Inlandsbriefe Frankreich

  • Liebe Freunde,

    dass Frankreich auch schöne Inlandsbriefe hat, soll dieser Thread beweisen - also bitte alles hier einstellen, was nicht ins Ausland lief.

    Den Anfang macht ein kleines Damenbriefchen aus Courtenay vom 2.9.1839 nach Paris, das den Empfänger 4 Decimes (für die süddeutschen unter uns waren das 12 Kreuzer!) kostete.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Das ist klar, Frankreich kann sehr schöne Inlandsbriefe anbieten, aber nicht immer leicht zu erklären. Das ist lustig. :P
    Der Fall, den du, vorstellst, ist ziemlich einfach. Aber man kann einige Informationen hinzufügen.
    Das Porto dieses Briefes ist 4 décimes und entspricht einem einfachen Brief auf einer Distanz zwischen 80 und 150 Km zirkulierenden Brief.
    Courtenay (Loiret) - > Paris = 102 Km in direkt Linie.
    Hier ist das porto mit einem Stempel und nicht von Hand materialisiert. Wirklich seit dem 2. Juni 1831 und um die Taxierungsarbeit zu beschleunigen, bekommen alle französisches Postämter im direkte Verbindung mit Paris ein Taxstempel, das das Porto eines einfachen Briefes zwischen dem Postamt und Paris entspricht.
    Die anderen Porto betreffend, mußte man fortsetzen, sie von Hand zu schreiben.
    Gewisse Postämter haben an ihren Kosten der anderen Taxstempel anfertigen lassen.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für diese weiter führenden Hinweise, die ich nicht gewußt habe. Wenn du den Brief möchtest, schenke ich ihn dir für deine tolle Arbeit hier im Forum. Einfach die Adresse per PN zumailen und er geht morgen an dich ab ... :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber mannaro,

    der ist auch nicht ohne! Einfach schöne Briefe aus Frankreich.

    Hier habe ich einen, den ich gestern auf dem Tauschtag von Darmstadt nicht liegen lassen konnte.

    Stempel OR für Origine Rurale (schreibt man das so?), also aus dem Landbezirk einer Postanstalt, hier am 5.12.1862 aus Villefranche-Sur-Saone nach Cannes in dem Departement "Alpes Maritimes".

    Warum hinten nochmals der Stempel von Villefranche am 6.12. abgeschlagen wurde, erklärt uns am besten der liebe vals59, der das sicher weiß. :)

    Sehr schön auch die siegelseitig abgeschlagenen anderen Stempel.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo liebe Freunde!

    Hier ein Brief vom 17.08.1841 von Laval via Saumur + Poitiers nach Aigre.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Hallo Bayern-Nerv,

    Der Empfänger hat 6 décimes bezahlt, für einen Brief weniger als 7.5 g auf einer Distanz zwischen 200 und 300 Km (Tarif von 1. Januar 1828 ).
    Sie ist über Poitiers und Saumur gegangen, was der normale Weg (für die Post) ist, um von Laval nach Aigre zu gehen.

    @Ralph:
    Dein Brief ist 2 Mal in Villefranche gestempelt gewesen, weil sie im Postamt am 5. Dezember in der letzten Postsammlung und nach der Abfahrt der Post postiert gewesen ist. Am nächsten Tag ist sie erneut gestempelt gewesen dann am Kurier gegeben.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für die Erklärung - so wird er jetzt endgültig beschrieben. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liebe Freunde!

    Emmanuel - danke für Deine Erklärungen zu meinem Brief von Laval nach Aigre! :)

    Heute mal ein Exemplar vom 18.05.1841 von Granville, ebenfalls nach Aigre.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Hallo Bayern-Nerv,

    Mit deinem Brief hat der Empfänger 14 décimes bezahlt:
    Brief zwischen 10 und 15 g ( exkl ). auf einer Distanz in direkter Linie von 300 bis 400 Km.
    Das Gewicht ist oben nach links eingeschrieben.
    Jedoch scheint mir die Dauer der Strecke ausnahmsweise lang zu sein: 5 Tage!
    Ich erkläre mich eine genauso lange Strecke nicht.
    Ich habe die 4 Etappen (auf 5) wiedergefunden, daß dieser Brief durchgelaufen ist. Für die Etappe vom 22. Mai ist das Stempel unlesbar.

