es bei wikipedia

    Es handelt sich dabei um eine Plansprache, die 1879/80 vom Pfarrer Johann Martin Schleyer geschaffen wurde. Er hatte versucht, aus sechs verschiedenen europäischen Sprachen eine einzige Sprache zu entwickeln und hatte auch ein eigenes "Weltalphabet" aufgestellt. Allerdings konnte sich die Sprache - wohl wegen Schwierigkeiten bei der Erlernbarkeit - nicht durchsetzen.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    sehr interessant - "konnte ... sich nicht durchsetzen". Erinnert mich irgendwie an die EU heute. :thumbdown:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein interessantes Thema... gut das sich auch heute nicht jeder durchsetzen kann.... :):)

    Die Idee, die sechs Sprachen zu vereinheitlichen ist schon bemerkenswert ;)

    PS: Tolles neues Profilbild, @BK :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"