3 Kreuzer Frankaturen nach Österreich

  • Liebe Freunde,

    heute mal ein unscheinbarer Abzugsbrief aus Regensburg vom 10.11.1871 (merkwürdiger Stempel für meinen Geschmack) an Mathias Thurnherr in Bregenz. Schon am Folgetag schlug der Brief dort ein (Respekt!), doch Thurnherr war bereits ins nahe Dornbirn verreist, was die Bregenzer Post dazu verleitete, Bregenz zu streichen und Dornbirn darüber zu setzen, ohne Angabe von Gründen. Der Brief wurde prompt am Folgetag in Dornbirn zugestellt, ohne weitere Angaben wie Wohnung oder Logis - die Jungs waren damals halt einfach Klasse und auf dem Quivive.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • die Jungs waren damals halt einfach Klasse und auf dem Quivive.

    Lieber Ralph,

    Dazu ein kleine Anmerkung zu den heutigen Verhältnissen:
    Ein hiesiges Mitglied unserer ARGE, seit 35 Jahren hier als HNO-Arzt ansässig, ließ sich seinen Rundbrief immer an die Praxisadresse schicken und sah auch keinen Anlass, dies zu ändern, nachdem er vor einigen Monaten die Praxis an den Sohn übergeben hatte. Der jüngste Rundbrief aber kam zurück mit dem Vermerk: "Adressat unter der angegebenen Adresse nicht zu ermitteln." Da würde man gerne wissen, wie diese Ermittlungen ausgesehen habe. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich. Wenn man allerdings sieht, wer heutzutage Briefe zustellt und Briefkästen leert, muss man sich eigentlich wundern, dass nicht noch viel mehr Ungemach über unsere Postsendung hereinbricht.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    da muss ich dir leider vollumfänglich recht geben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Peter, lieber Ralph,

    jawoll, bis auf wenige, löbliche Ausnahmen kann man sich heuer über die Postler nur wurndern, auch bei der Briefaufgabe ;(:thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    in den 1870er Jahren war, bedingt durch die kostenlose Nachsendung von Briefen ohne Entfernungsstufen, das Verfahren bei der Post recht unprätentiös geworden:

    4.1.1874 ab Ampfing an "Durchlaucht Gräfin Auguste Enzenberg, geb. Gräfin Würtemberg, Herzogin v. Urach in Schwatz, Tyrol" stand da als Adresse und in Schwaz kam er auch schon am Folgetag an. Doch dort weilte Ihre Erlaucht nicht mehr, denn sie war nach Innsbruck weiter gereist und hatte dies der Post in Schwaz mitgeteilt. Diese strich einfach "Schwatz" durch und setzte Innsbruck daneben, ab ging die Post und am 6.1. war sie auch schon dort.

    Schön noch der neumodische Vermerk (damals!): fdM = frei durch Marke. Für 5 Euro und einen Toast darf man da glaube ich nicht meckern ...

  • Guten Abend zusammen,

    .

    der Beleg anbei ist ja recht "ausdrucksstark", aber er wirft auch Fragen auf. Rückseitig finden sich Durchgangsstempel der badischen und württembergischen Bahnpost, so dass von einer offenen Transitbeförderung auszugehen ist. Fragt sich nur bei einem im Jahre 1869 sicherlich schon allgemein höheren Postaufkommen, was dieser Aufwand noch für einen Sinn gehabt haben soll ? Immer noch zu wenig Postaufkommen zwischen der Pfalz und Österreich ?

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    das Aufkommen Ö - Pfalz et vice versa war immer schon sehr gering. Aber die Pfalz hat immer alles an Baden ausgeliefert, weil es praktisch gar nicht anders ging. Wenn Baden keinen eigenen Paketschluss (Baden = badische Bahnpost) nach Wien hatte, mussten sie die Post der württembergischen Bahnpost weiterspedieren, die sie dann im geschlossenen Transit via Ulm - Augsburg und München nach Österreich routete.

    Von daher ist das gelebte Realität, die auch bei vice versa Briefen zu beobachten ist - allerdings dann oft mit geschlossenem Transit durch Baden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,.

    die Weiterspedierung wird dann wohl im alten Stuttgarter Sackbahnhof in der Schloßstraße geschehen sein, das kann ich mir gut vorstellen..

    Auf Morgen + Gruß !,

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... des isch do gwää, wo ma hoid schduaged oinazwanzisch oiblaand hätt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Bayernfreunde,

    heute zeige ich einen Brief vom "Fürstlich Schwarzenberg´schem Rentamt an die hochfürstlich Schwarzenberg´sche Hauptzahlamts Direktion in Wien".

    Portogerecht frankierter Brief gem. DÖPV ab 1.1.1868 für Briefe bis 1 Loth mit einer 3 Kr. Bayern Nr.15. Perfekte Stempel vorder- und rückseitig. ( Keine VE ! :/ )

    Der Brieftext ist ziemlich schwer zu lesen.

    Beste Grüße, Siegfried

  • Hallo Siegfried,

    Bayern - Österreich ab 1.1.1868 war ein Brief in die Postvertragsstaaten und hatte nichts mit dem DÖPV zu tun, der am 31.12.1867 gemeinschaftlich zu Grabe getragen wurde.

    Schönes Stück und - die Ausnahme - mal ohne VE.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    wohin ein unscheinbar aussehender 3 Kr Brief so alles hinlaufen kann. An dem anbei merkt man mal wieder die Vorzüge eines gemeinsamen Postgebiets. Während des Deutsch-Französischen Krieges lief dieser hier relativ schnell innerhalb von 3 Tagen aus dem linksrheinischen Bayern nach Wien und benötigte von dort dann nur noch 1 Tag lang ins schöne Triest am Mittelmeer, das bis 1918 habsburgisch-österreichisch war. Entfernung ca. 1.220 km.

    Der Absender, die Rheinische Früchtehandlung in Deidesheim...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Weingut_J…efkopf_1913.jpg

    ...hatte ein kleines Problem:

    Herren Gebrüder Mettel in Triest

    Deidesheim 7. September 1870

    Wir bestäigen unser Ergebenes v. 7. July ae. und bedauern sehr ohne Ihre Antwort

    darauf geblieben zu sein. Sagen Sie uns gefälligst bis wann wir uns Preise für Cedern- und bittere

    Organgenschalen in Salzwasser aufgeben können so sehen wir züglich der

    eingehenden Beantwortung unseres obigen Briefs entgegen.

    Mit aller Achtung zeichnen Rheinische Früchtehandlung

    Biffar

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Morsche Tim,

    Pfalzbriefe ans österreichische Mittelmeer sind sehr selten - auch wenn sie "nur" mit schnöden 3x Marken frankiert wurden. Leider war am 7.7.1870 noch nichts los mit dem Krieg, oder Gott-sei-Dank, sonst könnte man die Kriegswirren hierfür verantwortlich machen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Morsche Ralph,

    am 7. Juli 1870 war zwar noch nichts mit Krieg los, aber einen Tag zuvor hatte der französische Außenminister Graf Gramont in der Nationalversammlung eine flammende Rede gehalten, wegen der geradezu operettenhaften Bewerbung des Prinzen Leopold von Hohenzollern auf den spanischen Thron. Da Gramont deswegen Preussen unverhohlen mit Krieg drohte, wurde die in der Öffentlichkeit bislang nicht sonderlich wahrgenommene Kandidatur des Prinzen auf einen Schlag zum "Topthema".

    Obwohl jener seine Kandiatur deswegen wieder zurückzog, eskalierte die Situation; vor allem in den Medien. Den Rest mit dem Treffen des Grafen Benedetti und dem König von Preußen am 13. Juli in Bad Ems kennen wir. Österreich-Ungarn war nach den Kriegen 1864/66 zwar kein Freund der aufblühenden Stärke Preussens und auch in Triest wird man nach dem 7. Juli von dem sich anbahnenden Konflikt mit Frankreich aus der Presse erfahren haben.

    Aber es wäre m.E. zu weitreichend in irgend einer Weise etwas in Bezug auf die an die Deidesheimer Früchtehandlung ausgebliebene Antwort zu unterstellen, zumal die süddeutschen Staaten selbst für Frankreich vollkommen überraschend ins Bündnis mit Preußen gegangen waren. Da bin ich also ganz bei Dir und habe den Beleg deswegen auch bewußt hier eingestellt. Die Wirtschaft hat die Dinge in der Regel so genommen wie sie sind und das war bis Ems eine im Allgemeinen recht beschauliche Situation.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (1. November 2021 um 20:54)

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich ein Damenbriefchen aus Traunstein vom 9.1.1871 mit einer Nr. 23 frankiert unter Chargé nach Salzburg, wo es am Folgetag auch ankam.

    Zu den Salzburger Stempeln habe ich aber Fragen: Sonst kenne ich nur einen Stempel von Salzburg, den des Bahnhofs, also SALZBURG. B.H.. Die genaue Stunde kann ich nicht deuten "IX. U." ? Was soll das heißen?

    Der 2. Stempel von SALZBURG STADT vom selben Tag zeigt 5. F. für "5 Uhr Früh", also 05.00 Uhr.

    Wenn aber der Zug aus Bayern mit der Post nach und über Salzburg einfuhr, hätte doch zuerst der Stempel des Bahnhofs abgeschlagen werden müssen, ehe man die Loco-Briefe in die Stadt brachte, wo sie dann (was ich sonst auch noch nicht gesehen habe) erneut abgestempelt wurden. Von den Stundenangaben wäre es hier aber genau anders herum gelaufen, also zuerst in der Stadt, dann zurück zum Bahnhof.

    Kann jemand das erklären, oder begehe ich einen Denkfehler?

  • Hallo Peter,

    wenn man jetzt noch das Datum wüsste und die Siegelseite sähe ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    das war Los 18 der letzten Sellschopp-Auktion, Marke mit rotem Gummi und lt. Attest ist der Brief von 1850....

    Meines Erachtens dürfte er unterfrankiert sein: Altötting - Mauterbach sind Luftlinie 143km

    Gruß

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M (5. Juli 2022 um 09:58) aus folgendem Grund: toten Link entfernt

  • Hallo Andreas,

    der Link funktioniert in ein paar Wochen nicht mehr!

    Bitte die gewünschten Infos direkt einfügen, danke.

    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte