• Liebe Freunde,

    ein (scheinbarer) Ortsbrief von Würzburg bis 1 Loth vom 28.3.1868 kostete bekanntlich nur einen Kreuzer - ein Fernbrief hätte aber immer ein Franko von 3 Kreuzer nach sich gezogen. Dies wusste auch die sparsame Firma Reck & Joachim in Schweinfurt, die am 26.3. den Erhalt von 6 Gulden per Postanweisung bestätigte, hierfür aber nicht viel Geld investieren wollte.

    Die Zeitverzögerung von 2 Tagen nahm man billigend in Kauf, denn so wichtig war die Rückmeldung wohl nicht.

  • Hallo zusammen,

    ich zeige hier einen, ich denke Ortsbrief, innerhalb der Pfalz.
    Der Brief ging von Neustadt an der Hardt nach Gimmeldingen. Auch heute nur einen Katzensprung von einander entfernt...

    Handelt es sich hier um einen klassischen Ortsbrief? Wie ist die Definition bei solchen "Vororten"? Zwischen München und Au gabe es ja quasi so etwas wir Ortsbriefabsprachen, ist das hier vielleicht ähnlich?

    Danke für jeden Tipp!

    Gruß aus dem Oberbergischen
    KlangRausch

  • Lieber KlangRausch,

    ein Ortsbrief war es nicht - Ortschaften, für die eine Postexpedition (oder ein Postamt) zuständig war, lagen in deren Lokalbezirk, wobei die Lokaltaxe der Ortstaxe gleich kam.

    Zwischen München rechts der Isar und links der Isar war das Verhältnis ein ganz besonderes, weil es ja zwei gleichberechtigte Postexpeditionen waren, aber dafür gibt es hier ja einen eigenen Thread. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Bester bk,

    also ein Brief in den Lokalbezirk... super, hatte ich noch nicht!
    Danke für den Wissenstransfair :thumbup:

    Gruß aus Gummersbach
    KlangRausch

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber KlangRausch, lieber BK,

    und viele werden wir davon auch nicht finden, denn häufig sind die nicht-Schönes Stück :thumbup::P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Bayern Social

    und viele werden wir davon auch nicht finden, denn häufig sind die nicht-Schönes Stück :thumbup: :P

    sogleich ein weiterer Brief und mit dem Plattenfehler 1 "Linke obere Ecke der äußeren Rahmenlinie offen, B und R in Bayern oben offen"

    Bemerkung: Die Ecken öffneten sich erst im Laufe der Zeit. Es gab Ausgaben auf denen findet man nur das B und R von Bayern oben offen und die Ecken waren geschlossen.
    Auch gibt es Ausgaben auf denen erst nur eine Ecke geöffnet ist.

    Grüße
    Plattenfehler

  • Liebe Forumskollegen,

    die Abgrenzung Ortsbrief / Lokalbezirksbrief hat mein Wissen bereichert. Erkenntlich dafür möchte ich mich zeigen mit einem Brief von Aichach in den Lokalbezirk nach Oberwittelsbach zum dortigen Bürgermeister. Oberwittelsbach und Aichach liegen rund drei Kilometer auseinander und gehörten 1870 zur Postexpedition Aichach. Oberwittelsbach wurde im 20. Jh. eingemeindet. Ersteigert habe ich den Brief, weil ich seinerzeit noch mit den "Aichachern" das Gymnasium in Schrobenhausen besucht habe. Da den Brief keiner wollte bzw. keiner die örtlichen Verhältnisse genauer kannte, war der Brief günstig.

    Viele Grüße
    Mangfalltaler

  • Hallo Mangfalltaler,

    ist der Brief vollständig? Ich frage deshalb, weil keine Reco - Nummer zu sehen ist.

    Hat er einen Inhalt? Was es bei Lokalbriefen hin und wieder gab, waren Postsonderdienste wie Chargé, oder gar Chargé und Retourrecepisse, die aber immer selten blieben, weil hier das Franko nur 1x betrug, die Recommandation aber 7x (die RR ebenso 7x), so dass man es sich sicher zweimal überlegte, einen Lokalbrief einschreiben zu lassen (8x waren 2 Mittagessen!).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Servus bayern klassisch,
    ja, leider, ist vollständig, kein Inhalt, Rückseite gefaltet, ganz einfach mit ???-Wappen gesiegelt, ohne Stempel o.ä.
    Wegen der kurzen Entfernung vermute ich, dass man sich die Reco-Nummer gespart hat, und dass man den Brief als Schreiben an die "Obrigkeit" eingeschrieben hat, ohne auf die Kosten zu achten. Aber das sind leider, 145 Jahre später, alles nur Vermutungen.
    Viele Grüße
    Mangfalltaler

  • Servus Mangfalltaler,

    im privaten Verkehr durfte man sich auf der Post die Nummer nicht so einfach sparen - der Brief war mit dem dazu gehörigen Postschein mit der laufenden Nummer zu versehen.

    Was es aber gab, waren königliche Advocaten, die ihre eigenen Postscheine drucken und verwenden durften - daher meine Frage nach dem etwaigen Inhalt, denn dann könnte man nachweisen, dass ein Anwalts - Postschein hier Verwendung gefunden hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • sogleich ein weiterer Brief und mit dem Plattenfehler 1 "Linke obere Ecke der äußeren Rahmenlinie offen, B und R in Bayern oben offen"

    Servus Plattenfehler,

    Toll gemacht, es ist halt immer schön ein Schwesterchen zu zeigen...... :thumbup:

    Massenware sind die deshalb aber immer noch nicht ;)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    Ortsbrief, oder nicht Ortsbrief, das ist hier (ein von zweimal) die Frage.

