Rücksendungen & Weiterleitungen

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Brief aus Wien (Österreich) vom 17. Juni 1842, nach Calmbach
    (Königreich Württemberg). Der Brief ging jedoch nach Kulmbach
    (Bayern) (23.6.) über Regensburg (19.6.)Dort wurde das Versehen
    gemerkt und der Brief wurde nach Calmbach weitergesandt. Der
    Absender bezahlte 14 Kr.C.M. bis zur österr. bayr. Grenze. In
    Bayern fielen 8 Kr. und in Württemberg 6 Kr. an, sodaß der Empfänger
    14 Kreuzer Porto zu zahlen hatte.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    nach so einem Stück suche ich schon seit 30 Jahren und heute brachte es der Briefträger ins Haus - juchei!

    Die Firma Gollschalk & Compagnie war ein Betrügerladen in Frankreich, der seine Briefe nach Bayern, wenn er mal welche hatte, in Pakete steckte und diese falsch als reine Warenlieferung deklarierte. Je nachdem, wer in Bayern die Kiste empfing, sollte der den darin liegenden Brief oder die darin liegenden Briefe frankieren und zur Post geben.

    Am 14.12.1868 verfuhr man so mit einer Rechnung aus Paris, die man an einen Kunden nach Nürnberg sandte. Darin befand sich dieser Brief. Am 17. oder 18.12.1868 kam er in Nürnberg an, wurde dem Paket entnommen und mit 3x frankiert der Banhofsexpedition zugeleitet. Diese entwertete die Marke artig und setzte ihren Aufgabstempel daneben. Empfänger war die Firma Schuster in Marktneukirchen in Sachsen.

    Dort lief er am Folgetag auch ein, erhielt den Ankunftsstempel, doch dann riss die Serie des Glücks. Die dortige Poststelle notierte siegelseitig: "Es muß um Angabe des Vornamen oder der vollständigen Firma gebeten werden, da ohne den der Brief nicht bestellt werden kann. Unterschrift Friedrich, Postbote".

    Offenbar gab es also mehrere Personen oder Firmen gleichen Namens dort und ehe man etwas falsch zustellte, gab man es lieber zurück. Siegelseitig sehen wir dann auch wieder den gleichen Stempel wie vorne als Ankunftsstempel von Nürnberg, wo man mit dem Brief allerdings nicht klar kam.

    Der Grund der Probleme dort dürfte der französische Absenderstempel gewesen sein, denn dieser sagte aus, dass es eigentlich ein französischer Brief war, den die Rückbriefcommission Nürnbergs nicht öffnen durfte. Weshalb ein Würzburg - Bahnhof - Stempel vom 24.12.1868 auf der Siegelseite prangt, weiß ich nicht. München erhielt ihn, immerhin offen versandt, am 25.12.1868 und stempelte Ankunft dort.

    Der Grund mag gewesen sein, dass zwischen beiden Ländern vereinbart worden war (PV 1.7.1858), dass zwischen der Hauptbriefpostexpedition München und dem Conterpart in Paris alles auszutauschen war, was innere Belange anbelangte. Die Retourbriefcommission dort hat ihn geöffnet, um festzustellen, ob man ihn tatsächlich nach Paris schicken müsste (unabhängig von der Tatsache, dass hier ein Pariser Absender vorlag, wäre das Procedere bei einem Brief aus einem anderen, französischen Ort genau so auch verlaufen). Aber man wollte dies nicht im offiziellen Beutel tun (wie es der Fall bei Laufzetteln gewesen wäre).

    Mit der typischen violetten Tinte der Retourbriefcommissionen schrieb man nun: "Aufgeber Gottschalk & Cie Paris" und sandte ihn noch am selben Tag über die Bahnposten von München - Augsburg und Ulm nach Strasbourg, von wo aus er später nach Paris gesandt wurde.

    Das weitere Vorgehen kennen wir nicht. Ausweislich der Primärliteratur stellte dies in Frankreich einen Straftatbestand dar und ich möchte nicht in der Haut der Firma Gottschalk & Cie. zum Jahresende 1868 gesteckt haben ... :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo bk,

    ein doppelt und dreifach spannender Beleg, grandiose PO + Erläuterung ! Noch eine Frage zum Inhalt: Ist dieser in französischer Sprache gehalten und steht irgendwo im Kopf oder sonstwo Paris den + Datum ?


    + Gruß !

    vom (restlos begeisterten) Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    danke für die netten Worte - der Text ist in Paris (war ja eine Rechnung) geschrieben worden, das Datum habe ich angegeben. Wegen der Fragilität möchte ich aber das gute Stück nicht mehr auseinanderfalten, um es zeigen zu können. Die Ersparnis, ich hatte es vergessen zu schreiben, betrug 9 Kr. auf diese Weise pro Brief!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    olala, dann hat mons. le signataire in der Tat ein heftiges Erklärungsproblem gegenüber der franz. Post / Gendamerie gehabt. Denn so kann er sich nicht einfach rausreden, dass er die Rechnung bspw. von einem von ihm beauftragten Handlungsreisenden in Bayern verfassen und aufgeben gelassen habe. Das hätte ihm wohl auch niemand abgenommen.

    Dazu drängt sich überhaupt die Frage auf, ob bzw. bis wann es verboten war einen im Ausland verfassten Brief bspw. in der Kutsche oder in der Eisenbahn mit über die Grenze zu schleppen um diesen dann - wie in diesem Fall um 9 Kr - portovergünstigt dort erst aufzugeben. Etwa - ganz einfach - bis zur Gründung bzw. bis zum Eintritt in den UPU ?


