Preußen - Taxis - Frankreich

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    den folgenden Brief möchte ich zur Diskussion stellen:

    Ein Portobrief vom 23. Dezember 1817 aus Berlin nach Beaune, Côte d'Or.
    Wir sind hier in den Nachwehen der napoleonischen Zeit. Die Verhandlungen zwischen Preußen und Frankreich hatten zu einem Postvertrag geführt, der am 23.10.1817 unterzeichnet wurde, aber erst Anfang 1818 in Kraft trat.
    Bis dahin vermittelte Thurn & Taxis die Post zwischen den beiden Ländern, Grundlage war hier der Vertrag zwischen Taxis und Frankreich vom 30.4.1814.

    Der Brief wurde daher von Preußen an Taxis übergeben (wo ?) und lief möglicherweise über Dresden (Sachsen) - evtl. Hof und Nürnberg (Bayern) zum Grenzpostamt Kehl (Baden).
    Der Taxis-Stempel HAUTE SAXE stammt aus Hof oder Kehl.
    Der Stempel ALLEMAGNE PAR STRASBOURG wurde in Strasbourg geführt.
    18 Décimes Gesamtporto fielen an, wovon 6 Décimes innerfranzösischer Anteil waren.

    Kann jemand die Beschreibung korrigieren/ergänzen ?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    aus der Hüfte glaube ich nicht an eine Leitung über Bayern. Ich habe den PV Bayenrs mit Preußen von 1816 nicht in allen Teilen im Hinterkopf parat, aber wenn er über Hof/Nürnberg gelaufen wäre, sähen wir einen bayerischen Auslagestempel. Ich denke, dass TT hier (fast) alles geregelt hat. Die Rötel scheint eine Frankfurter zu sein mit 4 oder 4 1/2 Batzen (16 oder 18 Kreuzer), was die Auslage für Preußen gewesen sein könnte.

    18 Decimes waren ca. 54 Kr.. 6 Decimes waren demnach 18 Kr.. Für deutsche Postverwaltungen blieben also 36 Kr. übrig. Bei einer Auslage von 4 Ggr. für Preußen, die 16 Kr. rhreinisch entsprachen, wären für TT und Baden zusammen 20 Kr. anzusetzen gewesen, was mir sehr realistisch erscheint.

    Den Stempel Haute Saxe würde ich daher auch Kehl zuordnen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    danke für die schnelle Beantwortung !

    Von wann bis wann war denn ein bayerischer Auslagestempel obligatorisch ?
    Oder anders herum gefragt:
    War direkt mit Beginn der bayerischen Post ein Auslagenstempel vorhanden ?
    Wann begannen die geschlossenen Transite durch Bayern ?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    seit 1816 kann ich die Hofer und Nürnberger Auslagestempel nachweisen; evtl. gab es sie schon einen Tick früher, da müsste ich die Literatur wälzen,

    Mit dem PV Bayern - Preußen von 1816 gab es auch diese Auslagestempel.

    Wann es geschlossenen Transite durch Bayern nach Frankreich gab, kann ich leider nicht sagen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liebes Forum,

    hier ein Brief vom 04. Januar 1816. Absender aus Stettin.
    Empfänger ist Monsieur Dominique Domenger, Mugron

    Grenzpostamt Wesel und franco Masseik sind für mich erkennbar.

    1. Frage : steht unter franco Masseik unter Umständen franco Wesel ??
    2. Frage : zuerst wurde der Brief mit 11 Gramm gewogen ( Porto 24 decimes ?) und danach mit 8 Gramm (Porto 17 decimes?)
    3. Frage : Welcher Tarif gilt denn hier? 24.04.1806? oder noch der ganz alte Pauschaltarif von 1759?
    4. Frage : Ist der Stempel "P.P." für port paye in Paris abgeschlagen worden oder in Wesel/Masseik?

    Viele Fragen, und vielen Dank für Antworten
    Peter

  • Hallo bytefox,

    zu 1. - fr. Grz. = Franco Gräntze.

    zu 2. - sehe ich auch so und sieht man eher selten, weil oft bei der Nachprüfung ein höheres Gewicht festgestellt wurde (wurde in Brief naß, konnte er auch mal ein paar Gramm schwerer werden).

    zu 4. - Wesel.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bytefox,

    interessanter Brief!
    ich habe gerade einen gleichartigen per Post bekommen: ebenfalls 1816, von Breslau nach Bordeaux, gleiche Stempel. 8)
    Werde ihn in den nächsten Tagen auch zeigen.

    Kannst Du die rückseitigen Taxierungen beschreiben?
    Der Brief lief ja noch über Taxis bevor er nach Frankreich gelangte.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Peter,

    hier nun mein Brief aus Breslau nach Bordeaux, ebenfalls vom Januar 1816.
    Er wiegt heute 7 Gramm und ist anscheinend noch vollständig.

    Die Stempelung ist identisch, der Leitweg nach Frankreich wohl auch. Umso interessanter sind die Taxierungen.
    Preußen leitete seine Post nach Wesel, in dem zu jener Zeit noch Taxis die Post innehatte. Von hier ging es westlich nach Givet, lt. Literaturangaben über Dinant. Im März 1815 hatten die Niederländer Taxis aus ihrem Land rausgeschmissen, so dass hier ein Transit durch fremdes Gebiet anstand. Ab Givet müsste dann ein innerfranzösischer Tarif greifen.
    Taxis hatte in seinem provisorischen Vertrag mit Frankreich vereinbart, die Briefe ohne Belastung auszutauschen. Das vom Absender bezahlte Franko müsste also auch für Taxis reichen. (Ich weiß nicht, von wem die Niederlande wieviel für den Transit erhielten)

    Auf meinem Brief finde ich folgende Notierungen:
    vorderseitig mit Rötelstift 5 / 7 1/2
    rückseitig mit roter Tinte 5 / 5
    rückseitig mit schwarzer Tinte eine 10 (Kartierungsnummer ?)

    Auf deinem Brief sehe ich rückseitig eine identische 5 / 5 - Notierung.
    Die weiteren rückseitigen Zahlen 7 und 11 (und evtl. die Rötel-Null) könnten ebenfalls Taxen bzw. Kartierungsnummern sein.

    Bei meinem Brief gehe ich davon aus, dass die vorderseitigen Rötelzahlen das bezahlte Franko beschreiben: 5 gGr. für Taxis und 7 1/2 gGr. für Preußen.
    Da dein Brief aus Stettin kommt, welches ca. 15 Meilen näher an Wesel lag, muss das preußische Franko niedriger gewesen sein.
    Daher auch meine Überlegung, dass die 5 / 5 - Notierung nicht das preußische Franko beinhalten kann, da dies bei unseren beiden Briefen unterschiedlich sein muss.

    Ist der Stempel auf deiner Briefrückseite eine Deboursé-Stempel von Bordeaux ? Wurde evtl. dort erst die Kontrollwiegung gemacht ?

    Vielleicht kannst Du jetzt mit den beiden Briefen den französischen Tarif ermitteln.
    Meiner Meinung nach müsste der 1806er Tarif greifen: nach Bordeaux 10 Déc., bei 6-8 Gramm Gewicht: 11 Déc.
    Bei deinem 11 Déc. * 1,5 = 17 Déc. Oder?

    Einen Teil, nämlich den gedruckten, möchte ich von meinem Brief noch anfügen:

    Viele Grüße
    Michael

    NB: Vielleicht benennst Du den Thread um? In Richtung "Preußen-Frankreich bis 1816" oder so ähnlich?

  • Hallo Michael,

    nur eine kurze Antwort erstmal, hab wenig Zeit :)

    Die Portoberechnung für Deinen Brief gibt soweit Sinn.

    Aber die klappt nicht so recht mit meinem Brief, leider:
    Also mein Brief sollte nach Bayonne. Das dürfte die Zone 1000-1200 Km von Givet aus sein.
    Für einen 8 gr. schweren Brief wäre das ein Porto von 17 decimes. (11*1,5=17)
    Leider passen die durchgestrichenen 24 decimes bei dieser Entfernung nicht.
    11 gr. = doppeltes Porto vom einfachen Tarif gerechnet! = 11 decimes x 2 = 22 decimes
    24 decimes wären bei 11 gr. Gewicht die Stufe 1200-1400 Km (Tarifergänzung 20.04.1810)

    Also entweder liegt Bayonne in der Zone bis 1200 km oder bis 1400 km :)

    Und ob der Debourse Stempel damit etwas zu tun hat, muss ich auch erst nachlesen...

    Viele Grüsse und Danke für das Zeigen / Erläutern Deines schönen Briefes
    Peter

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief vom 5.1.1817 aus Magdeburg nach Bordeaux. Einen Abgangsstempel kann ich nicht finden. Lediglich der Grenzübergangsstempel ALLEMAGNE PAR SARREBRUCK wurde angebracht.

    Wer kann mir die Taxen erklären? Mir ist lediglich klar, daß der Empfänger 21 Dec. bezahlen durfte.

    Dieter