    Als ich ihn unlängst kaufte, sah es nach einem gewöhnlichen Ortsbrief von Passau nach Passau aus, der mit einer Nr. 22 korrekt frankiert worden war (von J. S. Bauer). Das Datum war der 25.9.187?

    Als ich ihn öffnete / wendete, stellte es sich heraus, dass er nach Eingang beim Bezirksamt Passau am 2.10.187? an die Gendamerie Station Hutturm (falsch geschrieben: Hutturn) bei Passau (ca. 12 km entfernt, also kein Ortsdienstbrief mehr, sondern ein Lokalbrief, siehe Ankunftsstempel Einkreis von 2.10.187?) als portofreie Regierungs - Sache weitergeleitet wurde.

    So häufig hatte ich das jetzt noch nicht vorliegen und zum Preis einer Pizza ... :thumbup:

  • Hallo Freunde,

    fast 2 Jahre ohne einen weiteren Beitrag zur den bayerischen Ortsbriefen - das geht gar nicht.

    Insofern will ich mal gleich 2 Briefe zeigen, die jeweils von Beilngries Mf. in den Landzustellbereich von Beilngries liefen:

    Der erste Brief vom 12.4.1864 ist frankiert mit einer MiNr. 8 I und lief nach Paulushofen. Paulushofen ist heute ein Ortsteil von Beilngries.

    Der 2. Brief vom 28.10.1868 ist frankiert mit einer MiNr. 14a und lief ins nahe Plankstetten. Dieser kleine Ort ist heute ein Stadtteil von Berching.

    Bei genauer Betrachtung sieht man, dass die Halbkreiser von Beilngries auf den beiden Briefen Unterschiede zeigen. Es scheint also mindesten 2 Typen gegeben zu haben.

    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    der 1. ist der grobere, der 2. ist der feiner gezeichnete Stempel, ich denke, so kann man sie unterscheiden.

    Trotz fast 400 kb sind die Scans nicht groß - kannst du vlt. deinen Scanner auf mittlere Auflösung kalibrieren? Das wäre klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Wolfgang,

    wären wir hier auf einer Hochzeitsfeier, würden die Leute sagen "Ein schönes Paar!"

    Viele Grüße von maunzerle:)

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    Ortsbriefe sind nicht selten, aber Abzugsbriefe, die einst Ortsbriefe waren, gefielen mir schon immer. Dieses kleine Faible kommt schön in dem aus München vom 8.9.1872 zum Ausdruck, der mit 1 Kr. frankiert an Frau Josefine Maurer, Kreisbaubeamtenwitwe in der Türkenstr. 73 im 2. Stock wohnhaft.

    Von München II ging es nach München I natürlich noch am selben Tag, doch konnte der dortige Stadtbrieträger No. 42 keine Zustellung bewirken. Aber er fand auf seinem Bestellgang heraus, dass unsere nämliche Wittwe nach Herrieden verreist/verzogen war und so gab er den Brief seinem Beamten mit diesem Bemerken retour.

    Dieser erkannte als Frankatur die 1 Kr. Marke an, stellte aber fest, dass es von München nach Herrieden 170 km waren und somit ein Fernbrief vorlag, der 3 Kr. Franko und demzufolge 7 Kr. Porto gekostet hätte. Also zog man - da nicht als Fernbrief frankiert - von den 7 Kr. Porto den frankierten Kreuzer ab und belastete die Post in Herrieden mit 6 Kr. Nachporto.

    Am Folgetag kam er dort an und wurde gegen 6 Kr. unserer Wittwe zugestellt.

    Für die Farbensammler - der Halbkreisstempel von Herrieden ist schon sehr blau und im Winkler so nicht bekannt (Sem kennt ihn und gibt 50 bzw. 100 Euro als Wert an).

  • Lieber Ralph,

    ob sich die Witwe gefreut hat, dass sie 6 Kreuzer abdrücken durfte? Egal, für die (Sammler-)Nachwelt ist auf jeden Fall ein interessanter Beleg entstanden.

    Liebe Grüße von maunzerle:)

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    ja, für Witwen war die Versorgung nicht so dolle, von daher könntest du Recht haben. Auf der anderen Seite hätte ich den Brief, wäre die Wittib in München verblieben, nicht genommen, denn Münchener Ortsbriefe gibt es wohl 4stellig.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Freunde,

    der folgende Brief lief als Orts-Dienstbrief am 29.8.1862 innerhalb von Freyung in Niederbayern.

    Bei Wolfstein handelte es sich nicht um einen üblichen Ort sondern um Schloss Wolfstein. Schloss Wolfstein gehörte zum Gerichtsbezirk Wolfstein und zum Postbestellungsbezirk Freyung. Im Schloss hatten das Landgericht Wolfstein und das Rentamt Wolfstein seinen Sitz. 1862 wurde das Landgericht Wolfstein in Landgericht Freyung umbenannt.

    Das Forstamt Wolfstein lag nur einen Steinwurf vom Schloss entfernt. Der Brief wurde jedoch bei der 0,6 km entfernten Postexpedition Freyung (heute Stadtplatz 2 ?) aufgegeben und von dort aus dem Forstamt zugestellt.

    Die Dienstkorrespondenz der beiden Behörden im Schloss Wolfstein musste wohl ausnahmeslos bei der Post aufgegeben werden - siehe auch den von @VorhilaBayern im Beitrag 1 hier im Thread gezeigten Brief.

    Viele Grüße

    bayern-kreuzer