• Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Auch Dienstbriefe kann postgeschichtlich interessant sein. Noch habe ich wenige in meine Sammlung, aber etwas zu zeigen habe ich.

    Nach der Vertrag in 1842 war es möglich die Dienstbriefe gebührfrei über die Grenze zu schicken. Voraussetzung war das Aufgabe- und Empfängerbehörden Portofreihet hatten. Das Franchise "RS" oder "Ex Offo" sollte untern links vermerkt sein. Dazu mussten Absenderbehörden sich sichtbar machen. Vorderseitig sollte auch der Vertragsstempel OBC oder BOC zu sehen sein, was aber nicht immer vorkam.

    Ich zeige hier zuerst ein Brief wie die Briefe sein sollten.
    Ein Brief von Egerer Magistrat an Landgericht in Waldsassen in 1848 abgeschickt. Oben finden wir auch ein OBC Stempel.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    feines Stück und ein Beleg für den seltenen Kartenschluß.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    ein sehr schöner und sehr seltener Brief von Eger nach Waldsassen.
    Möchte dazu folgenden Brief zeigen:
    Gebührenfreie Armensache von Wunsiedel in das 4 Meilen entfernte Haslau in Böhmen
    vom 19. Februar 1845. Ob der Brief direkt nach Haslau ging, oder über den Kartenschluß
    Eger, was ca. 3 Meilen weiter war, kann ich nicht sagen. Auf der Siegelseite befindet sich
    kein Stempel. Ein Präsentiertvermerk innen bestätigt den 20. Februar als Ankunftstermin.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo VorphilaBayern

    Ein schöner Armensache. Muss bestimmt selten sein :P
    Dazu mit blauen Stempeln.

    Ich möchte auch ein für mich seltener Brief. Der Brief würde im Elbingealp geschrieben, mit Boten nach Reutte gebracht und weiter mit dem Post nach Fischau gebracht. Der Brief ist 9.11.1849 gestempelt. Hier hat der Brief kein OBC Stempel, was in 1849 wohl nicht so selten war. Ob Reutte überhaupt ein Vertragsstempel hatte weiss ich nicht.
    Der Brief lief von Reutte über Füssen und Immenstadt nach Fischen. Und wahrscheinlich ist wohl auch einen Botengang von Immenstadt nach Fischen.


    Der Vermerk unter Exoffo: In Grenzdemarkations-Angelegenheit.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein feines Farbenspiel für den verwöhnten Geschmack - beim 1. Brief notierte unten der Absender 1 Loth. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    das ist richtig, aber nun hat es die Post notiert, weil mir die Schrift zwar in ähnlicher Tinte, aber doch sehr flüchtig vorkommt. Bei dem 1. Brief war es aber der Absender und das Absender ihre Briefe (noch dazu dienstliche) vorher abwogen und ihr Ergebnis mitteilen, war mir bisher fremd.

    Aber es ist natürlich auch ein schöner Brief und das Gewicht sollte eigentlich oben links stehen, wenn man es vermerken wollte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Dienstbrief vom Landgericht Selb vom 23. Juni 1845 in das 8 km entfernte
    Asch in Böhmen. Der Brief wurde nach Wunsiedel gebracht (Selb bekam erst
    am 1.10.1849 eine Postexpedition) und dort am 30. Juni aufgegeben. Zwischen
    Eger und Wunsiedel bestand ein Kartenschluß. Somit wurde der Brief sicherlich
    nach Eger und von dort nach Asch befördert. Am folgenden Tag traf er in Asch ein (Präsentiertvermerk innen). Oder gab es eine Postverbindung zwischen Wunsiedel und Asch ?. Im Postvertrag Bayern-Österreich von 1842 ist darüber aber nichts vermerkt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    von besonderem Interesse sind Dienstbriefe, bei denen B.O.C. bzw. O.B.C. manuell notiert wurde, weil man den Stempel bei der Aufgabepost vergessen hatte.

    Ich hatte vor Jahrzehnten über 5.000 Briefe Bayerns nach Wien in Händen (war aber leider schon der 3., der das durchsehen durfte) und konnte nur 2 davon finden, wobei einer B.O.C. und der andere von Österreich mit O.B.C. - Vermerk versehen worden war. Häufig ist also anders.

  • Liebe Freunde,

    selten bekommt man mal ein Pärchen von Briefen gleichen Absenders und Empfängers, die doch ein bisschen unterschiedlich (zumindest anfangs) behandelt worden sind.

    Der 1. aus Vohenstrauss datiert innen vom 14.10.1848 und war als "Portofreie Polizeisache" benannt worden. Der Portofrei belassene Brief wurde in Wien am 22.10.1848 gestempelt, was darauf hindeutet, dass er vlt. doch etwas später, als vermutet, erst der Post übergeben worden war.

    Jedenfalls zeigt der 2. Brief aus Vohenstrauss vom 30.12.1849 (geschrieben), dass er erst am 5.1.1850 zur Post gegeben worden war und eine Woche war ja eine Menge Zeit. Daher kam er auch folgerichtig am 10.1.1850 in Wien an (Stempel hinten und Präsentatiosvermerk unten rechts vorne). Nun hatte ihn aber die Aufgabepost, da er mit Partei - Sache jenseits bezeichnet worden war, rechts unten mit 18 Kr. CM taxiert, wollte also Geld sehen. Da Parteisachen in Bayern portopflichtig, in Österreich aber portobefreit waren, konnten die 18 Kr. CM nur den bayerischen Portoanteil darstellen, wobei wir dann bei einem Brief der 4. Gewichtsstufe waren.

    Da der Brief jedoch vollständig erhalten ist und nur 13g wiegt, hatte Vohenstrauss mit den 18 Kr. CM tatsächlich einen Brief der 2. Gewichtstufe als gänzlich portopflichtig angenommen und entsprechen taxiert.

    Ob dies den Wienern spanisch vor kam, oder man noch in Vohenstrauss seinen Fehler bemerkte, wird sich nicht mehr sicher nachvollziehen lassen, jedenfalls strich man die eh falschen 18 Kr. CM ab und ersetzte sie erst gar nicht. Das war natürlich auch falsch, denn in diesem Fall hätte man den Brief mit 9 Kr. CM taxieren müssen, denn eine in Bayern portopflichtige Parteisache war es ja immer noch.

  • Liebe Freunde,

    eigentlich müsste es Hundert von Dienstbriefen Bayerns in die Lombardei und umgekehrt geben. Eigentlich - ich sehe aber nur alle 10 Jahre einen.

    Da war bei einem Angebot in der Bucht zuschlagen angesagt, denn auf die nächste Offerte wollte ich nicht warten. Im wunderschönen Lindau im Bodensee am 7.6.1850 mit 22 Kreuzern frankiert, gab das bayer. Landgericht Lindau ein Schreiben an das K. K. Civil- und Tribunalgericht Mailand I. Instanz unter Recommandation (weitere 4 Kr.) auf. Es war eine Partei - Sache, also war ein Bayer involviert.

    Diese 22 Kreuzer waren halbscheidig zwischen Bayern und Österreich zu teilen und ergaben sich für Briefe über 1/2 bis 1 Loth in der 2. (von 2) Entfernungsstufe.

  • Liebe Freunde,

    Dienstbrief des Landgerichts Wolfstein mit Postaufgabe in Freyung am 20.12.1844 nach Fünfhaus und Sechshaus in Wien (?). Die bayerische Behörde benutzte statt der üblichen Franchise R. S. "Ex officio" (in Österreich oft abgekürzt mit Ex offo) - und tatsächlich blieb der Brief portofrei, etwas, was man nicht bei allen Dienstbriefen Bayerns nach Österreich behaupten kann. Der Diagonalstrich zeigte ja nur die teilweise Frankaturfreiheit an, das liegende X sollte die gänziche Frankaturfreiheit symbolisieren, aber hier hat ein halbes X wohl ausgereicht. Siegelseitig der Ankunftsstempel von Wien vom 22.12.1844, sonst nichts.

  • Liebe Freunde,

    nachdem ich gerade einen etwas längeren Artikel mit einem sehr geschätzten Forumsmitglied hier für den RB der ARGE Bayern klassisch fertig stellen durfte, konnte ich gleich danach noch diesen Brief günstig erwerben, der am 24.1.1846 als Regierungs - Sache von Füssen ins nahe Reutte nach Österreich lief.

    Eigentlich waren diese Briefe in Bayern portobefreit, aber nicht so in Österreich, wobei Österreich die halbe Taxe der Gemeinschaftstaxe als Porto ansetzen durfte.

    Wie man sieht, mangelt hier aber nicht nur der B.O.C. - Stempel auf bayerischer, sondern auch die Halbtaxe auf österreichischer Seite. Eine sog. Doppel - Contravention. Das sonderbare: Ich kenne ca. 15 Briefe zwischen diesen beiden Orten und nicht einer davon wurde korrekt behandelt. Da wäre mir jetzt ein richtig behandelter Brief auch ganz recht ... Hinten ist natürlich nichts von einem Ankunftsstempel zu sehen, oder hat er erst gar keine österreichische Post gesehen?

  • Liebe Freunde,

    es gibt Briefe, bei denen klappte wenig, bei anderen aber auch gar nichts.

    Eine Partei-Sache des Kreis- und Stadtgerichts Regensburg an das Civilgericht in Wien wurde ausweislich ihres Inhalts am 13.2.1849 auf 3 Kreuzer Stempelpapier verfasst. Der Aufgabestempel zeigt uns aber erst den 26.2.1849 an und man fragt sich, wer wofür satte 13 Tage gebraucht hatte? Als Partei-Sache war sie portopflichtig. Da ab 1.10.1842 das Franko und Porto halbscheidig zwischen Bayern und Österreich zu teilen war, und der Brief nicht eben leicht daher kam, ging es also um recht viel Geld, wie die mittig notierten 1 Gulden 12 Kreuzer Conventionsmünze (ca. 1 Gulden 26 Kreuzer rheinische Währung) auswiesen.

    Aber die wurden gestrichen, von wem auch immer (Kartenschluß Regensburg - Wien, da lagen also keine Kontrollen mehr dazwischen, so dass ich unterstelle, dass dies noch in Regensburg gestrichen wurde, was u. U. auch die lange Verweilzeit erklären könnte). Der rote B.O.C. - Stempel stammt natürlich auch von Regensburg, wo man dergleichen haben musste.

    Vorne sehen wir noch rechts unten den Präsentationsvermerk vom 1.3.1849 und siegelseitig ist 1 Kreuzer CM Bestellgeld von Wien zu sehen.

    Wieder eine teure Contravention, denn entweder war der Brief als Regierungs-Sache portofrei, oder als Partei-Sache portopflichtig; in jedem Fall entspricht die Franchise nicht der gestrichenen Taxe.

    Und als wäre das nicht genug, sehen wir hinten den roten Ankunfststempel von Wien (rot: Franko, schwarz: Porto!) vom 1. Februar - das hätte der 1. März sein müssen, denn die Zeit lief schon damals nicht rückwärts ... ich freue mich sehr, diesen extrem krummen Hund in meine Bayern-Österreich-Sammlung einbauen zu können.