Rücksendungen & Weiterleitungen

  • Hallo Sammlerfreunde,

    dieser Brief bereitet mir etwas Kopfzerbrechen.

    Geschrieben wurde der Brief am 15.10.1861 in Bayersoien. Der Inhalt handelt von der Besetzung der dortigen Pfarrstelle. Es geht auch um die Haushaltsführung, insbesondere der Verköstigung, den Transport des Gepäcks bei der Anreise und den zu nehmenden Reiseweg mit Bahnstationen und anschließender Abholung durch einen Gemeindeangehörigen usw.

    Der Brief wurde allerdings in Aichach zur Post gegeben und nach Sielenbach Post Aichach adressiert. Es erfolgte mit anderer Handschrift eine Adressenänderung nach Bayersoihng b. Schongau, womit wohl Bayersoien gemeint war.

    Es befindet sich ein Ortsaufgabestempel von Aichach vom 22.10., sowie eine mit MR-Stempel 5 entwertete 3 Kr.-Marke auf dem Brief. Rückseits Stempel Schongau mit unleserlichem Datum.

    Zusätzlich in Blaustift noch eine 3 die mit zwei Querstrichen durchgestrichen wurde.

    Offensichtlich handelt es sich hier um einen Nachsendebrief, dessen Laufweg sich mir noch nicht ganz erschließt.

    Es ist anzunehmen der neue Pfarrer war bei Ankunft des Briefes in Sielenbach bereits nach Bayersoien gereist und hat diesen deshalb nicht mehr erhalten.

    Ich nehme an der Brief wurde zunächst von Aichach als unfrankierter Ortsbrief (von welcher Hand allerdings der Vermerk franco angebracht wurde kann ich nicht sagen) nach Sielenbach gesandt und erhielt den Portovermerk 3 für unfrankierte Ortsbriefe. Da der Empfänger bereits nach Bayersoien abgereist war, wurde die Adresse geändert, die 3 Kr.-Marke angebracht und nachdem der Portovermerk 3 gestrichen wurde der Brief nach Bayersoien befördert. In Aichach wurde dann noch die Marke entwertet. Ankunft dann in Schongau.

    Die 3 Kr.-Marke würde im Ortsbereich von Aichach keinen Sinn machen. Es ist auch nicht anzunehmen, dass der Brief in Aichach gestempelt und die Marke nachentwertet wurde. da sonst weitere Stempel auf dem Brief sein dürften.

    Gerne höre ich auch andere Interpretationen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo zusammen,

    der nachfolgend gezeigte Brief wurde innersächsisch einige Male nachgesandt. Den laufweg habe ich inzwischen herausgefunden, an der Zuordnung der div. Vermerke und Taxen knabbere ich noch.

    Wer mag, kann dabei gerne Hilfestellung leisten. Alle Stationen und deren Reihenfolge herauszufinden, ist dabei bereits recht knifflig.

    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo Jürgen,

    TT ! = tolles Teil !!
    jeder "Ausgabe"-Stempel bedeutet doch ein "Verlassen des Postweges" und induziert damit bei einer Nachsendung bzw. Weiterleitung entsprechende Porti. Ich nehme nicht an, dass sich am Gewicht des Briefes im Verlaufe seines (Irr-)Weges etwas verändert hat, so dass die entsprechenden Taxen sich letztendlich auf die jeweiligen Entfernungen bei der Nachsendung von Ort zu Ort beziehen müssten - oder ?

    Ich sehe eine "2", eine "3", und zweimal eine "1" (Ngr) vorderseitig und 3 und 5 Pfg. rückseitig (oben), sowie "1 Pfg." links am Rand. Eine entsprechende Zuordnung der Taxen zu den Weiterleitungsabschnitten geht Dir wahrscheinlich schneller von der Hand. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • so dass die entsprechenden Taxen sich letztendlich auf die jeweiligen Entfernungen bei der Nachsendung von Ort zu Ort beziehen müssten - oder ?

    Hallo Schorsch,

    leider "oder". Rücksendungen waren unter bestimmten Voraussetzungen portofrei, Weiterleitungen nicht. Zu allem Überfluß sind auch noch postalische Sonderkosten vermerkt.

    Zur Illustration des Postlaufs:

    Oelsnitz - (Plauen) - Leipzig - Dresden - Leipzig - Plauen - Reuth - Heinersgrün

    Der Brief wurde also 4x weitergesandt (der Plauener Stempel vom 19.1. ist lediglich ein Kartierungsstempel, andernfalls betrüge die Frankatur nur 1/2 Ngr.). Die Rücksendung nach Leipzig war portofrei, alle übrigen kosteten jeweils 1 Ngr.

    Schwieriger einzuschätzen sind die siegelseitig vermerkten Sonderkosten. Für deren Deutung muß ich mir Zeit nehmen.

    Beste Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax

    erstmal Glückwunsch zu diesem Wahnsinnbrief.
    Wenn ich mir so die Nachtaxierungen ansehe, scheint immer 1 Ngr dazu gekommen sein. Desweiteren sollte er ja gleich postlagernd gesendet werden.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Altsax,

    war in Sachsen die Weiterleitung von poste restante gestellten Briefen nicht immer portopflichtig? Schließlich galten diese Briefe ja bei der Ankunft des Zielpostamtes als zugestellt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bk,

    Rücksendungen "an den ursprünglichen Aufgabeort" waren portofrei. Bei mehrfachen Weiterleitungen (ohne Ortswiederholungen) habe ich allerdings auch schon fehlende Portoerhebung gesehen. Im vorliegenden Falle war jede einzelne Weiterleitungsstrecke so lang, daß sie, wie Ulf schon bemerkte, 1 Ngr. Taxe erforderte. Es fehlt also bei 4 Weiterleitungen (Reuth - Heinersgrün zählt nicht mit, da Heinersgrün Briefsammlung im Bezirk von Reuth war) ein Neugroschen. Somit war die Rücksendung von Dresden nach Leipzig offenbar portofrei.

    Eine Sonderbestimmung für poste restante Sendungen findet sich in der Posttaxordnung und ihren Ausführungsbestimmungen nicht.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    wenn eine Weiterleitung ohne zuvorige Postabgabe erfolgte, und der innersächsische Tarif für einfache Fernbriefe 1 Ngr. betrug, hätte man ja gar kein Porto ansetzen dürfen. Wenn, wie du schreibst, es egal war, ob der Brief poste restante oder nicht gestellt wurde, wären es ja immer nur Weiterleitungen ohne neue Postaufgabe gewesen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bk,

    reklamierte Briefe, also solche, die auf Verlangen des Adressaten an einen anderen als den ursprünglichen Bestimmungsort nachgesandt werden, sind wie neu aufgegebne zu taxieren. Nicht zu taxieren ist lediglich die Rücksendung an den (ursprünglichen) Aufgabeort. Als "ursprünglich" ist hier, was bisweilen vorkommt, auch eine Zwischenstation in der Weiterleitungskette (Leipzig) behandelt worden.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Guten Tag zusammen,

    ich möchte einen Brief zeigen, dessen Geheimnisse ich seit rund 30 Jahren erfolglos zu entziffern versuche. Meine Hoffnung liegt nun in den Kenntnissen der Forumsexperten.
    Der Brief ist ohne Inhalt und stammt etwa aus 1808. Er war gerichtet an die "Königl. Kayserl.Prov. Proviant und Kassenverwaltung" zu Dillingen (wohl Donau). Er war nicht zustellbar und wurde weitergeleitet, aber wohin? Irgendwann wurde er nach "Walzheim pres de Deux Ponts" geschickt, aber auch von dort aus offensichtlich ebenfalls weitergeleitet (Stempel 100 DEUX PONTS).
    Falls jemand weiteres entziffern kann wäre ich für seine Hilfe dankbar.
    Als Belohnung für zielführende Hinweise setze ich einen Gutschein aus für einen Fußmarsch von Zweibrücken nach Homburg, einzulösen bei unserem Jahrestreffen im Juni in Zweibrücken.

    Beste Grüße

    HOS

  • Lieber HOS,

    derart verstempelte und verschriebene Belege würde ich schon aus ästhetischen Gründen nicht in die Sammlung aufnehmen.
    Ich kann Dir zwecks ordnungsgemäßer Entsorgung einen zuverlässigen Wertstoffhof in Lenggries empfehlen... 8) :D

    Spass beiseite - die Nüsse werden immer härter... - und dennoch hätte ich noch eine Frage zum Gutschein: Ist da auch ein "Einkehrschwung" in eine oder mehrere auf der Strecke liegende "Verkostungsstationen" mit beinhaltet ?

    Vorderseitig links:
    "Retour ehemals 1f12"

    dann haben wir noch links unter "Militaire" stehen "über Straßburg"

    Ferner erkenne ich folgende Taxen: 2f36 (oben rechts) - 1f24 (unten mittig)
    Gewichtsangabe (links oben) 16 Loth (?)

