Paketkarten aus der Portoperiode 02 01-08-1916 bis 30-09-1918

  • Beginnen möchte ich auch hier mit zwei Paketkarten für Pakete bis 5 kg.
    Bis 75 km waren die bestehenden 25 Pfennig plus 5 Pfennig Reichsabgabe zu bezahlen, über 75 km die bestehenden 50 Pfennig plus 10 Pfennig Reichsabgabe.

    Es handelt sich also um KEINE Gebührenänderung der Post, sondern um eine vom Staat erhobene Abgabe!
    Es gab auch Sendungsarten die von dieser Abgabe befreit waren.

    Die drei mir bekannten sind:
    - Pakete mit Zeitungen
    - Feldpostpakete, eigene Angelegenheit des Empfängers, bis 3 kg für eine Gebühr von 20 Pfennig
    - Feldpostzuführung, bis 5 kg 25 Pfennig, danach für jedes kg mehr 5 Pfennig, bis max. 10 kg = 50 Pfennig

  • Hallo,
    eigentlich ist die Besonderheit der Reichsabgabe gegenüber einer normalen Portoanhebung auf Belegen nicht erkennbar.
    Es wurde ab dem 1.8.1916 einfach höher frankiert. Aber es gibt eine Ausnahme.
    Bis zum 6.5.1920 war bei sperrigen Paketen das Porto um 50 % erhöht.Normalpaket über 75 km bis 5 Kg. erforderten 60 Pf ( siehe untere Paketkarte von Minimarke).
    Sperriges Paket + 50 % ergeben aber nicht 90 Pf., wie man denken würde. Dann würde man 50 % auch auf die Reichsabgabe erheben. Somit 50 % nur auf die Paketgebühr des Paketes vor der Reichsabgabe. 50 Pfennige plus 25 Pfennige plus Reichsabgabe 10 Pf. = 85 Pfennige für ein sperriges Paket bis 5 kg. über 75 Km. Transportentfernung.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    schöne Beispiel - galt das auch für Bayern?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd,

    tolles Rosinchen, Glückwunsch!

    Ich gehe mal von aus dass diese Regelung der Berechnung des sperrigen Zuschlages auch für Bayern galt.

    Wird aber schwer da etwas zu finden, und wenn dann aus dieser Zeit auch nach Kaiserslautern....................

    Ohne diesen Posten hätten wir in dieser Zeit, aus meiner Sicht, deutlich weniger Belege.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo,
    eine schwierige Frage mit dem Sperrgutzuschlag in Bayern. Vor 1900 gab es ihn bei innerbayrischen Paketen im Gegensatz zum Reichspostgebiet nicht, ob ab 1900 ist mir unbekannt. Die bayrische Post hatte immer ihre Eigenheiten.
    Anbei eine Paketkarte von Berlin nach Breslau vom 20.9.1918.
    Paket bis 5kg. mit dringender Beförderung und Eilbotenzustellung.
    Paketgebühr: 60 Pf.
    Dringende Beförderung: 100 Pf.
    Eilbotengebühr: 40 Pf.
    Gruß Bernd

  • BaD, schöne Einzelfrankatur mit Eilbotern dringend.

    Ich lese bei deiner Karte den 26-09, wahrscheinlich hatte der Absender bei der Sendung vom 23-09 etwas vergessen! ;)

  • Hallo,
    vorgestern bei einem Händler erworben. Mit einen Aufschlag freiwillig von mir auf den ursprünglichen Preis ( Es ist ja Weihnachtszeit).
    Weder ich und schon gar nicht ein Händler kann für solche Belege einen Preis festlegen.
    Ich kann keine entgültige Beschreibung dieser Paketkarte geben, nach Stunden Beschäftigung mit ihr wird alles immer geheimnisvoller.
    Eine Frage: Was bedeutet Das Wort zwischen Für und Bestellung
    Doch ein paar Informationen.
    Paket über 75 km = 60 Pf.
    Eilzustellung Ortsbezirk = 40 Pf.
    Summe 1 Mark wie frankiert
    Aber das Dorf ?? bei Kallningken lag natürlich im Landbestellbezirk von diesem Ort.
    Paketeilzustellung vorfrankiert wären 90 Pf., d.h. 1,50 Mark zu frankieren.
    Wer schrieb unverständliche" 40 Pf. erhoben" und warum wurde das im weitere Ablauf absolut ignoriert.
    Es gab einen Riesenunterschied bei der Eilzustellung in Landbezirk:
    Vorfrankiert gab es feste Tarife, zahlte der Empfänger war die Gebühr nach Aufwand des Postamtes nicht festgeschrieben.
    Noch verrückter: 60 Pf. wäre die Gebühr für die Eilzustellung nur der Paketkarte im Landbestellbezirk, das ist bei einem Paket von 1,5 kg aber nicht vorstellbar.
    Der Abschnitt der Paketkarte wurde irgendwann abgerissen und wieder mit einem Unterrandstreifen befestigt. Die HAN H 3961-16 gehört nicht zu den verklebten Marken,
    sie ist nicht bei Briefmarken gelistet.
    Ich zweifle, das ich das Rätsel der Paketkarte je lösen werde.
    Mein Umfeld macht sich laufend Gedanken über meine viele Freizeit in 2 Wochen als Rentner, ein paar solcher Belege und ich bin ausgelastet.
    Beste Grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    "für versuchte Bestellung ..."

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,
    vielen Dank für deine Hilfe.
    Das Paket erreichte am 14.9. 17 den Empfänger in Heydekrug. Wer bezahlte den Boten am 12.9. dann die 60 Pf.?
    Ein ehemaliger Nachbar ( eher unwahrscheinlich) oder der Postbeamte von Kallingken. Wenn es kein beamteter Eilbote war musste er das tun.
    60 Pfennig als Auslage an den Boten und 30 Pf. Paketgebühr unter 75 km Kallingken-Heydekrug ergeben 90 Pf. wie angeschrieben für Kallingken.
    Und 40 Pf. Eilbotengebühr Ortzustellung in Heydekrug wie notiert. Wenn das stimmt, wäre ein Sammlertraum wahr geworden.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich wünsche dir, dass (d)ein Sammlertraum wahr geworden ist.

    Darfst auch ruhig Ralph zu mir sagen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.



  • Hallo Bernd,

    Glückwunsch zu dem Sammlertraum, er ist wahr geworden!

    Die Gebühren auf der Paketkarte erkläre ich so:

    Die Paketkarte, frankiert mit 1 Mk. (60 Pf. für das Paket, 40 Pf. für die Eilzustellung), ist am 12.9.1917 in Kallningken eingegangen. Die Zustellung wurde am gleichen Tage versucht, ging aber an das Postamt Kallningken zurück, da der Empfänger verzogen war. Der Zusteller machte für die versuchte Zustellung seine Bestellgebühren in Höhe von 60 Pf. geltend, die ihm vom Postamt auch erstattet wurden. Das Postamt Kallningken sandte das Paket an die neue Adresse nach Heydekrug. Das Empfangspostamt machte beim Empfänger 90 Pf. Nachgebühren für die Nachsendung (30 Pf.) und die vom Postamt Kallningken verauslagten Bestellgebühren (60 Pf.) geltend, die beim Empfang am 14.9.17 (s. Empfangsbestätigung) gezahlt wurden.

    Da der Empfänger das Bestellgeld am Bestimmungsort im Voraus gezahlt hatte, *) vermerkte der Postbeamte dies auf der Vorderseite der Paketkarte (gleiche Stiftfarbe wie Empfangsbestätigung). Daher fiel auch keine erneute Bestellgebühr in Heydekrug an, was auch an dem Nachgebührbetrag zu erkennen ist. Dieser wäre dann um diese Bestellgebühren zu erhöhen.

    Um Deine Frage nach der Zahlung der 60 Pf. noch einmal aufzugreifen. Diese wurden vom Postamt in Kallningken vorgeschossen und später mit dem Postamt Heydekrug abgerechnet.

    Glückwunsch zu dieser interessanten Paketkarte, deren Rätsel ich vielleicht noch vor Jahresende gelöst habe.

    Einen guten Rutsch in das Neue Jahr wünscht

    Manfred

    *) muß natürlich heißen: Da der Absender das Bestellgeld im Voraus gezahlt hatte, ....

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    2 Mal editiert, zuletzt von Postarchiv (12. Januar 2017 um 21:32)

  • Hallo Manfred,
    danke für deinen Glückwunsch und für deine Erläuterungen.
    Das einzige Problem sehe ich bei den 40 Pf.
    Siehe bitte unten die Vorschrift.
    Eigentlich waren die 40 Pf. vorfrankiertes Eilbestellgeld in Kallingken weg, die erhielt der Bote aus der Postkasse plus den angeschriebenen 60 Pf.
    Das ergibt 1 Mark. Es ist mir nicht bekannt, ob 1917 der Landbotenlohn wie in 1906 festgelegt dem tatsächlichen Kosten unterlag oder wie 1921 eigentlich die 90 Pf. nicht überschreiten durfte. Eigentlich denke ich, das ein Eilbotengeld die normale Bestellgebühr von 10 Pf. für Paket im Landbestellbezirk ausschließt, aber das steht nirgendwo!
    40 Pf. erhoben , könnte das nicht auch die Heydekruger Eilbotengebühr sein?
    Egal welche Variante greift, deine vorgeschlagen oder meine Vermutung, ein unglaublicher Glückgriff vor Weihnachten.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich glaube, daß Du in diesem Fall falsch liegst. Aber auch ich war nicht dabei, als die Paketkarte ausgestellt wurde :) . Die von Dir herangezogene Vorschrift besagt (übrigens aus 1921), daß die ggf. zu niedrig vorausgezahlte Eilbotengebühr auf die tatsächlichen Beträge angerechnet und die Differenz vom Empfänger eingezogen wird. Wenn das Paket nicht nachgesandt worden wäre, würde dies auch zutreffen. Der Bote in Wirballen konnte aber vom Empfänger nichts einziehen, da dieser verzogen war. Die Bestellgebühren wurden daher dem Boten in voller Höhe (also 60 Pf.) vom Postamt in Kallningken gezahlt.

    Für gewöhnliche Pakete und für Pakete die per Eilboten zu bestellen waren gab es entsprechende Regelungen hinsichtlich der Höhe. Daher verstehe ich die Frage bezüglich der Anrechnung für die gewöhnliche Zustellung in Höhe 10 Pf. nicht. Ich weiß nicht, ob genau diese Vorschrift bis zu dem aus dem Jahr 1921 stammende und von Dir herangezogene Werk geändert wurde.

    Die angegebenen 40 Pf. wurden nicht als Nachgebühr ausgewiesen, sondern beiinhalteten die vom Absender vorausbezahlte Eilbotengebühr, die auch nach den in 1917 geltenden Vorschriften zu zahlen war. Diese konnten ja dem Empfänger nicht nochmals in Rechnung gestellt werden und galt für die Zustellung am Bestimmungsort in Heydekrug. Der Vermerk "40 Pf. erhoben / Eilbote bezahlt" ist in meinen Augen ein Hinweis auf die vorausbezahlte Eilbotengebühr. Bei Zahlung durch den Empfänger müsste dieser anders lauten.

    An meiner o.a. Aussage halte ich weiterhin fest.

    Gruß
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    Einmal editiert, zuletzt von Postarchiv (30. Dezember 2016 um 21:29)

  • Hallo Manfred,
    du hast gewonnen, ich bin überzeugt! Aber ich habe nicht verloren sondern Dank deiner Recherche und deines Wissens eine Riesengewinn erzielt. Das Geheimnis dieser sehr besonderen Paketkarte ist enträtselt, vielen Dank.
    Mit besten Grüßen
    Bernd

  • Als Adresse lese ich Reit bei Neuburg / Inn
    Post ........................... b. Passau - wer kann den Ort entziffern?
    Dann das Porto -
    Zone 1 bis 75 km sind 45 Pfennig
    Zustellgebühr Bayern - soweit mir bekannt 20 Pfennig
    Reichsabgabe Zone 1 mehr als 5 kg 10 Pfennig
    In Summe 75 Pfennig

    65 Pfennig sind verklebt, so dass 10 Pfennig fehlen.
    Wie war die Nachgebühr Regelung bei dan Bayern, in diesem Falle?

    Bilder

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Minimarke,

    Gebühren Bayern 1914
    Zustellgebühr im Ort bis 10 Kg und 2000 Mark Wert 10 Pfennige, ist eines höher 20 Pfennige.
    Zustellgebühr im Landbestellbezirk eines Postamtes bis 1 Kg. und 800 Mark 10 Pf., bis 5 kg 20 Pf., über 5 Kg ist mir leider unbekannt.
    Die Ortsangabe kann ich nicht lesen, was Neuburg am Inn mit Passau zu tun hat ist mir rätselhaft.
    Beste Grüße Bernd

  • BaD - vielen Dank für dein Infos - da bin ich doch fast froh dass ich nicht alleine am rätseln bin ! ;)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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  • Hallo Minimarke,

    Gebühren Bayern 1914
    Zustellgebühr im Ort bis 10 Kg und 2000 Mark Wert 10 Pfennige, ist eines höher 20 Pfennige.
    Zustellgebühr im Landbestellbezirk eines Postamtes bis 1 Kg. und 800 Mark 10 Pf., bis 5 kg 20 Pf., über 5 Kg ist mir leider unbekannt.
    Die Ortsangabe kann ich nicht lesen, was Neuburg am Inn mit Passau zu tun hat ist mir rätselhaft.
    Beste Grüße Bernd


    Hallo Bernd,

    die Ortsangabe lautet:

    Reit bei Neuburg / Inn, Post Dommelstadl bei Passau.

    Reit, heute schon gar nicht mehr auf der Landkarte zu finden, lag im Zustellbereich von Dommelstadl, heute Stadtteil von Neuburg. Da die vorausbezahlte Zustellgebühr micht ausreichte, wurden noch 20 Pf. vom Empfänger erhoben (noch 20). Dommelstadl lag im Zuständigkeitsbereich des Bezirksamts und des Amtsgericht Passau.

    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Da die vorausbezahlte Zustellgebühr micht ausreichte, wurden noch 20 Pf. vom Empfänger erhoben (noch 20).

    Hallo Postarchiv,
    wollen Sie damit sagen dass die vorausbezahlte Zustellgebühr 10 Pfennig betrug, und eigentlich 30 Pfennig zu bezahlen waren?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig