Frankreich - Bayern Postvertrag 1.7.1858

  • Hallo Laurent,

    das wäre auch möglich gewesen - gab es denn Schiffe von GB, die Dieppe direkt anliefen?

    Leider hat das Trauerkuvert keinen Inhalt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Laurent,

    klasse - so wird es gewesen sein. 6 Pence = 6 Decimes = 18 Kreuzer waren ja auch teurer als 4 Decimes, die der Brief in Frankreich nach Bayern kostete ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Drucksache aus Marseille vom 22.3.1871, die vermutlich einer Warensendung an Paul Siegle in Augsburg untergejubelt worden war.

    Absender war die Firma Henry Naegely & Cie.

    Der Endkunde hieß jedoch Joh. F. Chur % Söhne in Augsburg. Am 21.3.1871, der Krieg war ein paar Monate vorbei, frankierte eben jener Paul Siegle mit 1 Kreuzer die Drucksache als Ortsdrucksache, wenn man von der Tatsache absieht, dass es eigentlich eine französische Drucksache war, die 10 Centimes gekostet hätte (3 Kreuzer).

    So bekam Bayern einen Kreuzer für einen leichten Job und das war immerhin besser als gar nichts.

  • Hallo Laurent,

    merci beaucoup! Es war eine schwierige Zeit damals - nach 1871 ging es mit Frankreich - Deutschland nicht sehr gut aus; vor dem Krieg 1870/71 gab es viel mehr Korrespondenz zwischen diesen beiden Gebieten, als danach. Man hat einander nicht so leicht verziehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    auf ein nettes Bedarfsbrieflein mit 40-Centimes-Frankatur für den einfachen Brief nach Bayern hat mich bayern klassisch vor Kurzem aufmerksam gemacht.
    Es ging am 21. Oktober 1863 in Paris ab und traf zwei Tage später (!) in Erding ein.
    (Der Brief aus Frankreich, der mir das Stück für die Heimatsammlung brachte, war übrigens acht Tage unterwegs.)

    Die ursprünglich irische und walisische Familie Grainger heiratete 1822 in die Erdinger Familie von Widnmann ein und übernahm das Schlossgut Heilig Blut nahe Erding.
    Walther von Grainger ließ einen englischen Landschaftsgarten rund um das Schloss anlegen, für den die Erdinger heute noch dankbar sind. Seine Schwester Rosa war in 3. Ehe mit dem Herzog von Ascoli verheiratet.
    Bei der Adressierung des Briefes, den ihr Ehemann schrieb, reichte es, ganz rechts noch die Worte Grainger hinzuquetschen, damit er in Erding auch richtig zugestellt und von der Freifrau Franziska an die Schwägerin weitergegeben werden konnte.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    gut, dass er dann bei dir gelandet ist - nur da gehörte er auch hin!

    Siegelseitig liest sich das sehr spannend, aber "racommandata" muss ja keine postalische Ausdrucksweise sein, sondern sagt einfach "bestens empfohlen" und die Weiterleitung liest sich ja auch recht spannend.

    Danke für die "Sophy" um den Brief - ich finde ihn entzückend und wie viele Briefe aus dem Ausland nach Erding mag es wohl heute noch geben, die schmucker sind?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Dietmar,

    Eine wahre Augenweide ist Dir da ins Netz gegangen. Und die Familiengeschichte ist ja wirklich auch nicht alltäglich.

    Beste Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    Portobriefe des Postvertrages vom 1.7.1858 Bayern - Frankreich gibt es wie Sand am Meer. Von Frankreich nach Bayern sind sie auch nicht sehr selten, aber schon seltener, als in Gegenrichtung. Ich habe aber noch keinen gesehen, der in Ulm / Neu-Ulm offen aufgegeben wurde, wenn er von Frankreich kam, weil das Kartierungspostamt zu Strasbourg eigentlich immer Augsburg war.

