• Liebe Sammlerfreunde,

    in Ergänzung des sehr interessanten Artikels von Karl Huber
    ""V.C." - ein bayerischer Leitwegsstempel ? im Rundbrief 55
    vom September 2010, folgender neuer Beleg:
    Brief aus Sonneberg (Herzogtum Sachsen-Meiningen) nach
    Nürnberg vom 16. Dezember 1816 mit einen Abschlag des
    sehr seltenen Stempels "V.C.". An Porto fielen an: Für Thurn
    und Taxis 4 Kr. und für Bayern ebenfalls 4 Kr.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Feuser hat dieser Stempel auf Seite 1074 gezeigt, unter die nicht bewerteten Behörden/Franchisestempel.
    Vielleicht kann er etwas dazu sagen?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Über den Stempel V.C. herrschte seit jeher schon eine gewisse Konfusion.

    Deninger hatte diesen Stempel mit "Verwaltungskontrolle" erklärt, die im Zusammenhang mit der Überprüfung vor allem portofreier Briefe ein Begriff ist. Er kommt abgekürzt oder voll ausgeschrieben in sog. Franchise- bzw. "Beamten"-Stempeln vor. Es soll sich also um einen sog. Portokontrollstempel handeln.

    Der Stempel kommt, den bisher bekannten Belegen zufolge, ausschließlich auf Briefen vor, die nach oder über Nürnberg gelaufen sind. Es liegt also sehr nahe, dass er dort verwendet worden ist. Deninger (Frankfurt a.M.) war eigentlich nicht der Hauptautor seiner Handbücher über die abgekürzten Vorphilateliestempel. Das war als Ghostwriter Werner Münzberg, der in den Fünfziger und Sechziger Jahre in Nürnberg lebte. Auch der Verleger der 1963-er Deninger-Ausgabe, Georg Amm, war in Nürnberg zu Hause. Werner Münzberg war ein Zettelkastenvirtuose, der als junger Beamter mit großem Elan alle vorphilatelistischen Stempel, denen er habhaft werden konnte, zunächst eher schlecht als recht abzeichnete. Kopiergeräte hatte man in den Fünfziger Jahren noch nicht zur Verfügung. Darüber hinaus interessierten ihn alle statistischen Angaben zur Postgeschichte, Eröffnungsdaten, politische Veränderungen usw. Mit Taxen, Leitwege und dergleichen beschäftigte er sich eher am Rande. Seine großen Lehrmeister, mit denen er dauernd Kontakt hatte, waren Dr. Hopf (ebenfalls Nürnberg) und Hans-Wolfgang Krauss (Coburg), die beide damals zu den bedeutendsten Vorphilatelisten zählten. Vermutlich sind diese drei, nicht Deninger, für die korrekte Einstufung des Stempels V.C. als Portokontrollstempel verantwortlich. Die vorhandenen Belege ließen offensichtlich damals keine andere Deutung zu.

    Heute wäre es ebenso, wenn nicht Spekulationen ins Kraut schössen (von Freund Karl Huber, und auch Joachim Helbig), es könnte sich um einen Leitwegstempel "Via Coburg" handeln. Die im Blog von Joachim Helbig abgebildeten Briefe von Poesneck nach Nürnberg mit Leitvermerk "franco Coburg" könnten auf den ersten Blick eine solche Deutung zulassen, die aber schon deswegen abwegig ist, weil der Stempel V.C. auch auf etlichen Briefen bekannt ist, die auf ihrem Weg das Postamt Coburg eindeutig nicht berührt haben. Auch die Vermutungen von Hans-Dieter Höhle, es handele sich um einen preußischen Portokontrollstempel, sind falsch, desgleichen seine Annahme, der Stempel wäre quasi als Verspätungsstempel auf die Briefe gesetzt worden. In der Regel fiel durch die Verwaltungskontrolle keine nennenswerte Verzögerung an, und die Empfänger konnten natürlich mit dem Kürzel V.C. nichts anfangen.

    Beim Stempel V.C. handelt es sich um einen Portokontrollstempel, der in den Jahren 1816/1817 beim Oberpostamt Nürnberg verwendet worden ist (er ist deshalb im Vorphilatelie-Handbuch nicht unter den Transitstempeln gelistet). Einen Beweis dafür liefert der obige Brief aus Magdeburg über Nürnberg nach Württemberg. Ich fabuliere mal darüber, was mit diesem Brief geschehen ist, wobei es ja nicht wichtig ist, dass es wirklich so gewesen ist, sondern, dass es so gewesen sein könnte:

    Man gibt einen Brief nach Württemberg beim Postamt Magdeburg auf, und die dortigen Beamten expedieren den Brief ohne Poststempel oder einen handschriftlichen Abgangsvermerk. Nach seinem Weg durch Preußen und Sachsen gelangt der Brief zum Grenzpostamt in Hof, wo man ihn vermutlich in einem Postsack aus Preußen vorfindet. Bei der Weiterbehandlung wird der fehlende Aufgabeort festgestellt (dieser war längst, spätestens seit 1784, wegen der Behandlung von Retourbriefen vorgeschrieben). Den überkorrekten Hofer Beamten wurde die automatische Weiterleitung des Briefes zu mulmig und wollten sich später nicht vorwerfen lassen, geschludert zu haben. Sie gaben den Brief deshalb unbearbeitet an das Oberpostamt Nürnberg, das ohnehin auf dem weiteren Weg des Briefes lag, weiter. Dort machte man sich gleich an die Arbeit und stellte als bisher aufgelaufenes Porto 18 Kreuzer fest. Der fleißige Postbeamte trug diesen Betrag in den Nürnberger Auslagestempel ein, der offenbar nur in solchen Problemfällen verwendet wurde, und aus diesem Grunde sehr selten ist. Damit nicht genug: Er übergab den Brief der "Verwaltungskontrolle" zur nochmaligen Überprüfung. Der Oberkontrolleur gelangte zum gleichen Ergebnis wie der Auslagestempler und wiederholte den Betrag von "18" Kreuzer im Stempel (heute würde man einfach einen Haken an die erste "18" machen) und setzte seinen Portokontrollstempel V.C. daneben, quetschte ihn förmlich an den äußersten Rand des Briefes. Dort sitzt er nämlich nur, weil er mit dem Auslagestempel "korrespondiert", also mit diesem in Verbindung steht. Handelte es sich beim V.C. um einen Leitwegstempel oder etwas ähnliches, dann gäbe es keinen Grund, den Stempel so an die Peripherie zu setzen, denn auf der Vorderseite des Briefes war massig Platz. Anschließend ging der Brief wieder auf seinen normalen Postweg, vermutlich mit einer kleinen Verzögerung.

    Jetzt dürfte der Groschen gefallen sein!? Wenn nicht, dann Widerworte geben! :rolleyes:

    Einmal editiert, zuletzt von peterfeuser (8. Oktober 2013 um 16:52)

  • Hallo Peter,

    ohne mich mit der Materie bisher intensiv beschäftigt zu haben, möchte ich meine Gedanken zu dem V.C. kundtun.

    Beide hier gezeigten Briefe waren reine Portobriefe nach (1.) bzw. über Bayern (2.). Der Brief von Sonnenberg ist sicher nicht über Hof gelaufen, während der aus Magdeburg über Hof gelaufen sein könnte. Die von Preußen notierten 2 1/2 Gutegroschen wären in 10x zu reduzieren gewesen. Warum man 18x ansetzte, sogar zweimal, kann ich nicht nachvollziehen. In Nürnberg schlug man den Auslagestempel auf der bereits vorhandenen Notation 18x ab, man schrieb nicht Taxen in Auslagestempel, sondern zuerst die Taxe und dann den Auslagestempel auf dieser ab.

    Nürnberg schrieb mehrere Jahre in typisch wässrig - blauer Tinte. Diese Tinte ist auf beiden Briefen zu finden und 100%ig der Nürnberger Hand zuzuordnen. Beim 1. Brief strich der Nürnberger Beamte die 4x für Taxis durch und addierte gleich seine 4x zum Endergebnis von 8x. Da Taxis seine Forderung mit 4x angegeben hatte, hatte Bayern hier nichts zu kontrollieren, denn Taxis hätte auch 6, 7 oder 8x anschreiben können und Bayern hätte dies zu akzeptieren gehabt, weil jedes Postgebiet autonom war, wenn es um Porti ging.

    Daher, wenn es ein Portokontrollstempel war, war nur das inländische Porto kontrollierbar gewesen. Ob das hier bzw. generell der Fall war, weiß ich nicht; prinzipiell konnte man immer das, was eine Hand notiert hat, überprüfen, daher kann man deine Variante nicht ausschließen.

    Zum 2. Brief. Auch hier gilt, dass das fremde Porto in Kreuzer zu reduzieren war - hier hat man 8x zu viel angesetzt, wenn man die Vortaxierung von 2 1/2 GGr. ansieht. Demnach hätte ein Portokontrolleur diese 18x monieren müssen, wobei ich nicht weiß, wer diese notiert hat - Hof und Nürnberg waren es aber nicht, da Hof in preußisch weinroter Tinte und Nürnberg in wie schon gesagt blauer Tinte schrieb. Hier haben wir eine Rötel und eine sepia Tinte, die ich nicht lokalisieren kann.

    Das bayerische Porto, wenn das zu kontrollieren gewesen wäre, war mit 8x für einen einfachen Brief nach dem PV Bayern - Württemberg von 1809 korrekt angesetzt worden. Das interne Porto für Württemberg von 4x tut hier nichts zur Sache.

    Gerne lese ich von mehreren Beteiligten weitere Gedanken zu diesem hochinteressanten Stempel und seiner Bewandnis.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    gut das wieder Bewegung in die Sache mit diesem Stempel kommt.
    Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es sich um keinen Portokontrollstempel handelt.
    Mir sind nur Briefe bekannt die über Coburg gelaufen sind.
    Auch der Brief aus Magdeburg lief meines Erachtens über Coburg. Die in Preußen angesetzten 2 1/2 Gutegroschen waren zu wenig bis Hof. Wenn der Brief in einem geschlossenen Amtspaket nach Hof spediert worden wäre, hätte Preußen für den Transit durch Taxis aufkommen müssen. In Magdeburg wurde jedoch lediglich bis zur preußischen Ausgangsgrenze bei Erfurt taxiert. Erfurt lieferte den Brief an Taxis aus. Er lief über Arnstadt, Ilmenau, Coburg nach Nürnberg. Taxis hat zur preußischen Forderung von 2 1/2 gGr. (10 Kr.) seinen Transit mit 8 Kr. hinzuaddiert (18 Kr.).
    Ich habe einen Brief aus Magdeburg nach Nürnberg von 1819 angehängt, der über Hof lief und der in Preußen mit 4 gGr. belastet wurde.
    Über weitere Beiträge zu diesem Stempel bin ich sehr gespannt.

    Grüsse von liball

  • Ich kann zu den vielen Taxen wenig sagen, das wird alles richtig sein, was Ihr sagt.

    Eine der Schlüsselfragen ist doch auch: wo wurde der Stempel verwendet? Die bekannten Belege schließen eigentlich einen anderen Ort als Nürnberg aus, auch beim oben abgebildeten Brief aus Sonneberg, der gewiss über Coburg gelaufen ist. Einen Leitwegstempel am Ankunftsort anzubringen, ergibt aber keinen Sinn. Auch führte die Poststraße über Ilmenau durch ein fürchterliches Gebirge, den Thüringer Wald bzw. Rennsteig, für Postreiter und Postkutschen auf den katastrophalen Straßen der damaligen Zeit eine Quälerei ersten Ranges und im Winter fast unpassierbar. Wer heute die neue Autobahn von Coburg über den Rennsteig nach Erfurt benutzt, weiß, was ich meine: der allergrößte Teil der Autobahn besteht aus Kunstbauten: Brücken, Tunnels, Einschnitte, große Dämme... Hingegen war die Poststraße Leipzig-Hof-Nürnberg hervorragend ausgebaut und logisch wäre es auch, nach Hof nicht den direkten Weg, sondern den über ausschließlich sächsisches Gebiet zu nehmen (vgl. Hofer Transitstempel K. SACHSEN und K. PREUSSEN).

    Ich bleibe dabei: der Magdeburger Brief sollte in Hof umspeditiert werden, wurde aus den genannten Gründen angehalten und an das Oberpostamt Nürnberg zur Überprüfung gesandt. Auch die Art der Stempelung, die doppelte Taxziffer "18" im Auslagestempel können nicht negiert werden. Ein Leitwegstempel "Via Coburg" ergibt keinerlei Sinn. Ein Indiz für einen Portokontrollstempel ist auch, dass keineswegs alle Briefe dieser Zeitperiode aus thüringischen Orten um Coburg herum, die zwangsläufig gleich hinter Coburg die bayerische Grenze passieren sollten (entsprechende Leitvermerke bzw. Francovermerke waren eigentlich überflüssig), den Stempel V.C. tragen. Mehr als 20 Briefe dürften nicht bekannt sein. Bei einer derartigen (stichprobenhaften) Portokontrolle wurden ja nicht nur Porto oder Franco überprüft, sondern auch das Gewicht, ggf. Portofreiheiten, ob Streifband-Drucksachen auch Geschriebenes enthielten usw.

    Natürlich wurden ständig Portokontrollen durchgeführt und auch für portofreie Briefe teilweise mit Stempeln dokumentiert. Der Stempel V.C. ist insofern einmalig, als die Portokontrolle hier auch bei "normalen" Briefen durch einen Stempel festgehalten wurde, d.h., mir fällt im Moment kein anderer derartiger Stempel aus vorphilatelistischer Zeit ein. Insofern ist der innere Wert dieses Stempels weit höher als der eines Transitstempels der gleichen Seltenheitsklasse. Der obige Brief aus Magdeburg aus der Sammlung von Liball dürfte eine ganz große postgeschichtliche Rarität darstellen und ist ein beweiskräftiges Indiz für die bisherige Einordnung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Ich habe einige Fragen zu der Magdeburg Brief.

    Wissen wir genau dass der Brief in Magdeburg abgegeben war?
    Und kennen wir die Reduktionen hier? Ich sehe 2 1/2 Tinte + 1 1/2(?) Rötel, die beide mit gleicher Rötel wie die 18 (im Auslagestempel) gestrichen sind.


    Zu der CV Stempel.
    Warum sollte man der CV Stempel wenn aus Coburg nur bei Briefe nach/durch Nürnberg zu sehen sein?
    Warum sollte es ein Transitstempel sein?

    Ich kenne nicht alle Briefe die es bis jetzt gibt mit diesem Stempel, aber darf es ein Zufall sein dass die meisten Briefe aus Taxisland stammen? Hier muss man auch nicht vergessen dass wir nur eine Promille die Briefe aus dieser Zeit gesehen haben.


    Ich habe vielleicht nicht den Wissen weitergebracht mit meine Fragen. Aber für diejenige die die Rundbriefe oder anderen Literatur nicht kenne, ist es wohl wichtige Fragen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Der Brief stammt aus Magdeburg, man kann aber natürlich, da Magdeburger Aufgabestempel bzw. hs. Abgangsvermerke fehlen, nicht ausschließen, dass er an einem anderen Ort zur Post gelangt ist. Fest steht aber, dass die preussischen Postämter erst im Frühjahr 1817 standardisierte Poststempel (große L2) erhielten, die preuss. Postwärtereien gar keine Stempel. Man behalf sich in der Zeit von ca. 1815 bis Anfang 1817 mit Provisorien, alten westfälischen oder aptierten Stempeln aus der franz. Zeit. Bei näherer Betrachtung ist deshalb Magdeburg als Aufgabeort wahrscheinlich.

    "Warum sollte es ein Transitstempel sein?" Das ist genau die Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt, Nils! ;)

  • Ich habe auch oben bewusst erwähnt, dass die erste Einstufung des Stempels bei Deninger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den "Nürnbergern"(!) Dr. Hopf und Münzberg und dem Coburger(!) Hans-Wolfgang Krauss erfolgte. Gehen wir davon aus, dass Dr. Hopf und Hans-Wolfgang Krauss als hervorragende Postgeschichtler sich etwas bei dieser auch zur damaligen Zeit ganz wagemutigen Einstufung gedacht haben.

  • Lieber Peter,

    ist für mich sehr überzeugend.
    Ich denke, daß dies nur zu widerlegen ist,
    wenn ein Brief mit dem V.C. Stempel nicht
    nach - oder über Nürnberg gelaufen, hier
    vorgestellt wird. Vielleicht kann Joachim so
    einen Brief zeigen.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo in die Runde

    erstmal zum Beleg aus Magdeburg:
    Zu dieser Zeit, also mit Ende der Westphalenzeit (Ende der französischen Besetzung 24. Mai 1814 ) bis zur Einführung des preussische L2 zu Beginn des Jahres 1817 gibt es bisher keinen mir bekannten Beleg mit einem Stempel aus MD.

    Zum V:C - Stempel.
    Im Rundbrief 133 der Bundesarbeitsgemeinschaft Preussen, wurde hierzu auch was geschrieben. Dazu wurde ein Brief aus Erfurt nach Bozen vom 09.Oktober 1817 mit gezeigt. Er ist teilfrankiert bis Nürnberg.
    Jedoch wurde im Artikel unterstellt, dass er in Erfurt von einem Postinspektor kontrolliert wurde, auch weil zwei verschiedene Aufgabeestempel abgeschlagen wurden. (sogar von unterschiedlichen Tagen)
    Ich werde mich bemühen, vom Autor sein Einverständnis zur Veröffentlichung hier zu holen. Eventuell bekomme ich auch eine Farbkopie, da es dann doch deutlicher wird.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo, Magdeburger und alle,

    ein preußischer Verwendungsort scheidet für den Stempel V.C. aus, da diverse Belege existieren, die preußisches Gebiet nicht berührt haben können. Der Verwendungsort muss, wie der Name "Verwaltung" schon andeutet, ein bedeutenderes Postamt gehabt haben, naheliegenderweise ein Oberpostamt. Kleinere Postämter, auch Coburg (das zum Verwendungszeitraum des schwarzen V.C. meines Wissens rot stempelte) scheiden für den Stempel, auch wenn es ein Transitstempel sein sollte, aufgrund der vorliegenden Briefe aus. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde der Stempel also beim Oberpostamt Nürnberg verwendet. Ein Brief mit V.C., der Nürnberg erwiesenermaßen nicht berührt hat, dürfte deshalb nicht existieren. Falls trotzdem einer auftauchen sollte, spende ich 300 Euro für die Kasse der ArGe Bayern Klassisch!

    Eine Verwendung als Leitwegstempel kann man aufgrund der vorliegenden Belege ausschließen. Es nützt ja auch nichts, @ liball, wenn zwei Indizien für eine derartige Verwendung sprechen, aber zehn dagegen. :)

  • Hallo,

    dass die Stempeldeutung "von Coburg" schon einen Sinn macht, zeigen die beiden Briefe aus Rudolstadt. Sie sind völlig identisch aus 1816 und 1818, beide liefen an den selben Empfänger in Ansbach.
    Der einzige Unterschied liegt im bayerischen Porto. Der erste Brief wurde mit 8 Kr. taxiert, der zweite Brief mit V.C.-Stempel jedoch mit 6 Kr. Von Hof bis Ansbach waren es 19 Meilen, daher 8 Kr. Von Lichtenfels, dem bayer. Eingangspostamt beim Kurs über Coburg, waren es 13 Meilen, daher 6 Kr. Damit der Portokontrolleur in Nürnberg richtig kontrollieren konnte, musste er wissen, wie der Brief nach Bayern kam. Dazu diente dieser Stempel in Nürnberg. Vielleicht hat ihn sogar der Kontrolleur abgeschlagen, damit man ihm nicht an den Karren fahren konnte.
    Was schon etwas verwundert, ist der Umstand, dass nicht ein Brief aus Österreich oder Italien mit diesem Stempel bekannt ist, obwohl jede Menge aus diesen Ländern nach Nürnberg und darüber hinaus bekannt ist. Ebenso kein einziger Inlandsbrief.
    Dies wäre für die Kontrolleure wesentlich ertragreicher gewesen, denn die Portos der Briefe aus dem Süden von Deutschland waren wesentlich höher und schwieriger zu berechnen als Briefe aus dem taxisschen Postgebiet.

    Grüsse von liball

  • Hallo, Karl,

    irgendwie nähern wir uns ja an, um dann wieder abzudriften.

    Wenn ich das richtig sehe, sind wir uns im folgenden immerhin einig:

    Der Stempel wurde in Nürnberg verwendet. Der Stempel wurde von der Verwaltungskontrolle verwendet. Der Stempel wurde zu Kontrollzwecken verwendet und nicht als Transitstempel im üblichen Sinn.

    Die Verwaltungskontrolle, die gemeinhin im Innendienst mit V.C. abgekürzt wurde, soll also einen Stempel V.C. angeschafft haben, dessen Initialen "Via" oder "Von Coburg" bedeuten sollen? Irgendwie sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass ein solcher Zufall unmöglich ist.

    Ich kann auch nicht erkennen, dass einer oder beide Rudolstadt-Briefe über Coburg gelaufen sind. Möglich wäre es. Zu den Taxen kann ich nichts sagen.

    Für fast ausgeschlossen halte ich es, dass Handelsbriefe aus Magdeburg oder auch Erfurt angesichts der sehr guten anderen Möglichkeiten, vergleichsweise einfach nach Nürnberg zu gelangen, den äußerst beschwerlichen Weg über Ilmenau und den Rennsteig bis nach Coburg genommen haben. Ein planmäßiger Transit dürfte angesichts der topografischen Verhältnisse vor allem im Winter unmöglich gewesen sein. Der Posthalter von Kahlert, der Hauptstation im Rennsteig (für Neustadt am Rennsteig), hatte kaum ein Auskommen und der lange verwendete Rayonstempel ist sehr selten.

    Warum ist der Stempel V.C. bisher nur auf Briefen bekannt, die aus nördlicher Richtung nach Nürnberg kamen? Keine Ahnung. Üblicherweise wurde ja bei der Portokontrolle kein Stempel auf die Briefe abgeschlagen. Vielleicht war eine andere Abteilung für die Briefe aus dem Süden zuständig, die die kontrollierten Briefe nicht abgestempelt hat....?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,

    ich kann nichts zum Stempel beitragen, aber

    Für fast ausgeschlossen halte ich es, dass Handelsbriefe aus Magdeburg oder auch Erfurt angesichts der sehr guten anderen Möglichkeiten, vergleichsweise einfach nach Nürnberg zu gelangen, den äußerst beschwerlichen Weg über Ilmenau und den Rennsteig bis nach Coburg genommen haben. Ein planmäßiger Transit dürfte angesichts der topografischen Verhältnisse vor allem im Winter unmöglich gewesen sein. Der Posthalter von Kahlert, der Hauptstation im Rennsteig (für Neustadt am Rennsteig), hatte kaum ein Auskommen und der lange verwendete Rayonstempel ist sehr selten.

    diese Aussage würde ich so nicht unterschreiben.
    Laut Posthandbuch von 1837 gab es eine Schnellpostverbindung (ab Berlin) über Magdeburg-Egeln-Aschersleben-Hettstädt-Eisleben-Sangershausen-Weissensee-Erfurt-Gotha-Suhl-Hildburghausen-Rodach-Coburg nach Nürnberg.
    In der Special-Post-Charte der Königlich Preussischen Monarchie, enthaltend die Course der ordninairen Fahrenden, Cariol- und Extraposten von 1819 finde ich diese Kursverbindungen ebenfalls schon eingetragen - leider fehlt mir das zugehörige Handbuch dieses Jahres mit Auflistung der Postkurse, damit könnte man es definitiv belegen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo, Michael, vielen Dank für den Beitrag, der uns aber vermutlich nicht so recht weiterhilft. Sorry, wenn ich langweile:

    Die Briefe von denen wir reden, wurden ja mit der Reitpost befördert, d.h., ein Postillon wurde mit seinen Paketen/Felleisen auf den Weg geschickt (wenn es viele Pakete waren, konnte er ein zusätzliches Packpferd mitnehmen, oder man ritt zu zweit). Nach etwa 15 Kilometern waren Pferd und Reiter erschöpft und mussten versorgt und getauscht werden. Ein frischer Postreiter fuhr mit frischen Pferden wieder los. Der erste ritt an seinen Ausgangspunkt zurück. So ging das in der Regel, und auf den Hauptstrecken ritten diese Postillone täglich oder mehrfach täglich.

