Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Pälzer,

    sehr interessant - ich dachte auch, dass dies eine sehr späte Verletzung gewesen sein musste, da der Krieg ja praktisch schon entschieden war.

    Vielen Dank für deine Ausarbeitung - jetzt kann das Stück ins Album und wird zu gegebener Zeit Teil meiner Bayern - Frankreich - Sammlung werden. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,
    .

    anbei noch eine weitere Quelle zum Hauptmann Macher, siehe Seite ganz unten, welche seinen Verlust zu der Phase "der kleineren Ausfälle von Paris" an der dort vom 2. Bayerischen Armeekorps mit leichter und schwerer Artillerie gebildeten "Bayernschanze" zählt:


    http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…0339_00152.html
    .

    Demnach war er dem 3. Bataillon des Königlich Bayerischen 9. Infanterie Regiments "Werde" angehörig und der letzte gefallene Offizier des gesamten 2. Bayerischen Armeekorps, welches letztendlich am 2. Juni 1871 den Rückmarsch in die Stammgarnison Würzburg antrat.

    .
    + Gruß!
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    vielen Dank - je, der letzte seines Standes dort - auch ein Schicksal, das man nicht gerne teilen möchte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    leider komme ich erst heute hier zum Lesen und konnte folgendes finden:
    Hauptmann Georg Macher, geboren zu Nürnberg am 13. Februar 1830, besuchte daselbst die Schule bis zum Jahre 1844 und wurde dann auf der Magistrats-Kanzlei zu Nürnberg beschäftigt, bis er im Jahre 1847 freiwillig in das 2. bayerische Artillerie-Regiment eintrat und als Feuerwerker im Jahre 1854 zum Unterlieutenant im 9. Jnfanterie-Regiment ernannt wurde. 1863 zum Oberlieutenant befördert, machte er 1866 als Ordonnanz-Ofsizier Sr. Excellenz des Generallieutenants von Hartmann den Feldzug mit, am 2. August 1866 avancirte er zum Hauptmann. Im 1870 nahm er an den Schlachten bei Weissenburg und Wörth, an den Gefechten vor Paris Antheil. Für sein braves Verhalten er mit dem Ritterkreuz II. Classe des Militair-Verdienst-Ordens Während eines Vorpostengefechts bei Bourg la reine erhielt Hauptmann Macher eine leichte Verwundung am Schenkel. Nach 10tägigem Aufenthalt im Spital zu Massy sollte Macher in Heimath transportirt werden. Das Schicksal hatte es anders gefügt, geliebte Gattin und seine zwei unmündigen Kinder sollte der nicht mehr sehen. Als er am 4. Dezember zu Lagny den besteigen wollte, da trat eine Lungenlähmung ein, die Leben dieses tüchtigen Ofsiziers plötzlich ein Ziel setzte. Als wurde Hauptmann Macher nach Würzburg übergeführt und dort zur Erde bestattet. (aus Biografien der im Kriege gegen Frankreich gefallenen Offiziere der Bayerischen Armee *).

    Das ist eine typische Karriere und leider war er nicht der einzige, der den 1866er-Krieg überlebte und dann im Kriege 70/71 doch noch für "Gott, König und Vaterland" sein Leben "opferte". Aber vermutlich wird man das Grab im Hauptfriedhof Würzburg nicht mehr finden, falls es nicht bis heute Nachkommen gegeben hat. Ich habe nach einem General "geforscht" und dem sein Grab gab es nicht mehr.

    Freundliche Grüße von Luitpold*
    https://books.google.de/books?printsec…epage&q&f=falseHier finden sich weitere Schicksale von Offizieren, die wie gesagt, 1866 mitmachten und dann 1870/71 gefallen sind.

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo Pälzer,

    sehr interessant - ich dachte auch, dass dies eine sehr späte Verletzung gewesen sein musste, da der Krieg ja praktisch schon entschieden war.

    Vielen Dank für deine Ausarbeitung - jetzt kann das Stück ins Album und wird zu gegebener Zeit Teil meiner Bayern - Frankreich - Sammlung werden. :)

    ...sensationelle Recherche ! :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer


    Das macht doch Freude, wenn es solche Funde gibt. Und vielleicht zeigt auch diese Anzeige, was eigentlich nicht nötig ist, welch Schicksal der Wittwe und den "unmündigen Kindern" bevorstand.
    Viele Grüße von Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    ganz herzlichen Dank für deine super Recherche - jetzt wissen wir sehr viel mehr über unseren wackeren Franken; das war halt Pech, kann man sagen, dass er so kurz vor knapp gestorben ist. Das Leben von Witwen und Kindern ist heute und war damals sicher kein Zuckerschlecken; als Hauptmannswittwe dürfte sie aber das Nötigste bekommen haben. Wie das bei den unteren Chargen aussah, möchte ich lieber nicht wissen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • als Hauptmannswittwe dürfte sie aber das Nötigste bekommen haben. Wie das bei den unteren Chargen aussah, möchte ich lieber nicht wissen ...


    Nun, dazu gibt es auch Quellen. Die Pensionen wurden aus dem Militär-Witwen- und Waisen-Fond und Staatsmitteln bezahlt. In den Militärfond zahlten alle Militärs von ihrem Gehalt einen bestimmten Prozentsatz ein (sowas, wie unsere gesetzliche Rentenkasse).
    Ganz allgemein ohne mich festlegen zu können: ein Hauptmann 1./2. Klasse hatte so 2.100/1260 fl. im Jahr. Die Wittwe erhielt 1/3 Pension + jährlich noch ca. 350 fl. Auch die Kinder erhielten rund 100 fl jährlich.
    Bei den Soldaten: da las ich "Die hinterbliebene Witte eines gefallenen Soldaten erhält eine monatliche Pension von 8 fl 45 kr. für jedes Kund weitere 6 fl 4 1/2 kr.
    Leider fehlt mir jetzt die Zeit hier tiefer zu recherieren, aber interessant ist das Thema auf jeden Fall.

    Viele Grüße von Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Luitpold,

    das ist doch schon gut zu wissen - bei den unteren Chargen, ich hatte es schon befürchtet, zuviel zum Sterben, zuwenig zum Leben, sehr bitter.

    Bei dem Offizier ganz ordentlich (waren ja auch viele adelig) und damit konnte man gut über die Runden kommen.

    Danke für diese Infos. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    nicht jedem Beleg sieht man seine Kriegsrelevanz auf Anhieb an. Diese harmlose Correspondenzkarte vom 5.5.1871 aus Bamberg nach Zwickau (Ankunft am Folgetag) würde niemand ernsthaft in eine Sammlung Bayern - Frankreich Krieg 1870/71 einordnen, wenn er nicht die Rückseite gesehen hätte, die zeigt, und das war mir nicht bewußt, dass noch lange nach dem Krieg Auswirkungen in Deutschland vorhanden waren und sowohl Bamberg, wie auch Zwickau, lagen ja nicht eben in französischer Grenznähe ...

    "An Herrn Theodor Paulus, Kohlenversandgeschäft Zwickau, Comptoir Schneeberger Straße".

    Text:" P.P. Bamberg, 6/5 (1871)
    Ersuche Sie mir bis auf Weiteres
    keine Kohlensendungen zu machen
    da ich gegenwärtig gar keinen Platz
    zum lagern habe indem schon jetzt jeder
    Lagerplatz dahier vollgepropft ist und
    mein großes Lager an der Bahn an
    die Militairverpflegskommission ver-
    miethet ist. Wenn ich was brauche schreibe ich schon.
    Viel Grüße J. B. Bayer".

    Kann wer etwas über Militärverpflegungs - Kommissionen sagen?

  • Hallo bk,

    .

    nun ja, die Verpflegungs-Commissionen sind sozusagen die Quelle der Etappe und dort die Schnittstelle zwischen dem zivilen und militärischen Beschaffungswesen, d.h. ihnen standen Militärbedienstete vor, die befugt waren, das für die Truppenversorgung notwendige zu veranlassen. Das reichte von der Beschaffung von Nahrungsmitteln, Bekleidung, Ausrüstungsgegenständen etc. bis hin zur Fourage für die Pferde, die Belegung / Anmietung von hierfür erforderlichen Lagerplätzen und Magazinen sowie der Verwaltung all dessen.

    .

    Es gab auch Lazareth-Commissionen, welche sich im Bereich der Verwundeten- und Krankenpflege um die notwendige (zivile) Personalausstattung und Materialbeschaffung kümmerten. Beides war praktisch in jeder Garnisonsstadt zu finden und das nicht erst zum Krieg 70/71, sondern schon weit weit vorher. Natürlich aber darf davon ausgegangen werden, dass während eines laufenden Konflikts die Raumansprüche dieser Funktionsbereiche wesentlich umfangreicherer waren, als zu Friedenszeiten, so wohl auch im vorliegenden Fall innerhalb Garnison Bamberg.


    + Gruß!
    .
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (8. September 2018 um 16:19)

  • Hallo Pälzer,

    vielen Dank - das ist alles plausibel und so wird es gewesen sein. :)

    Hatte im Netz nichts Brauchbares gefunden, wie so oft. ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Feldpostkarte des Oberleutnants Goes (mit 2 Punkten auf dem "e", aber das geliingt mir nicht zu schreiben bei meiner Tastatur) an den Kaufmann Carl Schreiner zu Augsburg vom 21.8.1870.

    Zur zeitlichen Einordnung hilft wikipedia:

    Durch den Sieg in der Schlacht bei Mars-la-Tour verwehrte Preußen der französischen Rheinarmee den Rückzug nach Verdun, stellte sie in der Schlacht bei Gravelotte und besiegte sie. Nach dieser Niederlage zog Marschall Bazaine die französische Rheinarmee zurück nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels. Dort wurden er und seine Truppen ab dem 20. August von der 2. Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl (linkes Moselufer) und der 1. Armee unter Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen.

    Die Karte kam erst am 29.8.1870, also nach 8 Tagen in Augsburg am dortigen Bahnhof an, was auf erheblichen Aktivitäten der deutschen Armeen in Frankreich schließen lässt, wurde doch dort die Hauptphase eingeleitet, die die Weichen auf Sieg stellten.

    Geschrieben hat Goes aber seiner Karte auf Französisch und nicht auf Deutsch, was vlt. damit zusammen hängen könnte, dass er nicht wollte, dass andere (Postler, Kameraden) sie lesen.

    Ich hatte vor vielen Jahren einmal eine vergleichbare Feldpostkarte von der Front nach Bayern, bei der man die ganze Karte Englisch beschriftet hatte, weil das damals kaum einer verstand und lesen konnte (anders als heute, da Französisch immer mehr in den Hintergrund tritt und Englisch von 10jährigen schon halbwegs verstanden wird). Hätte ich diese wieder (keine Ahnung, wem ich die vermacht habe) und bekäme noch eine auf Italienisch geschriebene (die es gibt), wäre ich "komplett". :)

  • Lieber Ralph,

    Bis zum 1. WK Französich war in Europa viel gesprochen. Diese Zeit sind leider vorbei. Seitdem ist Englisch die dominierende Sprache im internationalen Austausch.
    Deine Karte hätte auf Deutsch geschrieben sein können, weil sie kein Geheimnis oder hinderliches Element umfasst.
    Die Karte wurde im Dorf Sorcy sur Meuse geschrieben (80 Km von Metz, Quartier des Oberleutnants). Er sagt, daß seine Kenntnis der französischen Sprache, ihm erlaubt, um Wein guter Qualität zu bitten. Er findet hauptsächlich Rotwein, aber auch etwas Weißwein.
    Er hat mit ihm sein Hund Bello mitgenommen, der ermüdet, aber gesund ist. Er sagt, daß die Franzosen in Metz geschlagen gewesen sind, aber auch daß sie die deutschen Truppen verfolgen, um sie Gefangene zu machen.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,

    vielen Dank für deine Mühe - ich hatte auf dich gehofft. ;)

    Das sind wirklich keine Geheimnisse, die er damals verraten hat - ich hatte gehofft, es wären welche in dem Text, aber man kann nicht alles haben.

    Er hatte seinen eigenen Hund Bello dabei? Na ja, bellum ist lateinisch für Krieg, da war der Name des Hundes wohl Programm ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Emmanuel,

    ich weiß nicht, ob ein französischer Hund einem bayerischen Offizier freiwillig zugelaufen ist ... ^^

    Aber man weiß ja nicht, was in diesen Sondersiturtionen des Lebens so alles passiert, möglich wäre es.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... und wieder etwas dazu gelernt - viele Dank. Ich hatte mich auch schon gewundert, ob man vlt. vom andern Ufer war ... 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.