Dänische Nummernstempel in Schleswig-Holstein benutzt

  • Hallo zusammen,

    nach ziemlich langer Pause, die zum einen meiner beruflichen Tätigkeit, zum anderen aber auch dem Warten auf einige passende Marken geschuldet war, mache ich heute mit den Nummernstempeln des Herzogtums Lauenburg weiter. Der Nummernkreis des Herzogtums umfasste die Nummern 148 bis 153. Die Stempel der drei Postkontore Lauenburg, Mölln und Ratzeburg sind nicht so häufig, die Stempel der drei Postexpeditionen Büchen, Schwarzenbeck und Friedrichsruhe sind selten bis sehr selten.

    Die Stadt Lauenburg geht auf die von Bernhard von Askanien im Jahr 1182 errichtete Lavenburg zurück. Der Name ist wohl slawischen Ursprungs und bezieht sich auf die slawische Bezeichnung des Flusses Elbe (Lawe). Die Stadt selbst wurde vermutlich vom Dänenkönig Knut VI im Jahr 1209 gegründet. Hier streiten die Historiker (Kann ja nicht sein, erst ein slawischer Namensursprung und dann noch von den Dänen gegründet, :D )
    Im Jahr 1260 erhielt Lauenburg Stadtrecht. Bis 1689 war Lauenburg Residenzstadt (neben Ratzeburg) des Herzogtums Sachsen-Lauenburg). Nach dem Aussterben der Askanier kam Lauenburg zu Hannover. Im Zuge der Besetzung Norddeutschlands durch die Franzosen im Jahr 1803 kam Lauenburg für einige Jahre zu Preußen dann zum Königreich Westfalen und schließlich im Jahr 1810 zu Frankreich, dann wohl wieder zu Hannover bis es 1816 die Dänen im Tausch gegen Vorpommern erwarben. Während des 1. Deutsch-Dänischen Krieges 1848-1850 blieb Lauenburg neutral und stellte sich unter Verwaltung des Deutschen Bundes. 1864 von den Preußen besetzt kommt das Herzogtum zunächst unter gemeinsame preussisch-österreichische Verwaltung und im Jahr 1865 als erstes der drei Herzogtümer zu Preußen. Lauenburg hat heute 11.220 Einwohner. (Wikipedia)

    In Lauenburg war wohl seit 1737 eine königl. churfürstlich Hannoversche Post ansässig, nach 1803 gab es wohl auch mal kurzzeitig eine lauenburgische Post und zwischen 1811 und 1813 war die französische Post in Lauenburg tätig. Nach einem kurzen erneuten Intermezzo der hannoverschen Post kam Lauenburg am 26.7.1816 zu Dänemark. Die Postexpedition wurde spätestens am 21.1.1817 vom dänischen Postwesen übernommen. Im Jahr 1838 wurde die Postexpedition zum Postkontor erhoben. Am 12.1.1864 übernahm die schleswig-holsteinische Landespost die Posteinrichtungen, sie wurde am 17.11.1864 von der preussischen Post abgelöst (JKE und ARGE)

    Am 1.7.1853 wurde dem Postkontor Lauenburg der Nummernstempel 148 zugeteilt. Stempelabschläge (ausschließlich schwarz) sind vom 3.2.1854 bis 28.4.1865 registriert. (VJ und ARGE)

    Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, das Vagn Jensen, der unumstrittene "Stempelpapst" der dänischen Philatelie, nach längerer Krankheit am 23.12.2011 verstorben ist. Ehre seinem Angedenken.

