Dänische Nummernstempel in Schleswig-Holstein benutzt

  • Hallo zusammen,

    heute ist das Postamt Tönning/Tønning an der Eidermündung auf der Halbinsel Eiderstedt an der Reihe. Tönning hatte seit 1713 ein eigenes Postkontor (Bei meinem letzten Besuch nur noch eine Postagentur in einer Bäckerei). Während der napoleonischen Kriege war Tönning ein wichtiger Hafen für den Schmuggelhandel mit England. Allerdings wurde die Kontinentalsperre dann auch auf Dänemark ausgeweitet. Mit dem Niedergang des 1784 fertiggestellten Eiderkanals (Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals ab Mitte des 19. Jahrhunderts verlor Tönning mehr und mehr an Bedeutung.
    Das Postamt erhielt zum 1.5.1851 zunächst einen stummen Vierringstempel zugeteilt. Nach Vagn Jensen ist díe früheste registrierte Verwendung am 11.12.1851. Am 10.1.1853 erhielt Tönning einen Nummernstempel 74 (früheste Verwendung 20.5.1853). Die Verwendung des Nummernstempels ist bis 26.6.1864 nachgewiesen.
    Ich zeige den Stempel auf einem kleinen Briefstück auf der 4 Sk. Marke der Ausgabe 1854 (Afa/Mi. Nr. 4) 1. Auflage.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    zunächst einmal muss ich mich für einen Fehler entschuldigen, der mir gestern bei der Beschreibung des Poststempels 74 Tönning unterlaufen ist. Es gab natürlich nur einen Nummernstempel 74, die Daten 1851/53 gehören zum Stummen Vierringstempel, den die dänischen Postämter anfangs verwendeten. Der Fehler wird natürlich berichtigt.

    Wyck erhielt im Jahr 1734 eine Postexpedition, die zunächst Tondern unterlegt war. Im Jahr 1743 wurde es dem Postamt Husum zugeordnet und 1813 eigenständiges Postamt.
    Am 1.5.1851 wurde dem Postamt ein stummer Vierringstempel zugeteilt, die Verwendung ist vom 11.9.1851 bis 4.11.1852 nachgewiesen. Der Stempel wurde am 15.1.1853 eingezogen. Der Nummernstempel 79 wurde wohl kurz vor dem 15.1.1853 zugeteilt, seine Verwendung ist vom 1.2.1853 bis 31.10.1863 nachgewiesen (Alle Angaben nach Vagn Jensen).
    Die Insel Föhr wurde von dänischen Truppen unter Kapitänleutnant Otto Chr. Hammer bis zum 18. Juli 1864 gegen die Preußen und Österreicher gehalten (Max Meedom: Postbesørgelsen under 1864-krigen).
    Ich habe den Stempel 79 leider nur auf einer 4 Sk. Marke der Ausgabe 1857, 2. Auflage (Afa/Mi. Nr. 7).

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    vielen Dank für die vielen Zusatzinformationen zu den Stempeln.
    Entweder ich muss mir den "Jensen" auch besorgen oder ich warte ab, bis du hier alle Stempel so ausführlich vorgestellt hast ;)

    Du scheinst dich jetzt von Nummer zu Nummer vorzuarbeiten.
    Ich bin gespannt auf Aeröskjöbing ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Moin nordlicht,

    richtig gesehen, ich arbeite mich so langsam den Nummernstempeln folgend durch Schleswig-Holstein.

    Den Stempelkatalog von Vagn Jensen gab es wohl mal in einer gedruckten Version, zumindest habe ich ihn gedruckt (mehrere Bände) vor Jahren bei einem Besuch in Vejle in der dortigen Klubbibliothek gesehen. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass er jemals irgendwo zum Kauf angeboten wurde (und ich achte immer auf Literaturangebote). Als Mitglied des Kopenhagener Briefmarkenclubs KPK habe ich zum Glück Zugriff auf den elektronischen Katalog, den Vagn Jensen irgendwann KPK gestiftet hat. Eine honorige Stiftung und ein ungemein wertvolles Hilfsmittel.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    nordlicht hatte es schon verraten, auch Ärösköbing/Ærøskøbing war ehedem ein Teil des Herzogtums Schleswig. Die Insel Ärö/Ærø wurde von den Preußen und Österreichern im 1864er Krieg nicht besetzt und war auch weitestgehend dänischsprachig (mit weitestgehend möchte ich ausdrücken, dass sich eventuell einzelne deutsche Familien als Kaufleute oder Handwerker auf der Insel niedergelassen haben könnten). Im Frieden von Wien kam die Insel Ärö/Ærø am 30.10.1864 zum Königreich Dänemark.

    Die Postversorgung der Insel wurde erstmals 1734 geregelt, alle Sendungen auf die Insel waren über Odense zu leiten. Im Jahr 1749 erhielt der Hauptort Ærøskiøbing ein eigenes Briefpostamt das immer noch Odense unterlegt war. Nachdem das Postamt Svendborg im Jahr 1804 zum Hauptpostkontor erhoben wurde, wurde Ærøskiøbing Svendborg unterlegt. Im Jahr 1810 wurde Ærøskiøbing eigenständiges Hauptpostamt. (Jensen, Kaaber, Jessen: Danmarks Posthuse 1624-1989)

    Ærøskiøbing wurde am 1.Mai 1851 ein stummer Vierringsstempel zugeteilt, die Verwendung ist vom 4.7.1851 bis 21.6.1852 nachgewiesen. Im Januar 1853 wurde der Nummernstempel Nr. 80 an das Postamt geliefert, hier ist die Verwendung vom 7.3.1853 bis zum 12.1.1881 dokumentiert.

    Ich zeige den Stempel auf den 4 Sk. Marken der Ausgabe 1854 und 1857 (Afa/ Mi. Nr 4, 1. Auflage und Nr. 7, 2. Auflage). Außerdem auf einer Postanweisung über 5 Reichsbankthaler nach Kopenhagen aus dem Jahr 1856, frankiert mit einer 4 Sk Ausgabe 1854, 3. Auflage. Postanweisungsgebühr(4 Sk.) und Postscheingebühr (2 Sk.) wurden bar erhoben (Vorschrift)

    Ach ja, die Schreibweise Ærøskiøbing wurde 1919 in Ærøskøbing geändert.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    der Brief ist ein Traumstück !!!
    Wenn Du davon mal einen zweiten siehst, sag mir bitte bescheid :)

    Hallo preussensammler,

    in der Regel dürften die dänischen Stempel auf preußischen Marken von Schiffspostbriefen kommen, wenn die Stempelung erst im dänischen Hafen erfolgte.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,

    mit meinem letzten Beitrag zum Nummernstempel 80 Ærøskiøbing sind die Nummernstempel der Postämter des Herzogtums Schleswig abgeschlossen. Hier konnte ich fast alle Stempel zumindest mit einer Marke dokumentieren. In den folgenden Beiträgen werde ich mich mit den Postexpeditionen des Herzogtums Schleswig befassen. Hier wird in rechnungsführende Postexpeditionen (Nr. 81 - 94) und nicht rechnungsführende Postexpeditionen unterschieden (Nr. 95 - 112).
    Leider bin ich derzeit nicht in der Lage "fast" alle Stempel zu dokumentieren, meine Sammlung ist hier noch sehr lückenhaft da sich mein Sammlerinteresse in den letzten Jahren von der Klassik wegbewegt hat. Aber eventuell können andere Mitglieder den einen oder anderen fehlenden Stempel beisteuern.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    gleich der erste Stempel der schleswigschen Postexpeditionen fehlt in meiner Sammlung :(

    Es handelt sich um Aarøsund /Aarösund, ein kleiner Hafenort östlich von Haderslev / Hadersleben am gleichnamigen Sund an der Ostsee gelegen. Von hier aus bestand eine Schiffsverbindung nach Assens auf der Insel Fyn /Fünen. Die Postexpedition wurde 1764 eingerichtet und war teils Haderslev teils Assens unterlegt. Im Jahr 1859 änderten die Dänen die Schreibweise von Aarøsund in Orøsund (aa wir wie o ausgesprochen un heute zumeist å geschrieben, die meisten Orte blieben bei der alten Schreibweise, z. B. Aabenraa). Die Preußen machten 1864 aus Orøsund Aarösund und 1920 wurde nach der Wiedervereinigung Nordschleswigs mit Dänemark wieder Aarøsund als Schreibweise eingeführt.
    Die Postexpedition bekam zum 1.5.1851 einen stummen Vierring mit Punkt zugeteilt, der am 18.1.1853 einzogen wurde. Vagn Jensen konnte bislang kein Verwendungsdatum auf Brief registrieren. Kurz vor Ablieferung des Stummen Stempels dürfte der Nummenstempel 81 ausgeliefert worden sein. Hier wird als Frühdatum der 28.8.1854 genannt, die letzte registrierte Verwendung ist der 30.8.1863. Der Stempel gehört zu den großen Seltenheiten.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    die nächste schleswigsche Postexpedition ist Garding, sie bekam den Nummernstempel 83 zugeteilt. Nordlicht hat ja in Beitrag 37 schon ein wunderschönes Exemplar dieses Stempels vorgestellt.
    Garding wurde nach meiner Kenntnis erstmals 1734 in einer Postvorschrift erwähnt, demnach war Post nach Garding auf Tönning zu kartieren.
    Im Jahr 1833 gab es in Garding bereits eine eigene nicht rechnungsführende Poststelle, die mit Jahresbeginn 1844 zur Postexpedition erhoben wurde. (JKE: Danmarks Posthuse 1624-1989)
    Wie die anderen schleswigschen Postanstalten erhielt auch Garding zum 1.5.1851 einen stummen Vierringstempel mit Punkt zugeteilt dessen früheste datierte Verwendung allerdings erst vom 7.6.1852 herrührt. Die späteste registrierte Verwendung ist dann bereits der 6.10.1852. Eingezogen wurde dieser Stempel erst zum 1.6.1853.
    Der Nummernstempel 83 ist wohl Ende Januar an die Postexpedition Garding geliefert worden. Die Anwendung dieses Stempels ist vom 3.9.1853 bis 2.3.1864 nachgewiesen. (Quelle wie üblich: Vagn Jensen)
    Ich zeige den Stempel auf den 4 Sk. Marken der Ausgaben 1854 und 1857, und zwar Afa 4 II.Auflage und Afa 7 IV. Auflage (Michel-Hauptnummer identisch)

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    super Beiträge, weiter so, ich freue mich schon auf die nächsten :thumbup:

    Gruss

    senziger

  • Hallo DKKW,

    sehe ich genauso wie senziger !

    Sicherheitshalber für das richtige Verständnis nachgefragt:
    wenn Du von den Anwendungszeiten der Stempel schreibst, meinst du das dann immer nur bezogen auf die dänische Zeit bzw. auf die dänischen Marken?

    Aufgefallen ist mir das am Nummernstempel aus Garding, der auch nach März 1864 weiter benutzt wurde ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    ich zitiere nur den derzeitigen Stand der Katalogisierung bei Vagn Jensen, die ARGE nennt ja leider keine Verwendungsdaten bei den stummen Stempeln bzw. den Nummernstempeln. Da er meinen Elmshorn-Brief mit der SH 7 als Spätdatum nennt, umfasst seine Katalogisierung auch die Verwendung auf SH-Marken. Ich vermute aber, dass er nur eindeutig datierbare Belege akzeptiert.
    Sollten hier frühere bzw. spätere Verwendungsdaten bekannt sein, dann bitte ich diese Belege hier einzuscannen. Ich würde dann Vagn Bescheid geben dass in unserem Forum neue Früh- oder Spätverwendungen dokumentiert sind. Seine Stempeldatei wird mindestens einmal jährlich aktualisiert.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    wieder ein Stempel, den ich vorläufig schuldig bleiben muss. :( Vielleicht kann ein anderes Forumsmitglied aushelfen.

    Im Jahr 1771 wird eine nichtrechnungsführende Postexpedition Højer/Hoyer erwähnt, die dem Postkontor Tønder/Tondern unterlegt war. Erst im Jahr 1851 und zwar am 27.4. wird Højer zur rechnungsführenden Postexpedition erhoben. Also kurz vor Einführung dänischer Briefmarken in Schleswig!
    Dementsprechend erhielt Højer am 1.5.1851 einen stummen Vierringstempel mit Punkt zugeteilt. Die Verwendung ist nur vom 22.6. bis 14.12.1851 nachgewiesen, dabei wurde der Stempel erst zum 5.2.1853 eingezogen!
    Wohl Ende Januar 1853 erhielt die Postexpedition den Nummernstempel 85 zugeteilt. Als Verwendungsdaten werden von Vagn Jensen der 3.4.1853 bis 23.7.1864 genannt. Das Letztdatum muss eine Verwendung auf SH-Marke sein.
    Quellen wie üblich: ARGE SH Stempelhandbuch, JKE: Danmarks Posthuse 1624-1989 und Vagn Jensens Stempelkatalog (http://www.kpk.dk / nur KPK-Mitgliedern zugänglich)

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    heute kommen wir zur Postexpedition im kleinen nordfriesischen Städtchen Leck, bei der ich auch mal wieder einen Stempelabschlag beisteuern kann, auch wenn es sich nicht um einen Luxusabschlag handelt.

    Leck wird erstmals im Jahr 1844 als nicht rechnungslegende Postexpedition erwähnt. Kurz vor Einführung dänischer Briefmarken wird diese am 27.4.1851 zur rechnungsführenden Postexpedition erhoben. Wie bei den anderen schleswigschen Postanstalten erhält auch die Postexpedition Leck am 1.5.1851 einen stummen Vierringstempel mit Punkt zugeteilt. Dieser ist bislang nur vom 11.3.1852 nachgewiesen! Anfang 1853 erhielt die Postexpedition den Nummernstempel 86, die Verwendung ist vom 24.1.1853 bis 24.5.1864 nachgewiesen.

    Ich kann den Nummernstempel nur mit einem Briefstück mit der 4 Sk.Marke Ausgabe 1857 (Afa/Mi. Nr. 7, 2. Auflage) belegen.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    heute berichte ich über die Postexpedition Løgumkloster/Lügumkloster.

    Das kleine Städtchen liegt in Sønderjylland/Nordschleswig nordöstlich von Tønder/Tondern. In einer Verordnung vom 31.12.1734 heisst es, dass Post nach Lügumkloster auf Tondern zu kartieren ist. Zum 1.1.1798 wird die Kartierung auf das Postamt Apenrade geändert. Im Jahr 1833 bestand bereits eine nicht rechnungsführende Postexpedition, diese wird zum 1.1.1844 zur rechnungsführenden Postexpedition erhoben. (JKE)
    Wie die anderen schleswigschen Postanstalten erhält auch Lügumkloster zum 1.5.1851 einen stummen Vierringstempel mit Punkt. Nachgewiesen ist die Verwendung des Stempels vom 20.07.1851 bis 31.10.1852 (inzwischen habe ich festgestellt, dass im aktuellen ARGE Stempelhandbuch auch die Verwendungsnachweise abgedruckt sind, ich werde künftig immer den größeren Zeitraum zitieren mit dem Hinweis VJ für Vagn Jensen oder ARGE für das Stempelhandbuch. Hier stimmen beide überein).
    Der Stumme Vierringstempel wurde am 2.2.1853 eingezogen, Ende Januar 1853 erhielt die Postexpedition den Nummernstempel 87 zugewiesen. Hier ist die Verwendung vom 6.2.1853 bis zum 3.7.1864 nachgewiesen (VJ, ARGE)
    Senziger hat den Stempel im Beitrag Nr. 30 ja schon sehr schön auf der 4 Sk. Ausgabe 1854 präsentiert. Ich zeige den Stempel auf den 4 Sk. Marken der Ausgabe 1854 und 1857 (Afa Nr. 4VI und 7 IIIb). Wie an allen drei gezeigten Exemplaren erkennbar gehörte die Postexpedition Lügumkloster zu den "Schönstemplern"

    Viele Grüße
    DKKW