Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für diese interessanten, statistischen Zahlen - eine Delle wegen des Krieges in Zahlen ausgedrückt; perfekt für jeden Postgeschichtler zum Einarbeiten in den Text einer gehobenen Ausstellungssammlung.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    ja, könnte man glatt alle kaufen. Weiß jemand, wer diese Sammlung dort eingeliefert hat?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für diese interessanten, statistischen Zahlen - eine Delle wegen des Krieges in Zahlen ausgedrückt; perfekt für jeden Postgeschichtler zum Einarbeiten in den Text einer gehobenen Ausstellungssammlung.


    Liebe Freunde,

    kurz noch die Antwort von mir auf den sehr guten Beitrag vom lieben vals59, solche Informationen sind doch von unschätzbarem Wert-Vielen lieben Dank :!::P:!:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Aufgabeort Dreisen der nachstehend abgebildeten Feldpostkarte liegt wegen der mittlerweile abgeschossenen Fertigstellung der Autobahn A63 zwischen dem Kreuz Alzey (Rheinhessen) und dem Dreieck Kaiserslautern (Westpfalz) an einer etwas in Vergessenheit geratenen Route, der zwischen 1807-1811 errichteten Kaiserstraße.

    Die Grande Route Imperiale war von keinem geringeren als seiner Majestät Kaiser Napoleon I. errichtet worden, um die nach den Koalitionskriegen eroberten linksrheinischen Gebiete, insbesondere das Département du Mont-Tonnerre vom Mutterland aus besser erschließen und kontrollieren zu können.

    Nicht zuletzt die Ostfeldzüge Bonapartes und das von ihm nach Mainz verlegte Armeehauptquartier führten zum Bau der Trasse, der sich im Kaiserlautern-Lohnsfelder Abschnitt aus finanziellen Gründen etwas verzögerte. Der Eroberer aus Frankreich nutzte sie nach Fertigstellung oft selbst und ließ sich dabei in jedem Dorf mit Glockengeläut, Böllerschüssen und festlich gekleideten Mädchen feiern.

    Knapp 60 Jahre später waren es andere, die sich so vom Wegesrand aus feiern ließen, mit entgegengesetzter Marschrichtung, nämlich deutsche Truppen auf dem Feldzug gegen Frankreich im Krieg 1870/71 gegen einen anderen Kaiser, Napoleon III., dem Sohn des Bruders von Napoleon I.

    Unter den deutschem Truppen befand sich auch der Absender Max Jacobi, ein Unteroffizier des Königlich Sächsischen II. Grenadier Regiments No. 101 König Wilhelm von Preussen. Seine kurz und bündig gefassten Zeilen an den in der Dresdener Galeriestraße 2 (I.Stock) ansässigen Vater Louis Loebel Jacobi - seines Zeichens Kaufmann mit Kleidergeschäft und Masken-Anzugsverleih:


    (Bayerische Pfalz)
    Dreysen d. 4. August 1870

    Bis jetzt noch keinen Brief erhalten, befinde mich wohl und munter.
    Baldige Antwort sieht entgegen.
    Euer Max Jacobi

    Unteroffizier der 8. Comp.(agnie) des Königl. Sächs. II. Grenadier Regiments No. 101
    König Wilhelm von Preussen


    Das Regiment war Teil der 45. Königlich Sächsischen Infanterie-Brigade (Generalmajor von Crausshaaar), bei der 23. Königlich Sächsischen Infanterie-Division (Prinz Georg von Sachsen) im XII. (1. Sächsischen) Armeekorps (Kronprinz Albert von Sachsen). Zusammen mit dem Königlich Preussischen IX. Armeekorps (General Gustav von Manstein) lag es am Anfang des Krieges als sofort verfügbare Reserve im Großraum Mainz.

    Es wurde dann der im Raum Lothringen operierenden 2. deutschen Armee unter Prinz Friedrich Karl von Preussen zugeführt. Am 11.08.1870 überquerte das sächsische Korps in der Nähe von Pont-à-Mousson südlich von Metz die Mosel und erreichte am 17.08.1870 das Schlachtfeld von Mars-la-Tour (2. Schlacht von Metz).