    Hier bei einem Brief von Strasbourg vom 17.11.1861 sehen wir aber siegelseitig bei einem Kuvert an Herrn Leroy im Hotel Garni in München den Bahnpoststempel I der Strecke Ulm - Augsburg vom 18.11., Station Ulm. Das bedeutete, dass Strasbourg das Briefepaket nicht mit einer Beutelfahne "Augsbourg" versehen hatte, sondern mit "Ulm". Das kannte ich bisher nicht, dachte ich doch, dass die Post nach Bayern Württemberg geschlossen transitierte, wie schon viele Jahrzehnte bisher.

    Wer noch mehr Belege kennt, die westlich von Augsburg (also "vor" Augsburg) gelegene Dekartierungen aufweisen, darf sie mir gerne zeigen.

    Der Empfänger zahlte 18 Kreuzer, die im Verhältnis 40% für Bayern und 60% für Frankreich später verrechnet wurden.

  • Hier ... sehen wir aber siegelseitig ... den Bahnpoststempel I der Strecke Ulm - Augsburg vom 18.11., Station Ulm. Das bedeutete, dass Strasbourg das Briefepaket nicht mit einer Beutelfahne "Augsbourg" versehen hatte, sondern mit "Ulm".

    Lieber Ralph,

    vielleicht kannst du mir weiterhelfen, denn da verstehe ich etwas nicht ganz.

    Es ist doch ein Bayerischer Bahnpoststempel Ulm-Augsburg, der da abgeschlagen wurde und ein Stationsstempel von Ulm müsste doch eher der typische Württembergische Kreissegmentstempel sein? Könnte nicht sein, dass das Briefpaket ab Strasbourg mit der Eisenbahn spediert wurde - durchaus mit Beutelfahne Augsburg - und hinter Ulm hat man nach Überqueren der Staatsgrenze den Beutel geöffnet und die darin befindliche Post auf der Strecke nach Augsburg bearbeitet?

    besten Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ganz sicher wurden Briefe von Paris nach Bayern (egal wohin da) bis zum Kartenschlußamt immer mit der Bahn befördert.

    Ulm hat als Stationsstempel auch seine Daseinsberechtigung - aber nur für Briefe aus Frankreich nach Ulm! Möglich wäre es, dass hier ein Brief nach Bayern in das württembergische Briefepaket nach Ulm geriet und Ulm das gesehen hatte, womit der Brief sofort Bayern zu übergeben war (und die Briefkarte um 18 Kreuzer zu reduzieren). Das hätte ein Aussehen der Siegelseite wie hier zur Folge gehabt, da hast dur Recht.

    Aber ein Briefbeutel mit der Beutelfahne Augsburg durften nur in Augsburg/Bahnhof geöffnet werden, weil andere (gewöhnliche) Poststellen überhaupt keine Kompetenz hatten, mit dem Ausland zu verrechnen (also Karten zu stellen und zu empfangen). Die bayer. Bahnpost war nicht kompetent (und hätte auch gar nicht personell die Möglichkeiten gehabt) und befugt, dergleichen Briefepakete zu bearbeiten; das war ein Privileg von Augsburg, München, Würzburg, Nürnberg und Speyer, also der Hauptbriefpostexpeditionen, wenn sie kartenschließend zum Ausland waren (Bamberg + Landshut waren auch Hauptbriefpostexpeditionen, hatten aber, so weit ich es weiß, keine direkten Kartenschlüsse mit dem Postvereinsausland zu bedienen und waren von daher auch rückgestuft (also keine P.D. - Stempel, keine P.P. - Stempel, keine Möglichkeit Korrekturkarten zu fertigen usw.).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ..., weil andere (gewöhnliche) Poststellen überhaupt keine Kompetenz hatten, mit dem Ausland zu verrechnen (also Karten zu stellen und zu empfangen). Die bayer. Bahnpost war nicht kompetent (und hätte auch gar nicht personell die Möglichkeiten gehabt) und befugt, dergleichen Briefepakete zu bearbeiten; das war ein Privileg von Augsburg, München, Würzburg, Nürnberg und Speyer, also der Hauptbriefpostexpeditionen, wenn sie kartenschließend zum Ausland waren (Bamberg + Landshut waren auch Hauptbriefpostexpeditionen, hatten aber, so weit ich es weiß, keine direkten Kartenschlüsse mit dem Postvereinsausland zu bedienen und waren von daher auch rückgestuft (also keine P.D. - Stempel, keine P.P. - Stempel, keine Möglichkeit Korrekturkarten zu fertigen usw.).

    Lieber Ralph,

    vielen Dank für deine Erklärung - das war mir nicht geläufig. Wieder was gelernt :)

    besten Gruß
    Michael

  • Hallo bayernjäger,

    wenn ich es recht sehe, wurden nur 20 Centimes frankiert. Einfache Briefe bis 10g von FR nach Bayern kosteten aber schon 40 Centimes Franko.

    Ein Portobrief bis 10g kostete 18 Kreuzer. War ein Brief unterfrankiert, wurde der Satz des teuren Portobriefes genommen und der verklebte Markenwert davon abgezogen.

    20 Centimes entsprachen 6 Kreuzer. Bis 10g also: 18 Kr. minus 6 Kr. = 12 Kreuzer Nachtaxe.

    Über 10 bis 20g: 36 Kr. minus 6 Kr. = 30 Kreuzer Nachtaxe.

    Die notierten 24 Kreuzer können also postalisch nach dem Vertrag nicht erklärt werden.

    Was es hin und wieder gab: Man beließ den ganzen Brief als Frankobrief und forderte nur das fehlende Franko vom Empfänger, was so nicht vorgesehen war.

    Als einfacher Brief also 12 Kr. minus 6 Kr. = 6 Kreuzer Nachtaxe.

    Als Doppelbrief folglich 24 Kr. minus 6 Kr. = 18 Kr. Nachtaxe.

    Als dreifacher Brief somit 36 Kr. minus 6 Kr. = 30 Kr. Nachtaxe.

    Ich denke, man hat gerechnet: 1. Stufe Franko 40 Centimes minus der Marke von 20 Centimes = 20 Centimes unterfrankiert = 6 Kr. fehlend.
    2. Gewichtsstufe nichts frankiert, daher 18 Kr. Porto. 6 Kr. und 18 Kr. ergaben 24 Kreuzer Nachtaxe, auch wenn das Zustandekommen so nicht korrekt war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern-klassisch,

    habe ich mir schon gedacht, dass mit dem Brief nicht alles regelkonform gelaufen ist, da ich im Forum nichts vergleichbares gefunden habe.

    Vielen Dankk für deine Erklärung, klingt plausibel.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier nun ein korrekt behandelter Nachportobrief aus Toulouse nach Nürnberg vom 3.4.1865.
    Hierzu die passende Beschreibung von bayern-klassisch aus post 36:
    Ein Portobrief bis 10g kostete 18 Kreuzer. War ein Brief unterfrankiert, wurde der Satz des teuren Portobriefes genommen und der verklebte Markenwert davon abgezogen.
    20 Centimes entsprachen 6 Kreuzer. Bis 10g also: 18 Kr. minus 6 Kr. = 12 Kreuzer Nachtaxe.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    es gibt sonderbarerweise mehrere Briefe von diesem Absender an diesen Empfänger, die alle sinnloserweise mit 20 Centimes unterfrankiert wurden und der Empfänger durfte für jeden Brief satte 12 Kr. Nachporto bezahlen.

    Offenbar wollte man es sich in Nürnberg mit dem Kunden in Toulouse nicht verscherzen und zahlte mit knirschenden Zähnen das relativ viele Geld. Mit deinem sind es 4 Briefe, die ich so kenne und 48 Kr. sind ja kein Pappenstiel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.