    An diesem Forum teilzunehmen, erlaubt mir mein Postwortbestand zu verbessern. Im post n ° 7 habe ich über einen "Kurier" gesprochen, weil man in französisch "Courrier" sagt und weil das nichts mit einem schnellen Dienst zu sehen hat.
    In französisch spricht man über "Courrier d'entreprise "(Kurier von einen privat unternehmen) sogar, weil die Postverwaltung Verträge mit Unternehmen hatte, die beauftragt waren, die Postsäcke in den Postämtern zu bringen und wiederzubekommen.
    In diesem Fall ist das Wort " Kurier " angepasst?
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    auch wir im Forum profitieren von deinem Wissen und deiner Hilfe sehr. :)

    Der Begriff "Kurier" ist in der Postgeschichte nur ganz selten sinnvoll, weil Kuriere nichts mit der Post zu tun hatten, sondern professionelle Boten waren, die in der Regel für hohe militärische Personen, oder wichtige Staatspersonen (Fürsten, Magnaten) wichige Dokumente und Briefe transportierten. Mit der öffentlichen Post hatten sie nichts zu tun.

    Ich bin mir aber sicher, dass dich hier jeder verstehen wird.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Emmanuel,

    wenn es der Zusteller / Stadtbote / Landbote bekommen hat, dann kann man wählen, je nachdem, wo der Empfänger wohnte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    Ich glaube, daß wir über dieselbe Sache nicht sprechen.
    In Frankreich zirkulierte die Post vom Weg und der Eisenbahn, wie in Deutschland.
    Vom Weg zirkulierte die Post in Säcken, die mit den Pferdewagen transportiert sind. Diese Pferdwagen waren mit "Courriers" geführt, die ich ungeeignet mit "Kuriere" übersetze. Ihr Rolle bestand, die Post eines Postamtes an andere in einem Bahnhof zu transportieren und umgekehrt. Diese Wagenfahrer waren gar nicht Beamte, sondern lieber die von Privatbetrieben eingestellten Personen, die einen Vertrag mit der Postverwaltung hatten. Sie waren keinesfalls gestattet, der Post zu verteilen, als auch sogar die Postsäcke zu öffnen.Einige Male auf der Seite des Wagens konnte ein Briefkasten eingerichtet sein. Die Bewohner der Gemeinden (außer denjenigen von Postämtern) wo dieses Pferdwagen ging, konnten dort ihre Post abstellen.
    Diese Briefkasten ist " Boîte Mobile " bezeichnet. (Mobile Briefkasten).
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    sorry, da hatte ich dich falsch verstanden. Ich kann nur für Bayern reden, in anderen Staaten wird es sicher anders gewesen sein. Die Briefe, die in den Poststellen gesammelt wurden, wurden von Packern, Trägern oder anderen Postbediensteten, die in der Masse auch Beamte waren, mit Schubkarren bei den größeren Poststellen, oder mit Ledertaschen bei den kleineren Poststellen, zur Bahn gebracht. Das waren nie Private, sondern immer Leute der Post selbst.

    Als es noch Postkutschen gab, kamen die Postkutschen immer direkt zur Poststelle gefahren und tauschte die Postsäcke aus. Da gab es keinen, der dazwischen geschaltet war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liebe Freunde!

    @Emmanuel - danke für Deine Mühewaltung in Post 10!

    Damit der Scanner noch ein wenig Arbeit hat, hier einige weitere Briefe nach Aigre:

    Nantes-Aigre 22.08.1841
    Angouleme-Aigre 01.09.1841
    Paris-Aigre 08.12.1841
    Bordeaux-Aigre 03.08.1841
    Poitiers-Aigre 04.08.1841
    Le Mans-Aigre 08.08.1841
    Charente-Aigre 31.03.1841
    Le Mans-Aigre 07.08.1841

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Liebe Freunde,

    ein kleines Schmankerl möchte ich heute zeigen, welches man thematisch auch nach Bayern verlegen könnte, obwohl es damals ein reiner innerfranzösischer Brief war. In Bitsch schrieb man am 18.6.1809 einen Trauerbrief (schwarzes Siegel) "A Monsieur Monsieru Schüler Notaire Imperial & e A Wolfstein per Expres" mit dem Vermerk "J´ai payé l´Expres de son voyage", wenn ich es richtig lese (bitte mich gerne zu korrigieren, wenn falsch).

