• Liebe Freunde,

    leider nur eine Vorderseite, aber trotzdem mit voller Aussagekraft, wie ich finde.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0f5f87a4jpg.jpg]

    Am 3.3.1860 in Helsingfors mit 20 Kopeken frankiert, ging der Brief auf seine lange Reise. Den genauen Weg bis Bayern darf mir jemand erklären - ich denke, er lief über St. Petersburg nach Preußen, wo er (wo genau?) den Stempel "Aus Russland franco" erhielt.

    Jedenfalls schlug er in München ein, doch war der Empfänger, Herr C. G. Estlander nicht mehr in München anzutreffen. Er hatte aber jemandem verraten, dass er in Paris weilen wollte, so dass man in München notierte "abgereist nach Baris". Von dieser orthographischen Fehlleistung ließ sich die tüchtige Münchner Post wenig beeindrucken und sandte ihn stante pede über Württemberg und Baden nach Strasbourg.

    Da niemand für einen unbekannten Finnen in München 12 Kr. zu zahlen bereit war, musste München ihn als Portobrief weiterleiten. Hätte Helsingfors P.D. gestempelt (gab es diese Stempel in Finnland/Russland überhaupt?), dann wäre dieser Vermerk mit der Weiterleitung zu streichen gewesen.

    Strasbourg taxierte ihn mit 6 Decimes als einfachen Portobrief von Bayern nach Frankreich nach dem PV vom 1.7.1858 und 40% dessen = 4,8 Kr. verblieben Bayern, von denen aber der Transit durch Württemberg und Baden zu zahlen war, so dass Bayer netto weniger als 3 Kr. blieben. Frankreich kassierte in Paris 6 Decimes und durfte davon 7,2 Kr. behalten.

    Zuvor hatte Finnland/Russland 10 Kopeken für sich vereinnahmt und 3 Sgr. (= 10 Kopeken) an die vereinsländische Aufgabepost in Preußen abgeführt. Wenn der Transit nach Bayern (Hof - Nürnberg - München) via Sachsen lief, was ich gerne gewusst hätte, dann hätte auch Sachsen von Preußen eine Transitentschädigung erhalten (wie hoch war diese?).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    ich habe einen ähnlichen Brief vom 26.3.1853, ebenfalls aus Helsingfors, der jedoch "leider" nicht nachgesandt wurde. Auf der Rückseite wurde der Bahnpoststempel Königsberg-Bromberg des EPB XI abgeschlagen. In diesem Eisenbahnpostamt wurde der Herkunftsstempel Aus Russland/Franco benützt.

    Ich gehe davon aus, dass beide Briefe über St. Petersburg, dem Eisenbahnpostamt 11 Königsberg-Bromberg, ab Bromberg mit dem Eisenbahnpostamt 3 bis Berlin, ab Berlin mit dem Eisenbahnpostamt 2 bis Leipzig und dann über Hof nach Bayern kamen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    auch ein toller Brief, der nur 3 Jahren nach meinem abgesandt wurde und von daher den gleichen Laufweg gehabt haben sollte. Vlt. bestätigen unsere Rußland - Preußen - Experten uns Bayern das noch kurz. ;)

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    ein hübscher Beleg, der nicht nur in eine Bayern-Sammlung passt ;)

    Der Leitwegsbeschreibung von liball ist nichts hinzuzufügen.
    Der Ra2 "Aus Russland / Franco" ist in dieser Type eindeutig dem Eisenbahnpostamt XI zuzuordnen, so dass auch für diese VS die beschriebene Leitung sicher ist.

    Zur Vergütung an Sachsen kann ich mangels Unterlagen leider nichts beisteuern.

    Einen "P.D."-Stempel von Russland gab es nicht, dort wurden nur "Franco"-Stempel verwendet.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    vielen Dank - dann hätten wir ja praktisch alles herausgefunden. Mal sehen, ob ich ihn in Sifi zeige ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    obwohl Finnland zu dieser zeit zum russischen Reich zählte, habe ich einen eigenen Thread aufgemacht, damit man finnische Briefe leichter findet.
    Dieser Frankobrief aus Kuopio nach Nürnberg vom 9.5.1867 war voll bezahlt. Er hat dreimal als bezahlt gekennzeichnet worden. In Finnland mit FR.KO., in Russland mit FRANKO ROBANO und in Preußen im EPB XI (AUS RUSSLAND über BUR. XI EDK.BRG).
    Nach dem Vertrag zwischen Preußen und Russland von 1865 kostete ein Frankobrief in das Vereinsgebiet 14 Kopeken oder 4 Sgr. Das Weiterfranko an Bayern von 2 Sgr. wurde angeschrieben.
    Das Gesamtfranko in Finnland kann ich nicht deuten (links in rot 28/38?). War die Währung in Finnland zu dieser Zeit Penni?

