• Hallo Bayernfreunde,

    der folgende Brief lief im Oktober 1838 als Portobrief von München nach Muskau in Preußen.
    Gekauft habe ich den Brief vor allem wegen des schön abgeschlagenen preuß. Grenzübergangsstempel "Bayern" im Oval, den es ja nach Feuser erst ab 1838 gibt. Rückseitig findet sich als Transitstempel ein Zweizeiler von Halle.

    Womit ich aber gar nicht klar komme, ist die Taxierungsorgie auf der Anschriftseite und auch auf der Rückseite.
    Hier kann ich entziffern:
    - eine mit grauschwarzer Tinte geschriebene "12" ? - wohl Bayern
    - eine mit roter Tinte geschriebene "9 1/2",
    - eine mit roter Tinte geschriebene "3", die aber wohl wieder mit 2 Strichen annuliert wurde, darunter eine "2" mit roter Tinte,
    - eine mit Rötel geschriebene "3 1/2" (?, schlecht lesbar),
    - rückseitig eine "1" (schwarze Tinte) und
    - eine "/6" mit Rötel.

    Vielleicht kann mir jemand aus dem Forum bei der - zumindest teilweisen - Entschlüsselung der Taxen helfen; ich würde mich freuen.

    Viele Grüße,
    schöne Weihnachten und alles Gute für das Neue Jahr
    Bayern-Kreuzer

  • Hallo Bayern Kreuzer,

    die Vorderseite ist klar:

    Bayerisches Porto: 12 Kr., reduziert in 3 1/2 Sgr., Preußisches Porto bis Muskau: 6 Sgr., Gesamtporto: 9 1/2 Sgr.

    Die Taxierung auf der Rückseite hat vermutlich mit Halle zu tun. Normalerweise wäre der Brief mit dem Kartenschluss Hof-Görlitz spediert worden. Doch dann wäre nicht HALLE gestempelt worden. Vermutlich kam der Brief irrtümlich in den falschen Kartenschluss Hof-Halle. In Halle wurde dies bemerkt und dort wurde das preußische Porto von 6 Sgr. in Rötel vorgetragen.

    Grüsse von liball

  • ... interssant auch der Leitvermerk "über Dresden"!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liball,
    hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für Eure Antworten auf meinen eingestellten Brief.
    Das klingt alles sehr einleuchtend - da wäre ich alleine nicht hintergestiegen (zumindest nicht so schnell).

    Viele Grüße,
    ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr
    bayern-kreuzer

  • Hallo Bayernfreunde,

    der folgende Brief gehört zu meiner Sammlung der bay. Fingerhutstempel.

    Er lief im August 1836 als Portobrief zuerst von Bamberg nach Würzburg. Das Porto von 4 Kreuzern für diese Strecke (9,4 Meilen) wurde vorderseitig vermerkt.

    In Würzburg war der "Freyherr von Würtzburg" jedoch nicht anwesend und man schickte den Brief weiter "p: Kronach" nach Mitwitz. Für diese Strecke (14,1 Meilen) fielen weitere 6 Kreuzer Porto an. Diese 6 Kreuzer wurden diesmal nicht separat auf dem Brief vermerkt, sondern direkt zu den bereits angefallenen 4 Kreuzer addiert. Man strich also die 4 Kreuzer und vermerkte 10 Kreuzer, die der Empfänger zu zahlen hatte.

    Die Weiterleitung eines Briefes vom ersten Bestimmungsort (Würzburg) war stets gebührenpflichtig und als neue Aufgabe nach dem zweiten Bestimmungsort zu betrachten (Zitat R. Bernatz in einem Arge-Rundbrief). ;)

    Nett auch der letzte Satz des Briefinhaltes: "Mit reinster Verehrung erharrt Euer Hochwohlgeborn gehorsamster Diener..."

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    toller Brief aus umfangreicher Korrespondenz, der hat was.

    Danke auch für das Zitat. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Dann will ich gleich noch einen weiteren Portobrief zeigen, den ich mir von der diesjährigen Messe in Essen mitgebracht habe:

    Er trägt einen hübschen kleinen Zweizeiler von Cronach. (Allein der saubere Abschlag des Stempels gefiel mir, als ich den Brief sah.)

    Der Brief lief am 7. August 1828 von Kronach Of. ins nahe Lichtenfels Of. (Entfernung 2,9 Meilen). Vorderseitig vermerkte man richtig 4 Kreuzer Porto für einen Brief der 2. Gewichtsstufe (über 1/2 Loth bis 1 Loth).

    In Lichtenfels angekommen war man über den Brief jedoch gar nicht erfreut. Man vermerkte man rückseitig "wird unfrankiert nicht angenommen" und "zurück ans Freiherrl. Rentamt Mitwitz". Auf der Adressseite strich man "Lichtenfels" und überschrieb es mit "Verte" (= zurück).