    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    eine gute Frage ... verboten war, zumindest bis UPU, das Verbringen verschlossener Briefe über die Postgrenze in ein anderes Postgebiet. Ob dies im Mantel eines Reisenden, oder gewerblich in Paketen mit Waren, statt fand, war egal. Nur offene Briefe durften ohne Limitierung über Landes- und Postgrenzen transportiert werden, weil die Post das Regal für Briefe hatte, nicht für offene Kuverts usw..

    Der maßgebliche Mann der Firma Gottschalk in Paris dürfte dafür eingesessen haben ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber BK;

    Kein neues Zitat:
    "Marken sind stumm, Briefstücke flüstern, Briefe erzählen Geschichten"

    Wohl dem, der wie Du lesen und zuhören kann :thumbup::thumbup:

    Herzliche Grüsse
    BS :D

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo zusammen,

    war dieses Verfahren wirklich seit UPU erlaubt? In früheren Jahren, in denen Ausladsporto wohl deutlich teurer war als heute, wurde hier im deutsch-niederländischen Grenzbereich dieses Verfahren oft genutzt. Dazu hat mir vor vielen Jahren jemand gesagt, das sei nicht legal. In den letzten Jahren habe ich hier allerdings nicht viele solche Briefe gefunden.

    schöne Grüße vom Niederrhein

    Dieter

  • Hallo Klesammler,

    ich schrieb ja, dass es bis zum UPU sicher nicht erlaubt war, habe aber den Text des UPU nicht auf die schnelle greifbar. Gegeben hat es das immer - auch heute noch. Vlt. findet jemand den Originaltext und kann dazu mehr sagen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    mal eine Karte vom Rumberg, am 02.03.1875 aufgegeben wurde ursprünglich nach Magdeburg gesendet. Dort kam sie auch am Folgetag an, wie der Ankunftsstempel zeigt. Jedenfalls wurde der Empfänger nicht angetroffen und so ging diese nun weiter nach Stettin.

    Jedenfalls wurde die Antwort am 6.3. schon gegeben, wie siegelseitig notiert wurde. Leider ist vom Ziel kein Ankunftsstempel - etwas verwunderlich. Ob sie überhaupt weitergesendet wurde, wäre eine gute Frage. Leider habe ich auch nichts passendes zum Empfänger gefunden...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Brief aus Ansbach an einen Oberleutnant ins Badische
    vom 20. Februar 1843. Stempel Karlsruhe vom 22. Febr.
    auf der Rückseite. Am 7. April 1843 war der Brief wieder
    in Ansbach. Dann lief er wieder über Karlsruhe (10. April)
    nach Bruchsal (11. April). Hier erfolgte anscheinend die
    Zustellung. Zu den Taxierungen kann ich wenig beitragen,
    nur daß der Empfänger bei der Zustellung 18 Kreuzer zu
    zahlen hatte.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    wunderschönes Stück!

    Ich würde den Brief so interpretieren:

    Portobrief mit Taxen 4x für Bayern und 8x für Baden (linker Bruch) = 12x rechts für den Empfänger, die nicht kassiert werden konnten.

    Diese 12x wurden nicht in Ansbach bezahlt, sondern der Brief umadressiert, der Titel von Grafen in Baron reduziert (ich hoffe keine Degradierung :D ) und erneut abgeschickt. Die nicht bezahlten 12x wurden um 4x erhöht, weil er jetzt nach Bruchsal geleitet wurde, dazu kamen 2x Botenlohn, so dass sich die 18x erklären.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    oftmals verwundert es einen, wie findig die damalige Post bei ungenauen Adressen war.
    Bei dem folgenden Beleg war sie aber überfordert:

    Aufgegeben 1862 in Warschau, war das Brieflein an Dr. Ungewitter in Berghaus adressiert.
    Diesen Ort suchte man nun u.a. in der Nähe von Laasphe, Coblenz und Wetzlar (rückseitig), konnte den Brief aber nicht zustellen.
    So ging er dann zurück und der Absender durfte 10 Tage nach Aufgabe die 6 Sgr. selber bezahlen.

    Kann jemand die Orte oberhalb von Laasphe und unterhalb von Coblenz entziffern?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    könnte ich einen größeren Scan haben?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    ich lese Ernsthal und Ratibor, aber ganz sicher bin ich mir nicht ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    macht ihn ja nicht schlechter. :P Wer hat schon solch einen Wandervogel? :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,
    in München konnte ich folgenden Brief erwerben. Leider ist es mir entgegen meinen Erwartungen nicht gelungen, das Rätsel dieses Briefes zu lösen.
    Gesiegelt vom Postamt Johann Georgenstadt ging der Brief am 10.6.1852 wohl nach Bruck an der Leitha in Österreich. Wohl unfrei. Jetzt kann ich noch lesen " Zu Frankierung retour Johann Georgenstadt. Die Adresse wurde wohl in Platten geändert. Dort war er 2 mal, am 17. und am 30.Juli.
    War er dazwischen noch mal in Johann Georgenstadt? Leider kann ich vieles handschriftliches nicht lesen. Kann jemand helfen?
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo BaD,

    vorne steht: "Zur Frankirung" und "Der Aufgeber inwendig zu ersehen".

    Hinten: "Wird die Porto dort angehoben".

    Er wurde also amtlich geöffent - supi!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.