    Grüsse von liball

  • Hallo Liball,

    mit dem Gesetz vom 12. Juni 1860 wurden Kopeken und Rubel in Finnland als offizielles Zahlungsmittel von Penniä und Markka abgelöst (100 Penniä = 1 Markka, 1 Markka = ¼ Rubel). Interessanterweise dauerte es bis 1864, bis die ersten Münzen erschienen.
    Diese Information hilft allerdings leider nicht bei der Lösung des eigentlichen Problems …

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo liball,

    ein sehr schöner und nicht häufiger Brief. :P

    Ich darf kurz korrigieren: Das Weiterfranko von 2 Sgr. = 7x war nicht für Bayern, sondern für Preußen vorgesehen. Bayern erhielt von den Gebühren hier nichts.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    vielen Dank für eure Bemerkungen.
    Bayern klassisch hat natürlich recht. Vertragspartner mit Russland war Preußen und Bayern konnte nur das Vereinsporto bei Briefen aus Bayern nach Russland erhalten.
    In einem finnischen Buch über die Auslandsgebühren habe ich zwischenzeitlich gefunden, dass 3 Kopeken 12 Penniä entsprachen. Das bedeutet, dass das Gesamtfranko bei 56 Penniä lag, wovon Preußen 28 Penniä Weiterfranko erhielt.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,
    01.01.1845 bis 31.12.1849 - wurde eine Inland-Einheits-Taxe für Finnland eingeführt. Unabhängig von der Beförderungsstrecke war die Taxe nun 10 Kopeken Silber für ein höchstens 1 Lot schweren Brief.

    04. April 1860 - aufgrund des Manifestes bekam Finnland am 01.01.1864 eine eigene Währung. Die offizielle Tax-Berechnung in finnischer Währung trat erst am 01.01.1866 in Kraft.

    01.01.1866 bis 30.06.1875 – wegen Abwertung der russischen Währung wurde die finnische Mark eingeführt: 1 SR = 4 Mark o. 100 KS = 400 Penni - 10 KS = 40 penni

    Kuopio – St. Petersburg ca. 410 Werst

    1 Werst = 1067 Meter

    Entfernungsberechnung: bis 200 Werst = 20 penni/Lot

    über 200 Werst = 40 penni/Lot


    28/28 penni = 56 Penni – (1 KS = 4 Penni) – 56:4= 14 KS = 4 Sgr., Wfr. 2 Sgr. für Preußen
    und nicht für Bayern.


    Noch Fragen?

    Gruß Alandsammler

  • Hallo Alandsammler,

    vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.
    Es soll jedoch Postsendungen geben, auf denen schon 1864 die Postgebühren in der neuen Währung stehen.

    Grüsse von liball

  • Hallo zusammen,

    IM aus Finnland ist ja nicht gerade Massenware, deswegen freut`s umso mehr hier als erstes gleich mit einem Einschreiben aufschlagen zu dürfen. Trotz Ermangelung einer Portotabelle ist davon auszugehen: 20 PEN (Penniä) für den Auslands-Normalbrief und weitere 30 für das Einschreiben. Die Adresse in Ludwigshafen a.Rh. ist ja schon an anderer Stelle im Forum mehrfach beschrieben.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • ... und das Schmuckstück hat auch noch zweisprachige Stempel !! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    obwohl Finnland zu dieser zeit zum russischen Reich zählte, habe ich einen eigenen Thread aufgemacht, damit man finnische Briefe leichter findet.
    Dieser Frankobrief aus Kuopio nach Nürnberg vom 9.5.1867 war voll bezahlt. Er hat dreimal als bezahlt gekennzeichnet worden. In Finnland mit FR.KO., in Russland mit FRANKO ROBANO und in Preußen im EPB XI (AUS RUSSLAND über BUR. XI EDK.BRG).
    Nach dem Vertrag zwischen Preußen und Russland von 1865 kostete ein Frankobrief in das Vereinsgebiet 14 Kopeken oder 4 Sgr. Das Weiterfranko an Bayern von 2 Sgr. wurde angeschrieben.
    Das Gesamtfranko in Finnland kann ich nicht deuten (links in rot 28/38?). War die Währung in Finnland zu dieser Zeit Penni?

    Grüsse von liball

    Am 13.1.1866 traten die Portogebühren von Finnland über Rußland in Kraft (Postrundschreiben 3/375 1866). Die Gewichtseinheit betrug 15g. Das Inlandsporto betrug 28 Penni/15 g, unabhängig von der zurückgelegten Entfernung. Porto für das benachbarte Deutschland (Ost- und Westpreußen, Posen und Preußisch-Schlesien) 12 Penni/15g (1½ Sgr) und für das übrige Deutschland 28 Penni/15g (2 Sgr). Ab 7.8.1872 Postgebühr war 40 Penni/15g (20 Penni Innland und 20 Penni Ausland) ganz Deutschland.

    Einmal editiert, zuletzt von keraaja (8. Februar 2024 um 15:51)