    Damit wollte der Absender ausdrücken, dass er den Brief nicht der Post übergab, sondern einem Privaten, der ihn zustellen würde (Bitsch - Wolfstein in der Pfalz = 61 km Luftlinie, das war also gerade mal so an einem Tag zu schaffen) und dafür nichts nachzunehmen hätte, weil der Absender ihn schon für diesen Dienst bezahlt hatte.

    Vergleichbare Briefe kenne ich nicht, würde mich aber über das Einstellen derselben sehr freuen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ich versuche auch mal etwas zu zeigen. Brief aus Poitiers vom Crédit Agricole nach Paris an den Comptoir d’Escompte. Geschrieben am 29 Januar 1874. Datumsstempel nur sehr schlecht lesbar. Frankiert à 70c, Portostufe vom 1.9.1871 für Briefe von 20-25gr. Das Gewicht kommt wohl von den Wechseln die beigefügt waren. Entwertet wurden die Marken mit dem Punkte Nummern Stempel 2915 = Poitiers. Auf der Rückseite ein Paris 1Poste restante 1 Stempel vom 30 janv 74. Interner Firmenstempel des CN im Inneren. Beantwortet wurde das Schreiben am 2 Februar.

  • Auf der Suche nach etwas deutschem, bin ich über folgenden Brief gestolpert. Und ehe er in Vergessenheit gerät :

    Faltbrief des Comptoir national d’Escompte de Paris. Abgestempelt in Paris am 1 sept 1849 nach Grenoble. Ankunftsstempel von Grenoble vom 3 sept 49 auf dem Verso. Frankiert mit 2x 20cts Ceres Marken gemäß Portostufe vom 1.1.1849 für Briefe von7.5 – 15gr. Die beiden Marken wurden mit einem losange grillé entwertet, Stempeltype die 1849 eingeführt wurde.

    Einige Angaben betreff dem Absender:

    Der Comptoir nationale d’escompte de Paris wurde am 10.3.1848 in Paris gegründet. Die Gründungsväter waren Antoine Laurent Pagnerre, Hippolyte Biesta, Louis Hachette, die Brüder Firmin-Didot, Alponse Pinard (der erste Direktor). Niederlassung ab 1852 in der rue Bergère. Eine erste Namenänderung erfolgt 1853. Ab da nur noch Comptoir d’escompte de Paris, da die Comptoirs privatisiert wurden. Die Geschäfte laufen gut, die Bank kann expandieren und gründet Zweigstellen in China-Indien-Japan-Ägypten-Großbritannien. 1889 treten Schwierigkeiten auf. Der Comptoir gerät in Schieflage wegen fehlgeschlagenen Spekulationen des damaligen Direktors. Der Direktor nimmt sich am 5 März das Leben. Am 7 März gibt es einen ‚RUN‘ auf die Schalter. Die Kronik besagt dass es eine Warteschlange von 300 Metern gab, mehr als 300 Leute sollen vor der Bank gewartet haben. Verluste 80 Millionen francs. Die Bank wird im folgedessen aufgelöst. Aber nicht für lange, Neustart am 2 Mai mit neuen Geldern hauptsächlich der Banque de France, wieder unter dem Namen Comptoir nationale d’escompte de Paris kurz CNEP. Dieser Name blieb bestehen bis 1966. Der CNEP und die BNCI Banque nationale pour le commerce et de l’instustrie taten sich zusammen. Aus Fusion entstand die BNP Banque nationale de Paris

    Quelle: Banquiers d'avenir, des comptoirs d'escompte à la naissance de BNP Paribas. Albin Michel , 2000

    Phila-Gruß

    Lulu