Österreich-Kirchenstaat

  • Guten Abend allerseits (irgendwoher kenn ich das doch 8) ),

    ich möchte einen Brief vorstellen, den ich folgendermaßen interpretiere (Ergänzungen und Korrekturen sind ausdrücklich gewünscht ;) :(

    Geschrieben wurde der Brief in Triest/Österreich, dies ist innen im Brief datiert mit dem 17.11.1857. Er wurde im Hafen von Triest aufgegeben und auf dem Schiff des österreichischen Lloyd mit dem Stempel "Col Lloyd Da Trieste" versehen. Oder wurde dieser Stempel erst in Venedig angebracht, hier ging es nämlich auf dem Landweg weiter/rückseitiger Stempel Venezia 18.11.1857. In Ferrara/Kirchenstaat war er am 19.11.1857.

    Wer kann sachdienliche Hinweise zum Ort des Stempelabschlags machen. 8)

    Auch das Porto würde mich interessieren, frankiert bis zu Grenze Kirchenstaat mit 9 Kreuzern? Schiffspostgebühren? was musste der Empfänger zahlen?

    Danke im Voraus und viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    die 9 Kreuzer entsprechen dem für den Briefverkehr mit dem Kirchenstaat festgelegten Vereinsporto für einen einfachen Brief (kein fremdes Porto oder Seeporto vorgesehen). Zu dem Stempel kann ich leider nichts sagen.

    Mit freundlichem Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,

    heißt das, das der Kirchenstaat so behandelt wurde, als wäre er im Postverein? Galt das zwischen Österreich und dem Kirchenstaat?

    Viele Grüsse
    Christian

  • heißt das, das der Kirchenstaat so behandelt wurde, als wäre er im Postverein? Galt das zwischen Österreich und dem Kirchenstaat?

    Hallo Christian,

    ja, wie im Deutschen Reich (Deutsche Postvereinsstaaten) waren die Italienischen Gebiete in der Liste der Italienischen Postvereinsstaaten genannt. Der Kirchenstaat ist den Italienischen Postvereinsstaaten beigetreten und war damit im Oesterreichisch - Italienischen Postverein. Die Frage nach dem fremden bzw. Seeporto war nicht unbegründet, hierzu wäre aber ein Vermerk "per mare" anzubringen gewesen.

    Mit freundlichem Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    Einmal editiert, zuletzt von Postarchiv (23. März 2014 um 02:30)

  • Guten Morgen Postarchiv,

    natürlich, ab 1853 galt ja der österreichisch-italienische PV, das ich da nicht selbst draufgekommen bin. ^^

    Danke für Deine Erläuterungen.

    Jemand noch eine Idee, wo der Stempel abgeschlagen wurde?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    der Stempel ist ab 1856 in Venedig im Einsatz gewesen. Er wertet ca. 40 Euro.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    danke. Dann wurde der Brief in Triest beim Schiffspostamt des österreichischen Lloyd aufgegeben und dann in Venedig beim Verlassen des Schiffs gestempelt.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    so ist es - vlt. gab es auch einen Lloyd - Schiffsbriefkasten, in den man seine Post einwarf. Bei den franz. Schiffen, die von Neapel ablegten, gab es das ja auch.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • so ist es - vlt. gab es auch einen Lloyd - Schiffsbriefkasten, in den man seine Post einwarf.

    Nach meinen Unterlagen wurden Briefe mit dem Vermerk "per mare" mit Lloyd-Dampfschiffen von Österreich nach dem Kirchenstaat befördert. Der Vermerk ist auf dem Brief nicht vorhanden, könnte aber durch den Stempel "Col Lloyd Da Trieste" ersetzt worden sein. Für Briefe per Schiff von Triest nach dem Kirchenstaat waren 15 kr. pr. 1 Loth zu zahlen, wovon 2/5 auf das Seeporto und 3/5 auf das Aufgabeporto entfiel. Von Triest nach Ankona waren pr. 1 Loth 9 kr. zu zahlen, wovon 1/3 dem Lloyd gehörte. Somit wäre das Porto für die Strecke Triest - Ankona bezahlt oder ist der Brief nicht doch auf dem Landweg nach dem Kirchenstaat befördert worden, was der Frankatur entspricht? Vielleicht ergeben weitere Beleg hierüber Aufschluß

    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,

    wenn er auf dem Landweg befördert worden ist, warum ist dann der Stempel "Col Lloyd Da Trieste" auf dem Brief?

