• Hallo Freunde,

    ganz bestimmt gibt es kein anderes Briefmarkenforum, wo man so bereitwillig effektive Hilfe für Belegbeschreibungen erhält wie hier! Noch einmal möchte ich mich ganz herzlich bei euch allen bedanken - es ist phänomenal, was man z.B. aus winzigen Farbpartikeln herauslesen kann …
    Nachdem ich diesen Thread begonnen habe, möchte ich gerne noch etwas weitermachen.
    Hier habe ich einen Portobrief aus Heidelberg nach USA, der im Juli 1862 via Hamburg nach USA lief. Hier gibt es zwar keine schöne Frankatur, aber dafür ausschließlich ordentlich abgeschlagene Stempel.
    Vermutlich habe ich ihn schon einmal gezeigt, aber hierher, zur badischen Post nach USA, gehört er auf jeden Fall.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo Alfred,

    ja dann woll mer mal. :D

    Gelaufen ist der Brief über Frankfurt (8.7.) und dem TT-Postamt Hamburg (10.7.), weiter zum Hamburger Postamt, wo er am 12.7. für den Weitertransport nach Übersee bearbeitet wurde.
    Dann gings mit dem Hapag-Dampfer Saxonia am 13.7. nach Southampton (16.7.) und über den Atlantik, Ankunft New York (28.7.) wie auf dem New Yorker Stempel zu sehen.

    Zur Taxe: ab August 1853 kosteten die Briefe über Bremen und Hamburg nur noch 15 cent. Der Empfänger musste also 15 cent bezahlen, 5 cent PV-Porto, und 10cent Seeporto.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Lieber balf_de,

    den natürlich richtigen Ausführungen unseres Sammlerfreundes Leitwege darf ich noch ein wenig hinzu fügen:

    Der Stempel 5 / 10 wurde in Hamburg abgeschlagen und ist unter der Nr. 3081 im van der Linden registriert. Er ist ab 1857 bekannt und wertet ca. 100 Euro.

    Baden verblieben 6x bis Hamburg, musste jedoch gut 1x an TT abführen für den Transit bis dorthin.

    Frontseitig sind 2 1/2 Hamburgische Schilling Courant angeschrieben, die 6x entsprechen und die man von den USA wieder haben wollte, weil sie ja Baden gehörten.

    Diese 22x Briefe müssten eigentlich Massenware sein - aber sie sind es nicht, weil die Post nur dann Briefe über Bremen oder Hamburg schickte, wenn es zeitlich gut passte. Meistens war der Zeitpunkt der Ausschiffung nicht sehr günstig für diese Route, so dass die Briefe der Prussian Closed Mail via Aachen und Ostende angedient wurden, so dass 45x Frankaturen oder Porti die Masse der heute noch erhaltenen Stücke darstellen.

    Als Badensammler kann man also die Leitungen über Frankreich, über die PCM, über Hamburg und über Bremen in die USA zeigen. Wäre es nicht klasse, wenn du das alles von Heidelberg zeigen könntest?
    Im Idealfall dann noch porto und franko von den USA nach Heidelberg und ich wette, ich kenne jetzt schon das Material deiner ersten Medaille. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Morgen zusammen,

    da bayern klassisch die Aufteilung des Postvereinsportos angesprochen hat, als Ergänzung noch die Aufteilung des Seeportos:

    Die 10cent (= 16 Kreuzer) wurden folgendermaßen aufgeteilt:

    3 cent amerikanisches Inland
    6 cent für Hapag
    1 cent für Hamburg

    Viele Grüsse
    Christian

  • Lieber balf_de, liebe Freunde,

    einfach mal ein Kompliment zu den tollen Stücken, die hier von Baden-USA vice versa gezeigt werden :):)

    Gerne noch mehr davon :thumbup::thumbup:

    (Als Badensammler kann man also die Leitungen über Frankreich, über die PCM, über Hamburg und über Bremen in die USA zeigen. Wäre es nicht klasse, wenn du das alles von Heidelberg zeigen könntest?
    Im Idealfall dann noch porto und franko von den USA nach Heidelberg und ich wette, ich kenne jetzt schon das Material deiner ersten Medaille. :P :P) Zitat @BK

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Bayern Social,

    Gerne noch mehr davon

    … aber mit Vergnügen! Danke für die Blumen

    Hallo zusammen,
    einen etwas späteren Brief aus Heidelberg nach USA möchte ich euch zeigen: er ging am 25. September 1867 über Bremen nach Lansing, Michigan.
    Nach dem Vertrag von 1867 betrug die Postvereinstaxe 6 Kreuzer, das ausgewiesene Weiterfranko 16 Kreuzer.
    Mit MiNr. 17a, 18 und einem Paar 20a ist er portorichtig frankiert.

