Meine Spezialsammlung Sitzende Helvetia

  • Verschickt wurde der Trauerbrief am 20.07.1868 (mein Geburtsdatum, nur ein paar Jährchen später) von Lausanne nach London via Pontarlier (Frankreich), wo er 2 Tage später, also am 22.07.1868 angekommen ist. Frankiert wurde der PD-Brief mit der Zumsteinnummer 43a, dunkelpurpurlila.

    50 Rappen ist in dem Fall eine korrekte Frankatur, da der Brief über Frankreich gelaufen ist, und nicht direkt über Deutschland, bis 15 g lag der Tarif bei Leitung über Frankreich bei 50 Rappen.

    Hallo Kevin,

    da zeigst du uns einen sehr schönen Brief - klasse!

    Kleine Korrektur: Der Stempel vom 22.7.1868 mit der Nr. 3 kam in Paris auf den Brief - er lief also im geschlossenen Paket über den Grenzübergang Pontarlier und dieses Briefpaket wurde erst in Paris geöffnet, die Briefe mit dem dortigen Transitstempel bedruckt und dann Richtung GB geleitet.

    Das Transitgewicht für dergleichen Briefe über Frankreich nach GB lag meines Wissens bei 7,5g. Die 15g galten für die CH - Briefe über Deutschland nach GB.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Korrektur :).

    Hallo Filigrana,

    der erste Beleg der Zumstein 28 sieht sehr mitgenommen aus und weder das Datum noch die Farbe lässt sich erkennen...
    Bei der Drucksache kann man jedoch eindeutig sagen, dass es sich um eine 28a hellgrau handelt mit einem schönen Stempelabschlag des Postamts Wädenschweil.
    Plattenfehler lassen sich nicht erkennen.

    Schönen Abend noch wünscht Kevin

    PS: Ich würde gerne eine Drucksache für meine Sammlung nehmen :D

  • Hallo Kevin,

    bis auf die lose 1 Fr. Marke, die ich nicht so gut gestempelt finde, sind alle anderen hübsch entwertet - eine feine Vielfalt der CH - Stempeltypen.

    Auch die Farbpalette der Marken wäre schön zu sehen - vor allem, wenn man die Nuancen den Druck- bzw. Verwendungszeiten zuordnen könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    da der Brief ganz gut hier rein passt zeige ich ihn auch gerne :)

    Zusammen mit unserer Tochter habe ich vor einer Woche in Basel auf dem Flohmarkt gestöbert und diesen seltenen und schönen Brief entdeckt.

    Aber der Reihe nach:
    Der Absender in Oftringen/Kreuzstrasse wollte dem Adressaten ins nur 5km entfernte Strengellbach 5Franken bringen, die er ihm schuldete war aber laut Inhalt unpässlich.
    5 Franken waren damals, anders als heute, ein stattlicher Betrag, so dass der Absender einen Wertbrief abschickte, siehe "Inhalt f 5.-".

    Der Postler notierte "boite 15" und strich die Frankatur in gleicher Farbe in blau als ungültig durch.
    Ausserdem unterstrich er die 5 f und notierte siegelseitig "Darf nicht mit Marken frankiert werden"

    Was man so alles an besonderen Briefen auf dem Flohmarkt finden kann........
    Für 5 Franken war der Brief dann nicht zu haben, aber knapp unter Hundert schon und dafür habe ich ihn gerne mitgenommen, um ihn in geordnete Sammlerhände zu bringen, in welche wird sich final noch zeigen ^^

    Bis dahin kann einer von euch, der sich mit der innerschweiz besser auskennt als ich noch schreiben, warum der Wertbrief nicht mit Marken frankiert werden durfte, einfach weil die VO anders aussah?

  • Hallo Bayern Social,

    schöner Fund, dass möcht ich auch mal auf dem Flohmarkt finden... :thumbup:

    warum der Wertbrief nicht mit Marken frankiert werden durfte, einfach weil die VO anders aussah?

    ...wie sah die VO denn aus, ich kenne es nur aus Altdeutschland, und hier waren doch Wertbriefe erst in den 1870er Jahren mit Marken zu frankieren? :S

    P.S. Kannst du die Dateien des Briefes anders einstellen, wenn ich draufklicke wird die erstmal auf meinen Rechner geladen 8)

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    ja davon gehe ich eben auch aus, Wertbriefe warenja auch in AD zu der Zeit nicht mit Marken zu frankieren, ich meine mit Ausnahme von Preussen, oder?
    Deshalb gibt es auch häufiger die hohen Wertstufen bei innerpreussischen Briefen glaube ich, denn weder Preussen noch Schweiz ist meine Spezialgebiet, es dürfte aber stimmen :whistling::rolleyes:

    Dann wäre die Erklärung, dass der Absender diese VO/Behandlung der schweizer Post nicht kannte und daher vorschriftswiedrig mit Marken frankierte!?

    Bin gespannt ob briefmarkenwirbler24, bayern klassisch oder filigrana noch genaueres wissen, evtl hat ein Sammler sogar die Original VO-Das wäre natürlich super.

    PS: Ich weiss ehrlich gesagt nicht, warum es hier zu einer solchen "Download PDF" gekommen ist, werde es aber versuchen im Laufe des Tages zu ändern ;(8)

    PPS: Für Bayern habe ich gerade nachgeschaut, bis zum 31.1.1874 konnten Wertbriefe mit der Fahrpost nur bar bezahlt werden, erst danach mit Marken.
    Da ich keine Fahrpost sammle waren mir die Daten nicht geläufig, deckt sich aber etwa mit unseren Annahmen.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (22. März 2015 um 09:52)

  • Lieber bayern social,

    mit Fahrpost und Innerschweiz kenne ich mich nicht aus - die Dateien wurden im pdf - Format gespeichert; besser mit jpg speichern, wie sonst auch, dann klappt es auch mit der Optik.

    Unser ARGE - Mitglied Robert Bäuml ist ein großer Kenner der CH - Postgeschichte. Wenn du ihm eine Mail mit dem Brief schickst, wird er sicher etwas dazu sagen können und du die Antwort dann hier uns allen zeigen dürfen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    danke für die Antworten Filigrana der Link ist wirklich super und dort wird die Behandlung der Wertbriefe/Fahrpost sehr gut beschrieben-Vielen dank dafür!!! :P
    Das Wesentliche zur Behandlung des ungültig frankierten Wertbriefes geht daraus hervor, also haben wir Dank Filigrana die Lösung der offenen Fragen des Briefes:

    "Als Fahrpost wurde die übliche Beförderungsart von Personen, Paketen und Päckchen (für Päckchen 1862-1884) mit einem Fahrzeug (Postkutsche, Eisenbahn, etc.) bezeichnet. Die Fahrpost nahm der grösseren Sicherheit halber auch Wertbriefe und Nachnahmen (teilweise nur von einem bestimmten Betrag an) mit.
    Barfrankatur für Fahrpoststücke
    Mit Beschluss vom 14. Oktober 1863 wurde die Frankierung von Fahrpoststücken mit Marken untersagt. Die Barzahlung der Frankaturtaxen am Postschalter war mit einem relativ umständlichen internen Buchungsverfahren verbunden

    Zitiert aus Reinhard Stutz Die Fahrpoststempel in Kastenform von 1878

    Der Absender dürfte dann nach 1,5 Jahren der Änderung wohl noch das ältere Verfahren im Kopf gehabt haben, als VOR 14.10.1863 noch mit Marken frankiert werden konnte.
    Danke nochmals für den sehr interessanten Link Filigrana :)

    Die Original VO wäre natürlich noch die Sahnehaube und die Frage, ob die 15 Rappen dann vom Empfänger gezahlt werden mussten stellt sich noch, aber davon gehe ich nach AD Masstäben mal aus.

    @BK und Leitwege, ja ich habe die Bilder gestern Abend versehentlich mit PDF statt JPG gespeichert, fürs erste geht es aber ja auch so und ich werde es noch ändern-Wenn ich die Zeit dafür finde. ;) ;)

    PS: bayern klassisch, die Mail an Herrn Bäumle werde ich gerne senden, denn er wird sicher einiges zu der Behandlung noch sagen können und ich hoffe er hat auch eine Original VO.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    2 Mal editiert, zuletzt von Bayern Social (22. März 2015 um 12:15)

  • Guten Tag,

    ich kann zwar nichts zu den bisherigen Erkenntnissen beitragen, möchte dir aber ganz herzlich zu dem Flohmarktfund gratulieren  :thumbup:  :thumbup: !


    Liebe Grüße


    Kevin

  • Liebe freunde, lieber Kevin,

    dank der Idee des lieben bayern klassisch, den CH Spezialisten Herrn Robert Bäuml zu kontaktieren, kann ich schon heute das Ergebniss des Mailkontaktes bekannt geben:

    ". Ab dem 14.Okt.1863 durften Fahrpostsendungen nicht mit Wertzeichen frankiert werden! Die Verfügung galt bis 31.Jan.1878. Erts ab 1.Feb.1878 war eine Markenfrankatur wieder zulässig. Der Grund für diese Maßnahme war lt. VO, daß die grobe Beschaffenheit der Emballage der Sendungen, in den meisten Fällen eine sichere Haftung der Wertzeichen nicht gewährleistete, resp. schwer zu kontrollieren war. Fahrpostgegenstände wie, Pakete, Stücksendungen aller Art, Wertbriefe und Nachnahmesendungen über Fr.50.- konnten eben in dieser Zeit nur barfrankiert oder unfrankiert versandt werden.
    Ihr Brief verstieß also gegen diese Vorschrift. Solche Verstöße waren in dieser Zeit gar nicht so selten. Selten aber ist, Belegstücke zu finden, die gegen die Vorschrift verstießen und entsprechend geahndet wurden, wie bei Ihrem Brief. Bei genauen hinsehen erkennt man, daß die Marken mit Bläuel mehrfach waagrecht durchgestrichen sind. Sie waren nun für eine Beförderung mit der Fahrpost ungültig und wurden nicht angerechnet. Die Sendung wurde nun als unfrankierter Wertbrief mit der Fahrpost befördert und für die Entfernung Kreuzstrasse - Strengelbach (bis 5 Wegstunden ) und bis Fr. 100.- Wert mit 15 Rappen Porto belastet, inclusive Einschreiben! Der Brief wurde also postalisch völlig korrekt behandelt und belegt mit seiner Notiz auf der Brief-Rückseite exakt die Vorschrift."

    Quelle: E-Mail des Sammler Kollegen und CH Spezialisten, Herrn Robert Bäuml. Verbunden mit meinem herzlichen Dank an die kompetente Antwort von Herrn Bäuml. :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Das hat ja schnell geklappt! Danke fürs mitteilen.
    Flohmarkt Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. :)
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • ... wenn das so weiter geht mit Schweizer Flohmarktfunden wird er dort selbst einen aufmachen. 8o:thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.