    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass er über Venedig nach Ferrara gelaufen ist, wie kommst Du auf Ancona?

    Viele Grüsse

  • wenn er auf dem Landweg befördert worden ist, warum ist dann der Stempel "Col Lloyd Da Trieste" auf dem Brief?

    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass er über Venedig nach Ferrara gelaufen ist, wie kommst Du auf Ancona?

    Wenn die Vorschriften sagen, daß die Beförderung von Triest nach dem Kirchenstaat per Lloyd-Dampfschiff 15 kr kostet, kann man schon mal auf die Gedanken kommen, daß der Brief auf dem Landweg befördert wurde, zumal auch die Frankatur stimmt. Ich halte mich gerne an die Bestimmungen, sofern mir solche vorliegen (ansonsten wäre es ja Sterndeutung, zumal ich nicht auf die Belege zurückgreifen kann :) ). Daher kann ich auch nicht sagen warum der Stempel "Col Lloyd da Trieste" abgeschlagen wurde. Hier kann jeder noch seine Phantasie schweifen lassen.

    Ich habe nichts über den möglichen Laufweg gesagt, sondern lediglich die Kosten für die Beförderung von Triest nach Ancona aufgeführt, die ebenfalls 9 kr. betrug. Außerdem: wäre Triest - Ancona - Kirchenstaat wirklich so abwegig? Vielleicht wäre es hilfreich, sich mit den Postbeförderungsvorschriften vertraut zu machen um mögliche Beförderungswege nachvollziehen zu können.

    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,

    Außerdem: wäre Triest - Ancona - Kirchenstaat wirklich so abwegig?


    Rückseitig ist ein Stempel "Venezia", darum denke ich, er ging nicht nach Ancona.


    Hallo Leitwege,

    der Stempel ist ab 1856 in Venedig im Einsatz gewesen. Er wertet ca. 40 Euro.


    Noch ein Indiz, dass er in Venedig war.

    Wenn die Vorschriften sagen, daß die Beförderung von Triest nach dem Kirchenstaat per Lloyd-Dampfschiff 15 kr kostet


    Die 15 Kreuzer galten ab wann, vielleicht gab es irgendwann eine Ermäßigung, aus welchen Unterlagen hast Du die Information.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Rückseitig ist ein Stempel "Venezia", darum denke ich, er ging nicht nach Ancona.

    Nochmals: Ancona habe ich aufgeführt, weil die Frankatur 9 kr war. Der Leitweg war für mich zunächst sekundär, sondern der Schiffsposttarif. Aus welchen Unterlagen hast du die Schiffahrtsverbindung Triest - Venedig, oder schließt Du diese nur aus den Stempeln?

    Noch ein Indiz, dass er in Venedig war.

    Wer bestreitet denn, daß der Brief einen Stempel von Venedig aufweist? Venedig ist der Startpunkt der Post-Route nach Ferrara, daher der Stempel Venedig. Die Frage ist, wie kam der Brief von Triest nach Venedig? Über einen Schiffsposttarif von Triest nach Venedig liegen mir keine Erkenntnisse vor, sondern, wie oben ausgeführt, nur ein Tarif von Triest nach dem Kirchenstaat.

    Die 15 Kreuzer galten ab wann, vielleicht gab es irgendwann eine Ermäßigung, aus welchen Unterlagen hast Du die Information.

    Nach meinen Unterlagen ab 1853. Über eine spätere Ermäßigung liegen mir keine Informationen vor.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,

    Aus welchen Unterlagen hast du die Schiffahrtsverbindung Triest - Venedig, oder schließt Du diese nur aus den Stempeln?


    Ich schliesse die Schiffahrtverbindung Triest-Venedig aus dem Stempel "Col Lloyd Da Trieste". Wenn der Brief über Land gelaufen wäre, macht der Lloyd-Schiffstempel wenig Sinn.

    Auch denke ich, wäre der Brief über Land befördert worden, müsste doch die Marke mit einem Triester Stempel entwertet worden sein, da in Triest keine Entwertung stattfand, kann ich mir das nur über die Beförderung mit dem österreichischen Lloyd erklären, der Brief wurde in Triest auf dem Schiff abgegeben (oder Schiffsbriefkasten) und erst in Venedig entwertet.

    Zu den Tarifen habe ich keine Unterlagen, vielleicht war er unterfrankiert und ging unbemerkt so durch oder es gab eine Ermäßigung für den kurzen Weg über Venedig, aber Du hast Recht, darüber kann ich nur spekulieren.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Liebe Freunde,

    wäre es möglich, dass man 15 Neukreuzer meinte? Die entsprachen ja 9x CM. Andernfalls wären 9x CM für die Land- und 6x CM für die Seebeförderung richtig - die sehe ich aber nicht. Eine Nachtaxe ist auch nicht ersichtlich, also scheint mit der Tarif mit 9x CM hier angewandt worden zu sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wenn ich richtig lese ist das Jahr 1857, von Neukreuzern keine Spur also. Ich bestätige, das ist ein Brief aus Triest, der mit Schiff bis Venedig lief, und dann über Land nach Ferrara. Hätte keinen Sinn gehabt, den Brief über Ancona zu senden, wobei sicherlich ein Transitstempel von Ancona oben wäre. Die Gebühr von 9 Kr CM für Triest-Ferrara über Land ist jedenfalls richtig, für Triest-Ancona-Ferrara via Lloyd wäre sie unzureichend, denn hier wären nach ÖIPV 15 Kr CM zu bezahlen gewesen.

  • Guten Morgen zusammen,

    danke für die Hinweise.

    1857 ist richtig, also können es keine Neukreuzer sein. Unstrittig dürfte jetzt der Laufweg mit dem Schiff nach Venedig und dann der Landweg nach Ferrara sein.

    Wohin ich immer mehr tendiere ist, dass vielleicht erst mit dem Schiff nach Ancona die 15 Kreuzer fällig wurden, bis Venedig die Landgebühr von 9 Kreuzern.

    Oder er ist unterfrankiert und durchgerutscht.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Halte ich für nicht wahrscheinlich, das ist einfach ein absoluter Standardbrief. Die Beförderung Triest-Venedig auf dem Seeweg darf uns dabei nicht ablenken. Ich rekapituliere:
    - wäre der Brief nach Ancona gesendet worden, wären 9 Kr genügend
    - über Ancona hinaus, also Ferrara aber auch Ravenna, Viterbo o.a. Destinationen im Kirchenstaat werden 15 Kr berechnet.
    Solche 15 Kr Briefe sind sehr selten, auch in umgekehrter Richtung. Die "flatrate" von 9 Kr / 8 baj für Triest-Ancona ist den Kaufleuten dieser beiden sehr aktiven Handelsstädte besonders entgegengekommen und wurde auch genutzt. Umgekehrt hat kaum ein Kaufmann von Triest nach Ferrara über Ancona geschrieben und 6 Kr mehr bezahlt, wieso: der Mehrwert der schnellen Beförderung ist nicht gegeben, der Brief muss ja aus den südlichen Marken hinauf in die nördlichste Romagna, und über den Landweg über Venedig nach Ferrara bestanden ohnehin beste Verbindungen.

  • ein gleich interessanter wie merkwürdiger Brief aus Rom nach Laibach, Dezember 1851. Er wurde offensichtlich nicht der Kirchenstaatspost übergeben, sondern auf einem anderen Weg in die Monarchie befördert und dort ins Postsystem gegeben, wie der Ankunftsstempel von Laibach am 1.1.1852 belegt. Ebenso die Taxe von 17 Kr CM. Der Brief geht an den Erzbischof von Laibach A. Wolf und der Absender ist der Botschafter Österreichs am Heiligen Stuhl, wie aus dem wunderschönen Siegel hervorgeht. Gegenstand des Briefes war eine Heiratsdispens, um welche sich der römische Gesandte gekümmert hatte. Übrigens war am 1. Jänner 1852, als dieser Brief zugestellt wurde, gerade die Briefmarke im Kirchenstaat am ersten Tag in den Dienst getreten.