Unterfrankierte Belege

  • Hallo Tim,

    wir haben doch Zeit .... :D


    S P A N N U N G ..... ;)

    Schöne Grüße

    Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Au Backe Volker et al.,

    jetzt hab`ich mir zugegebenermaßen aber doch arg viel Zeit für den Auftaktbeleg gelassen, die Spannung dürfte längst verpufft sein...sorry allerseits. Nun kann dann aber doch mal ein Beitrag geliefert werden und dieser mit einer doch durchaus lehrreichen Unterfrankatur.

    Der in englischer Sprache schreibende Absender berichtet der Adressatin in Paris über eine Tagesreise von Speyer nach Heidelberg. Wie konnte jener schon wissen, dass wenn man von Speyer (bayerische Pfalz) nach Heidelberg in die Kurpfalz (Baden) kommt, dort die beiden verklebten 5 Pfennig Staatswappen auf Sockel aus Bayern nicht frankaturgültig waren.

    Deswegen musste in Heidelberg der Taxstempel abgeschlagen und eine Strafporto beim Empfänger in Paris erhoben werden. Hierzu waren gemäß Artikel 5 Absatz 3 Satz 1 UPU-Vertrag vom 04.07.1891 unfrankierte Briefpostgegenstände aller Art mit einer Taxe zu belegen, die das Doppelte der fehlenden Frankatur beträgt, also vorliegend rein rechnerisch 2 x 10 Pfennig = 2 x 12 1/2 Centimen = 25 Centimen (so wie oben rechts angeschrieben).

    Paris hat mit der verklebten Portomarke von nur 20 Centimen dennoch alles richtig gemacht: Denn Artikel 5 Absatz 3 Satz 2 bestimmte, dass die Taxe nach Satz 1 nicht diejeninge übersteigen darf, welche im Bestimmungslande für unfrankierte Korrespondenzen gleicher Art und gleichen Gewichts bezogen wird. Und das waren für eine in Frankreich unfrei aufgegebene Auslandspostkarte nun einmal nur 20 Centimen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,

    anbei eine recht nette Variante eines unterfrankierten Beleges. Der nach Belgien adressierte Brief war mit 10 Pf unterfrankiert, so dass er entsprechend mit dem doppelten Fehlbetrag, d.h. 2 x 12 1/2 = 25 Centimes Nachporto zu belegen war. Belgien hat die dafür vorgesehenen Portomarken zwar hübsch, aber für umsonst verklebt.

    Denn der Brief war Empfangsort Wenduyne nicht zustellbar und wurde noch im Postkurs wieder zurück nach Deutschland, dann aber nach Frankfurt a.M. weitergeleitet. Hier gab es zunächst auch noch einmal eine Weiterleitung vom Postamt 1 zum Postamt 3, wo man dann bei der Zustellung mit dem in deutscher Münze auf 20 Pf zu taxierenden Nachporto vorstellig wurde.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    hat man oben (wer?) die Marke mit T. 0:12 C = Taxe 0 : 12 Centimes angerechnet?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    tja, Du hast es bemerkt, ein Taxstempel wurde in Pirmasens nicht abgeschlagen, aber irgendjemand muss es erkannt haben, sonst wäre der Fehlbetrag von 10 Pf = 12 1/2 Centimes nicht angeschrieben worden. Evtl. soll dabei die großzügige Schleife hinter der 12 noch leger die halbe Centime ausdrücken, aber was die Null davon soll...keine Ahnung.

    Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    vlt. 0 Franc 12,5 Centimes?

    Bin leider kein Pfennigzeitexperte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    zum Zeitpunkt der Aufgabe der anbei abgebildeten Poka konnte man vom linksrheinischen Bayern bei Speyer nur über eine Pontonbrücke über den Rhein nach Baden gelangen. Hier findet man als erste Ortschaft die Gemeinde Altlussheim. Dort hat der Absender die vermutlich in Speyer erworbene und mit 5 Pf Bayern-Staatswappen freigemachte Poka in den Briefkasten geworfen und ...sich wohl nichts großartiges dabei gedacht.

    Altlussheim hat neben dem in Baden hingegen nicht frankaturgültigen Bayernwert verhalten Aufgabe gestempelt, die Marke wurde dabei zwar ein Stück getroffen, dann aber klar und unmißverständlich ausgebläut. Ferner wurde der Fehlbetrag von 5 Pf angeschrieben und für die Abgabepost in Österreich das Taxzeichen gesetzt. Dort strich man den Fehlbetrag von 5 Pf = 5 Heller ab und verrechnete eingedenk des zu erhebenden Strafportos von weiteren 5 Hellern den vom Empfänger zu kassierenden Gesamtbetrag von 10 Hellern mit der entsprechend passenden Portomarke.

    Fällt aber jemanden noch etwas auf ? :rolleyes:

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,

    zunächst die längst überfällige Auflösung des Rätsels im voranstehenden post 9, da ist die österreichische Portomarke unten links mit dem Stempel SCHWANNENSTADT entwertet worden. Wenn korrekt, dann ist es allerdings eine wohl schon sehr veraltete Bezeichnung jener Stadtgemeinde in Oberöstereich. Heutige Bezeichnung ist SCHWANENSTADT, so wie es dann auch im Ankunftsabschlag vorzufinden ist.