    Mit freundlichen Grüßen
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    auf 148 folgt 149 und damit Mölln. Mölln als Eulenspiegelstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg gelegen hat heute knapp 18.500 Einwohner. Die Gründung geht wohl auf die Zeit nach der Niederwerfung der slawischen Wenden um 1165-1180 zurück. Im Jahr 1188 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt. 1201 fällt Mölln an Dänemark und schon ein Jahr später gewährt König Waldenmar lübisches Stadtrecht. Nach der dänischen Niederlage bei Bornhöved im Jahr 1227 kommt Mölln unter die Herrschaft der Herzöge von Sachsen-Lauenburg. Die Stadt profitierte von der Lage an der Salzstrasse sowie dem schon 1398 fertiggestellten Stecknitzkanal, der die Elbe mit Lübeck verband. Mölln war immer wieder Zankapfel zwischen der Hansestadt Lübeck und den Herzögen von Sachsen-Lauenburg. Nach dem Aussterben der Sachsen-Lauenburger kommt es zu vielen Besitzwechseln, darunter auch die Franzosenzeit von 1810 bis 1813. Danach fällt Lauenburg an Hannover, anschließend im Tausch gegen Ostfriesland an Preußen die es ihrerseits gegen Vorpommern an die Dänen vertauschen. Unterbrochen vom 1. Deutsch-Dänischen Krieg, in dem Lauenburg sich nicht am holsteinischen Aufstand beteiligte sondern sich unter die Verwaltung des Deutschen Bundes stellte, blieb Lauenburg und damit Mölln bis 1864 dänisch. (http://www.moelln.de, Wikipedia)
    In Mölln gab es wohl seit 1737 eine Königl. Churfürstl. Hannoversche Posteinrichtung, in der französischen Zeit übernahm die frnazösische Post das Postamt, nach dem 9.6.1813 bis zur Übergabe an die dänische Post am 18.7.1816(!) war wieder die Hannoversche Post für Mölln zuständig. Diese führte Mölln zunächst als Postexpedition, ab 1845 als Postkontor.
    (JKE und ARGE)
    Am 1.7.1853 erhielt das Postkontor Mölln den Nummernstempel 149 zugeteilt, Abschläge (schwarz) sind vom 26.09.1853 bis 07.12.1862 registriert. (VJ)

    Ich kann den Stempel auf einer 4 Sk. Marke der Ausgabe 1854 zeigen (Afa 4 II).

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    nach ganz langer Pause setze ich meine Serie dänische Nummernstempel in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg fort.

    Der Nummernstempel 150 wurde dem Postkontor Ratzeburg zugeteilt. Ratzeburg ist heute die Kreisstadt des Landkreises Herzogtum Lauenburg und hat 13.662 Einwohner (31.12.2011/Wikipedia). Die Stadt geht zurück auf die Burg des slawischen Obotritenstammesfürsten Ratibor, auch Ratze genannt. Er bewohnte im 11. Jahrhundert einen slawischen Ringwall auf der Insel im Ratzeburger See. Nachdem die slawischen Stämme durch mehrere "Kreuzzüge" germanisiert und christianisiert wurden, wurde Heinrich von Badewinde erster Graf von Ratzeburg. Im Jahr 1296 kam Ratzeburg unter die Herrschaft des Herzogtums Sachsen-Lauenburg. 1689 fiel die Stadt zusammen mit dem Herzogtum an das Haus Lüneburg-Celle. Die Herzöge liessen das alte Schloss abreissen und Ratzeburg zur Festung ausbauen. Dies fassten die Dänen als Affront auf und zerstörten die Stadt 1693 nahezu vollständig. Die Stadt wurde als geometrische barocke Stadt wiederaufgebaut, als Vorbild galt Mannheim! Während der napoleonischen Zeit verarmte die Stadt völlig.

    Eine erste postalische Einrichtung wurde wohl 1737 von der Königlich Kurfürstlich Hannoverschen Post geschaffen. Diese bestand bis 1810. Nach einem kurzen Zwischenspiel der lauenburgischen Post übernahm im Jahre 1811 die französische Post die Regie beim Ratzeburger Postamt. Diese wurde 1813 durch die Hannoversche Post abgelöst, die wiederum am 16.7.1816 der dänischen Post weichen musste. Die dänische Postexpedition kartierte zunächst auf das Lübecker Hauptpostamt, erst im Jahr 1838 wurde Ratzeburg ein eigenständiges Postkontor. Das Herzogtum Lauenburg im 1848er Krieg verhielt sich neutral und flüchtete sich unter sie Statthalterschaft des Deutschen Bundes. Anscheinend blieb es bei den dänischen Postbestimmungen. Vermutlich unterstanden die lauenburgischen Posteinrichtungen dem Statthalter und nicht dem dänischen Generalpostdirektorat, denn am 15.4.1852 übernahm wieder das Dänische Postwesen die Verwaltung und am 1.7.1853 wurde dem Postkontor der Nummerstempel 150 zugeteilt. Die Verwendung ist vom 3.8.1853 bis zum 4.2.1865 nachgewiesen.
    Am 6.11864 wurde das Postamt von der schleswig-holsteinischen Landespost übernommen und am 30.10.1864 offiziell von der dänischen Post abgetreten.

