Germania - Freistaat (Mi.Nr. 136/51)

  • Hallo zusammen,

    mit diesem Thread möchte ich die Aufmerksamkeit auf eine Ausgabe lenken, die m.E. viel zu wenig Beachtung findet.
    An die Schalter gelangt ist diese Ausgabe erst Ende September 1919 (Ausnahme: Pfalz mit den 4 bekannten Werten zu 2 1/2, 5, 7 1/2 und 10 Pfg. bereits ab 17.5.) und wurde nur 4 Monate (!!) später zum 31.1.1920 schon wieder ungültig. Man findet aber auch nach dem 1.2.20 immer wieder echt gelaufene Belege, teils mit Nachporto - teils ohne.
    In wie weit die Notwendigkeit dieser Ausgabe dem täglichen Bedarf entsprang, vermag ich nicht zu beurteilen. Peter Sem führt in seinem Pfennighandbuch die politischen Hintergründe auf, denen wir diese Ausgabe zu verdanken haben. Wie auch immer man zu dieser Ausgabe steht, Fakt ist, dass sich - neben vielem philatelistisch beeinflusstem Material - auch wunderschöne "Bedarfs"-Belege erhalten haben.
    Einen möchte ich anschließend zeigen:

    10 Pfg. Germania/Freistaat auf einem Einlieferungschein für ein Paket von Landau (Pfalz) 2 - 20.10.1919 nach Würzburg.
    Es soll wohl keine "handvoll" davon geben.

    Ich hoffe, es finden sich in den Beständen der Leserschaft noch mehr interessante Belege mit dieser Ausgabe.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,

    schönes Stück und viele wird es nicht davon geben, schon gar nicht mit dieser Ausgabe. Warum aber musste man 10 Pfennnig zahlen, wenn man ein Paket aufgab?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    lt. "Hörter" wurden in Bayern ab 1873 keine Einlieferungsscheine mehr für gewöhnliche Pakete ausgefertigt. Einlieferungsbestätigungen für diese Pakete konnte der Einlieferer erst wieder ab 1.7.1910 gegen eine Gebühr von 10 Pfg. bekommen.
    Interessant werden solche Belege für die gleichzeitige Aufgabe mehrerer Pakete. Ich hatte so einen Beleg mal von der Landespost in Belgien (1914-1918) für 20 (!) Pakete mit einer Einzelfrankatur der 2,50 Fr. a. 2 Mk. - war/ist vermutlich ein Unikat. Von Bayern habe ich solche Belege noch nicht gesehen - nur immer für einzelne Pakete.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,

    vielen Dank für die Aufklärung - in der Kreuzerzeit war halt alles besser. :thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der das Stück mit den 25 Paketen gern mal gesehen hätte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    von meinem Exemplar habe ich leider keinen Scan mehr, aber im Hörter ist ein adäquates Exemplar vom Deutschen Reich abgebildet - leider nur s/w. Soweit mir bekannt, waren 20 Pakete auf einen Schein die maximal mögliche Zahl. Warum - kann ich Dir leider nicht sagen.

    beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für die Primärquellen - klasse!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Mal wieder etwas zur "Reanimation" des Threads:

    Eilboten-Einschreiben in der 2. Gewichtsstufe (über 20 Gramm) von Waldeck in der Oberpfalz vom 28. Januar 1920 nach München, dargestellt mit einem Dreierstreifen 35 Pfg. und einer Einzelmarke zu 5 Pfg.. (Bf. 30 + Eil 50 + R 30 = 110 Pfg.) Möglicherweise nichts für den "Bedarfs"-Puristen, aber tatsächlich "reiner Bedarf" ist kaum zu finden.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-kemser

  • Liebe Sammlerfreunde,

    in Amberg hatte Herr Weith anscheinend gute Beziehungen zum Postamt, denn er verwendete die erst zum 30. September 1919 verausgabten Briefmarken "Freistaat Bayern Germania" außerhalb der Pfalz, bereits am 27. September 1919 in Amberg. Der Einschreibebrief ging an ihn selbst und ist um 2 1/2 Pfennig überfrankiert.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    nur das geübte Auge findet solche Ausnahmebelege, ich kenne einen Spezi der Materie, der selbst kaum über eine Handvoll solcher berichten kann. Von daher ist eine Überfrankatur derartiger Fälle reichlich relativ zu sehen.

    Gratulation ! :)

    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Tim,

    vielen Dank. Im Sem Handbuch steht: "Die vorhandenen Bestände wurden jedoch zwecks Aufbrauch ab 30.9.1919 an allen Postschaltern (zuerst bei der OPD Regensburg) verkauft. Die 1. und die 2. Auflage gelangten gleichzeitig in Umlauf". Stimmt dies ?. Dann müßte es eigentlich nur Ersttagsbelege vom 30.9.1919 nur in der OPD Regensburg geben, oder ?. Amberg gehörte zur OPD Regensburg.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    die 1. Auflage (einschl. Ganzssachen) wurde nach den mir vorliegenden Dokumenten des Bundesarchivs (Berlin-Lichterfelde) bereits im Mai 1919 an ALLE OPD´s in Bayern ausgeliefert, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. Ich habe die diesbezüglich handschriftlich erfolgten Auslieferungsvermerke der Reichsdruckerei vorliegen. Die sind eindeutig. Von daher kann man eigentlich nicht davon ausgehen, dass (nur) die OPD Regensburg im Rechtsrheinischen am 30.09.1919 als erste über die Werte verfügte. Die Freigabe der Frühausgaben und dem "Rest" der 1. Auflage nur in der Pfalz im Mai 1919 kann im Prinzip nur von allerhöchster Stelle erfolgt sein. Genau dazu fehlen aber noch die einschlägigen Dokumente. Ob die OPD Speyer das evtl. in "Eigenmacht" entschieden hat / entscheiden durfte, ist leider auch unbekannt. Im Landesarchiv Speyer ließ sich nur eine Bemerkung, keine Entscheidung darüber finden.

    Im Sommer 1919, als die Exilregierung aus Bamberg schon wieder zurück nach München gekehrt war und das dort ansässige Postministerium immer noch der Meinung war, der schon im Mai befürchtete Markenmangel würde u.U. überall in Bayern eintreten bzw. sich noch weiter verstärken, gab es deswegen vorsorglich die Anforderung 2. Auflage an die Reichsruckerei. Auch dazu liegen einschlägige Dokumente vor.

    Ab Ende September wurden dann im rechtsrheinischen Bayern beide Auflagen emittiert. Die Freigabe der Früh- und Spätausgaben an die rechtsrheinischen Schalter zum 30.09.1919 kann für alle dortigen OPD`n eigentlich auch nur von allerhöchster Stelle gekommen sein. Auch hier fehlt es leider aber an einschlägigem Archivmaterial. Ich habe mich mit dem Staatsarchiv in München darüber ausgetauscht, man sagte mir dort, dass wegen dem Übergang des bayerischen Postregals an die Reichspost alles an Archivmaterial des ehem. Bayerischen Postministeriums nach Berlin gegangen sei. Ob man dort noch fündig werden kann, so sagte man mir, sei nicht sicher, da durch Kriegseinwirkung leider einiges auf der Strecke geblieben ist.

    Ich werde aber weiter bemüht sein, den Dingen evtl. doch noch auf den Grund zu gehen.

    Lieben Gruß

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Sammlfr eunde,

    hierzu eine zusammenhängend verwendete Doppelkarte - Ganzsache 10 Pfg. Freistaat Bayern - mit Zusatzfrankatur 5 Pfg. (Fernverkehr 15 Pfg.) von Nürnberg nach Büchlberg bei Passau vom 26.12.1919 und zurück von Büchlberg nach Nürnberg am 30.12.1919. Man beachte bei der Fragekarte die Mi.111A (verschobener Aufdruck der 2 1/2 in der Mitte der Marke) und bei der Antwortkarte die 2 Pfg. Germania Deutsches Reich.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Guten Morgen lieber Hermann,

    auch wenn man am Schluss des Inhalts der Hinsendekarte an dem Wunsch sie ungetrennt mit dem Antwortteil zurückzusehenden schlussfolgen kann, dass das teils sammlerisch beeinflusst war, so ist es doch erkennbarer Bedarf. Ich habe eine derartige Kombination noch nicht, insofern alle Wetter, zumal hier auch schon die zum 1.10.1919 ergagenene Portoerhöhung der Fernpoka von 10 auf 15 Pf über die Bühne gegangen war. Es ist ferner interessant so zu erfahren, dass gegen Ende Dezember 1919 ein offenbar immer noch sehr gesteigertes Interesse an echt gelaufenen Stücken bestanden hat.

    Man hat wohl schon gewußt, dass das nicht mehr lange möglich sein wird. Insbesondere vor Verausgabung der gesamten Serie 136/151 am 30.09.1919 im rechtsrheinischen Bayern müssen die schon zum 17.05.1919 in der Pfalz an den Schalter geratenen Frühausgaben (2 1/2, 5, 7 1/2 und 10Pf) einen magischen (Anziehungs-)Wert erfahren haben. So ist mir gerade für einen freundlichen 1/4 $BP eine dahingehend sehr instruktive Ganzsache der 10 Pf Ausgabe in die Hände geraten, die wirklich alles sagt.

    Da verlangt der Speyerer Postsekretär Böhm noch Mitte August 1919 von einem "Kunde" in Essen-Altenessen für einen gestempelten "Satz" der Frühausgaben (Nominalsumme 25 Pf) freundliche 8 MARK. Da er anscheinend genügend in den Vollen schöpfen konnte, gab es das ganze natürlich auch gleich noch auf Briefstücken für 10 Mark und dann waren, wie man sieht, auch die Ganzsachen zu "sammlerfreundlichen" Aufpreisen im "Sammlershop Speyer" zu haben. Das muss bis zur Gesamtemission Anfang Oktober 1919 ein Riesen Geschäft gewesen sein.

    Man muss angesichts dessen und der heute noch vorhandenen Restbestände zunehmend davon ausgehen, dass es nach dem Räteaufstand in München den/einen Markenmangel in Bayern nicht wirklich gegeben hat. In der Pfalz wohl schon, aber nur kurz und lokal, später für das rechtsrheinische Bayern eher die Furcht des Postministeriums davor. Undifferenzierte Pauschalbehauptungen, es habe ihn überhaupt nicht gegeben, sollen damit aber ausdrücklich nicht bestätigt sein. Erinnert sei diesbezüglich bspw. an die Notwertstempel aus KL etc.

    Schönen Gruß

    Tim

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Reco-Ortsbrief aus Pirmasens 2 vom 27.??.1919 mit der klassischen Frühverwendung der Germania-Marken mit Überdruck Freistaat Bayern in der Pfalz.

    Warum hinten der Ankunftsstempel fehlt, weiß ich nicht, aber vlt. war es hektisch dort an dem Tag ...