    Bei dem Neuzugang anbei handelt es sich um eine ausgebläute 10 Pf Ludwig (Friedensdruck) die man wohl für einen vorfrankierte Rückantwort verwendet hat. Die wurde aber am Niederrhein aufgegeben und war dort natürlich nicht kursgültig. Insofern musste eingedenk des Strafportos am Ankunftsort vom Adressaten 20 Pf entrichtet werden. Wenn`s um einen guten Auftrag gegangen ist, wird man es verschmerzt haben.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    einen schöneren Stempel als diesen von der Bahnpost wird man für den Rest seines Lebens suchen dürfen - vor allem auf einem perfekten Brief, bei dem die Marke nicht mehr galt. Ein kleines Schmuckstück der Pfennigzeit und ein IM - Rosinchen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    nachdem der Brief mit einer vorfrankierten bayerischen Briefmarke nach Bayern lief,
    hätte die Post in Pirmasens von der Nachgebühr von 20 Pfennig die verklebten 10 Pfennig
    abziehen müssen, so daß der Empfänger nur eine Nachgebühr von 10 Pfennig zahlen mußte.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,

    das wage ich zu bezweifeln, die Marke war dort wo der Brief aufgegeben worden ist, d.h. vorliegend am Niederrhein nicht gültig, so dass der Beleg dort unfrei aufgegeben worden und durch die Portokontrollstelle in Pirmasens m.E. korrekt mit dem vollen Strafporto belegt worden ist. Nur innerbayerisch wäre es bei einer Unterfrankatur zu einer Anerkennung eines bereits vorfrankierten Wertes gekommen.

    + Gruß

    vom Pälzer

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  • Hallo VorphilaBayern,

    bitte mal mit der zum Zeitpunkt der Aufgabe des w.o. gezeigten Briefes gültigen Postordnung von 1900 vergleichen, da besteht eine solche Regelung nicht (mehr).

    http://www.philhaha.de/post/texte/postordnung-1900.html#7._

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowohl der Bahnpostbeamte der Deutschen Reichspost, der die Bayernmarke ausgebläut hat, als auch die Portokontrollstelle in Pirmasens beide eine Kontravention begangen haben sollen. Ansonsten wäre mir natürlich nichts lieber als das. :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    der anbei verwendete Portostempel dürfte mit seinem Durchmesser von satten 3,5 cm Anwärter für einen Eintrag ins Guiness-Buch sein. Abgesehen davon, dass mir ein solcher Taxstempel weder aus dem rechts- noch aus dem linksrheinischen Bayern je zu Gesichte gekommen ist, halte ich mich bzgl. der Authentizität im Moment verhalten zurück.

    Fakt ist, dass die hier lt. Tarif vom 01.10.1918 - 01.10.1919 verwendete Ganzsache mit 2 1/2 Pf unterfrankiert auf den Fernverkehr losgelassen wurde. Also hätte lt. § 11 Abs. 7 der Postordnung von Bayern aus dem Jahre 1917 der doppelte Fehlbetrag aufgerundet auf eine durch 5 teilbaren Gesamtsumme zum Ansatz gebracht werden müssen.

    Was hier offenbar aber geschehen ist, ist schon den Fehlbetrag auf 3 Pf aufzurunden. Der wurde dann auch noch so groß angeschrieben, dass er wie der endgültig beim Empfänger zu erhebende Nachportobetrag daherkommt. Der aber müsste lt. PO zumindest 5 Pf betragen haben.

    War das also überhaupt geläufig, schon den Fehlbetrag auf eine volle Zahl aufzurunden ? Ich habe da so meine Zweifel. Und wenn die 3 Pf als Fehlbetrag zu verdoppeln gewesen wären, dann wären es 6 Pf gewesen, die dann lt. PO auf eine durch 5 teilbare Summe aufgrundet 10 Pf hätten ergeben müssen. Die wiederum wurden hier aber nicht als Nachporto angeschrieben.

    Also alles sehr merkwürdig, wer kann weiterhelfen ?

    + Gruß !

    vom Pälzer


  • Hallo Pälzer,

    einen solchen Stempel habe ich bei Bayern noch nie gesehen - ich glaube auch nicht, dass er pfälzischer Natur ist. Wohl eher ein Riese vom Reich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    auch daran habe ich schon gedacht, aber der Riese vom Reich ist mir leider auch nicht geläufig und normalerweise hat doch die Aufgabepost (hier Landau) die unzureichende Frankatur anzuschreiben gehabt. Mit was hat sie das hier getan, etwa mit der blauen 3, die ausschaut wie der zu erhebende Endbetrag....der so nicht mit der PO auch im Reichspostgebiet überein kommt ? Alles nicht so einfach.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    sicher waren die Aufgabeposten für die korrekte Taxierung zuständig - aber vieles schlüpfte durch und bekam dann in Bayern die Stempel der Portocontrollen.

    Das wird hier nicht viel anders gewesen sein - die Aufgabepost hat es verschlafen und das Reich hat es nachgeholt. Nur auf die 3 Pfg. komme ich leider auch nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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