    Leider lässt die handschriftliche rückseitige Notiz „received Oct. 1867 – answered ...“ keine genauen Rückschlüsse auf den Beförderungsweg und –dauer zu.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber balf_de,

    dein schöner Brief (danke fürs zeigen!) lief am 27.9.1867 in Bremen ein. Dass es nur das Jahr 1867 sein kann, geht aus 2 Fakten hervor: Postvereinstaxe über 20 Meilen 9x, ab 1.1.1868 nur noch 3x und zweitens der Ankunftsstempel von Bremen (Transitstempel könnte man auch sagen), der preußisch ist und Preußen hat er 1867 von Taxis Bremen übernommen, also ist das Datum gesichert.

    Am Folgetag, also dem 28.9.1867, der ein Sonntag war, lief die New York des Norddeutschen Lloyd von Bremen nach Southampton, wo sie am 1.10. ihre Weiterreise nach New York antrat und dort am 13.10. ankam.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend zusammen,

    hallo Balf_de

    Hallo zusammen,
    einen etwas späteren Brief aus Heidelberg nach USA möchte ich euch zeigen: er ging am 25. September 1867 über Bremen nach Lansing, Michigan.
    Nach dem Vertrag von 1867 betrug die Postvereinstaxe 6 Kreuzer, das ausgewiesene Weiterfranko 16 Kreuzer.
    Mit MiNr. 17a, 18 und einem Paar 20a ist er portorichtig frankiert.

    die reduzierte PV-Taxe von 6 Kreuzer gab es schon ab dem Postvertrag Bremen-USA vom August 1853. Diesem Abkommen stimmten alle deutschen Staaten zu, bis auf Württemberg, Baden und TT. Baden akzeptierte den reduzierten Betrag erst ab Mitte 1859.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Freunde!

    Am Folgetag, also dem 28.9.1867, der ein Sonntag war, lief die New York des Norddeutschen Lloyd von Bremen nach Southampton, wo sie am 1.10. ihre Weiterreise nach New York antrat und dort am 13.10. ankam.

    Danke, lieber BK - mit Deinen Informationsquellen brauchst Du noch nicht einmal eindeutige Stempel mit Jahreszahl und Ankunftsdatum, um alle Beförderungsdetails aufzuklären!

    die reduzierte PV-Taxe von 6 Kreuzer gab es schon ab dem Postvertrag Bremen-USA vom August 1853. Diesem Abkommen stimmten alle deutschen Staaten zu, bis auf Württemberg, Baden und TT. Baden akzeptierte den reduzierten Betrag erst ab Mitte 1859.

    Auch bei Dir, lieber Christian, möchte ich mich herzlich bedanken für die Information zu diesem mir nicht bekannten besonderen Vertrag, der für die Beförderung durch den Postverein das Porto um 3 Kreuzer reduzierte. (Meinen von Dir zitierten Text habe ich ohne nachzudenken vom Attest von Franz Stegmüller abgeschrieben :S ).

    Einen habe ich noch aus der gleichen Korrespondenz, vom gleichen Jahr - bis auf das attraktive Porto (17a,18,21a) fast eine Dublette. Diesmal hat sich der Empfänger auch mehr Mühe mit dem handschriftlichen Ankunftsdatum gegeben …

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo Alfred,

    ein wahres Schmuckstück mit einer 18 Kreuzer auf Brief. :P

    Am 03.08.1867 ging ein Schiff des Norddeutschen Lloyd, die New York, von Bremen nach Southhampton, am 06.08.1867 ging die Weiterreise nach New York. Ankunft am 18.08.1867. Am 21.08. war der Brief dann beim Empfänger (siehe handschriftlicher Vermerk).

    Viele Grüsse
    Christian

  • Lieber balf_de,

    wer solche Briefe hat, ist ein glücklicher Sammler, oder? Ich jedenfalls wäre es.

    Das Problem waren die Inlandsgebühren. Die USA konnten bei ihren riesigen Entfernungen kaum auf 5 Cents = 7x bestehen und für den kleinen Postverein 9x bei der Aufgabe über 20 Meilen akzeptieren. Das hätte niemand jenseits des Kanals verstanden.