    Ich zeige den Nummernstempel 150 auf einem Exemplar der 4 Sk. Marke Ausgabe 1858.

    Viele Grüße
    DKKW

    Bilder

    Einmal editiert, zuletzt von DKKW (10. November 2012 um 14:08) aus folgendem Grund: Korrektur der Aussage zu den Postverhälnissen 1848 bis 1852. Hier wurde eine Angabe aus Sekundärliteratur ohne weitere Überprüfung übernommen. Allerdings findet man zu den tatsächlichen Postverhältnissen im Herzogtum Lauenburg zwischen 1848 - 1852 praktisch keine Aussagen. Vielleicht steht dazu etwas in Höpfners "Postgeschichte des Herzogtums Lauenburg" Dieses Werk fehlt allerdings in meiner Bibliothek.

  • Hallo DKKW,

    vielen Dank für die Veranschaulichung und Erklärung der äußerst wechselhaften Postgeschichte in Ratzeburg (und den anderen Orten, an denen dir das genau so gut gelungen ist). Wo sonst bekäme man Geschichte und Postgeschichte zu anschaulich zusammen geführt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    in Roskilde konnte ich bei Asger Møller den wahrscheinlich schönsten existierenden Brief mit der 4 RBS (Afa 1IIa) aus Elmshorn mit dem Nummernstempel 114 erwerben. Der Brief trägt den Antiqua-Kreisstempel "Elmshorn 7.7. -" Laut Attest und Aussage von Carl Aage Møller (Asgers Vater) stammt dieser Brief höchstwahrscheinlich aus dem Jahr 1853 und damit aus der 1. Verwendungswoche der Nummernstempel im Herzogtum Holstein. Wenn ich meine Briefe aus der Zeit als Vergleich heranziehe, dann ist an der Theorie was dran, die Abnutzung des Stempels in späterer Zeit ist bereits deutlich weiter fortgeschritten.

    Der Beitrag Nr. 75 auf Seite 4 wurde aktualisiert.

    Viele Grüße
    DKKW

    Einmal editiert, zuletzt von DKKW (26. Juli 2013 um 22:29)

  • Hallo zusammen,

    aufgrund einer Nachfrage von Mitglied Nordlicht habe ich meinen Beitrag 148 korrigiert. Allerdings bleiben Fragen offen, da die Aussagen zum Postwesen im Herzogtum Lauenburg in der Zeit von 1848-1852 in der Sekundärliteratur dürftig und widersprüchlich sind.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    In Höpfners "Postgeschichte des Herzogtums Lauenburg" steht es nicht glasklar, aber folgendes:
    "Lauenburg (hatte) ... eine eigene Administrationskommission, die von der provisorischen Regierung für Holstein unabhängig war. Die (schleswig-holsteinische) Postreform wurde deshalb im Herzogtum Lauenburg auch nicht durchgeführt. Lediglich eine Regulierung der Post-Taxe wurde infolge der Einführung des "Vierzehn-Thalerfußes" als Landesmünzfuß für das Herzogtum erforderlich."

    Daraus schließe ich, dass in Lauenburg eigene, in Landeswährung lautende, Post-Taxen gültig waren (bis zur dänischen Postreform 1853).

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,

    heute erzähle ich ein wenig über Büchen und seine Postgeschichte bis 1865.