    Die Feuertaufe erhielt das Königlich Sächsische II. Grenadier Regiment No. 101 bei der Schlacht von St. Privat (3. Schlacht von Metz) am äußerst linken Flügel des deutschen Angriffs bei Montios, wo es in stundenlanges Feuergefecht verwickelt wurde. St. Privat wurde erst gegen abend unter furchtbaren Verlusten der Sachsen eingenommen.

    Der davon allerdings völlig überraschte Oberbefehlshaber der französischen Rheinarmee Marschall Bazaine, nun durch das Zurückweichen seiner rechten Flanke seine gesamte Stellung in Gefahr sehend, musste das Schlachtfeld umgehend räumen und ließ die Armee auf Metz zurückgehen, wo sie hernach von den deutschen Truppen eingeschlossen wurde.

    Später waren die tapferen Sachsen auch bei der Entscheidungsschlacht von Sedan am 01.09.1870 und bei der Belagerung von Paris beteiligt. Der Unteroffizier Max Jacobi hat den Krieg wohl überlebt, man findet ihn nicht in den Verlustlisten, dafür aber im Theater-Almanach von 1907 einen Max Jacobi aus Dresden als Angehörigen des technischen Personals im Stadttehater von Pirna.

    Unnötigerweise hatte er seine Feldpostkarte mit 1 Groschen vorfrankiert. Die bayerischen Postexpeditionen, die Anweisung hatten auch die Feldpost auswärtiger Truppen portofrei weiterzubefördern interessierte derartiges nicht, sie schlugen - wie hier - nur Aufgabe ab. Die Briefausgabe in Dresden stempelte dem gegenüber nicht nur Ankunft, sondern auch die Marken ab, vermutlich um eine Wiederverwendung zu unterbinden.

    Unklar ist noch ein wenig der auf der Rückseite angebrachte Halbkreiser von Frankenthal, das nicht unbedingt in der Beförderungsrichtung nach Sachsen lag. Vermutlich lag das aber daran, dass eine schnellstmögliche Beförderung mit der Eisenbahn erst ab Frankenthal möglich war.

    Von dort aus bestand jedenfalls der direkte Abschluss an die hessische Ludwigsbahn und damit auch ins Rhein-Main-Gebiet. Von Dreisen aus konnte demgegenüber noch nicht alternativ über die Alsenzbahn Richtung Kreuznach - Bingen transportiert werden, da diese Bahnstrecke sich noch im Bau befand bzw. in ihrer Vollendung durch den Ausbruch des Krieges blockiert war.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    http://www.adressbuecher.net/addressbooks/p…ffset=75&max=25
    http://wiki-de.genealogy.net/Gren.R_101
    https://de.wikipedia.org/wiki/XII._%28I…%29_Armee-Korps
    https://books.google.de/books?id=v58eY….%20101&f=false
    http://images.google.de/imgres?imgurl=…ih=892&biw=1066
    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/PPURRSRFO…UP6IIABKJNBR3WQ
    https://de.wikipedia.org/wiki/IX._Armee…_Kaiserreich%29
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Gravelotte.jpg
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hessische_Ludwigsbahn
    http://images.google.de/imgres?imgurl=…ih=892&biw=1066
    https://books.google.de/books?id=T9YKA…Dresden&f=false
    https://de.wikipedia.org/wiki/IX._Armee…_Kaiserreich%29
    Scheibert, J. Der Krieg 1870/71, Berlin 1903, S.218 + Abbildung S.212

  • Hallo Pälzer,

    ein Knaller, ausgesprochen schön (für 1870/71er Verhältnisse absoluter Luxus) und mit entsprechender Vita noch einen Schnaps besser.