    Mit dem Vertragspartner Preußen war man d´accord, weil Preußen ja schon 1850 im DÖPV mal eine generelle Taxe von 2 Sgr. für den ganzen Postverein angedacht hatte, dann aber überstimmt wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo lieber Bayern klassisch, hallo zusammen

    Als Badensammler kann man also die Leitungen über Frankreich, über die PCM, über Hamburg und über Bremen in die USA zeigen. Wäre es nicht klasse, wenn du das alles von Heidelberg zeigen könntest?
    Im Idealfall dann noch porto und franko von den USA nach Heidelberg und ich wette, ich kenne jetzt schon das Material deiner ersten Medaille.

    vermutlich "Blech" ;( - denn ich sehe deutlich, wie wenig Ahnung ich von dieser nicht ganz trivialen Materie habe …

    Eines kann ich immerhin belegen: die Gebühren wurden im Lauf der späten 1860er Jahre billiger. Immerhin zunächst um einen Kreuzer ab dem Jahr 1868 nach dem Ende des DÖPV - statt 22 nur noch 21 Kreuzer. Zwei Briefe habe ich aus dieser Periode: ein ziemlich hässliches Entchen, das aufgrund seiner Frankatur - MiNr. 20a-20a, 23 - frühestens aus dem Jahr 1868 stammen kann und einen zweiten, wesentlich "besseren" mit der seltenen Nr. 21b + Nr. 18. Hier irritiert mich allerdings, dass laut unserem neuen Baden-Handbuch Band II die Verwendungsdauer der "dunkelopalgrünen" 18-Kreuzer-Marke nur bis zum 19. Juli 1867 bekannt ist, während mein Brief eigentlich aus 1868 oder später stammen sollte.

    Beide Belege zeigen einen Taxvermerk "5", worunter laut Stegmüller-Attest 5 Silbergroschen Weiterfranko zu verstehen sind. Bei beiden Briefen kann ich - leider - auf den Scan der Siegelseiten verzichten - sie sind absolut leer.

    Den Ankunftstempel aus New York meines "guten" Briefs habe ich vergrößert gescannt: New York lässt sich ahnen, "Paid all" ist identifizierbar, "MAR 1x" lässt immerhin den Schluss zu, dass er nach dem 11. März in New York ankam.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber balf_de,

    das A und O sind halt die Stempedaten, ohne deren Präzisierung nur eine Luftnummer aufgebaut werden kann, aber wir wollen ja genau und sicher wissen, wie es sich damals zugetragen hat, um dem Brief durch eine adäquate Beschreibung seine persönliche Note zu geben. Ich werde mal morgen schauen, ob ich da was machen kann, leicht wird es aber nicht werden, zumal hinten nichts zu sehen ist ... :wacko:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber balf_de,


    maßgeblich war der PV des NDB mit den Staaten vom 6.1.1868, also kommen für Baden bei deinen Briefen nur die Jahre 1868 - 71 in Betracht, was trotz der schlechten bzw. dürftigen Abstempelungen die Sache doch etwas erleichterte. Daher bin ich zu folgenden Schiffen gekommen:

    1. Brief von HD nach Jacksonville ab HD 22.2.1869, ab Liverpool 27.2.1869, ab Queenstown (Cork) 28.2.1869 und an New York am 11.3.1869. Das Schiff war die "Russia" der Cunard Line.

    Der Vermerk aus der Zeit vom 9.2.1869 mag sicher für den Inhalt zutreffend sein - oft haben die Leute einen Brief geschrieben, dies verkündet in der Nachbarschaft, der Familie oder bei Freunden und ein oder zwei derselben haben dann gebeten, die Absendung aufzuschieben, weil sie auch noch ein Grußzettelchen eingelegt haben wollten, so dass sich diese unpostalische Verzögerung leicht erklären lässt.

    2. Brief von HD in den Staat New York ab HD 27.2.1868 (Donnerstag, 1868 war ein Schaltjahr!), 29.2.1868 ab Liverpool, 1.3.1868 ab Queenstown und 13.3.1868 an New York. Das Schiff war die "Sibiria" der Cunard Line.

    Die 1. Ziffer des New Yorker Stempels ist sicher eine "1", die 2. Ziffer kann nur eine 3, 5, 6 oder 9 sein. Dieser Brief ist sehr schnell befördert worden und nur das Datum 13. passt m. E. an Ankunftsdatum bzw. korrespondiert mit den anderen Daten.

    Bei beiden Briefen hatte Aachen das Franko geprüft und mit 5 Sgr. = 18x für korrekt empfunden. 3x verblieben Baden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern klassisch,
    das soll Dir erst einmal einer nachmachen, aus derart rudimentären Stempelabschlägen so schlüssige Informationen zum Beförderungsweg meiner Briefe abzuleiten - vielen Dank für Deine Hilfe!

    Hallo zusammen,

    Einen habe ich noch, den ich hier zeigen möchte: irgendwann nach (?) dem Jahr 1868 wurde es noch einmal billiger, Post nach USA zu versenden: nur noch 3 Silbergroschen kamen zur "innerdeutschen" Gebühr von 3 Kreuzern hinzu - statt 20 waren nur noch 14 Kreuzer zu frankieren.
    Wie meine zuletzt gezeigten Briefe zeigt auch dieser vom 1. Dezember 18xx aus Heidelberg nach New York adressierte eine blütenweiße Siegelseite und ebenso einen reichlich schlampigen New Vorher Ankunftstempel, dessen Datum ich als "DEC 14" entziffere. Ist das möglich; wenn ja, in welchem Jahr?

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo zusammen,

    Im Idealfall dann noch porto und franko von den USA nach Heidelberg ….

    nein, lieber BK, ich habe Deinen liebenswürdigen Wink mit dem Zaunpfahl nicht übersehen, aber das mit der incoming Mail nach Heidelberg ist gar nicht so einfach …
    Ein einziger Frankobrief hat sich bisher zu mir verlaufen - und der teilt hinsichtlich der Stempelqualität das Schicksal seiner Vorgänger hier in diesem Thread. Hinzu kommt - wenn ich den Bremer Durchgangsstempel richtig interpretiere, dass er eigentlich nicht mehr in mein Beuteschema passt: ich denke, er ging erst am 11. April 1872 aus Erie in Pennsylvania nach Heidelberg. Und eigentlich ist in meiner Sammlung im Jahr 1871 Schluss. Aber immerhin wurde als Heidelberger Ankunftstempel noch der alte badische Stempel (Handbuch 057-17) abgeschlagen - leicht "gequetscht" und schlampig wie so oft. Von daher denke ich, man kann den Brief noch durchgehen lassen ….
    Auch bei diesem Brief habe ich versucht, mit vergrößerten Stempel-Scans etwas Licht ins Dunkel zu bringen - er erreichte den Studiosus Hermann Curtze nach einem kleinen Umweg ins Hessische am 28. April 1872 in der romantischen Heidelberger Altstadt.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo balf_de,

    für Frankobriefe waren die 14Kr. gültig vom 6.1.1868-1.10.1871 für Briefe über Hamburg oder Bremen.

    Der Frankostempel auf Deinem Brief dürfte aus Hamburg sein. An ein 14.12. im New Yorker Stempel glaube ich nicht, das wäre eine schnelle Überfahrt gewesen.

    Diese Fahrt würde ganz gut passen: mit dem Dampfer Cimbria der Hapag ab von Hamburg am 02.12.1868 nach Southampton 05.12., Ankunft New York am 17.12.1868. Ist natürlich ohne Gewähr da das Datum nicht lesbar ist.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Lieber balf_de,

    nachdem Leitwege dir schon geschrieben hat, dass nichts wirklich passt, müssen wir den Brief vom 1.12.18?? mal außen vor lassen.

    Der IM - Brief nach HD ist aber zuordenbar - die "Donau" des Norddeutschen Lloyds beförderte ihn am 13.4.1872 von New York nach Southampton, wo sie am 23.4. ankam. Von dort aus ging es nach Bremen, wo der Brief am 25.4. eingangsgestempelt wurde. Der weitere Verlauf ist ja klar.

    Ich finde, dass das Herz eines jeden Heimatsammlers beim Anblick dieses Stücks höher schlägt, deines, das ist bewiesen mit dem Kauf, und meines, weil dergleichen Briefe, noch dazu mit Weiterleitung, alles andere als Massenware darstellen. Dass er ein paar Wochen nach deinem selbst gewählten Sammlungshorizont in HD einschlug, sehen wir ihm doch gerne nach. Gelber Umschlag, grüne Marken, rote und schwarze Stempel - ja Sammlerherz, was willst du mehr?

    Die verklebten 6 Cents entsprachen 2 1/2 Groschen bzw. 9x - 6x war das fremde Franko und 3x bekam das Reich vergütet, in dem Baden ja aufgegangen war (hätte es Baden noch im April 1872 gegeben, hätten sie aber auch nichts davon gesehen, da war das Reich eisern). :D

    Diese Taxe galt vom 1.10.1871 bis zum Beginn des UPU am 1.7.1875, so dass es durchaus möglich wäre, noch in der badischen Zeit einen weiteren Brief zu bekommen, welcher dann ein schönes "Abschlusspärchen" mit dem bildete und der Übergang in die nicht mehr gesammelte Reichspostzeit wundervoll veranschaulicht wäre.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Gestern hatte ich ein Einschreiben aus Mühlheim an der Ruhr im Briefkasten ....
    Über den Inhalt war ich zunächst nicht glücklich:
    In der Losbeschreibung hieß es „HEIDELBERG, RA2 1857 auf unfrankiertem Brief über Aachen in die USA“. Aber auch bei genauerem Hinschauen konnte ich nirgendwo eine Jahreszahl entdecken; weder bei den Stempeln noch anhand des nicht vorhandenen Inhalts des kleinen Briefumschlags. Bis mir dann klar wurde, dass man die Zeitangabe „5 – 7“ auf dem Heidelberger Ortsstempel für eine Jahreszahl gehalten hat. Vielleicht kennen ja Herr Rauhut oder seine Mannen nicht die Forschungsberichte meines lieben Sammlerfreundes (und hartnäckigen „Heidelberg-Gegners“) Klaus Knorr zu den Heidelberger Ortsstempeln: die Jahreszahl verschwand schon Ende 1852 aus dem Distributionsstempel.

    Im ersten Moment habe ich mir überlegt, den Brief aufgrund der nicht zutreffenden Belegbeschreibung wieder zurückzuschicken. Bis ich dann hier in diesem für mich so ergiebigen Thread rückwärts zu den Kommentaren zu meinem schon gezeigten Portobrief geblättert habe ...

    Diese 22x Briefe müssten eigentlich Massenware sein - aber sie sind es nicht, weil die Post nur dann Briefe über Bremen oder Hamburg schickte, wenn es zeitlich gut passte. Meistens war der Zeitpunkt der Ausschiffung nicht sehr günstig für diese Route, so dass die Briefe der Prussian Closed Mail via Aachen und Ostende angedient wurden, so dass 45x Frankaturen oder Porti die Masse der heute noch erhaltenen Stücke darstellen.

    aha: endlich habe ich einen Beleg dieser "Massenware" ;) - wenn auch nur als Portobrief (und demzufolge ohne 30-Kreuzer-Marke ;( )

    Als Badensammler kann man also die Leitungen über Frankreich, über die PCM, über Hamburg und über Bremen in die USA zeigen. Wäre es nicht klasse, wenn du das alles von Heidelberg zeigen könntest?

    erst jetzt war mir klar, dass ich das Briefchen - mit oder ohne genaue Jahreszahl - unbedingt brauchte, um dem seinerzeit angedeuteten Ziel ein Stück näher zu kommen. Im Vergleich mit meinem oben gezeigten Brief aus dem Jahr 1862, zu dessen Beschreibung ich so wirkungsvolle Hilfe erhalten habe, war mir auch die ominöse große "30" im New Yorker Stempel vom 30. Juni (185?) klar: volle 30 Cents hatte der Empfänger zu entrichten!

    Und wer weiß - vielleicht ist es anhand der Daten - Auslieferung in HD am 12. Juni, bei der Bahnpost Richtung Köln am 13. Juni, in Aachen am 14. Juni und Ankunft in New York am 30. Juni - sogar
    möglich, das Jahr genau zu bestimmen. Und wenn das irgendwo möglich ist, dann hier :thumbup:

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber Alfred,

    Hilfe naht! :D

    Der Brief lief mit der Prussian Closed Mail und die gab es ab 1.1.1854, so dass wir bei einem Juni - Datum von 1854 an in den Ankunftslisten New Yorks suchen müssen.
    Aber auch die Abfahrt auf dem alten Kontinent muss stimmen und daher komme ich zu folgendem Ergebnis:
    12.6.1854 Heidelberg
    13.6.1854 Köln
    14.6.1854 Aachen
    17.6.1854 Liverpool
    30.6.1854 mit der Europa der Cunard Line nach New York

    Möglich wäre bei derselben Linie auch das Jahr 1858 mit der Arabia ab 19.6. Liverpool und 30.6.1858 in New York, bzw. mit der Inman Line das Jahr 1863 mit Liverpool 17.6. und dem Schiff City of Baltimore über Queenstown bei Cork am 18.6. und in New York wieder am 30.6.1863.

    Ich kann es nicht beweisen, aber an 1854 und 1858 glaube ich nicht, weil mir die Stempel eher nach 1863 aussehen, auch wenn ich das nicht beweisen kann. Sicher können unsere Preussen hier etwas zum Transitstempel sagen bzw. bemerken, dass es 1854 und 1858 noch keine Zugverbindung von Nordbaden Richtung Koblenz und Köln gab. Man wird aber nicht mit der Kutsche gefahren sein, sonst hätte man nicht so schnell Aachen erreicht.

    Also: Mein Tipp bleibt 1863 - warten wirs ab!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.