    In Kronach kam der Brief dann am 13.8. wieder an. Hier bekam er noch einmal den netten kleinen Zweizeiler als Ankunftsstempel. Und neben dem Portobetrag von 4 Kreuzern schrieb man "(4) Xr Postporto gezahlt. Wagner Rentamtsdiener"

    Der Absender musste also das Postporto von 4 Kreuzern bezahlen. Die Rücksendung von Lichtenfels nach Kronach blieb ohne weiteren Taxansatz.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern Social,

    sehr attraktiver Brief mit fast perfekter Beschreibung:

    "Verte" hieß soviel wie "hinten schauen", nicht zurück.

    Die Rücksendung war an den Ort der Aufgabe immer gratis.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    einen einfachen Portobrief kann ich zeigen, der von innen deutlich besser aussieht, als von außen. Geschrieben wurde der teilvorgedruckte Brief in Sommerach am Main, dem 20.2.1835.

    Die Postaufgabe erfolgte im nahen Dettelbach. 4x notierte die Aufgabepost für ihn, demnach war er einfachen Gewichts.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Landau in der Pfalz vom 7.2.1844 nach Wallerstein bei Nördlingen. Der Absender zahlte 18 Kr. Franco. Was war die Besonderheit damals und was wog der Brief überhaupt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    weil der Brief bisher keine Antwort erhielt, möchte ich es hiermit selbst tun. Der Absender zahlte für den über 1/2 bis 1 Loth schweren Brief 18x, die siegelseitig ausgewiesen wurden. Der Transit aus der Pfalz nach "Nordbayern" wäre über die freie Reichsstadt Frankfurt am Main gelaufen, hier jedoch nicht! Landau kartierte direkt mit Nördlingen, so dass der Brief über Baden und Württemberg lief. Von Nördlingen sandte man ihn nach Wallerstein, wobei es keine Botengebühren zu sehen gibt. Entweder hatte der Empfänger ein Postfach, oder ein Bote besorgte die Bestellung, ohne auf dem Brief selbst die Höhe seiner Bezahlung anzugeben. Die Transitgebühren für Baden und Württemberg sind wegen des stillen Transits nicht auf dem Brief zu erkennen, schmälerten den Gewinn deutlich.

    Heute möchte ich einen anderen Brief vorstellen, der innerhalb der Pfalz verblieb und trotzdem 3 Taxen aufweist! Am 7.8.1846 sandte man in Edenkoben einen einfachen Brief nach Gimmeldingen. Die Aufgabepost taxierte ihn als Brief bis 6 Meilen mit 3x zutreffen. Gimmeldingen hatte aber damals keine eigene Post und für die Bestellung der Briefe nach dorthin war die Postexpedition Neustadt an der Haardt zuständig. Dahin wurde der Brief also verschickt. Der Ankunftsstempel zeigt, dass er noch am selben Tag dort an kam und für weitere 3x vom Landboten dort nach Gimmeldingen mitgenommen wurde.

    Bei einem Fußmarsch von einer Stunde waren die 3x, die der Bote bekam, sicher nur ein kleines Zubrot. Siegelseitig können wir aber erkennen, dass schon die Abgabepost 3 / 3 und 6x notierte und der Bote das nicht selbst zu machen hatte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    manche Briefe zeigen mehrere Besonderheiten und werden dadurch erst attraktiv. Einen solchen zeige ich von Ansbach, dem 3.1.1845, in das unter 6 Meilen entfernte Weißenburg. Was war das Besondere?

    1. Der Ankunftsstempel wurde vergessen - nun, das kam häufig vor, aber hier hat es einen Grund: Lt. Inhalt lag ein Protokoll bei, welches allein 40x kostete.

    2. Dieses Protokoll hätte mit "mit Unterbund" auf der Vorderseite aufgeführt werden sollen, was man unterließ. Vorhanden ist heute noch ein Teil der Schnur, mit dem es verbunden war - hat man auch nicht jeden Tag.

    3. Der Brief war weniger als eine halbe Stunde vor dem Postabgang eingeliefert worden und konnte am 3. nicht mehr versandt werden - daher der Stempel "Nach Abgang".

    4. Die Taxe der portopflichtigen Parteisache betrug 44x - das war nicht eben wenig. Nach dem Regulativ vom 1.1.1843, gültig bis zum 30.6.1849, war zu rechnen:

    3x für einfache Briefe unter 1/2 Loth, 4 1/2x für Briefe über 1/2 bis 1 Loth, 6x für Briefe über 1 bis 1 1/2 Loth usw..

