• Hallo Sammlerfreunde,

    nachfolgenden Beleg möchte ich euch zeigen:

    40 Pfg. Wappenausgabe auf Einschreibebrief von Erlangen am 7. August 1909 zunächst nach Bern, dann über das französische Postamt in Beyrouth nach Aleppo weitergeleitet und schließlich wieder retour nach Bern, wo der Brief am 4. September wieder ankam.
    Adressiert war der Brief an den Grafen Eberhard von Mülinen, einen preussischen Diplomaten, der zu diesem Zeitpunkt Generalkosul in der Türkei war und sich als Sonderberichterstatter im Raum Aleppo aufhielt. Es existiert von ihm ein Bericht aus Aleppo vom 10. August 1909 über die Massaker türkischer Truppen an den Armeniern. ( http://www.armenocide.de/armenocide/arm…bf!OpenDocument )

    Aleppo selbst, heute Syrien, gehörte damals zum osmanischen Reich. Eine ungewöhnlichere Darstellung der ansich nicht selten Destination Türkei dürfte aber schwerlich zu finden sein.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,

    schöner Beleg.

    Auch wenn uns die historischen Hintergründe und aktuellen Ergnisse im Zusammenhang mit seiner arabischen Zwischenstation sehr nachdenklich stimmen müssen, es wird daran eindrucksvoll der Vorteil des Weltpostvereins deutlich.

    Schon im Vorläufer des Weltpostvertrages, dem Berner Allgemeinen Postvereinsvertrag vom 09.10.1874 wurde die o.a. Nachsendung über Artikel 7 Satz 1 wie folgt geregelt:

    Für die Nachsendung von Korrespondenzen innerhalb des Vereinsgebiets wird ein besonderes Porto nicht erhoben.

    Zu den 22 Gründungsmitgliedern des letztendlich am 01.07.1875 in Kraft getretenen Vertragswerkes zählte u.a. auch die Türkei, welche ihn auch ratifiziert hat. Auch in dem vom 01.06.1878 stammenden Pariser Weltpostvertrag und den danach getroffenen Zusatzabkommen hat sich daran im wesentlichen nichts geändert.

    Im vorliegenden Fall ist es hernach also bei der normalen Auslandsbriefgebühr von 20 Pfennigen + Recogebühr geblieben, trotz eines durchaus respektablen Umweges.

    Schönen Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    vielen Dank für Deine ergänzenden Infos.
    nachfolgend eine andere Variante der Weiterleitung:

    5 Pfg. Germania-Ganzsache aus dem Reich (16.9.1906) nach Nürnberg (17.9.) und - mit 5 Pfg. Bayern-Wappen portorichtig auffrankiert - weiter am 22.9. nach Constantinopel (25.9.).
    Und auch in diesem Falle wieder ein ganz toller Sophi-Hintergrund: Die Karte ist addressiert an Dr. K(arl) Süssheim, dt. Historiker und Orientalist jüdischer Abstammung. 1906 hielt er sich gerade zu Studienzwecken in Istanbul auf. Weitere interessante Hintergrundinfos zur Person und seinem Familien-Umfeld findet man unter:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_S%C3%BCssheim

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Sammlerfreunde,

    nun darf also auch einmal das linksrheinische Bayern etwas zu diesem thread beitragen und das ist - auch wenn man es der Poka auf den ersten Blick nicht ansieht - nun wirklich nicht ganz ohne. Zunächst in Speyer am 12.03.1907 aufgegeben zum Inlandstarif von 5 Pf nach Innsbruck nahm man dort die Poka zwar an.

    Da der Adressat, seine Hochwürden Leopold Fonck SJ (Societas Jesu), jedoch ins katholische Hospitz zu Jerusalem weitergereist war, sendete man sie ihm am 15.03.1907 nach und zwar auch zum Inlandstarif von 5 Hellern über die Österreichische Auslandspost in der Levante. Ankunft in Jerusalem war schon acht Tage später am 23.03.1907.

    Der Jesuit, Exeget und Priester Johann Christian Leopold Karl Fonck (1865-1930) hatte von 1883 bis 1890 Philosophie und Theologie in Rom studiert und 1899 die Priesterweihe erlangt. Danach setze er seine Studien von 1896 bis 1899 in Berlin und München fort und war von 1901 bis 1907 Professor für neutestamentliche Exegese in Innsbruck, wo er das dortige biblische Seminar gründete.

    Seine Ausbildung hatte u.a. auch aus biblischen und orientalischen Studien in Ägypten und Palästina bestanden. Im Auftrag des Papstes war er 1911 und 1913 wieder in Palästina, um die Errichtung einer Zweiganstalt des Bibelinstitutes vorzubereiten. Über das weitere Wirken Foncks kann man sich in den nachstehenden Quellen informieren.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    http://www.deutsche-biographie.de/sfz16638.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Fonck
    http://www.linkfang.de/wiki/Leopold_Fonck
    http://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/book/lo…%2C%201865-1930


  • Hallo Pälzer,

    ich bin froh, dass diese Granate bei dir gelandet ist (und nicht zündete :D ) - perfekt beschrieben und eine zweite wird wohl kaum noch auftauchen (Pfalz - Österreich - Nachsendefrankatur nach Jerusalem, jessas, was will man mehr?). :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    diesen Brief aus Schweinfurt nach Konstantinopel vom 8.6.1915 konnte ich für meine Heimatsammlung an Land ziehen.

    Auf der Rückseite befindet sich ein Zettel, mit dem die bei Ankunft offensichtlich offene Briefklappe verschlossen wurde. Darüber noch ein Stempel.
    Auch vorne neben der Marke ein für mich nicht lesbarer Stempel.

    Kennt sich jemand mit so etwas aus und könnte Auskunft geben?

    Gruß
    bayernjäger

  • ... sehr schönes Stück, auch/gerade hinten mit der fremden Marke ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Bahnpoststempel auf dem am 05. Novemrber 1980 in Homburg / Pfalz aufgegebene Beleg anbei ist an sich schon nicht sooo häufig und in der Qualität auch sehr erfreulich. Was natürlich noch viel interessanter daherkommt ist die Destination: Mamuret-ul-asis in Kleinasien. Hier war eine Hauptstation des Deutschen Hülfsbundes für christliches Liebeswerk im Orient eingerichtet. Zu dem Adressaten, dem im Waisenhaus tätigen Ingenieur Karl Jung und dem Absender Gustav Mutzbauer habe ich bisher noch nichts im www finden können. Umso erfreulicher ist der osmanische Durchgangstempel vom 8. November 1908, so dass man davon ausgehen kann, dass eine Beförderung mit dem Orient-Express stattgefunden haben müsste. Der benötigte schon im Jahre 1883 von Paris nach Konstantinopel nur rd. 82 Stunden.

    Viele Grüße

    vom Pälzer