    Dann gab es ja noch die Fahrpost. Die beförderte neben Paketen und Wertsendungen etc. auch Personen. Auch wegen der ständigen Aus- und Einladerei waren diese Fahrpostkutschen furchtbar langsam. Deshalb kam man ab 1819 auf die Idee, reine Personenkurse einzurichten, die sog. Schnellposten. Gelegentlich nahmen diese Kutschen auch Briefe (aber keine Pakete usw.) mit, z.B. auf der späteren Ostbahn-Route Berlin-Königsberg oder auch in Westfalen. Deshalb findet man gelegentlich auf den Briefen den Vermerk "Per Schnellpost". Der Postkurs, den Du beschreibst, diente im Wesentlichen der Anbindung der genannten Orte an eine schnellere Personenbeförderung. Für einen Brieftransit Magdeburg-Nürnberg ist diese Route ganz ungeeignet. Natürlich dürfte es auch keine Postverträge hierfür gegeben haben, die ja in aller Regel für den grenzüberschreitenden Brieftransport notwendig waren. Deshalb nennt man ja auch die "Transitstempel" Postvertragsstempel. Der größte Teil der im Vorphilatelie-Handbuch gelisteten "Transitstempel" sind Postvertragsstempel, d.h., sie entstanden aufgrund von vorher zwischen den beteiligten Staaten bzw. Thurn und Taxis ausgehandelten Vereinbarungen.

    Alle Wege führen nach Rom, und auch um einen Brief von Magdeburg nach Nürnberg und weiter nach Württemberg zu befördern, gab es vermutlich 100 Möglichkeiten auf den bestehenden Poststraßen. Aber natürlich standardisierte man das Ganze. Briefe aus Sachsen und den nördlich oder nordöstlich von Bayern gelegenen preußischen Orten wurden ab ca. 1815 fast ausschließlich über das Grenzpostamt Hof geleitet. Dort kamen so viele Briefe aus Preußen an, dass man neben dem Postvertragsstempel K. SACHSEN auch einen mit K. PREUSSEN zur besseren Unterscheidung der Herkunftsländer einführte. Nach allem, was mir bekannt ist (ich bin ja nur ein Generalist), kann der oben abgebildete Magdeburg-Brief zwangsläufig nur über Hof bayerisches Gebiet erreicht haben. Ein luftlinienmäßig direkter Transit über thüringisches Gebiet und die Rennsteigroute Ilmenau-Kahlert-Coburg ist völlig unwahrscheinlich, und bei der Route über Hildburghausen und Rodach wäre er doch deutlich nach Westen abgedriftet, ist also auch ziemlich unwahrscheinlich.

    Gott sei Dank bin ich ab übermorgen zum Trainspotten in die Slowakei und in die polnischen Beskiden, dann seid Ihr mich los. Die Reise beginnt am Samstag in Bratislava. Deshalb bin ich am Sonntag zum Bahnhof, um mir eine Karte zu lösen. Die Route mit den Umsteigeorten hatte ich aus meinem "European Rail Timetable" von Thomas Cook schon vorbereitet. Die junge Dame am Schalter kam damit nicht so recht klar, insbesondere konnte sie mit dem Abzweigpunkt Bruck an der Leitha nichts anfangen. Sie bot mir deshalb verschiedene Alternativen an, die in der Empfehlung gipfelten, einen Zug mit Umsteigen in Budapest zu nehmen. Ich sagte: "Bratislava liegt doch gleich hinter Wien, was soll ich denn in Ungarn, das ist doch ein Umweg von 300 Kilometern oder so...!?". Die junge Dame meinte nur: "Aber eine Verbindung über Budapest gibt es auch! Sie können auch über Budapest!!". :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Ich habe mal in "Allgemeines Post- und Reisehandbuch durch Deutschland" von 1816 nachgeschaut. Ob die Ergebnisse wirklich hilfreich sind weiss ich nicht, aber es stellt auf jeden Fall einige Möglichkeiten dar.
    Der Weg von Nürnberg richtung Leipzig, und dann wohl über Magdeburg nach Berlin zeigt 4 verschiedene Reisewege.
    Zwei davon gehen durch Hof und weiter nach Leipzig.
    Ein geht durch Cronach und den vierten geht durch Coburg.
    Reiseweg war 34 oder 34 1/2 Postmeilen. Ob es ein kürzere Strecke mit Reitpost gab habe ich mein Zweifel wenn es um Distanzen geht. Was der schnelleren war weiss ich nicht.

