• Lieber Ralph,
    im Buch "Entstehung und Entwicklung der Postgebühren vom 16. Jahrhundert bis 1918 von Konrad Schwarz,
    steht auf Seite 1034 folgendes:
    Abschaffung des Ortsbestellgeldes:
    Thurn und Taxis beschloß die Aufhebung 1866 noch und zwar in zwei Etappen (1.1.1866 für frankierte, ab 1.1.1867 für unfrankierte Briefe) und konnte sie auch noch vor Übernahme der Verwaltung durch Preußen zu Ende führen.
    Zu Württemberg steht folgendes auf Seite 1560 im Buch:
    .......Protokoll der Plenarsitzung der Karlsruher Postvereins-Konferenz vom 18.11.1865, die einen Antrag Württembergs auf baldige Aufhebung des Briefbestellgeldes in allen Postvereinsländern .......
    - Bayern, Württemberg und Baden konnten mitteilen, daß sie das Briefbestellgeld bei sich bereits ganz aufgehoben hätten.
    Ein Datum für Württemberg habe ich in diesem Buch nicht gefunden.
    Liebe Grüße,
    Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von VorphilaBayern (26. September 2018 um 12:26)

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank (ich habe meine Bände von K. Schwarz leider einem quängelnden Sammlerfreund verkauft, als der mal hier war, daher habe ich die nicht mehr).

    Aber daraus geht nicht zwingend hervor, wann es in Württemberg kein Bestellgeld mehr gab.

    Ich frage mal bei der ARGE Württemberg nach, ob die eine VO haben, aus der ich das genau ersehen kann.

    Danke auch für die Angabe von Taxis - ich hatte das für 1865 im Kopf, aber es war 1 Jahr später für die frankierten Poststücke.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    es hat ein bisserl gedauert und ich habe mehr für ihn bezahlt, als er wohl wert ist, aber jetzt ist alles gut, denn ich wollte so einen immer schon haben.

    3 Kreuzer aus Aschaffenburg von der Firma Franz Dessauer an die Gebrüder Bethmann in Frankfurt am Main. Franz Dessauer war mosaischen Glaubens, wie auch die Gebrüder Bethmann. Was genau er machte, weiß ich nicht, aber er war wohl spanischer und portugiesischer Konsul in Aschaffenburg und das ist ja nicht eben wenig.

    https://www.geni.com/people/Franz-J…000023726856041

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bethmann_Bank

    Wichtig war mit das Datum - der 7.5.1851, denn erst ab dem 1.5.1851 trat die freie Reichsstadt Frankfurt am Main dem DÖPV bei (unter der Ägide derer zu Thurn und Taxis), so dass es vor dem 1.5.1851 keine Markenfrankaturen gab, die gültig waren. Sicher ist das heute einer der ersten Briefe, die sich erhalten haben, denn Mai - 1851 - Briefe von Bayern nach Frankfurt am Main, oder in taxische Land übrhaupt, sind handverlesen. Das wusste aber wohl auch die gut informierte Gegenbieterseite, aber ich wusste es halt noch ein bisserl länger ...

  • Lieber Ralph,
    Ach, wenn er doch nur 6 Tage älter wäre!
    Nein, Spaß beiseite! Auch so ein tolles Stück, das seinen Weg in die richtige Sammlung fand.
    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    da hast du gut Recht! Wenn ich bedenke, wie wenige "Ersttagsbriefe" es von Bayern gibt, was Postverträge angeht, dann ist die Anzahl der regulären Ersttagsbriefe fast schon geeignet, von "Massenware" zu sprechen.

    Aber wem sage ich das? Richtig - dem, der einen Ersttagsbrief der Nr. 5 nach Preussen hat, dem 1. Tag des Postvereins und somit auch dem 1. Tag des Postvertrages Bayern - Preussen, von daher bist du mir locker 6 Tage voraus. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    hier ein Brief von Bamberg nach Wallendorf in Thüringen vom 11. Dezember 1865,frankiert mit einer 3 Kr. rot, was der Gewichts- und Entfernungsstufe I im DÖPV entspricht.
    Siegelseitig Durchgangsstempel von Sonneberg und Ankunftsstempel von Wallendorf.
    Auf der Anschriftseite sind noch handschriftlich 1 Kr. Bestellgeld und eine zweite Zahl (?) notiert,
    die ich mir nicht so recht erklären kann.
    Handelt es sich vielleicht um ein Namenskürzel oder eine Taxierung.

    Die Entfernung zwischen Bamberg und Wallendorf beträgt 74 km (http://www.luftlinie.org) und liegt
    damit knapp an der 10 Meilen Grenze. Hat man den Brief eventuell am Empfangsort der
    Entfernungsstufe II zugeordnet und nachtaxiert ???

    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus,

    ich kann dich beruhigen - im Zähler steht eine Null - Paraphe = korrekt frankiert und nichts mehr zu fordern und im Nenner 1x Bestellgeld. Alles paletti also.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    folgenden Brief aus München vom 1.10.1858 konnte ich trotz erbitterter Gegenwehr schnappen, auch wenn die nächsten Tage bei Wasser und Brot hart zu werden drohen ...

    Empfänger war seine Hochwürden, der landgräflich hessische Hofprediger Herrn Dr. Lieberknecht in Homburg vor der Höhe (heute: Bad Homburg bei Frankfurt am Main).

    Der Brief war als K.D.S. = Königliche Dienst Sache aufgegeben worden und wurde daher als portofreier Brief im DÖPV kostenlos befördert. Auch seine Zustellung kostete nichts, was damals nicht häufig vorkam.

    Ausweislich seiner Siegelseite kam er am Folgetag in FFM an und wurde mit der 4. Distribution (Austragung) Herrn Dr. Lieberknecht zugestellt.

    Beim Siegel könnte ich Hilfe gebrauchen - was ich lesen zu können glaube: ... MAJ. D. KÖNIG ...

    Für Tipps, die zur Auffindung des Absenders führen, wäre ich sehr dankbar.

  • Liebe Freunde,

    Muster ohne Wert(h) Briefe sind nicht sooo selten - nur wenn man welche aus der Pfalz sucht, die ja nicht so stark industrialisiert war, kann es schon mal ein paar Jährchen dauern, bis sich ein geeignetes Stück findet.

    Daher bin ich sehr glücklich für meine Mini - Sammlung Muster ohne Wert ein hübsches Briefchen bekommen zu haben, welches von der Firma Johann Baptist Zwick aus Frankenthal stammt und am 27.5.1854 über Frankfurt am Main nach Rennerod bei Limburg an der Lahn abging.

    Der Brief selbst musste unter 1 Loth wiegen, aber Brief und Muster anhängend durften 2 Loth wiegen, dann war er "einfach" und kostete nur 6 Kreuzer für Sendungen nach TT über 10 bis 20 Meilen.

    Die TT Post in Rennerod erhielt ihn am 29.5. und vermerkte vorne oben 0 / 1, also Franko vollständig bezahlt, aber 1 Kreuzer Bestellgeld für den Boten.

    Siegelseitig sieht man noch einen Wachssiegelteil, an dem das Muster angehängt worden war (hat man auch nicht so häufig).

  • Hallo zusammen,

    aus den von mir erworbenen 3 Kreuzer-Briefen hier einer aus der nordwestlichen Ecke Bayerns ins nahe Hessen, damals von T+T betreut.

    Aufgegeben wurde das Schreiben am 13.11.1861 in Klingenberg, passierte am 13.11. das ebenfalls bayerische Aschaffenburg und erreichte am 14.11. 10-11V das im T+T-Gebiet gelegene Hanau. Weiter ging es am gleichen Tag über Gelnhausen und Wächtersbach nach Salmünster (heute Bad Soden-Salmünster).

    Für diese Strecke von weniger als 10 Meilen reichte die verklebte 3x-Marke, die mit dem Nrn-St. 251 entwertet wurde. Der Bestimmungsort Schlierbach lag etwas nordwestlich von Salmünster. Da kein Bestellgeld vermerkt wurde, hat der Betrieb vermutlich die Post in Salmünster selber abgeholt.

    Richtig beschrieben?

    Dieter

    PS: Ralph dürften die Stempel gefallen! ;)

  • Lieber Dieter,

    die Frontseite sieht ja wahrlich nicht übel aus, aber die Siegelseite übertrifft sie um LÄNGEN !!!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    seit Tagen versuche ich mich schonan einer Erklärung für diesen Brief.