    Büchen, bzw. die Dörfer aus denen das spätere Büchen hervorging, lassen sich bis ins frühe Mittelalter zurückverfolgen. Die frühesten Daten gehen auf die Errichtung von Kirchen in Pötrau (nach 1158 ) und Büchen-Dorf (um 1200) zurück. Um 1230 finden die Dörfer erstmals im Ratzeburger Zehntregister erwähnt. Da Büchen im Herzogtum Lauenburg relativ zentral gelegen war, wurde es ab etwa 1550 Tagungsort der lauenburgischen Landtage. Büchen hat schwer unter den Plünderungen und Brandschatzungen des 30-jährigen Krieges zu leiden. Im Jahr 1706 wird das Herzogtum und damit auch Büchen hannoveranisch. Im Jahr 1803 französisch besetzt wird das Herzogtum 1806 Teil des Königreichs Westfalen und im Jahr 1810 Teil des französischen Kaiserreiches. Im Jahr 1813 drängen deutsche und russische Truppen die Franzosen aus dem Land. Im Jahr 1815 kommt das Herzogtum unter dänische Herrschaft. 1846 wird die Eisenbahnstrecke Hamburg-Berlin eröffnet und im Jahr 1851 folgen die Strecken Büchen-Lübeck und Büchen-Lauenburg. Um den Bahnhof herum entsteht eine Siedlung. In der Zeit des schleswig-holsteinischen Aufstands wird Lauenburg und damit auch Büchen von einem Statthalter des Deutschen Bundes verwaltet. Im Jahr 1864 wird Lauenburg von den Bundestruppen besetzt und in Folge des Gasteiner Abkommens im Jahr 1865 preussisch. (http://www.goedeke-buechen.de)

    Am 10. Mai 1737 entsteht in Büchen eine Einrichtung der Churfürstlich Hannoverschen Post. In den Jahren 1806 bis 1810 unterliegt Büchen der Westfälischen Post und in den Jahren 1810 bis 1813 der französischen Post. von 1813 bis zum 15.07.1816 untersteht Büchen wieder der hannoveranischen Post. Am 16.07.1816 übernimmt die dänische Post Büchen als Postexpedition, Post nach Büchen ist auf Lübeck zu kartieren. Im Jahr 1838 wird Büchen Postkontor, dieses wird im Jahr 1845 zur Postexpedition zurückgestuft, das bleibt so bis zur Besetzung durch die Bundestruppen. (JKE und ARGE)

    Büchen erhält am 1.7.1853 den Nummerstempel 151 zugeteilt. Die Verwendung ist vom 31.05.1854 bis zum 21.05.1863 belegt (allerdings ist der Stempel auch noch auf SH-Marken bekannt). Es sind nur Abschläge in schwarz registriert. (VJ und ARGE)

    Der Stempel Nr. 151 aus Büchen fehlt in meiner Sammlung.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    heute gehen wir von Büchen ein kleines Stück westwärts nach Schwarzenbeck (heute Schwarzenbek). Heutzutage ist Schwarzenbek eine Kleinstadt (Stadtrecht seit 1953) mit gut 15.000 Einwohnern im Landkreis Herzogtum Lauenburg.

    Schwarzenbeck geht auf eine Rodungssiedlung im Grenzurwald (Limes Saxoniae) zwischen Sachsen und Slawen im 13. Jahrhundert zurück. Gründungs- und Herrschaftsfamilie waren die Wulfs an der schwarzen Beke. Sie beherrschten den Ort bis zu ihrem Aussterben im späten 15. Jahrhundert. Danach fiel Schwarzenbeck an das Herzogtum Lauenburg, dessen wechselvolle Geschichte wurde hier schon mehrfach beschrieben.

    In Schwarzenbeck wurde am 1. Mai 1838 ein Postexpedition der dänischen Post errichtet. Nach der Zeit der Statthalterschaft des Deutschen Bundes (1848 - 1852) blieb Schwarzenbeck Postexpedition bis zur Besetzung durch Bundestruppen im Jahr 1863/64. Am 1.7.1853 wurde der Postexpedition der Nummernstempel 152 zugeteilt. Die Verwendung ist vom 20.3.1854 bis zum 2.1.1864 nachgewiesen. Es sind ausschließlich Stempelabschläge in schwarz nachgewiesen.