    Zu den Eisenbahnen ist zu sagen, dass in der Aufmarschphase die Post absolute Nebensache war und der Transport von Mensch und Maschine (Soldat und Nachschub) Priorität genossen. Ich halte Kutschenfahrten für sehr wahrscheinlich, weil alles drunter und drüber ging, auch Ritte bzw. private Mitnahmen würde ich nicht ausschließen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    sehe ich auch so, die Hauptachsen des Aufmarschgebiets im Südwesten (hier die Kaiserstraße) waren in der Zeit Anfang August 1870 als der Konflikt noch grenznahe ausgetragen wurde von Reservetruppen, Nachschubkolonnen, Verwundetentransporten überlastet. Die Post wird dann im vorliegenden Fall über weniger belastete Nebenrouten nach Frankenthal geleitet worden sein, da man über die dortige Postexpedition und den dort direktem Zugang zur Bahn wohl noch am schnellsten eine Weiterbeförderung bewirken konnte, was im vorliegenden Fall dann allerdings auch noch ganze drei Tage gebraucht hat.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    eben ins Netz gegangen, jetzt schon im Forum!

    Aufgegeben wurde ein Kuvert in Cirey Sur Vezouze /zwischen Strasbourg und Metz) am 8.11.1870 und mit Feldpostbrief versehen portofrei nach München, wo es am 10.11. prompt ankam und vom Briefträger mit dem Stempel Nr. 11 oder 41 hoffentlich akkurat ausgetragen wurde. Der Empfänger Ottmar Rüber in München sagt mir nicht viel:

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…esFUU9orAXmh-0Q

    Vlt. kann mir ein Kriegseingeweihter näheres zum militärischen und postalischen Teil sagen und ob dieser Stempel (nach Bayern nie gesehen) etwas besonderes ist.

  • Lieber Ralph,

    da der Brief keine Absenderangabe zeigt, kann ich auf die Schnelle zur Militärgeschichte nichts sagen. Da müßten zeitaufwendige Nachforschungen
    angestellt werden! Vielleicht studierst du die Ausführungen von Oberst a. D. Schröder "Die bayerische Feldpost 1870-1873 ..."?

    Französische Stempelabschläge von Cirey-sur-Vezouze sind nicht selten. Lt. meiner Kartei durchgehend belegt vom 4.11.1870 bis 5.1.1871. Der deutsche Ablöser (Einkreisstempel D7+) ist ab 7.1.1871 registriert bis zur Übergabe der deutschen Postanstalt an die französische Post am 23./24.3.1871.

    Gruß
    1870/71

  • Lieber 1870/71,

    vielen Dank für diese weiterführenden Ausführungen. Wenn du einen Brief aus der Phase mit deutschem Stempel nach Bayern für mich hättest, könnte ich eine perfekte Seite zaubern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Kreuzerjäger,

    vielen Dank - das isser ! Die Straße stimmt auch, klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    dem hervorragenden Auge unseres Plattenfehler ist es zu verdanken, dass an dieser Stelle ein besonderes Stück Post- bzw. Telegraphengeschichte präsentiert werden kann. Hierfür zunächst ein recht herzliches Dankeschön ! Es handelt sich um ein Telegramm des Etappen-Kommandos des II. bayerischen Armeekorps in Germersheim an die Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen in Ludwigshafen am Rhein vom 17.08.1870. Auf dessen Rückseite wurde auch schon die Antwort verfasst. Bevor auf die Hintergründe all dessen vertieft eingegangen werden soll, im Folgenden zunächst einmal der Gesamttext:

    Vom Etappen Commando des Hauptorts des II. (bayerischen) Armeekorps an die Direction der Pfälzischen Eisenbahnen Ludwigshafen.
    Soeben durch das Etappen Commando Mattan in Kenntnis gesetzt, dass in Weissenburg von 9 Uhr früh bis 9 Uhr abends alle 2 Stunden ein Zug einlaufen könne; daher Anfrage ob jetzt Proviantzüge von Heidelberg über Mannheim, Ludwigshafen, Neustadt, Landau gehen können und wann solche in Weissenburg eintreffen werden.
    a.b. von Kramer Oberlieutenant Adj(utant)

    Antwortvermerk der Ludwigshafener Eisenbahndirektion:

    Nach heute Mittag eingetroffenen Befehl der Executivcommission
    in Berlin dürfen vorläufig auf unseren Linien keine Proviantzüge befördert werden.

    Liest sich also auf den ersten Blick alles nicht sonderlich aufregend. Aber wer den Hintergrund des aktuellen Kriegsverlaufes, das Zusammenwirken zwischen Militär und zivilen Eisenbahnbehörden und die unter ihnen aufgetretenen Reibungen kennt, kann sich eigentlich kaum noch ein ausdrucksvolleres Dokument wünschen. Nach den für die III. Armee erfolgreichen Schlachten von Weissenburg am 04.08.1870 und Woerth-Froeschwiller am 06.08.1870 ging man recht schnell dazu über die Aufmarsch-Eisenbahnlinien nach Frankreich hinein zu verlängern. Dazu wurde in Weißenburg eine Eisenbahn-Betriebs-Kommission bestehend aus Eisenbahningenieuren und -baumeistern eingerichtet.

    Schon am 07.08.1870 traf der erste deutsche Zug im Bahnhof von Haguenau ein. Dort war vom General-Etappenkommando der III. Armee eine mobile Linienkommission eingerichtet worden, welcher lt. strikter Weisung der Berliner Eisenbahn-Exekutivkommission - der Eisenbahnabteilung des Großen Generalstabs - die alleinige Disposition von Zügen und Fahrplänen unterstand. Von einem reibungslosen Ablauf kann hingegen nicht die Rede sein.

    In Nancy spitzte sich die Lage zu, die Bevölkerung der seit 12.08.1870 von den Preussen besetzten Stadt wandte sich am 18.08. an den Chef der III. Armee Kronprinz Friedrich Wilhelm. Man bat um rasche Wiederherstellung der Verbindungen für den Geschäftsbetrieb und die zur Verproviantierung der Truppen notwendigen Lebensmittel aus den vom Kriegslager entfernten Ortschaften herbeigeschafft werden konnte. Der Kronzprinz sicherte danach auch zu, dass er zur Versorgung seiner Armee nur überschüssige Proviantmengen von der Bevölkerung abfordern würde. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn er ließ seine Truppen die zur Neuaufstellung ins Militärlager bei Châlons flüchtenden französischen Einheiten des von ihm im Unterelsass geschlagenen Marschalls Mac-Mahon in Eilmärschen verfolgen.

    Das im o.a. Telegramm angesprochene II. bayerische Armeekorps geriet dabei am 14.08.1870 vor die Tore der Vogesenfestung Marsal, die nach kurzem, schwerem Beschuss kapitulieren musste. Das Korps passierte danach Nancy und wurde dann am 16.08.1870 zur Belagerung der Festung von Toul kommandiert. Solch enorm schnellen Bewegungen konnte die Eisenbahn nicht folgen. Es stand nur die Bahnstrecke Straßburg - Nancy - Toul - Paris zur Verfügung. Diese war im weiteren Verlauf durch die Sprengung eines Tunnels auch zeitweise unterbrochen. Erst am 21.08.1870 erreichte die erste deutsche Lokomotive Nancy. In der Zwischenzeit stockte der über Haguenau, Weissenburg und die Pfalz laufende Nachschub. Es fehlte im Wesentlichen an Personal zum Entladen der Züge.

    Der jetzt dringend auch von den Bündnistruppen aus Baden und Württemberg benötige Proviant stand auf den rückwärtigen Strecken in Massen auf den Gleisen. Die pfälzischen Eisenbahndirektion stand unter enormen Druck auch der Lieferanten, die ihre vertragsgemäß ausgelieferte Ware am verderben sahen. Selbst Reservetruppentransporte des bayerischen Militärs mussten länger als geplant warten. So kam es dazu, dass die Eisenbahndirektion in Ludwigshafen mit Telegramm vom 13.09.1870 an die Weissenburger Betriebs-Kommission im Namen des bayerischen Kriegsministeriums drohte, sich bei dem preußischen Staatsministerium in Berlin zu beschweren. Doch von dort aus wurden wie man sieht ganz andere Entscheidungen getroffen. Die Ursache im Zusammenhang mit dem anbei gezeigten Telegramm war einfach:

    Am 15.08.1870 hatte die Belagerung von Strasbourg durch die Truppen von General Werder begonnen, der Beförderung des Belagerungsmaterials (u.a. schwere Mörsergeschütze) war nach Weisung der Berliner Eisenbahn-Exekutivkommission alles andere unterzuordnen. Zudem waren über das pfälzische Eisenbahnnetz noch 2 Wochen nach den Schlachten um Metz vom 16. u. 17.08. tausende an Verwundeten in die Heimat zurück zu verbringen, ebenso Gefangene.

    Die Reibungen wegen der Nichtannahme von Zügen in Weissenburg und Haguenau hielten bis Beendigung des Krieges an und damit auch die Verstopfungen rückwärtiger Linien. Die Eisenbahnorganisation war auf die inneren, d.h. hauptsächlich wirtschaftlichen Verkehrsbedürfnisse der einzelnen deutschen Staaten und offensichtlich nicht auf eine militärstrategisch einheitlich zu bewältigende Transportleistung ungeahnten Umfanges ausgelegt. Fazit des im Jahre 1897 von der Eisenbahnabteilung des Großen Generalstabs verfassten Schriftwerkes "Der Eisenbahnaufmarsch zum Deutsch-Französischen Kriege 1870/71": Die Regelmäßigkeit des Bahnbetriebs im Rücken einer Feldarmee ist eben davon abhängig, dass die tägliche Zufuhr von rückwärts nicht größer ist, als die tägliche Ausladung auf den Endstrecken.

    + Gruß

    vom Pälzer
    verwendete Quellen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Weishaupt
    http://www.zeno.org/Roell-1912/A/M…auf+Eisenbahnen[font='&quot']
    http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/eisenba…e04953e6852bb49[/font]
    http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/5029910

  • Hallo Pälzer,

    toller Beleg - noch bessere Einführung in dieses sensible Thema, das sich einem erst einmal erschließen muss.

    Waren die Bahnlinien eigentlich schon zweispurig, oder waren das noch einspurige Bahnstrecken? Im ersten Fall hätte man ja hin- und her fahren können, während bei nur einer Spur das Chaos vorprogrammiert war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    vielen Dank zunächst für das feedback. Nun zu der Frage mit ein- und zweigleisiger Streckenführung: Die - unter starkem Einfluss der Militärs konzipierte - Bahnstrecke Neustadt - Landau - Winden - Wissemburg (sog. Maxbahn) war im November 1855 fertiggestellt. Danach gewann der Abschnitt Neustadt – Landau - Winden zunehmend an Bedeutung.

    1867 wurde dieser zweigleisig ausgebaut, um den Anforderungen des mittlerweile gestiegenen Nord-Süd-Verkehrs gerecht zu werden. Diese rein ökonomischen Bewegründe ergaben sich aus dem seit 1864 bestehenden Anschluss über den Rhein von Winden über den Rhein bei Maximiliansau nach Karlsruhe.

    Der Abschnitt Winden - Wissembourg blieb zunächst eingleisig, auch in der Fortsetzung auf französischen Boden bis Haguenau. Insofern begann dann auch auf Verlangen der Militärverwaltung mitten im Krieg gegen Ende 1870 der Bau des zweiten Gleises. Die Verwaltung der Pfälzischen Eisenbahnen forderte die Militärverwaltungdazu auf, entsprechend auch die Kosten dafür zu übernehmen.