    Erlangen - Frankfurt vom 23.5.(vermutlich 1851), Ankunft 24.5.. Ohne Inhalt und leider ohne Datum.

    Die Stadt Frankfurt gehörte postalisch zum Thurn & Taxis Gebiet und war seit 1.5.1851 em DÖPV angeschlossen. Folglich ist der Brief für eine angenommene 1. Gewichtsstufe korrekt mit 9 Kreuzer frankiert, dargestellt durch eine geprüfte 5aa. Die Verwendung der 5aa lässt für mich nur das Jahr 1851 als Verwendungsjahr zu. Ich glaube nicht, dass in Erlangen 1852 noch Marken der Erstausgabe verwendet wurden.

    Was passierte aber mit diesem Brief? In typischer Thurn & Taxis Farbe wurde eine rote 9 angebracht. In schwarzer Tinte dann "noch 9" als Portoforderung.

    Ich habe bisher noch keine schlüssige Erklärung gefunden und bitte deshalb um Mithilfe.

    Kann es sein, dass hier nicht der DÖPV-Vertrag sondern noch eine Taxierung nach dem alten Tarif angewandt wurde?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Erlangen - Frankfurt am Main (FFM) = 178 km, also über 20 Meilen im Postverein, somit 9x je angefangenes Loth franko und 12x je angefangenes Loth porto.

    Ein Brief vom 28.5.1851 hätte folglich 9, 18, 27x usw. gekostet.

    Ein unterfrankierter Brief von 1 Loth genau bis unter 2 Loth hätte damals 24x gekostet, abzüglich der Frankatur von 9x, also "noch 15x".

    In der Vor-DÖPV-Zeit wäre der Wert der Marke verfallen und wir hätten für Bayern bis Erlangen - Aschaffenburg 140 km = 19 Meilen ein Franko/Porto, das war damals egal, von 8x je halbes Münchener Loth gehabt und ab Aschaffenburg 4x je halbes Loth bis FFM.

    Die prozentuale Steigerung dieses Tarifs war 50, so dass es bei schwereren Briefen hätte heißen müssen 12x für Bayern und 6x für TT, 18x für Bayern und 8x für TT usw..

    Wie du siehst, ist es nicht möglich, hierbei auf eine ungerade Zahl = 9x zu kommen.

    Bayern hat hier einen Taxierungsfehler begangen und hätte, wenn der Brief in der 2. G-Stufe gelegen hätte, "noch 15x" notieren müssen.

    TT hat sich gefreut, die schwarze, falsche Nachtaxe von Bayern in typisch roter Tinte von FFM zu wiederholen, denn TT musste ja nur diese 9x an Bayern abführen und ihr Postkunde war zufrieden, denn 15x waren doch deutlich mehr, als die 9x, von daher hatte die TT - Post in FFM keine große Veranlassung, Bayern um 6x reicher zu machen.

    Schönes Stück - hatte ich auch gesehen, aber zu bieten vergessen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung.

    Die einzige Möglichkeit auf die Zahl "noch 9" zukommen wäre die Behandlung nach dem Vor-DÖPV-Tarif 12 xr Bayern und 6 xr für TT bei einem Brief zwischen 1/2 - 1 Loth unter Anerkennung der Franko-Marke. Also Franko Grenze (dann dies nicht vermerkt), die rote 9 als 9 Franko vermerkt und den Rest für Bayern von 3 xr und 6 xr TT durch "noch 9" nacherhoben.

    Klingt sehr abenteuerlich, solch ähnliche Briefe gibt es aber.

    Nachdem zwar Frankfurt, das Frankfurt umschließende Thurn & Taxis Gebiet aber noch nicht dem DÖPV beigetreten war könnte ja sein, dass 3 Wochen nach Beitritt Frankfurts die Verwirrung noch groß war und man nicht so recht wusste, wie genau damit umzugehen war.

    Leider wird sich das vermutlich nicht mehr klären lassen.

    Aber egal wie der Brief nun wirklich taxiert wurde, ein sehr interessantes Stück.

    Gruß

    bayernjäger