Altitalienische Staaten - Toskana

  • Hallo liebe Freunde!

    Absolut nicht mein Sammelgebiet, aber dieser Brief fiel mir vergangenen Sonntag in die Hände, den Schnitt der Marke fand ich ok, der Preis stimmte, von Firenze nach Genova vom 30.5.1855 - mit WZ1 -sollte 7Y sein - wenn ich den Michel von 2001 richtig interpretiere, habe ich ein ziemlich breitrandiges Exemplar erwischt ....

    schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    P.S. sollte jemand Interesse an diesem Brief haben, bitte PN.

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    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Liebe Bayern-Freunde,
    hier ein Brief aus Florenz an einen gewissen Ertel. Kann es sein, dass dieser ein sehr bedeutender Mensch war? Denn ich kann nirgends einen bayrischen Porto-Ansatz finden.
    Im Detail: Der Brief stammt aus dem Jahr 1823, geht über Mantua und Innsbruck nach München. Der Absenderstempel ist von einem florentinischen Museum. Der Stempel "Per Consegna" deutet auf Recommandation hin. Auch die Nummern 14 und 513 weisen darauf hin.
    Österreich rechnet mit Rötel 20 Kr CM Transit (entspricht den PVs) und dazu nochmals 4 Kr (?für die Recommandation, die Österreich gegenüber der Toscana anerkannte?). Bayern müsste zumindest 24 Kr rh an Österreich zahlen und dazu die Inlandsgebühr verrechnen. Tuts aber nicht!? Gibt es dafür eine Erklärung (Adressat)?

    Übrigens rückseitig findet sich gar kein Tarifvermerk. Die Toscana dürfte 6 Crazie angesetzt haben, was dem Tintenkrakel vorderseitig entspricht.

    Liebe Grüße
    Ö-Transit

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ö-Transit

    Ein interessanter Brief, aber leider kann ich wenig helfen.

    Eine Rekomandation konnte man niemals in Rechnung stellen, so hier hat der Empfänger nichts dafür bezahlt.

    Der Empfänger hatte auch kein Portofreiheit.

    Die 6 konnte auch den Porto von Österreichische Grenze bis Bayern sein, ist wohl aber nicht ein typisch bayerischer 6.
    Der Empfänger sollte hier eigentlich 30 Kreuzer bezahlen wenn es die erste Gewichtsstufe war.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber Ö-Transit,

    Nils hat Recht mit dem, was er schreibt. Eine Portofreiheit halte ich für fast ausgeschlossen, außer, Herr Ertl wäre dem Königshaus mal sehr hilfreich zur Hand gegangen, was ich aber nicht weiß.

    Österreich setzte 20x CM für diese Briefe bis 1/2 Loth pauschal an - eine Recommadation änderte hierbei nichts und bayer. Empfänger konnten nicht mit ausländischen Aufgabegebühren für Sonderdienste belastet werden. Für Bayern waren 20x CM = 24x rh. plus 6x für die Strecke innerbayerisch = 30x rh..

    In Fällen, in denen Abrechnung durch Postfächer vorlag, wurden die Porti dem Empfänger zwar belastet, aber nicht (immer) auf dem Brief vermerkt. Dieses Verfahren nannten man "Postrückstände" und wurde für 10 Gulden im Jahr nur "Honoratioren" gewährt, wovon ich hier ausgehen würde. Ich halte einen solchen Fall hier für wahrscheinlich, da er als Direktor einer Firma sicher über viel Eingangspost verfügt haben dürfte.

    Ein toller Brief übrigens und deine Beschreibung halte ich für richtig (die "6" wurde oft so schlecht geschrieben dort).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,


    vielen Dank, das hilft weiter! Diese Form der Pauschalierung gab es in Österreich auch oft und wird zumeist falsch als "Portobefreiung" beschrieben.

    Vielen Dank und beste Grüße
    Ö-Transit

  • Dieser Brief ist ein gutes Beispiel dafür, wieviel in der Postgeschichte unsere Vorstellungskraft ist, oder anders gesagt, wie viel einem unsere Briefe erzählen können, wenn man nur zuhört. Auf den ersten Blick banal: Bologna - Florenz, häufige Destination, zwei eng verbundene Handelsstädte, nicht weit entfernt, auf einer der frequentiertesten Routen. Aber: oft ist das interessante auf der Rückseite, wie in diesem Fall. Wäre dies ein Standardbrief, so wären hinten 5 baj Grenzfranko oben, aber hier steht eine 7 1/2. Wieso? Im Tosti-Tarif von 1844 steht nun drinnen, dass die Post im Grenzrayon von Bologna, Cento und Ferrara, also 3 Städte im Norden der Romagne, in der 2. Gewichtsstufe nicht den vollen Mehrbetrag (also die zweiten fünf bajocchi), sondern nur 50%, also 2 1/2 bajocchi, zahlen. Eine komische Regelung. Und hier der Brief: 7 1/2. Es gibt also diese Briefe nur in die mit diesen Städten 3 direkt angrenzenden Auslandsdestinationen: Lombardei Venetien, Modena und Toskana. Hier also mit Toskana. Ist alles andere als banal, mein erster Brief dorthin, nach fast 20 Jahren Suche... Nett ist auch noch, dass es ein Muster ohne Wert enthielt, wie vorne korrekt beschrieben (Con Mostra di niun Valore), und innen haben wir noch das Muster erhalten, und zwar von geflochtenem Stroh. Das Archiv Isler aus Wohlen/Aargau kennen wir ja, das war wohl ein Ableger des "Kleinen Paris" in der Schweiz. Und wir lernen: Bologna - Florenz, 1 Tag (noch keine Eisenbahn übrigens).

