PV Bayern - Frankreich zum 1.1.1822 - Briefe hin und her

  • Hallo Pälzer,

    einer der vielen Schattenmann - Briefe, praktisch ausnahmslos aus der Pfalz.

    Hinten sehe ich nichts wirklich gut lesbares - 3/9 könnte es heißen. Jedenfalls haben die Franzosen 9x gelesen und diese in 3 Decimes reduziert, soviel kann man sagen.

    3x Landau - Wissembourg bis 6 Meilen ist immer richtig, nur die 9 ist eigentlich kaum lesbar und sieht eher wie eine 6 aus, die es aber nicht sein konnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ist dann das in satter Tinte geschriebene vorne eine 3, deren Kopfschleife weit nach unten gezogen ist und dahinter evtl. eine 0 so dass insofern die franz. Reduktion in 30 Centimes ausgedrückt wurde ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    nein, Frankreich hat bei Frankobriefen nach FR den eigenen Anteil immer siegelseitig in Decimes angegeben, weil Centimes keine Verrechnungseinheit zu Bayern waren. Hinten ist ganz klar "3 D" zu lesen, s. a. Frankobriefe in diesem Thread.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    hoffentlich ist der nachstehende Beleg vom 10.06.1839 mal etwas einfacher zu bestimmen. Er ist vollständing mit Inhalt, wiegt 5 Gramm und lief vom südpfälzischen Annweiler - nicht unweit der französischen Grenze - in die Vogesen nach Sainte-Marie-aux-Mines (im Département Haut-Rhin / Elsass). Ich sehe - auf diesem m.E. wirklich sehr hübschen Beleg - CBR1 für Bayern, 8 Dec Porto und 4 Dec Taxanteil (roter Vergütungsstempel "4") für Frankreich, so dass für Bayern ebenfalls 4 Dec = 12 Kr geblieben sein müssten...wenn ich mich nicht irre. :pinch:

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein außerordentlich hübsches Briefchen - gut gekauft!

    Das grenznahe Annweiler lieferte über Landau - Wissembourg aus. Der Taxstempel 4 für Bayerns 1. Rayon zeigte aber NICHT an, was in die bayer. Postkasse floss, sondern diente nur der optischen Verrechnung für Frankreich. Da die Franzosen Bayern die Briefe rayonweise nach Gewicht abkauften, bekam Bayern viel weniger, als die von dir unterstellten/erwünschten 12x.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    Der Taxstempel 4 für Bayerns 1. Rayon zeigte aber NICHT an, was in die bayer. Postkasse floss

    ...das habe ich so ja auch nicht geschrieben. Aber wenn es ein franz. Vergütungsstempel mit 4 Dec war, wo bzw. wie sind dann die anderen 4 Dec verrechnet worden ?

    + Gruß !


    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    so dass für Bayern ebenfalls 4 Dec = 12 Kr geblieben sein müssten

    Frankreich kaufte Bayern die Unze Briefe aus dem 1. Rayon für 16x ab. Wenn du also, wie du schreibst, einen Brief von 5g vor dir hast, dann gab es davon 6 auf eine Unze.

    Teilt man nun diese 16x durch 6 Briefe à 5g, so kommt man auf 2,7x je Brief.

    Frankreich schlug einfach auf Briefen des 1. bayer. Rayons die Taxstempel 4 ab, weil sie dann ihre interne Gebühr von Strasbourg/Forbach/Wissembourg bis zum Zielort hinzu rechnen konnten. Hier also 4 Dec. Vertragsstempel und 4 Dec. echtes, französisches Porto (wie für einen Brief von Wissembourg nach Sainte-Marie-aux-Mines).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    zunächst eine Verständnisfrage: Was meinst Du mit "Vertragsstempel" ?

    so kommt man auf 2,7x je Brief.

    ...real für Bayern, das sind dann grob umgerechnet 1 Dec für Bayern, okay. Wenn dann aber nur 4 Dec echtes französisches Porto angefallen sind, wie erklärte dann die französische Post dem französischen Empfänger das Verbleiben der übrigen 3 Dec ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    Zitat

    Was meinst Du mit "Vertragsstempel" ?

    alle Stempel, die in einem Postvertrag angesprochen werden, sind Vertragsstempel, kommen also nur auf Grund vertraglicher Abmachungen vor.

    Im PV von 1822 waren diese Stempel angesprochen worden (4, 5, 7, 9 und 10 Dec. - Stempel), daher nenne ich sie Vertragsstempel.

    Zitat

    wie erklärte dann die französische Post dem französischen Empfänger das Verbleiben der übrigen 3 Dec ?

    Einen Erklärungsbedarf bestand diesbezüglich nie, denn der Empfänger sah nur 8 Decimes, die der Briefträger von ihm wollte. Was die 4 bedeutete, konnte er nicht ahnen (er hatte ja sicher keinen Postvertrag zu Hause liegen). :D

    Selbst wenn der Empfänger gewusst hätte, dass die "4" vertraglich zu stempeln waren, hätte er nur daraus schließen könnten, dass Bayern 4 Dec. und Frankreich auch nur 4 Dec. gewollt hätten und er jetzt die 8 Dec. als Summe der beiderseitigen Portoanteile entrichten musste. Das hatte den Vorteil, dass die franz. Postverwaltung weit mehr kassierte, als sie an Bayern abführen musste, in der Öffentlichkeit aber als gleicher Vertragspartner zu Bayern dastand, nicht als Übervorteiler.

    Dieses Prinzip der Abrechnung bzw. vertraglichen Demonstration ist aber keine bayerische Erfindung gewesen, sondern rührt noch von 1801 her, als die Reichspost = TT mit Frankreich die Tarife aushandelte. Es beruht also auf einer langen Tradition und wurde, was die Portobriefe angeht, sogar mit dem Postvertrag von 1847 noch nicht abgeschafft, weil auch diese anders taxiert, als intern verrechnet wurden. Schein und sein eben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • OK !

    Schon klar, dass der Kunde das nicht (unbedingt) wissen musste, aber für unserereiner erklärt`s ja schon `ne Menge. Da muss man halt erst mal drauf kommen. Und auch wenn Du schon mal an anderer Stelle (post10) auf den Punkt gebracht hat, dass der Vertrag, nicht die Realität maßgeblich war: Ein bischen "tricky" ist das Prinzip ja schon.

    Nun noch der Vollständigkeit halber:

    Bayern vergütete an Frankreich für Briefe aus dem 1. Rayon je Unze 8 Dec. = 24 Kr.


    Verfuhr Bayern hierbei auch nach "Schein und sein" ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    ja, aber du siehst ja, dass Frankreich für Briefe seines Rayons deutlich mehr bekam, als Bayern. Ober sticht Unter, könnte man sagen und die bayer. Empfänger waren froh damals, wenn sie überhaupt Briefe aus Frankreich zügig bekamen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    ja, aber du siehst ja, dass Frankreich für Briefe seines Rayons deutlich mehr bekam, als Bayern.

    ...öhm, sorry, aber ich bin noch nicht ganz drin. Gehen wir mal davon aus, wir hätten zum o.a. 5gr-Brief eine gleichgewichtige CF1R-Antwort aus Sainte-Marie-aux-Mines nach Annweiler: 4 Dec = 12 Kr echtes Porto für die innerfranzösische Beförderung bis Wissembourg.

    Jetzt kauft Bayern den Franzosen die Unze für 8 Dec = 24 Kr ab, wobei wie Du sagst 6 Briefe a 5 gr auf die Unze kommen. 24 Kr durch 6 macht 4 Kr pro Brief. Wieviel Kreuzer Gesamtporto gab Bayern jetzt an den bayerischen Empfänger in Annweiler weiter ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    ich habe leider keinen Rückbrief in die Pfalz, kann aber einen aus dem 1. Rayon Frankreichs in den 3. Rayon Bayerns zeigen.