    Auch der Nummernstempel 152 fehlt in meiner Sammlung.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    mit dem heutigen Beitrag über den Nummernstempel 153 der Postexpedition Friedrichsruhe endet auch schon der kurze Streifzug durch das Herzogtum Lauenburg (148 -153).
    Friedrichsruh geht auf ein Jagdhaus des Grafen Friedrich zur Lippe-Biesterfeld zurück, das im Jahr 1763 errichtet wurde und den Namen Friedrichsruh erhielt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Jagdhaus nach diversen Besitzerwechseln in ein Gasthaus umgebaut.
    Durch den Bau der Eisenbahnlinie Hamburg-Berlin erhielt Friedrichsruh im Jahr 1846 einen Bahnhof. Ich habe keine näheren Angaben gefunden, aber ich vermute, dass die Errichtung eines Bahnhofs mitten im Sachsenwald betriebliche Gründe hatte (die Strecke war zunächst eingleisig). Inzwischen war ein zweiter Gasthof entstanden und durch den Bahnhof entwickelte sich Friedrichsruh zu einem beliebten Ausflugsziel der Hamburger. (Wikipedia)
    Im Jahr 1851 errichtete die Dänische Post in Friedrichsruh eine der Postexpedition Schwarzenbeck untergeordnete (mindre) Postexpedition. Am 1.8.1860 wurde Friedrichsruhe eigenständige Postexpedition, der gleichzeitig zugesteilte Datumstempel zeigt die neue Schreibweise Friedrichsruhe. Laut Stempelhandbuch der ARGE übernahm die Schleswig-Holsteinische Landespost den Betrieb erst am 12.01.1864.
    Am 1.7.1853 wurde der Postexpedition der Nummernstempel 153 zugeteilt, laut Vagn Jensen aber erst am 9.10.1853 geliefert. Registriert sind Stempelabschläge vom 5.1.1857 bis 30.01.1862 (VJ und ARGE). Der Stempel ist auf Marke und insbesondere auf Brief richtig selten und fehlt in meiner Sammlung.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    heute schlage ich ein neues Kapitel der dänischen Nummernstempel in Schleswig-Holstein auf. Die Nummernstempel 154 - 160 wurden den Landposten in Holstein zugeteilt. Die Landpostrouten in Holstein wurden in der Zeit der Schleswig-Holsteinischen Landespost 1848 -1851 unter der Regie Wilhelm Ahlmanns eingeführt um die Postversorgung der Landbevölkerung zu verbessern.
    Die dänische Post führte die Landposten nicht nur weiter sondern führte im Lauf der folgenden Zeit Landposten im ganzen Königreich ein. Im Königreich und im Herzogtum Schleswig verwendete man dann spezielle Entwertungsstempel (Dreiringstempel mit Ortsnamen, die sogenannten Esromstempel. Später wurden Sternstempel in verschiedenen Formen eingeführt).

    Der Name Blankenese geht vermutlich auf eine Sandbank (blanke nees) zurück, die als Landzunge vor Blankenese in die Elbe ragte bis die Buchardiflut im Jahr 1634 diese Landmarke wegriss. Urkundlich erwähnt wird Blankenese erstmals 1301, als den Rittern von Raboisen die Einnahmen aus der Fährverbindung über die Elbe zusprach. Im Gegenzug hatten die Ritter die Aufgabe, den Elbübergang zu sichern. Aus diesem Grund wurde eine Burg auf dem Süllberg errichtet. Die Burg wurde zwei Mal zerstört, das zweite Mal 1262 auf Veranlassung der Stadt Hamburg.
    Blankenese gehört zunächst zur Grafschaft Holstein-Pinneberg, nach Aussterben dieser letzten schaumburgischen Adelsfamilie in Schleswig-Holstein im Jahr 1640 fiel die Grafschaft dem dänischen König zu und wurde Teil des Herzogtums Holstein. Nach dem 1. deutch-dänischen Krieg kam das Herzogtum Holstein und damit auch Blankenese erneut unter dänische Verwaltung. Im Dezember 1863 marschierten deutsche Bundestruppen in Holstein ein, dies mündete in den 2. deutsch-dänischen Krieg. Am 30.10.1864 wurde Schleswig-Holstein endgültig von Dänemark abgetreten. (Wikipedia)
    Die Bahnverbindung erhielt Blankenese erst 1867, als die Altona - Blankeneser Eisenbahn am 19. Mai ihren Betrieb aufnahm. (Wikipedia)

    Laut Klauke errichten die Engländer zur Zeit der napoleonischen Besetzung Hamburgs in Blankenese ein illegales Postamt. Im Jahr 1814 bestand auch kurzzeitig eine untergeordnete Postexpedition der dänischen Post. Am 1. Mai 1833 wurde erneut eine Postexpedition in Blankenese eingerichtet, sie wurde aber auch nach kurzer Dienstzeit am 30.4.1834 wieder geschlossen.
    Am 1.6.1850 wurde im Zusammenhang mit der Einrichtung der Landpostroute Nr. 5 eine dem Postamt Altona unterlegte Landpoststelle in Blankenese eingerichtet. Diese wurde zunächst auch unter dänischer Postverwaltung als solche weitergeführt und am 1.10.1854 in Briefsammelstelle (dänisch: Brevsamlingssted) umbenannt. Am 1.10.1859 erfolgte die Heraufstufung zu einer untergeordneten Postexpedition. Am 6.1.1864 endete die dänische Postverwaltung im Herzogtum Holstein. (JKE)

    Die Landpoststelle Blankenese bekam am 1.7.1853 den Nummernstempel 154 zugeteilt, geliefert wurde er aber offenbar erst später im Monat Juli. Die Vewendung des Stempels ist vom 13.6.1855 bis zum 4.10.1864 nachgewiesen. Es sind nur Stempelabschläge in schwarz bekannt. (VJ)

    Ich kann den Stempel auf einer 4 Sk. Marke der Ausgabe 1858 zeigen (Afa 7V)

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    im heutigen Beitrag geht es um Bordesholm. Die Gemeinde ist heute Teil des Amts Bordesholm und hat etwa 7.300 Einwohner.

    Die Siedlung Bordesholm entstand um 1330 durch den Umzug des Augustinerklosters von Neumünster auf eine Insel des Eidersteder Sees (heute Bordesholmer See). Die Insel wurde mit mehreren Dämmen mit dem Ufer verbunden, die dazwischenliegenen Teile trockengelegt. Das Kloster wurde 1566 säkularisiert, die ursprünglich zum Kloster gehörende Gelehrteschule wurde 1665 nach Kiel verlegt. Dort wurde daraufhin die Christian-Albrecht Universität gegründet.
    Im Zuge des 1773 zwischen Dänemark und Russland geschlossenen Vertrages von Zarskoje Selo fiel Bordesholm an den dänischen König. Russland und Dänemark tauschten den großfürstlichen Teil Holsteins gegen Oldenburg. (Wikipedia)

    Am 1.1.1798 taucht Bordesholm erstmals in einem Postcirculaire auf. Post nach Bordesholm ist auf Kiel zu kartieren. Mit Amtsblatt vom 28.12.1849 wird am 1.1.1850 eine Landpost in Bordesholm eingerichtet, diese ist dem Postkontor Kiel untergeordnet. Nach der Übernahme der schleswig-holsteinischen Landespost durch die dänische Postverwaltung am 15.4.1853 wird dies zunächst so beibehalten, am 1.10.1854 wird die Landpost in eine Briefsammelstelle umgewandelt. Dies bleibt so, bis am 6.1.1864 nach der Besetzung Holsteins durch deutsche Bundestruppen die neue holsteinische Landespost den Betrieb übernimmt. (JKE)

