PV Bayern - Frankreich zum 1.1.1822 - Briefe hin und her

  • Hallo zusammen,

    was ein Glück, dass die Motte, die an dem nachstehenden Beleg geknabbert haben muss sich nur an dem ersten Buchstaben des als Leitvermerk adressierten Hauptortes im französischen Elsass sattgefressen hat: Mit Gaggenau können wir es so nicht verwechseln und Haggenau ist eine nette Fehlbenennung.

    Ich habe keine Ahnung wie lange diese PROV.LIM.-Geschichte eigentlich zurückreicht, aber man kann diesen postalischen Stempel ja noch einigermaßen erkennen, auch dass das Brieflein im Jahre 1831 befördert wurde. Aber passen dazu überhaupt die einschlägigen Postverträge ?

    Es lief nach der Aufgabe am 21.11.31 in Kusel zunächst nach Homburg (22.11.31), am 23.11.31 bei Forbach über die Grenze. Nehme an der Rundstempel ist ein Bahnpoststempel Metz-Nancy. Ankunft in Bischwiller vermutlich am 24.11.31. Ich meine der Portostempel steht für 3 Decime = 9 Kr wovon sehr wahrscheinlich 3 Kr in Bayern blieben, oder ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    das müsste 1851 heißen, nicht 1831, da gab es den Kuseler Fingerhut noch nicht.

    Nach dem PV vom 1.7.1847 kommen die 3 Decimes hin - auch hier wurde nach Unze verkauft, also je Unze xy Kreuzer bzw. Decimes.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ..okay bk, dann ist jetzt alles klar, im Brief hat man auch ein Datum angegeben, aber das ist nicht wesentlich besser leserlich, als auf den Stempeln.

    Dank + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    heute möchte ich einen Brief zeigen, der etwas außergewöhnlich ist, jedenfalls habe ich keinen zweiten in der Sammlung finden können.

    Geschrieben wurde er im pfälzischen Landau am 28.9.1825 vom Brunder des Empfängers Schattenmann. Der Portobrief wurde über Weissembourg (Stempelfehler, hätte eigentlich Wissembourg heissen sollen) nach Strasbourg geschickt, wofür sich die französische Post 7 Decimes ausbedungen hatte. Aber eigentlich war er gar nicht an Herrn Schattenmann gerichtet, sondern an einen Herrn M?????.

    Beim Versuch der Zustellung und Beikassierung des Portos gab es jedoch das Problem, dass selbiger nicht mehr in Strasbourg weilte, so dass man seinen Namen strich, den aber von Schattenmann beließ und "poste restante Saverne" beifügte.

    Leider gibt es weder weitere Stempel noch Taxen auf dem Brief, so dass ich annehme, Schattenmann hat ihn in Saverne erhalten und für 7 Dec. ausgelöst.

    Weiß jemand, ob der Postdienst "poste restante" in Frankreich kostenpflichtig war und welche Modalitäten mit ihm einher gingen? Das wäre mir für die Beschreibung des Schmankerls schon wichtig.

    Auch die erneute Postaufgabe in " 67 STRASBOURG" mit eigener Abstempelung zog offensichtlich kein weiteres Porto nach sich. Warum?

  • Hallo Ralph,

    Dieser Brief ist an Joseph Mennet geschickt. Kann sein der Bankier Joseph Mennet, der Bankrott im 1825/26 gemacht hat.
    Das Porto dieses Briefes ist 7 décimes (4 von Landau nach Wissembourg und 3, von Wissembourg nach Strasbourg).Es gibt wirklich keinen Fehler im Stempel " Bavière par Weissembourg " weil man in dieser Epoche ebensogut "Weissembourg" schrieb, wie "Wissembourg". Der Empfänger fand sich in Straßburg nicht, die Post hat also ein Nachsenden gemacht.Dieses Nachsenden ist kostenlos, wenn der Brief in den Händen der Post geblieben ist (das heißt, daß der Brief an die Adresse des Empfängers in ihrer Abwesenheit nicht eingereicht gewesen ist).
    Das Nachsenden ist kostenlos, wenn der Brief ein zusätzliches Porto nicht vertragen soll, der durch die größere Distanz bedingt ist, das der Brief eventuell durchlaufen sollte. Hier ist das kein Fall, weil das Porto eines Briefes von Wissembourg nach Saverne auch 3 décime ist.
    Um den Durchgang von Strasbourg anzugeben, hat das Straßburger Postamt sein Stempel geschlagen.
    Der Postlagernd Dienst war in Frankreich während sehr lange vollständig kostenlos (bis zum 1. Mai 1920).

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für diese wertvollen Informationen.

    Mir sagte einmal ein Sammler in Wissembourg, dass "Weissembourg" ein Schreibfehler sei, aber das spielt hier keine große Rolle, weil ich ihn ja mit Weissembourg beschreiben werde und man den Stempel gut sehen kann.

    Poste restante gratis - davon konnte man in Bayern träumen, da kostete es bis Mitte 1867 4 Kreuzer.

    In Deutschland war das Abschlagen des 2. Aufgabestempels ein Zeichen, dass er schon ausgeliefert worden war und daher (eigentlich) eine neue Taxe bekam. Interessant, dass man es in Frankreich ganz anders machte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute ein schnuckeliges Briefchen mit interessantem "Backgrond":

    Ursprünglich als französischer Portobrief von Besancon nach Strasbourg am 13.4.1847 abgeschickt, hatte ihn Besancon mit 5 Decimes taxiert. Der Brief wog 8g (oben links gewogen) und lag daher in der 2. französischen Gewichtsstufe.

    Bei seiner Ankunft nach knapp 200 km am Folgetag konnte er jedoch nicht zugestellt werden. Jetzt saß die franz. Post auf einer Portoforderung von 5 Decimes (knapp 15 Kr.), die keiner zahlen konnte. Es fand sich jedoch jemand, der die neue Anschrift kannte und zwar "Gänsheim par Speiern". Orthographisch korrekt wäre Geinsheim bei Speyer gewesen, aber die Postler damals waren schlau und wussten in der Regel schon, wohin das Baby zu schicken war.

    Nun war es aber ein Auslandsbrief geworden nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 und Frankreich wollte nicht nur 5 Decimes dafür haben,sondern mehr! Ergo stempelte man in der Grenzstadt Strasbourg mit einem C.F.3.R. = Correspondance Francais 3sieme Rayon, also "französischer Brief aus dem 3. Entfernungsrayon" zur Pfalz. Jetzt wurden 18 Kr. angesetzt für den französischen Portoanteil, in denen die ursprünglichen 5 Decimes keine Rolle mehr spielten, denn sie waren obsolet geworden. 18 Kr. entsprachen 6 Decimes, so dass Frankreich noch ein kleines Geschäftchen machte und ihn einfach nach Wissembourg (deutsch: Weißenburg im Elsaß) leitete, wo er am 16.4. ankam.

    Dort sandte man ihn nach Landau i.d.P. (= in der Pfalz) weiter, der Kartenschlußpostexpedition der Pfalz, wo er mit 6 Kr. für die pfälzische Strecke taxiert wurde (bei 8g wäre er in Bayern noch einfach gewesen, weil das halbe Münchener Loth galt und das war 17,5g schwer!). Korrekt wären 4x gewesen für einfache Briefe über 6 - 12 Meilen, aber was solls, wer solche Briefe bekam, zahlte sowieso alles und unübersichtlich war das Brieflein eh schon genug.

    Die vorn notierten 9 Kr. machten noch weniger Sinn und wurden folgerichtig abgestrichen.

    Über Neustadt an der Weinstraße (18.4.) ging es dann von Speyer aus (hier ohne Halbkreisstempel in rot, wie sonst bei dieser Korrespondenz) nach Geinsheim per Landboten, der dafür 3 Kr. verlangte. Folglich sehen wir vorne die Postgebühr von 24 Kr. für den Brief und siegelseitig 3 Kr. Landbotengebühr, so dass man für ihn total 27 Kr. zu bezahlen hatte.

  • Hallo bk,

    Donnerlüttchen, die Pfalz applaudiert, das Drunter und Drauf bzgl. der Taxierung haben reisefreudig Madame d`Heilbmer doch ganz vorzüglich hinbekommen :thumbup: Ein C.F.3.R in Strasbourg abgeschlagen für eine Sendung in die Vorderpfalz sieht man ja dann auch nicht alle Tage. Bei Normaler Zustellung innerfranzösisch 5 Dec = 15 Kr, aufgrund der Nachsendung aufgestockt auf 8 Dec = 24 Kr = 9 Kr Differenz...könnte das mit der vorderseitgen "9" gemeint gewesen sein...vielleicht als Zwischen-Rechenschritt ?