    Am 28.01.1871 war der doppelgleisige Ausbau des Streckenabschnitts Winden – Wissembourg abgeschlossen, am 26.02.1871 schlossen die Kriegsparteien dann allerdings schon den Vorfrieden von Versailles, wonach die Kampfhandlungen beendet waren. Die Strecke Wissembourg - Haguenau - Vendenheim in Frankreich wurde auf Rechnung des preußischen Kriegsministeriums mit einem zweiten Gleis versehen, aber auch erst 1871 gebaut.

    Also gab es über die längste Zeit des Krieges das von Dir angesprochen Nadelöhr, was der Große Generalstab in seinem Gesamtfazit Der Eisenbahnaufmarsch zum Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 unerwähnt läßt. Den Hauptgrund der ständigen Querlen mit der zivilen Eisenbahnverwaltung sah er darin, dass an den Bahnhöfen nicht genügend Personal für Be- und Entladung vorhanden war und es "sonstige nicht vorhersehbare Probleme" gegeben hat, worauf aber nicht näher eingegangen wird.

    ...nobody is perfect ;)

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    erneut vielen Dank für die überaus interessante Darstellung der Lage 1870/71 - bei einer Spur kann man sich im allgemeinen Kriegschaos, das ja Verhältnisse und Beschwerlichkeiten ohne Ende generierte, denken, wie das damals abgelaufen sein muss. Kein Wunder, dass man in Preußen (bez. der Regierung des NDB) darauf drängte, eine 2. Spur zu bauen und ich wette, dass dies in höchster Eile und großem finanziellen Aufwand geschah, weil zumindest zu Anbeginn noch als kriegswichtig eingestuft und man froh war, endlich auch dort "normal" verkehren zu können.

    Das Nadelöhr mit dem Personal kennen wir beide ja heute noch - von oben wird alles schnell geregelt und unten weiß keiner, wie es gehen soll mit den 2 oder 3 Hansels, die man dafür zur Verfügung gestellt bekommt (das ist jetzt nicht abwertend gemeint mit den Hansels).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo 1870/71,

    merci (auch an @BS und @bk) :) , und es geht auch gleich noch ein bischen weiter. Anbei haben wir dann auch einmal die Variante der Bahn-Depesche.

    Der Adressat ist zwar nicht vermerkt, allerdings läßt der Text, in dem es um die Klärung des Inhalts einer internen Anordung geht, darauf schließen, dass die nächste Oberbehörde angesprochen wurde, vermutlich also die Eisenbahndirektion in Ludwigshafen.

    Text wie folgt:

    Bahn-Depesche der Abgangsstation Neustadt am 21. August 1870, 10 Uhr 30 Minuten morgens:

    Soll es in der Bestimmung vom 20ten August No 18330 H nicht heißen der Dienst zwischen Neustadt und Winden, statt Landau und Winden ! Ferner wenn Zug No.157 heute schon von Winden hierhergeht, so brauchen Sie für Zug No.158 keine eigne Wagen hierherzuschicken.


    Verwaltung Neustadt:

    Die Bestimmung soll heißen Neustadt - Winden, im Laufe des Tags erhalten Sie zwei Reservewagen - Dienst auf der Maxbahn muß mit einem Wagenzug ausgeführt werden.


    Mit den o.g. Streckenabschnitten befinden wir uns auf dem damals schon zweigleisigen Teil der Maxbahn, aber auch darauf hat es angesichts der Übermengen an Frachtgut und der eingeschränkten Annahmemöglichkeiten tagsweise sehr starke Beschränkungen der Anzahl der Transportfahrten gegeben.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    und wieder ein Traumstück für die 1870/71er Ecke im Tresor und für die Pfalz sowieso.

    In der ersten Zeit war ja die Bahn in der Pfalz komplett für die Armeetransporte eingesetzt worden. Es wäre interessant, gerade aus dieser engen Zeit mal Briefe aus bzw. nach der Pfalz zu finden, die nicht wie üblich mit der für viele Speditionen bekannten Pfälzer Bahnpost, sondern mit den Kutschen (so sie noch da waren) gelaufen sein mussten. Aber wie immer bei Bayern gilt auch hier: Gab es alles, nur wo ist das Material hin?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.