    Die Landpost erhät am 1.7.1853 den Nummernstempel 155 zugeteilt. Die Verwendung des Stempels ist vom 9.7.1853 bis September 1862 nachgewiesen. Stempelabschläge sind nur in schwarz bekannt. Die tatsächliche Verwendung des Stempels reicht bis 1864, denn der Stempel ist auch holsteinischen Marken bekannt. Zudem kennt man handschriftliche Entwertungen "155" aus der Zeit vom 3.3.1854 bis 1.7.1854. (VJ und ARGE)

    Ich zeige den Stempel auf der 4 Sk. Marke Ausgabe 1858. Die handschriftliche 155 als Markenentwertung sieht man ab und an auf Auktionen, ich habe allerdings keine.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    Hanerau war ein Gut und Ort in Holstein, heute als Teil von Hanerau-Hademarschen im Landkreis Rendsburg-Eckernförde gelegen mit ca. 3.000 Einwohnern.

    Der Ort geht auf die von den Grafen von Schauenburg ca. 1185 errichtete Grenzburg (und Zollstelle) "Hanrowe" zurück. Im Zuge der andauernden Fehden mit der Bauernrepublik Dithmarschen wurde die Burg nach 1400 stark befestigt. Burgherren waren im Lauf der Jahrhunderte verschiedene holsteinische Adelsfamilien wie die Rantzaus und Rumohrs. Nach der letzten Fehde im Jahr 1559, bei der Dithmarschen von Dänen und Holsteinern erobert wurde, verlor die Burg an Bedeutung. Im Dreizigjährigen Krieg wurde sie schließlich im Jahr 1644 von den Schweden niedergebrannt. Paul von Klingenberg baute Hanerau als Gut mit Herrenhaus im Jahr 1664 wieder auf. Es folgten weitere Besitzwechsel, Hanerau fiel schließlich an den dänischen König, das Herrenhaus wurde abgerissen, ein Großteil der Ländereien verkauft und verschenkt. Im Jahr 1799 übernahmen die Eheleute Mannhardt das Restgut, im Jahr 1837 wurde ein neues Herrenhaus gebaut. Neben Land- und Forstwirtschaft wurde eine Tuchfabrik betrieben. In Richtung Hademarschen bildete sich aus der Siedlung der Gutsarbeiter das Dorf Hanerau, in der auch die Fabrikarbeiter wohnten. Die Familie Mannhardt liess bereits 1816 eine Apotheke und 1822 eine Schule im Dorf einrichten. (Wikipedia und http://www.gut-hanerau.de)

    Die schleswig-holstenische Landespost richtete in der Zeit des 1. Deutsch-Dänischen Krieges am 1.10.1849 die Landpostroute Nr. 2 ein. Gleichzeitig wurde in Hanerau eine dem Postkontor Itzehoe unterlegte Landpoststelle eingerichtet. Als solche wurde sie am 154.1852 wieder von der dänischen Postverwaltung übernommen. Am 1.10.1854 Umwandlung in eine Briefsammelstelle, dies blieb so bis zum 6.1.1864 als nach der Besetzung Holsteins durch die Truppen des Deutschen Bundes die Postverwaltung von der holsteinischen Landespost übernommen wurde. (ARGE und JKE)

    Hanerau bekam den Nr. Stempel 156 am 1.7.1853 zugeteilt. Die Verwendung ist vom 23.7.1853 bis zum 14.1.1865 nachgewiesen, es sind ausschließlich Abschläge in schwarz registriert. (VJ und ARGE)

    Der Stempel 156 fehlt leider in meiner Sammlung.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    heute geht es um Kaltenkirchen und diese Geschichte ist schnell erzählt.

    Kaltenkirchen ist heute eine Stadt (Stadtrecht seit 1973) mit ca. 20.100 Einwohnern im Landkreis Segeberg. Zur Geschichte gibt es wenig zu sagen, Kaltenkirchen wurde erstmals 1301 als Koldenkerken erwähnt, das zugehörige Dorf erst im Jahr 1316. Der Name Kaltenkirchen ist seit 1701 überliefert. (http://www.kaltenkirchen.de, wikipedia)

    Am 1.5.1850 wurde die Landpost Nr.4 in Kaltenkirchen eingerichtet, diese Landpost war dem Postkontor Bramstedt untergeordnet. Dies blieb auch nach der erneuten Übernahme des holsteinischen Postwesens durch die dänische Postverwaltung so. Am 1.10.1854 wurde die Landpost in eine Briefsammelstelle umgewandelt. Dies blieb so bis zur Übernahme der holsteinischen Postanstalten durch die neue holsteinische Landespost am 6.1.1864 nach der Besetzung Holsteins durch Truppen des Deutschen Bundes. (JKE)

    Die Landpost Kaltenkirchen bekam am 1.7.1853 den Nummernstempel 157 zugeteilt, vermutlich wurde er erst in den darauffolgenden Tagen ausgeliefert. Registriert sind die Stempelabschläge vom 20.4.1853 bis zum 28.3.1863. Der Nummernstempel wurde aber auch noch später verwendet, denn es sind Abschläge auf den Marken der Holsteinischen Post bekannt. Es sind nur Stempelabschläge in schwarz registriert. (VJ, ARGE)

    Der Stempel fehlt in meiner Sammlung.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    in dem folgenden Beitrag beschäftige ich mit mit dem Ort Lensahn. Heute eine Gemeinde mit knapp 4.900 Einwohnern im Landkreis Ostholstein.

    Lensahn wurde erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt, als in einem Kaufvertrag aus dem Jahr 1222 ein Robertus de Linsane als Zeuge genannt wird. Nach der Eroberung der slawisch besiedelten Gebiete in Ostholstein wird das unterworfene Gebiet unter den beteiligten Rittern aufgeteilt. Zur Festigung ihrer Herrschaft werden deutsche Siedler ins Land geholt. Im Jahr 1245 wird der Bau der St. Katharinen-Kirche im so genannten "Düdischen Lensan" begonnen, diese deutsche Siedlung entsteht neben dem "Wendeschen Lensan" in dem die alteingesessenen Slawen wohnen.
    Im Dreißigjährigen Krieg wird Lensahn mehrfach von fremden Truppen geplündert. Die mit der oben genannten Gutsherrschaft einhergehende Leibeigenschaft sowohl der slawischen Urbevölkerung (die im Lauf der Jahrhunderte assimiliert wurde) als auch der neuhinzugezogenen deutschen Siedler wird 1797/98 aufgehoben. Wirtschaftlichen Aufschwung erfährt der Ort unter anderem durch den Bau einer Chaussee nach Eutin (1832 - 1848 ).

    Obwohl zu Holstein gehörig hatten die Oldenburger umfangreichen Grundbesitz in Lensahn, so war unter anderem eine Sommerresidenz der Großherzöge von Oldenburg in Lensahn. (http://www.lensahn.de/historie.php und wikipedia)

    Postalisch wird Lensahn erstmals im Jahr 1849 erwähnt, als im Amtsblatt vom 7.5.1849 die Einrichtung einer Neustadt unterlegten Landpost bekannt gegeben wird. (Laut Klauke, lt. ARGE war die Landpost Eutin unterlegt). Dies bleibt auch nach dem 15.4.1852 so, auch wenn nach den dänischen Autoren die jetzt dänische Landpoststelle Lensahn dem Postkontor Oldenburg unterlegt wird (JKE und VJ). Am 1.1.1857 wird aus der Landpost eine "Nicht rechnungsführende Postexpedition" Dies bleibt so bis zum Ende der dänischen Postverwaltung am 6.1.1864. (JKE)

    Am 1.7.1853 wird der Landpost Lensahn der Nummernstempel 158 zugeteilt. Stempelabschläge sind von allen 4 Sk. Markenausgaben bekannt, nachweisbar ist die Verwendung anhand datierbarer Briefe aber nur vom 12.1.1857 bis zum 9.4.1865. Im Gegensatz zum Ortsstempel Lensahn, von dem auch blaue Abschläge bekannt sind, sind vom Nummernstempel ausschließlich Abschläge in schwarz registriert. (VJ und ARGE)

    Ich zeige den Nummernstempel 158 auf einer 4 Sk. Marke der Ausgabe 1858.

    Viele Grüße
    DKKW