  • Hallo Altitalien,

    das der Tintenkrüppel auf der Siegelseite 7 1/2 darstellen soll, muss man fast dazu schreiben ... :D

    Danke für das Erklären dieses gar nicht banalen Briefes.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Altitalien

    Ich habe erst jetzt dein interessanter Brief gesehen.

    Darf ich mal fragen - du schreibst dass man erst auf die Rückseite diese Reglung beobachten kann. Meine Frage dann ist ob man es auch nicht bei die 6 Crazien Porto sehen kann. Ich nehme an dass es auch i Toscana die 2. Gewichtsstufe war?

    Oder habe ich etwas bei dein Brief missverstanden?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Zwischen dem Kirchenstaat und der Toskana galten unterschiedliche Gewichte (denari): das Gewicht im Kirchenstaat war etwas leichter als in der Toskana, daher ist der Brief in Bologna schon in der nächsten Gewichtsstufe, in Florenz noch einfach.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Altitalien

    Ok, dann verstehe ich auch die Seltenheit :)

    Vielleicht wäre es einfacher diese zu finden wenn die Auktionen öfter die Rückseiten gezeigt hätten.
    Aber viele wäre es so wie so nicht.

    Viele grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    heute möchte ich meinen ersten und leider auch einzigen Markenbrief der Toskana nach Bayern zeigen. Er datiert vom 5.8.1858 und ist mit 4 + 6 Crazie frankiert.

    Aus Florenz ging es über welchen Grenzübergang nach Innsbruck, wo er am 8.5. eintraf. Der AK - Stempel Münchens ist nicht klar, so dass er wohl am 9. oder 10.8. dort eingetroffen sein muss.

    Wer kann etwas zu dem Franko sagen? Von Bayern aus hätte ein einfacher Brief nach Florenz 17x gekostet - 9x für Bayern bis zur österreichischen Ausgangsgrenze und 8x für die Toskana.

    Das ist erst der 2. Markenbrief der Toskana nach Bayern, den ich gesehen habe. Gerne würde ich hier weitere erblicken. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Aufgrund des Österreichisch-Italienischen Postvereins, der durch den PV Österreich - Toskana begründet wurde, mit Wirkung 1.4.1851, betrug das Franko für Briefe aus dem GHzgt Toskana nach Altdeutschen Staaten 10 crazie, 4 crazie für die Toskana und 6 cr für den ÖIPV. Der Brief lief m.M.n. mit dem österreichischen Kurier über Bologna, Mantua, Verona, Bozen, Brenner, Innsbruck.

  • Hallo Altitalien,

    vielen Dank für die Aufklärung - jetzt kann ich ihn beschreiben und mit einem Pendant aufziehen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hier ein schöner Brief der die "via di Bologna" anzeigt, 99% der Briefe haben keinerlei Vermerk, da der österreichische Kurier diese Briefe bis Mailand im geschlossenen Postsack mitnahm. Kam jedoch die Desinfektion inzwischen, wurde der Sack aufgemacht und die Briefe gestempelt. So wie hier im Jahr 1849. Der Brief lief also: Prato, Bologna, Mantua, Mailand (L.T in rot), Chiasso, Zürich, Wohlen. 6 crazie wurden vom Absender bis zur österreichischen Grenze bezahlt. Österreich bekam für den Transit nichts gemäss Vertrag, in Wohlen fielen 18 Kr an, davon 12 Kr an Zürich (1 1/2 von 8, zunächst falsch angeschrieben) und 6 Kr (4 + 2) Beförderung bis in den Kanton Aargau.

  • Hallo Altitalien,

    eine wundervolle Strecke - ich liebe diese farbigen Briefe. :P:P:P

    Wogen sie alle drei gleich? Warum wurden sie dann vom Kirchenstaat unterschiedlich taxiert?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Altitalien,

    vielen Dank für die Aufklärung - nicht immer so ganz einfach für einen "Ortsfremden".

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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