    Wie du siehst, hat Frankreich 20 Centimes für seine Strecke angesetzt, die Bayern mit 6x im Auslagestempel vermerkte (dazu kam das Inlandsporto nebst Transitgebühren von total 16x, so dass der Empfänger 22x zu zahlen hatte).

    Bayern zahlte aus dem 1. Rayon Frankreichs 24x, so dass, wie du richtig schreibst, ein 5g Brief an Frankerich eine Vergütung von 4x nach sich zog. 6x hatte man aber seinem Empfänger in Rechnung gestellt, doch galt der Grenzpunkt der Portoberechnung für Bayern nun Strasbourg und von Strasbourg bis zur eigenltichen bayer. Grenze waren es noch ein paar Kilometer/Meilen, für die ja jemand zahlen musste, denn die Briefe transitierten entweder Taxis, oder Baden wie hier oder Baden und Württemberg, wenn sie nach Augsburg instradierten. Daher waren die von Bayern angesetzten 6x genau das, was Bayern auch in toto für dergleichen Briefe aus dem 1. Rayon selbst zu zahlen hatte. Ein Gewinn, wie bei den Franzosen, war da nicht drin.

  • Hallo Pälzer,

    da wird der liebe HOS sicher ein paar davon besitzen - du wirst sehen, dass man bayerischerseits das Porto von der Grenze bis zur Zielpost nach dem Tarif vom 1.12.1810 angesetzt hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    Es ist interessant, zu sehen, daß Herr Lantz und Bisler 8 décimes bezahlt haben, für den in Post 44 vorgestellten Brief, aber wenn sie denselben Brief zu Annweiler, frankieren wollten, hätten sie nur 7 décimes bezahlt (4 décimes von Ste Marie aux Mines nach Wissembourg und 3 décimes von Wissembourg nach Annweiler).

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    Wissembourg - Annweiler waren nur 19 km, also für Bayern 3 Kr. (bis 6 Meilen). 3 Decimes = 9 Kr. wäre ein Brief der 5. Gewichtsstufe gewesen (über 35 bis 42,5g).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Emmanuel,

    Wissembourg - Annweiler waren nur 19 km, also für Bayern 3 Kr. (bis 6 Meilen). 3 Decimes = 9 Kr. wäre ein Brief der 5. Gewichtsstufe gewesen (über 35 bis 42,5g).

    Hallo Ralph,
    Du hast Recht, ich habe das Postverzeichnis von 1843 schlecht gelesen.
    Um einen Brief von Wissembourg nach Annweiler zu frankieren, muß man 2 décimes bezahlen.

    Vielle Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber HOS,

    danke für das zeigen dieser beiden Briefe, die gar nicht so häufig vorkommen, wie man vlt. meinen könnte.

    Der obere zeigt 6x für Frankreich (einfaches Gewicht bis 7,5g) und 12x für Bayern. Die Strecke Forbach - Grünstadt betrug genau 101 km = 13,5 Meilen. In der Entfernungsstufe 12 - 18 Meilen sah der Inlandstarif Bayerns 6x hierfür vor. Um auf 12x zu kommen, muss man ein Gewicht von über 1 - 1 1/2 Loth unterstellen. Dann wären, wenn es so gewesen wäre, aber die französischen 6x niemals haltbar, denn deren Progression wäre dann völlig vergessen worden, was ich nicht glaube.

    Der untere Brief kann nicht mit 5 Decimes angesetzt worden sein, weil diese 15x entsprechen, nicht 18x (1 D. war paritätisch 2,85x wert, postalisch wurden 3x gerechnet). Ich denke, dass bei diesen und vielen anderen Briefen Berechnungen zu Grunde lagen, die sich uns heute (noch) nicht erschließen, ungeachtet der internen Berechnungen, die wir ja kennen. Jedenfalls glaube ich nicht an so viele offensichtliche Fehler, sondern eher an Vorschriften, die wir noch nicht kennen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.