• Hallo zusammen! 

    Bei meiner Sammlung „Heidelberg im Großherzogtum Baden“ habe ich mir vorgenommen, nicht allzu dogmatisch zu sein, was die zeitliche Begrenzung anbetrifft. Insbesondere möchte ich meine älteren Belege, die aus der kurpfälzischen Zeit vor 1810 stammen, nicht gerne aus der Sammlung verbannen – ich habe einen Abschnitt „Vorläufer“ eingerichtet und sie auf diese Weise „passend gemacht“.

    So möchte ich eigentlich auch hier verfahren, wenn ihr es mir erlaubt.

    Mein ältester Brief, der nicht von einem herrschaftlichen Boten sondern einer allgemein verfügbaren Post befördert wurde – was ich aus dem Vorhandensein eines Poststempels ableite -, stammt aus dem Jahr 1768.

    Beim Zeigen des Heidelberger Briefchens nach Speyer gibt es allerdings ein kleines Problem: der Stempel „de Heidelberg“ (Feuser 1406-2) ist farblos abgeschlagen – auf dem Brief ist er kaum zu erkennen, auf dem Scan etwas schwächer ... 

    Was ist zu tun? Soll ich den Stempel mit Graphitpulver einpinseln ... :S

    Viele Grüße 
    balf_de

    • Offizieller Beitrag

    Was ist zu tun? Soll ich den Stempel mit Graphitpulver einpinseln ...

    Hallo balf_de

    Dein Vorschlag hätte ich nicht gefolgt :(
    Es ist besser es so zu lassen. Vielleicht ist es sogar zeitlich korrekt?
    Bei Wohlfeil gibt es ein anderen De Heidelberg Brief mit Blindabschlag.

    Interessanter Brief ist es so wie so.
    Danke fürs Zeigen, und ich freue mich auf die anderen Briefen.

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Lieber balf_de,

    es gibt in der VMZ Stempel, die nie Stempelfarbe gesehen haben. Bei Blindabschlägen macht man einen gute Kopie in Originalgrösse (bei sehr kleinen Stempeln auch mal mit 150%iger Vergrösserung) und verdeutlicht auf der Kopie den Stempel so, als hätte er Druckerschwärze hinterlassen. Diese Kopie zeigt man über dem Brief und beschreibt im Text unter dem Brief diese Verdeutlichung entsprechend.

    Ein guter Sammler wie du sollte sich nicht schelten lassen für die übertriebene Sparsamkeit vergangener Generationen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Ein guter Sammler wie du sollte sich nicht schelten lassen für die übertriebene Sparsamkeit vergangener Generationen.

    Vielen Dank für den Tipp, eine Ausschnitt-Kopie zu machen. Damit werden die Sparsamkeits-Sünden unserer Urväter ausgeglichen und niemand kann sich beschweren. (Zur Not hätte ich auch ins Graphitpulver investiert :S )

    Hallo Nils!

    Bei Wohlfeil gibt es ein anderen De Heidelberg Brief mit Blindabschlag.


    Da kann man sehen, dass auch Herr Wohlfeil es nicht so genau nimmt mit der badischen Geschichte - auch im Jahr 1785 war Heidelberg noch nicht badisch. Übrigens ist der (leider nicht abgebildete) Brief im Verhältnis zur Feuser-Bewertung recht günstig angeboten.

    Hallo zusammen!

    Manchmal war wohl noch ein Rest Farbe auf dem Stempel (welche Verschwendung! ). Einen Brief aus dem Jahr 1775 kann ich zeigen, der aus Heidelberg nach Wachenheim lief - damals ohne eine Landesgrenze zu überqueren -, bei dem der "De Heidelberg"-Stempel wesentlich besser zu erkennen ist.

    Viele Grüße

    balf_de

  • Lieber balf_de,

    da hat er doch tatsächlich ein Nanogramm Stempelfarbe auf den Brief gebracht. :D

    Die Adresse ist ein Genuß:

    An Einen Kurfürstlich Pfälzisch Wohllöblichen Stadtrath Wachenheim

    Leider kann ich den übermalten Rötelkrüppel (danke für den Ausdruck Achim) nicht sicher deuten - wohl zuerst eine 3, dann korrigiert als 5 Kr.. :?:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Eingangs habe ich schon gesagt, dass ich mit meiner Heidelberg-Sammlung nicht dogmatisch an den Grenzen des Großherzogtums Baden Halt machen möchte; die Belege aus der kurpfälzischen Zeit gehören für mich als "Vorläufer" dazu.

    Etwas problematischer wird es, wenn es sich um Belege handelt, die nicht von einer allen Bürgern zugänglichen Post-Institution sondern von privaten Boten befördert wurden. Solche Dokumente haben zwar eindeutig Brief-Charakter, sind aber strengenommen keine "Poststücke".

    Rein technisch gesehen kommt bei dem Schreiben des Heidelberger Kurfürsten Ottheinrich aus dem Jahr 1557 ein Problem hinzu, wenn man es in einem Ausstellungsrahmen zeigen möchte: soll ich etwa das schöne gut erhaltene Siegel mitsamt seiner Holzdose abschneiden ? ?(

    Hat hier jemand eine Meinung, ob es sich bei derartigen Belegen noch um philatelistische bzw. posthistorische Objekte handelt?