    (Hat jemand den Idee gehabt dass es von Cronach sein konnte? Wohl nicht wichtig oder richtig.)

    Wie ich es verstanden habe, denke jetzt einige hier dass VC in Nürnberg abgeschlagen war. Vielleicht hiess es von Coburg oder von Cronach um die Briefe von einander zu halten um zu zeigen welcher Leitweg die Briefe kamen. Nicht weil man die Taxierung bestimmen sollte, sondern um zu zeigen welche Zeitraum der Brief in Nürnberg landete. Es gab ja ein auch damals die Idee dass alles so schnell wie möglich gehen sollte was man auch die Kunden mehr oder weniger versprochen hatte.

    By the way: Coburg war in "APRD" Buch mit K geschrieben ;)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo, Nils, vielen Dank. Hier haben wir das gleiche Problem wie bei Michael. Die Kurse, die in diesen Posthandbüchern angegeben sind, betreffen meist Fahrpostkurse, d.h., die Informationen hierüber waren in erster Linie für Reisende als Kursbuch gedacht. Natürlich verkehrten auf diesen Poststraßen auch Postreiter.

    Logisch wäre es auch gewesen, den Hauptverkehrsstrom für die Briefpost, beispielsweise von preußischen Orten wie Magdeburg, von Leipzig aus nicht direkt über Gera nach Hof zu leiten, sondern über rein sächsisches Gebiet (Altenburg, Zwickau, Hof, die sächsischen Postillone verkehrten hier ja ohnehin vermutlich mehrfach am Tag). Die thüringische Kleinstaaterei, dazwischen noch preußische Exklaven, verursachten eine Vielzahl von Barrieren. Auch wenn die Post bevorzugt abgefertigt wurde: es hielt dennoch auf.

    "Via Cronach" vergessen wir am besten genauso schnell wie "Via Coburg" als Deutung für den Stempel V.C.

    Willkommen wäre eine Stellungnahme des Spezialisten für bayerische Postgeschichte. Joachim, sag doch auch mal was!! Meine Stellungnahme in Deinem Blog hast Du ja sicher gelesen, und hier im Forum bist Du ja auch.

    Nochmal schnell ein Summary:

    Der Stempel V.C. ist ein Portokontrollstempel, der in Nürnberg ca. 1816-1818 beim Oberpostamt verwendet wurde. Die Initialen sind mit "Verwaltungskontrolle" zu deuten (vgl. auch Deninger). Der Stempel wurde, teils in Kombination mit dem sehr seltenen Nürnberger Auslagestempel (K1) bei stichprobehaften Portokontrollen und bei Tax- und Herkunftsproblemen auf die Briefe gesetzt, dies entweder bei der Ankunft in Nürnberg oder beim Transit durch Nürnberg. Die bisher bekannten Briefe kommen aus nördlicher oder nordwestlicher Richtung.
    Der Stempel V.C. kann kein Leitwegstempel sein. Einen derartigen Stempel bei der Ankunft aufzusetzen ergibt keinen Sinn. Eine Deutung "Via Coburg" o.ä. ist deshalb abwegig. Noch unsinniger wäre eine solche Deutung für einen Portokontrollstempel, der bei der Verwaltungskontrolle beim Oberpostamt Nürnberg verwendet wurde. Man bedenke die Folgen: Die Verwaltungskontrolle hätte ja dutzende Stempel für ähnlich gelagerte Problemfälle für die in großer Zahl aus allen Himmelsrichtungen in Nürnberg ankommenden Posten anfertigen müssen. Es spricht m.E. auch viel dafür, dass einige der bekannten Briefe mit V.C. nicht über Coburg gelaufen sind. Der unwahrscheinliche Fall, dass diese Briefe dennoch über Coburg gelaufen sind, begründet aufgrund der bekannten anderen Indizien keinesfalls eine Deutung des Stempels V.C. mit "Via Coburg" o.ä.