Päpstliche Nuntiatur in Bayern

  • Hallo zusammen,

    folgenden interessanten (Teil-)Brief möchte ich Euch gerne zeigen:

    Portobrief der päpstlichen Nuntiatur in Münchenv. 29.April 1847 nach Preussen (rs. Ankunftsstpl. Halle). Wenn ich die Taxierungen richtig interpretiere, so kostete der brief 12 kreuzer, umgerechnet 3 1/2 Silbergroschen. Letztere wurden offenbar 2x notiert. Gehe ich richtig mit meiner Annahme ?
    Bemerkenswert, dass die Nuntiatur noch nicht einmal in Bayern Portofreiheit genoss.

    Weitere Infos zur päpstlichen Nuntiatur in Bayern gibt es hier: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44502

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

    • Offizieller Beitrag

    Bemerkenswert, dass die Nuntiatur noch nicht einmal in Bayern Portofreiheit genoss.

    Hallo PK

    Ein interessanter Brief, und ein gleicher habe ich nicht gesehen.

    Eine Portofreiheit war von staatlichen Verbindung abhängig. Ich glaube nicht dass der päpstlichen Nuntiatur irgendwie mit dem Staat verbunden war, wohl eher im Gegenteil.
    Aber das kann sicher Erdinger besser.

    Die Taxierung überlasse ich auch anderen ;)

    Danke fürs Zeigen. :)

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Schorsch,

    es ist so, wie Nils es schreibt - eine Nuntiatur hatte praktisch den Effekt eines Konsulates oder einer Botschaft - und diese waren auch niemals portobefreit - in keinem Land.

    Anders war es im Zielland - dort gab es eine Portobefreiung!

    Bayern notierte also seine 12 Kr. bis Hof auf den Brief, der in Hof erstmalig preußisch behandelt wurde, in dem man die 12 Kr. strich und diese ohne preußisches Porto in 3 1/2 Silbergroschen reduzierte.
    Über Halle (eigener Paketschluß) lief er so zu dem Empfänger, wobei hier Halle die 3 1/2 Sgr. strich, um sie dann wieder neu zu schreiben (für uns heute unlogisch, aber damals häufig vorkommend).

    Aus dieser Korrespondenz kenne ich einige Briefe und zu beachten ist, dass Cöthen (Köthen) eigene Tarife besass (nur in der Vormarkenzeit), so dass bayer. Briefe nach Cöthen etwas besonderes darstellen. Wenn ich meinen oder meine gefunden habe, stelle ich sie hier auch mal ein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    manchmal findet man es schnell, manchmal gar nicht mehr. :( Hier ging es schnell. :)

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    Der früheste, den ich kenne (es mag aber weit frühere durchaus noch geben) ist einer vom 18.4.1840. Auch hier hat München 12 Kr. taxiert (bis 1/2 Loth), die Preußen in 3 1/2 Sgr. reduzierte.
    Die Rötel auf der Siegelseite kann ich nicht sicher interpretieren, jedenfalls hat die Nuntiatur hier hinten gestempelt und vorne "herrschaftlich" geschrieben, aber nicht für die Aufgabepost in München, sondern für Preußen, damit er dort ohne weitere Taxe bleiben sollte.

    Nur dieser hier lief über Langensalza und Halle nach Köthen (Halle stempelte "BAYERN").

    Näher an den Brief vom Schorsch, rein zeitlich betrachtet, kommt dieser hier vom 13.2.1844.

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    Hier wog der Brief über 1/2 bis 1 Loth, so dass er in Bayern mit 12 + 6 Kr. = 18 Kr. taxiert wurde. Demzufolge musste ihn Halle (Kartenschluß, diesmal mit eigenem Stempel hinten) anders reduzieren - jetzt 5 1/4 Sgr.. Auch hier war der Vermerk "herrschaftlich" nicht für Bayern relevant, sondern für Preußen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    ich habe hier einen Brief vom 13.7.1847, bei dem die Taxierungen völlig identisch sind wie beim Brief von Postgeschichte Kemser.

    Seid ihr sicher, dass der Brief in Preußen portofrei war. Nach der modifizierten Taxe vom 1.1.1845 kostete das preußische Porte nach Cöthen 3 Sgr. Sowohl auf meinem Brief als auch auf den Briefen von bayern klassisch wurde dieses Porto auf der Rückseite, warum auch immer, notiert. Ich gehe davon aus, dass der Empfänger insgesamt 6 1/2 Sgr. bezahlen musste.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    auch ein schönes Stück!

    Ich kenne keine preußischen Briefe, bei denen man das Porto auf der Siegelseite angesetzt hätte. Bei meinem schweren Brief mit 18 Kr. für Bayern und der Reduktion auf 5 1/4 Sgr. müssten dann auch 4 1/2 Sgr. notiert worden sein, ich lese aber 4 1/4 Sgr..

    Wenn Preußen diese Porti angesetzt hätte, warum erfolgte keine Addition, damit der Empfänger wusste, was er zu zahlen hatte?

    Leider weiß ich es aber auch nicht ganz sicher und lasse mich gerne eines besseren belehren. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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