    Gratulation zu diesem Kurvengänger :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    nein - Frankreich schrieb 5 Dec. zuerst nach Strasbourg und dann 18x auf, mehr nicht. Die 9 muss bayerisch sein, weil Bayern mit schwarzer Tinte schrieb und die 5 Dec. ja längst abgestrichen waren.

    Das war ja der Nachteil, im Gegensatz zu heute, wo dank PC alles schnell gelöscht werden kann - was mal falsch drauf steht, bleibt falsch drauf stehen. Da kann man nur noch streichen wie hier.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    vollständig erhaltener Faltbriefbeleg mit etwa 4g Gesamtgewicht, CBR2 mit 9 Decimes oben links in rot und noch einmal 2 Decimes = 6 Kr für den innerbayerischen Transport bis Forbach, machen 11 Decimes für den Empfänger in Harfleur (unmittelbar im östl. Abschluss von Le Harve)...wenn ich mich nicht irre.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein nettes Briefchen - darf ich mal den Inhalt sehen, wenn er noch da ist? :)

    Ich darf leicht korrigieren: C.B.R.2 stand historisch für 5 Decimes bayer. Anteil bis 1841, danach wurden diese Gebührensätze händisch vermerkt - siehe hier 3 Dec. rechnerisch für Bayern (de facto eher weniger), zu denen sich 8 Dec. für Frankreich zu 11 Dec. Gesamtporto gesellten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ...ich werde es bei Frankreich wohl nie lernen, die 3 von der 9 und die 2 von der 4 zu unterscheiden... :S

    Insofern herzlichen Dank für den Beistand von einem geistig minder Bemittelten.

    Inhalt wie erünscht anbei + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    das gibt sich im Lauf der Zeit - gut Ding braucht Weile.

    Danke für den Inhalt - leider nicht die Richtung, die ich erhofft hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo Sammlerfreunde

    habe diesen netten Brief bekommen mit Stempel CBR4, dieser wurde versendet aus München am 13.12.1841 nach Strassbourg, das Porto betrug für den Brief in den 4.Rayon 9 Decimes.(Hoffe das ist richtig :rolleyes: ).
    Der Brief sieht aus wie eine Rechnung wo es um einen Herrn Pfaffenburger in Wasserburg und einen Herrn Weihenböck in Passau geht, kann mir jemand genaueres dazu sagen, ob dies von Interesse ist.
    Auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel von Strassbourg.

    Gruß Rainer

  • Hallo Gernesammler,

    hübscher Brief! Es ging um die Lieferung und Zahlung von Kalbsfellen (Pfaffenberger) und um die üblichen Verrechnungen damals.

    Der Brief wurde mit 7 Dec. für Bayern angesetzt (zuvor 9 Dec., dann noch als Stempel), nachdem man 1841 das Porto bzw. die optischen Porti reduziert hatte.

    Der Empfänger zahlte 9 Dec., so dass es für Frankreich 2 Dec. hierfür gab.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • (zuvor 9 Dec., dann noch als Stempel), nachdem man 1841 das Porto bzw. die optischen Porti reduziert hatte.

    hallo bk

    Danke für die Beschreibung des Briefes, so kann ich Ihn dann auch auf eine Seite ziehen, was noch bleibt: kannst Du mir bitte den oben zitierten Satz erklären.Danke!

    Gruß Rainer

  • Hallo Gernesammler,

    bis 1841 erhielten Briefe aus Bayerns 4. Rayon den Stempel 9 Decimes von Frankreich, der zur Verrechnung diente (Bayern bekam viel weniger, als 9 Dec. für so einen Brief).

    Irgendwann in 1841 wurden diese 9 Dec. Stempel eingezogen, weil man den bayer. Verrechnungsanteil auf 7 Dec. gesenkt hatte. Hierfür wurden aber keine eigenen Stempel angeschafft, so dass wir keine 7 Dec. Stempel für Briefe aus dem 4. bayerischen Rayon kennen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    einfach, weil er mir gefiel, habe ich den hier geschnappt - Dettelbach 15.7.1844 nach Beaune.
    4 Stempel und 2 Notationen waren es mir wert. Oben links meine ich 6g als Gewichtsstufe zu lesen und 12 Decimes waren das Porto. Dazu kam eine Decime für den Landpostboten dort, so dass er eigentlich 13 Decimes zahlte.

    Ich meine, dass die meisten Briefe nach Beaune kein Bestellgeld aufweisen.