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    ich habe zu dieser Sache meine ganz eigene Meinung, der man sich nicht anschließen muss:

    Postgeschichte, auch PO genannt, hat mit Kommunikation über Entfernungen zu tun, womit nicht lautes Rufen gemeint ist. :D

    Jede Form der Kommunikation ist für sich sammelnswert - wenn man sich an dem Begriff der Post stören sollte, so lassen sich didaktische Probleme bei unseren Juroren dadurch vermeiden, indem man das Wort Post durch die Worte Briefkunde oder Epistolographie ersetzt. Man fing ja nicht 1490/91 erstmals an, Briefe zu schreiben. Im großen Rahmen würde eine Sammlung mit diesen schwierig zu zeigenden Briefen dann unter dem Titel "Kommunikationsgeschichte Heidelbergs" heißen und könnte alles zeigen, was die Alben hergeben.

    In jedem Fall hast du da ein sehr schönes Stück Heimat vom guten Ottheinrich, der sich bei mir durch seine Liebe zu Büchern beliebt gemacht hat( http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliotheca_Palatina ).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Vor einiger Zeit machte mich Nils auf einen Heidelberger Brief aufmerksam :

    Bei Wohlfeil gibt es einen anderen De Heidelberg Brief mit Blindabschlag.

    Damals habe ich mich nicht weiter darum gekümmert, aber ich glaube, dass er inzwischen bei mir gelandet ist - sehr viele Heidelberger Briefe mit "de Heidelberg"-Blindabschlag aus dem Jahr 1785 wird es wohl nicht mehr geben.

    bayern klassisch hat meinen Brief mit dem Rest von Stempelfarbe treffend kommentiert:

    da hat er doch tatsächlich ein Nanogramm Stempelfarbe auf den Brief gebracht.


    Das ist bei diesem Brief nicht passiert - den Stempel kann man eigentlich nur ertasten: das "De" kann man erahnen, "Heidelberg" und das Jahr 1785 habe ich aus dem Inhalt entnommen.

    Leider kann ich noch nicht einmal die Adresse lesen: "An den kurpfälzischen Hofkammerrath und Ober... Herrn ... Hochwohlgeboren ?(


    Und wohin ging er eigentlich?
    ... :?: ... am Altrhein Amt Alzey :?: :?:

    Bitte, helft mir hier weiter!

    Natürlich kann ich auch mit dem Taxvermerk nichts anfangen - das war sozusagen "vor meiner Zeit" ...

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    wenn es stempelmäßig keine "besseren" Briefe gibt, dann nimmt man eben die, die am besten aussehen. Und der hier sieht ja sehr gut aus, wie ich meine. :)

    Die Adresse lese ich so:

    An des Kurpfälzischen Hofkammer Raths und Oberschultheiß Herr Querdan Hochedelgeboren
    Alsheim am Alt Rhein O(ber)amt Alzei

    Zur Taxe: 1 - bedeutete 1 1/2 Batzen, also gleich 6 Kreuzer.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Heute habe ich meine erste Incoming Mail nach Heidelberg aus der kurpfälzischen Zeit – also der badischen „Vorläufer-Zeit“ Heidelbergs - bekommen:

    Das kleine Briefchen aus Wien nach Heidelberg habe ich für einen einstelligen Euro-Betrag aus der Bucht erworben. Etwas enttäuscht war ich schon, als ich gespannt nach dem Inhalt schaute: blütenweiß und leer - lediglich ein Briefumschlag. Demnach gibt es keinen für mich ersichtlichen Hinweis, mit dem die Bleistift-Notiz „175?“ irgendwie verifizierbar wäre.

    Über Herrn von Bozenhard habe ich per Google nichts gefunden, was weiterhelfen könnte; leider kann ich auch anhand der Adresse nicht lesen, wen oder was der Herr beraten hat. In den Jahren um 1750 war Karl Theodor Kurfürst der Pfalz, aber dieser Name lässt sich aus der Abkürzung sicher nicht herauslesen. Außerdem war Heidelberg nur bis zum Jahr 1720 Residenzstadt der Kurpfalz; Karl IV. Theodor residierte schon in Mannheim.

    Dass der Brief aus Wien kam (und nicht aus Vienne an der Isère), entnehme ich der Leitwegsangabe „par Heilbronn“. Auch wenn ich den Brief leider nicht datieren kann, ist er wahrscheinlich mein ältester postalisch behandelter – austaxierter – Beleg. Neben der adressseitigen „3“ ist auch siegelseiteig eine kleine rote Taxierung (4 oder 6) notiert.

    Sehr gerne würde ich mehr über das Briefchen wissen.

    Vielleicht kann mir jemand von euch weiterhelfen. ?( :?:

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    für den Gegenwert einer gut belegten Pizza kann man dir zu dem guten Stück nur gratulieren.

    Die notierte Jahreszahl 1753 ist absolut glaubhaft. Leider, weil ich so früh nicht sammle, sind mir die Tarife nicht bekannt. Wenn er bis Heilbronn frankiert war (die kaiserliche Reichspost kannte viele Absatzporti), dann kostete er ab da 3x für den Empfänger, der auch Boxenhard heißen könnte (diesen Nachnamen gibt es).

    Der Vermerk "Vienne" ist mir von Wiener Briefen dieser Zeit bekannt; französisch war ja die klassische Diplomaten-, Adels- und Postsprache. Eine Herkunft aus Frankreich kann man ausschließen, weil dort niemals mit einer Rötel siegelseitig taxiert worden wäre.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.