Liebe Freunde,
auch wenn dieser Brief nicht zu den schönsten zählt, die es zwischen beiden Ländern gibt, hat er doch eine kleine Postgeschichte zu erzählen.
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Am 25.5.1872 sandte man von Passau aus über Österreich einen einfachen, bis 1 Loth schweren Brief nach Maderno in Italien. Der Absender frankierte mit einer 7 Kr. Marke, was nach dem Postvertrag des Norddeutschen Bundes und dem Königreich Italien vom 1.4.1869 (gültig bis zum 31.10.1873) ungenügend war. Nach diesem Vertrag waren einfache Briefe mit 10 Kr. je Loth zu frankieren.
Die Vorschrift besagte, dass ungenügend frankierte Briefe wie unfrankierte zu taxieren waren. Ein unfrankierter, einfacher Brief aus Bayern nach Italien kostete aber 60 Centesimi, die 18 Kr. entsprachen, wodurch wir einen Aufschlag von 80% zum Frankopreis hatten.
Darüber hinaus war auf der Adressseite "Unzureichend frankiert" zu notieren, was hier unterblieb und in der rechten oberen Ecke der Wert der anzurechnenden Marke(n) in der Währung der Abgabepost zu notieren. Diese bestand aus Centesimi, Decimi bzw. Lire.
Bayern notierte für die 7 Kr. Marke den Gegenwert von 25 Centesimi unter der Marke in rot, was ausreichend für die italienischen Kollegen war. Diese stempelten, was Bayern handschriftlich anzubringen vergessen hatte, nämlich "BOLLO INSUFFICIENTE" = Frankierung unzureichend.
Zuerst taxierte man 3 Decimi rechts, die man versuchte aus zu wischen, was bei Tinte naturgemäß nicht perfekt gelingen kann. Dann schrieb man korrekt 3 1/2 Decimi, die Differenz von 6 Decimi abzüglich der verklebten 2,5 Decimi an, die der Empfänger zahlen musste.
Da bei Franko wie Porto die Teilung zwischen Bayern und Italien stets halbscheidig war, hatte auch hier die Hälfte der Gesamtgebühr von 6 Decimi zwischen beiden Postverwaltungen aufgeteilt zu werden.
Liebe Grüsse von bayern klassisch