    Zum rückseitigen Text:
    "Soll in Augsburg sein oder in Walzheim bei Zweibrücken"
    Provisorische.... wird es nicht angenommen sondern als...remitiert."

    Bei weiteren Entzifferungen oder gar Interpretationen muss ich derzeit passen. Aber für die erste Raststation müsste es doch reichen HOS - oder??

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Nils und Schorsch,

    vielen Dank Euch beiden für die ersten Hinweise. Ob wir jemals alles an Fragen klären können, ist doch eher ungewiss.

    Schorsch: für den Marsch-Gutschein reicht es noch nicht, da muss noch mehr kommen. Noch musst Du Dich mit der bloßen Einkehr begnügen. Das ist sicher eine große Enttäuschung für Dich, aber doch Ansporn, dran zu bleiben. :P8)

    Beste Grüße

    HOS

  • Lieber HOS,

    was Du mir hier abverlangst, ist allerhand ! Einkehr ohne Marschleistung.... :huh: 8)

    Und dennoch - nochmals zu Deinem Brief:
    In welchem Zusammenhang ist der Vermerk "über Straßburg" zu sehen ? Gibt es für diesen Leitweg besondere Gründe ?

    Kann Zweibrücken möglicherweise der ursprüngliche Abgangsort sein ? Warum war der Brief als Militärsache überhaupt gebührenbelastet ?

    Ich weiß - Fragen beantwortet man i.d.R. nicht mit Gegenfragen. Da mir aber das für Deine Region spezifische Hintergrundwissen fehlt, helfen die Fragen möglicherweise bei der Findung anderer Denkansätze.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,
    Glückwunsch, auch nicht von schlechten Eltern. Ich fürchte ich werde auch Dir nicht helfen können.
    Was meinen Brief angeht, so ist Dein Bemühen anzuerkennen und führt zu gegebener Zeit zu einer flüssigen Anerkennung.
    Ich erkenne auf dem Brief mindestens folgende Vermerke: 3x retour, 4 Betragsangaben in Gulden, 5 Taxierungen, 2 Rücksendungen nach Zweibrücken, 4 Stempel mit Bezug zur Post, 2 Gewichtsangaben und manches andere ohne Bedeutung sowie viele Streichungen. Die Vermutung, Zweibrücken könnte Abgangsort sein, kann man durchaus teilen, ebenso den Hinweis von Nils, der Brief sei letztendlich in Walsheim gelandet. Was dazwischen war, werden wir wohl nie erfahren. Macht nix, es gibt manches Wichtigere auf der Welt. ;)
    Schönen Abend
    HOS

  • Hallo Schorsch,

    wenn ich das richtig sehe, hat man den Brief zwischen Wien, Prag und Pilsen hin und her geschickt und an den Bahnhöfen nach dem Conducteur gesucht. Letztlich ist er an den Aufgabeort zurückgegangen und anscheinend ohne Portobelastung geblieben.

    Beste Grüße

    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Hallo HOS

    Vor wir mit Schorsch´s Brief anfangen sind wir wohl nicht mit deinem fertig ;)

    Eine Lösung habe ich nicht.

    Aber wenn Zweibrücken Ausgangsort war, lief der Brief nach Dillingen an der Donau (ist so adressiert).
    Porto 1 G 12 Kreuzer ?

    Weiter nach Augsburg 1 G 24 Kreuzer - also 12 Kr Dillingen-Augsburg
    Vermerkt Retour Auslage 1 G 24 Kr

    Auf den Retour lief der Brief über Strasbourg - RN2 Vorderseitig weil man Welzheim ... Zweibrück über Strassbourg mit gleicher Penn geschrieben hat.

    Dann später ist der Brief wieder über die Grenze geschickt wohl nach Welzheim in Württemberg
    und wieder kam es 1 G 12 Kr dazu - oben mit 2 G 36 vermerkt (1 24 + 1 12 = 2 36)

    Dann wieder zurück und jetzt richtig nach Welsheim
    Diesmal über den Grenze rückseitig mit RN 2 aus Mannheim - war der Brief auch durch Worms jetzt?

    Noch gibt es ungelöste Vermerke, aber ich glaube dass wir ein Anfang gemacht haben.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    der folgende Brief wird bei einer spanischen Apotheke angeboten und ist ab 2,4k Euro zu steigern. Mir erschließt sich das Franko von 9x für Württemberg und Frankreich auf Anhieb. Aber das war es auch schon. Hat jemand eine Idee?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch