Frankreich - Bayern Postvertrag vom 1.7.1847

  • Liebe Freunde,

    war Bayern schon schnell dabei, Briefmarken zu emittieren (Planungstermin: 1.7.1849, Realisierung: 1.11.1849), so gelang dies Frankreich schon ein wenig früher, nämlich zum 1.1.1849 mit seiner Erstausgabe. Davor war jedoch, und der zitierte PV nahm auf die Emission von Marken keine Rücksicht, ein Brief entweder bar frankiert, oder ganz unfrei abzuspedieren.

    Hier zeige ich ich einen frankierten Brief aus Nancy (deutsch: Nanzig) vom 3.2.1848 nach Nürnberg an Herrn Jean Hochgesang in Nürnberg. Für franz. Frankobriefe war der P.P. - Stempel üblich, nach der Vorschrift in rot, so dass dieser Brief konform war. Auf die vorne notierte 4 kommen wir noch zu sprechen.

    Die Kartenschlüsse, die man vereinbart hatte, waren die von Forbach, Wissembourg und Strasbourg mit den bayerischen Pendants Homburg, Nürnberg, Würzburg und Augsburg. Auf Grund der Nähe zu Forbach (bei Saarbrücken) wählte man hier Forbach aus, auch wenn es hierzu keine Gewähr gab, weil bei ausgehenden Briefen Frankreichs keine Vertrags- oder Grenzübergangsstempel zu sehen sind.

    Ausweislich der Siegelseite erkennen wir aber den roten Würzburger, der dies nahe legt. Siegelseitig ist auch der Gebührenbaum zu sehen mit 3 im Zähler und 4 im Nenner, darunter die Summe von 7. Das waren natürlich Decimes, keine Kreuzer, wie oft in diesen Fällen vermutet wird, denn der Absender in Nancy hatte natürlich kein bayerisches Geld am Schalter erlegt, sondern heimische Münze.

    Schrieb Bayern immer seinen Anteil im Nenner und folglich den oder die fremden Anteile im Zähler, so machte das Frankreich umgekehrt. Bayern hatte also nur Anspruch auf 3 Decimes = 9 Kr., während Frankreich 4 Decimes für sich ansetzte. Nun erklärt sich auf die frontseitig notierte 4, denn das war der Decimesbetrag, den man sich gut schrieb.

    In Nürnberg kam er unaufgeregt am 7.2.1848 an. Es gab zwar auch einen Paketschluss Forbach - Nürnberg, aber wenn ein Würzburger Stempel siegelseitig bei Frankobriefen oder der Auslagestempel Würzburgs auf der Adressseite vorhanden ist, weiß man, dass es nicht der Paketschluss Forbach - Nürnberg gewesen sein kann, der hier benutzt wurde. Für das bayer. Porto bzw. Franko war das aber egal, denn es wurde immer nach der tatsächlichen Entfernung gemessen und Bayern rechts des Rheines kostete es immer 3 Decimes = 9 Kr. je 7.5g bei franz. Frankobriefen bzw. je halbes Münchener Loth (8,75g) bei Portobriefen.

    Barfrankierte franz. Briefe nach Bayern sind nicht so häufig, wie man denken könnte - vermutlich haben unsere Altvorderen sie entsorgt, nachdem sie festgestellt haben, dass Briefe ohne Briefmarke ein erhebliches, sammlerisches Defizit haben und daher nicht aufbewahrenswert sind. Heute sieht man das anders ...

  • Hallo Emmanuel,

    ich kenne beides - von mehreren Orten, daher ging ich davon aus, dass es in Ordnung war, so zu stempeln.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    danke der netten Info eines hiesigen Mitgliedes ( :) ) konnte ich diesen hier ergattern, der mir noch fehlte - eine 3. Gewichtsstufe aus Frankreich nach Bayern.

    In Marseille am 10.1.1858 an "Ihrer Erlaucht der Frau Gräfin zu Sayn Wittgenstein Sayn geb. Gräfin Salisbury etc zu München" gerichtet, wurde er mit 10, 20, 40 und 80 Centimes frankiert, in summa also 150 Centimes. Das entsprach 3 mal 50 Centimes für einfache, bis 7,5g leichte Briefe aus dem sog. übrigen Frankreich in das rechtsrheinische Bayern.

    Ich habe noch nie vorher eine 4 - Farben - Franaktur von Frankreich nach Bayern gesehen. Diese hier gefiel mir schon durch die unprätentiöse Anordnung der Marken, auch wenn bei deren Schnitt und Applikation das "Laissez - faire" der Cote d´Azur schon ein wenig durch dringt.

    Wer mir zweifelsfrei sagen kann, wer der Absender war, bekommt eine kleine Aufmerksamkeit zugeschickt - versprochen! ;)

  • Lieber Bayern Klassisch,

    aus dem Kurzurlaub nur ganz kurz meinen Glückwunsch, da hat der Sammler gut daran getan für Dich weg zu bleiben :thumbup:
    Jetzt kannst Du die 2-4 GS als IM zeigen, wer kann das schon..... :P

    Wenn das Rätsel des Siegels am Wochenende noch nicht gelöst ist beteilige ich mich gerne am knobeln. :):P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (22. Februar 2015 um 14:34)

  • Hallo bk,

    traumschöner Brief, keine Frage, aber diese Rechnung:

    mit 10, 20, 40 und 80 Centimes frankiert, in summa also 150 Centimes. Das entsprach 2 mal 50 Centimes für einfache, bis 7,5g leichte Briefe


    ...verstehe ich im Zusammenhang mit der w.o. erwähnten 3. Gewichtsstufe nicht, bzw. sitze auf der Leitung. Wo liegt mein Denkfehler ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    PS: Die senkrechten Streifen in der Mitte des Belegs sehen danach aus, als ob Frau Gräfin bzw. ihre Nachkommen wohl mehrere davon lange Zeit im Bündel eingebunden gelagert hat/haben

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    Tippfehler - natürlich heißt es 3 mal 50 Centimes.

    Keine Ahnung, wo dieser und womöglich noch andere Briefe gelagert wurden. Die 40 C. Marke kannst du dir mal in Hochspeyer näher anschauen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... vor allem um die 80er beneide ich Dich...das Angeschnittene wäre auch mir bei so einer Gebührenstufe vollkommen egal. Eine wunderschöne Farbe, die man nun wirkich selten ins Bayerische gelaufen zu sehen bekommt. Insofern auch hierzu allerherzlichsten Glückwunsch ! :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber bayern klassisch,
    Dieser Brief hat soviel Gesicht, da stören die minimalen Fehlerchen (wo sind die denn eigentlich?) in keiner Weise. Einen Brief von der Qualität würde ich auch in eine Sammlung aufnehmen. Und Du weißt, dass das schon etwas heißt!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank für die netten Antworten - ihr habt natürlich Recht; man kann Briefe der 3. Gewichtsstufe, noch dazu als 4 - Farben - Frankatur, nur schnappen, oder liegen lassen. Bevorzugt man Variante 2, wird man zeit Lebens keine vorzeigen können. Der Brief hat Gesicht und dass die Marken suboptimal geschnitten wurden, halte ich auch nicht für kriegsentscheidend.

    Schöne Farbe bei der 80 C. - ich habe eine 2. Gewichtsstufe mit 20 C und 80 C. und bin sehr froh, nun 2 Briefe mit ihr zu besitzen. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,


    wunderschön! 8o , so einen aus Italien nach Bayern würd ich auch nehmen, obwohl da gibts aus dieser Zeit noch weniger IM.

    Wer mir zweifelsfrei sagen kann, wer der Absender war, bekommt eine kleine Aufmerksamkeit zugeschickt - versprochen!


    ...ich tippe auf einen Franzosen :D :D :D . Muss aber nicht sein.

    Viele Grüsse
    Christian

  • ...und dass die Marken suboptimal geschnitten wurden...


