Postvorschussbriefe Hannover

  • Hallo liebe Forumler,

    als nächstes möchte ich euch einen Postvorschussbrief zeigen, der von Aurich nach Esens gesendet wurde.
    Der Vorschuss-Vermerk ist vorderseitig notiert mit 6 ggr.
    Zugrunde lag dem Vorgang eine entsprechende Forderung seitens des Adressaten.
    Insgesamt musste der Empfänger folgende Dinge bezahlen: Postvorschuss, Briefgebühr und Procuragebühr (insgesamt 8 ggr, 5Pf).
    Kann vielleicht jemand das ungefähre Aufgabedatum nennen?

    MfG

    Kevin

  • ... unten links lese ich K.L.D. für Königliche Land Drostei. Ich denke, der Brief stammt aus der Zeit um 1855 - 1865.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Kevin,

    der Empfänger hat für diesen Brief übrigens überhaupt nichts bezahlt, war er doch in Esens laut rückseitigem handschriftlichem Vermerk "nicht zu erfragen".

    Der Brief ging somit an den Absender zurück und dieser hatte den ausgewiesenen Betrag von 8 Groschen 5 Pfennig zu zahlen nach dem Motto "außer Spesen nichts gewesen"!

    Liebe Grüße
    Rüdiger

  • Hallo Kevin,

    Kann vielleicht jemand das ungefähre Aufgabedatum nennen?


    Zwei Anhaltspunkte können das Aufgabedatum noch etwas eingrenzen:
    dieser etwas größere Typ des Zweikreisstempels wurde nur bis ca. 1860 verwendet und wenn die Währungsangabe noch in Gutegroschen erfolgte, dann müsste der Brief vor der Währungsumstellung im Oktober 1858 abgeschickt worden sein.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo in die Runde,

    heute zeige ich eine Briefvorderseite eines Briefes von Hannover nach Woldenberg, entsprechenden eines rückseitigem Bleistiftvermerks aus dem Jahr 1848.

    Der Brief wog 1 1/2 Loth und war gerichtet: An Königliche Ablösungs=Commission des Districts Wohlenberg.

    Von der linken Beschriftung kann ich leider fast nichts lesen außer: 22 Pfg für Insertion b. Intelligenz=Comptoir

    War dies ein "Geldbrief"? Bitte auch um Übersetzungshilfe und Deutung der Portovermerke.

    Herzliche Grüße Christian

  • Hallo Stempelfreund

    es ist ein Postvorschußbrief .

    Unten ist er vermerkt mit 2 Reichsthaler 22 Gute Groschen. Weiterhin ist das pro(cura) von 3 Gute Groschen angeschrieben, was oben in Summe 3 Reichsthaler 1 Guter Groschen notiert wurde.

    Mit 1 1/2 Loth war der Brief doppelt schwer, also nochmals 2 Ggr. Porto = Gesamt 3 Reichsthaler 3 Ggr.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Ulf,

    besten Dank für deine Erklärung der Portovermerke.

    Nun fehlt mir nur noch die Übersetzung der unterstrichenen Worte. Vielleicht hat jemand eine Idee oder kann es entziffern.

    Grüße von Christian

  • Hallo Christian,

    das 1. heißt Gedruckte Sachen, das 2. kann ich nicht sicher lesen ...squest?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    danke für die Hilfe. Die Endung "quest" deutet auf eine Frage hin, was für mich auch Sinn machen könnte, da das Intelligenz=Comptoir ja eine Art Auskunfts- bzw. Informationsbüro war, wo man u.U. Adressen oder Meldedaten erhalten konnte.

    Grüße von Christian

  • Hier ein Postvorschußbrief, der wegen des Aufgabestempels in den 1840er Jahren anzusiedeln ist. Gerichtet ist er

    An

    den Herrn ..... Franzino

    zu

    Leer

    Postvorschuß

    1 Th 11 Ggr

    Das Gewicht ist links oben mit 1 Loth angegeben.

    Wenn ich die Erklärung von Ulf zum Beleg in #3 vergleiche, dann wurde eine Procura von 1½ Ggr fällig. Links oben mit 1 Th 12½ Ggr vermerkt.

    Rechts wurden 1 Th 13 Ggr 8 Gpf vermerkt, die gestrichen wurden. Fehlt da noch etwas oder reichten 1 Ggr 2 Gpf für die Strecke nach Leer?

    Dieter

  • Lieber Ralph,

    ich vermute auch, daß ein Advocat gemeint war. Beim Vergleich mit der restlichen Adresse lese ich alles mögliche, aber nicht Advocat.

    Wer kann mir die Taxe erklären, bzw wo finde ich die Tarife?

    Dieter

  • Hallo,

    zur Taxe (gemäß Tarif vom 1.7.1834):

    Postvorschuss = 1 Th 11 ggr.

    Procura (bis 10 Thaler je 1/2 Thaler 6 GPf.) = 18 GPf = 1 1/2 ggr.

    Briefgebühr:

    Entfernungsprogression von 2 bis 4 Meilen: 3/4 Groschen = 9 GPf.

    Gewichtsprogression bis 1 Loth: 1 1/2 fach

    -> 14 GPf = 1 Ggr 2 Gpf

    in Summe: 1 Th 13 Ggr 8 Gpf

    Passt also alles.

    Gruß,

    Björn

  • Hallo Björn,

    vielen Dank für die Erklärung. Obwohl ich von Hannover keine Ahnung habe, werde ich mich bei den Postverträgen mal umsehen. Es ist immer nützlich, wenn man solche Unterlagen hat (oder weiß, wo man sie findet).

    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    dieser Brief stammt zwar aus dem Jahr 1867, also mit preußischer Post, da er aber innerhalb Hannovers lief und deshalb die alten hannoverschen Taxen galten, stelle ich ihn hier ein.

    Ein Postvorschuß-Brief von der Expedition der Neuen Hannoverschen Zeitung an das Amtsgericht in Lüneburg. Berechnet wurden Inserate, die Belegseiten lagen bei. Dadurch wog der Brief anscheinend > 1 Loth.

    Vorschußbetrag waren 1 T. 2 Gr. + 3 Gr. Porto für den unfrankierten Brief der 2. Gewichtsstufe + 1 Gr. Procura ergibt die notierten 1 T. 6 Gr.

    Diese wurden dann noch einmal als 36 Gr. notiert.

    Die rückseitige Rötelnotierung könnte meines Wissens das Bestellgeld beschreiben. Ist das dann eine verunglückte 3 (Pfg.) oder was könnte das bedeuten?

    Bei dem vorderseitigen Hannover-Stempel ist mir aufgefallen, dass er keine Uhrzeit zeigt. Waren in Hannover so spät noch solche Stempel im Einsatz?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    ich lese hinten "ad 6", also zu (Numero) 6, was immer das bedeutet (6. Postfach?).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph, lieber Erwin,

    ad 6 kann natürlich sein, nur kenne ich so keine Postfachangaben. Vielleicht weiß ein Hannover-Kenner mehr.

    Der Brief ist von 1867. Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Zu den Stempeln der Stadt Hannover kenne ich so spät nur welche mit Stundenangabe. Daher die Frage, ob dieser Stempel noch in einem regulären Einsatz war, ggf. nur am Fahrpostschalter.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (30. Juli 2022 um 13:27)