    Bei Bruchkreuzern war zu "suppliren", als auf volle Kreuzer aufzurunden. Dies wurde hier korrekt vollzogen: Als Brief der 28. Gewichtsstufe hätten nach dem Reglement 43,5x angesetzt werden müssen. Da bei der Briefpost keine Brüche vorkommen durften, "supplirte" man auf 44x, wie man es fett vermerkte. Der Brief mit Anlagen wog also über 13 1/2 bis 14 Loth.

    Wie war das möglich, wo doch bis 30.6.1858 (!) Briefe bis 4 Loth der Briefpost und darüber der Fahrpost zu übergeben waren? Nun, ganz einfach: Auch wenn er portopflichtig war, war und blieb es ein Dienstbrief. Ohne den Vermerk P.S. wäre er, wenn man ihn in dem Briefkasten gefunden hätte, als Fahrpostbrief spediert worden. Nur Dienstbriefe, egal ob portofrei oder portopflichtig, waren bis 1 Pfund mit der schnelleren Briefpost zu versenden. Briefe mit so extrem hohen Inlandsgebühren konnten folglich nur Dienstbriefe gewesen sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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  • Hallo Schorsch,

    so kennt man dich - da zeigt man eine kleine Bombe und bekommt auf dem Silberteller eine noch größere serviert. So klein ist die Welt der Philatelie manchmal und doch so wunderbar. :P

    Danke fürs zeigen dieser Rosine und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Hier nur einen 4 Kreuzer Brief, also weit weg von die höhe Gewichtsstufen.

    Aber nicht ohne eine kleine Besonderheit. Der Brief hat zwei Aufgabestempel, einmal 23. und einmal 24.11.
    Warum kann ich nicht sagen, hier gibt es mehrere Möglichkeiten.
    Ein Merkmal ist eine unterstrichene Portovermerk.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    wenn man das Datum des Inhalts hätte, wäre die Doppelstempelung fast schon geklärt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    es kann sein, dass er am 23. in den Briefkasten eingeworfen wurde, und man den Brief am 24. erst heraus holte und noch das alte Stempeldatum hatte, oder dass er am 23. aufgegeben wurde, aber erst am 24. (nach Abgang) abgesandt werden konnte und man deshalb nachstempelte (hat Fürth hin und wieder so gemacht). Auf jeden Fall ist ein Brief mit 2 verschiedenen Aufgabestempeln immer etwas schönes. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Freunde,

    weil wir schon lange ( :D ) keinen überschweren Brief mehr hier hatten, möchte ich einen aus Würzburg vom 29.8.1847 zeigen, der an das K. Amtsgericht in Alzenau lief. Die Entfernung betrug 70 km, so dass wir von einer einfachen Taxe von 4x (über 6 bis 12 Meilen) ausgehen dürfen.

    Der Brief wurde mit satten 50x taxiert, die rechts schwer leserlich waren, weswegen man sie später oben mittig wiederholt notierte und auch das Gewicht mit 15 Loth angegeben wurde, weil ihm ein Akt als Anlage beigefügt worden war (hiervor ist übrigens nichts auf der Vorderseite zu lesen - im Gegensatz zu anderen AD - Ländern, wo die Anlagen oft aufgeführt wurden).

    Einen Brief mit 15 Loth konnte es nur geben, weil er in dienstlicher Mission abgesandt worden war - Privatbriefe waren nur bis 4 Loth mit der Briefpost zu befördern - alles darüber wurde für die Privaten mit der Fahrpost befördert, die zwar günstig war, aber lange brauchte, um an ihren Empfangsort zu gelangen. Daher war der Vermerk "P.S." für Parteisache hier sehr wichtig, weil man sonst den falschen Postdienst bemüht hätte!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Portobrief (Taxierung i.H.v. 6 Kr. rh.) von Langenfeld nach Kitzingen aus dem Jahre 1848.
    (Unten links: ENr = Expeditionsnummer)

    Absender: königliches Landgericht Bibart
    Empfänger: königlicher Herr Advokat Vorhaus zu Kitzingen (Philipp Karl Vorhaus, geb. 13.12.1809)

    Stempel: Aufgabestempel LANGENFELD (Feuser 1911-4 K1 s) vom 21.05. sowie rückseitig Ankunftsstempel KITZINGEN (Feuser 1745-10 Sg s) vom 21.05.

    Inhalt: Korrespondenz (Antwortschreiben vorhanden) einen Rechtsstreit betreffend (Prichsenstadt, eine Stadt im Landkreis Kitzingen, gegen Hahn)

    Was hat der Stempel (DREI KREUTZER) oben links im Innern des Briefes zu bedeuten?
    Ich meine unten links im Innern 9 x Porto lesen zu können? Dies wären dann 6 Kr. rh. + 3 Kr. rh.?