    ...relativiert sich wenn man vorliegend von insgesamt 16 Markenrändern 2 als suboptimal geschnitten sieht. Insofern genau wie Du sagst: (Weiss Gott) Nicht kriegsentscheident. Nur bei der 10 C sollte es sich noch lohnen, die umgebogene Ecke unten rechts wieder zu richten.

    + Gruß !

    vom Pälzer...jetzt noch viel viel neidischer wegen dem anderen Beleg mit 80C-Kirschtraumrot :P

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Nur bei der 10 C sollte es sich noch lohnen, die umgebogene Ecke unten rechts wieder zu richten.

    Schon erledigt - hatte nur den Scan sofort nach Öffnen des Einschreibens gemacht und dann die Ecke zurecht gebogen.

    Hallo Leitwege,

    ein schöner Italien - Brief mit 4 Farben ist schon etwas, wofür man den Auslandsurlaub opfern müsste ... 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Filigrana,

    vielen Dank - das könnte gut sein, dass ein Wittgenstein der Gräfin schrieb - aber welcher um Himmels Willen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    bevor man zum Absender kommt, sollte man m.E. erst einmal präzise klarstellen, wer die Adressatin überhaupt war, denn das ist auch alles als einfach (gewesen):

    http://geneall.net/de/name/171945…harriet-pigott/

    Jene trug lt. dem nachstehenden link:

    http://www.thepeerage.com/p54996.htm

    ...ab dem 11.10.1838 den Namen Sayn-Wittgenstein-Sayn und sie lebte mit ihrem Mann Gustav Graf zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in München, wo sie im Jahre 1903 verstarb.

    Das Wappen ist m.E. nicht das von Sayn-Wittgenstein-Sayn, es fehlen oben am Wappen die drei Ritterhelme mit den aus Hut, Feder und Burg bestehenden Kopfbeschmückungen, dagegen findet man unten eine Art Stern. Die Rechereche was Lady Salisbury oder ihr Gatte mit Frankreich bzw. Marseille zu tun gehabt haben könnte, fällt leider nicht locker übersichtlich aus, da braucht man offenbar viel Zeit und Geduld.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Guten Morgen,
    Pälzer dieses Stern unten denke ich das ein Militär Kreuz ist, ein Orden Kreuz.
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Pälzer,

    vielen Dank für den erstklassigen Job. Ich habe unter den Wittgensteins nach einem Trauerfall im Jan. 1858 gesucht, denn die schwarzen Siegel (es gab wohl deren 5) deuten ja darauf hin, dass jemand verstorben ist (und die rauhe Öffnung, gar nicht ladylike, ebenfalls). Aber ich habe keinen Sayn oder Wittgenstein gefunden, der im Jan. 1858 überhaupt verstorben wäre. ;(

    Das es kein Wittgenstein - Siegel ist, wußte ich nicht. Wenn es dann keines ist, wird es ganz, ganz schwer heraus zu finden, wer sich an der Cote d´Azur im Jan 1858 aufgehalten hat und mit ihr in brieflichem Kontakt stand. Dann war meine Mail an das Haus Sayn Wittgenstein Sayn mit dem Abbild des Briefes wohl auch ein Schuss in den Ofen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Dann war meine Mail an das Haus Sayn Wittgenstein Sayn mit dem Abbild des Briefes wohl auch ein Schuss in den Ofen ...


    Hallo bk,

    ich würde sagen gerade eben nicht. Denn wenn mit Marseille eine enge Bekanntschaft / Freunschaft bestanden hat und diese Korrespondenze so wie ich es w.o. schon vermutet hatte von der Gräfin sogar gebündelt gelagert wurde, dann könnte es ja sein, dass man dieses Bündel irgendwann aufgelöst, die Belege verkauft und die Inhalte für die Familienchronik behalten hat. So war es doch oft, oder nicht ? Also ich meine Deine Chancen stehen nicht schlecht. Wünsche viel Erfolg !

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis