• Hallo Pälzer,

    den lobenden Worten der Vorredner kann ich mich nur gerne anschliessen, toll was Du an Geschichte zu dem Beleg herausgefunden hast.

    Ab dem Moment dieser Informationen sieht man m.M. nach einen Brief/Beleg und auch die Auswanderung dann mit ganz andern Augen. :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Pälzer,

    wichtig zu erfahren, dass Briefe in der Kriegszeit verlustig gingen (gingen sie auch davor und danach) und das kann man hier beweisen.

    Ich denke, dass die Landverschickung der Fall war, weil ich keine Briefe kenne, die von New York (oder anderen Orten der Neuenglandstaaten) via Atlantik in den Süden geroutet wurden. Die hatten ja auch schon die Eisenbahn und die war 10 mal schneller, als der schnellste Dampfer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ...weil ich keine Briefe kenne, die von New York (oder anderen Orten der Neuenglandstaaten) via Atlantik in den Süden geroutet wurden.

    Das Problem daran ist, dass man das nach Ankunft in Boston oder New York zum Weiterbeförderung verwendete Transportmittel oft auch kaum erkennen kann und da müsste für jenen in die Südstaaten das Schiff m.E. auf jeden Fall eine (bestimmte Zeit lang) eine Rolle gespielt haben.

    Wie wir an dem Beleg in das kalifornische Goldgräbercamp Murphys Diggins aus dem Jahre 1860 in Californien gesehen haben, wurde lange Zeit der Weg per Schiff via Atlantik und Pazifik et vice versa über Panama und Nicaragua genommen. Theoretisch ist bis ca. 1865 auch eine Beförderung über den Landweg mit der Kutsche möglich gewesen bspw. ab St. Louis, aber das hätte - so wie Cameo schon einmal festgehalten hat - eine besonderen Vermerk auf dem Brief erfordert.


    Der Bau der ersten Eisenbahnlinie zwischen Atlantik und Pazifik, die Union-Pacific Railroad wurde erst im Jahre 1863 begonnen und 1869 fertiggestellt. Der Bau der in den Süden gerichteten Missouri-Kansas-Texas Railroad, deren Hauptstrecke von St. Louis und Omaha über Dallas nach San Antonio und Galveston verlief begann erst 1869.

    Man muss auch berücksichtigen, dass beide Landtransportmöglichkeiten Kutsche / Eisenbahn durch die Sezessionskriege (1861 - 1865) lange Zeit unterbrochen bzw. ihre Entwicklung blockiert wurde, so dass die Beförderung per Schiff in diesen bewegten Zeiten und noch eine Weile danach objektiv betrachtet (gerade noch) einen Vorteil hatte.


    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Overland_Trail
    https://books.google.de/books?id=e30CB…%201860&f=false
    https://de.wikipedia.org/wiki/Missouri-Kansas-Texas_Railroad
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pacific_Mail_Steamship_Company

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    sicher kann man es den Briefen nicht ansehen, wenn sie in New York, Boston, Baltimore oder Philadelphia ankamen, wie sie spediert wurden, aber in den 1860er Jahren glaube ich weniger an einen Seetransport, weil der Weg einfach sehr weit war (um Florida herum war es schon nicht einfach, weil kaum besiedelt) und die Zeit das A und O war.

    In einem Brief von mir aus dem Jahr 1862 schreibt der Absender in San Francisco, dass es sehr wohl möglich war, sogar von Kalifornien bis New York schnell die Post zu leiten, wesentlich schneller, als mit dem Schiff (auch wenn damals schon versucht wurde, einen Kanal durch Mittelamerika zu bauen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    In einem Brief von mir aus dem Jahr 1862 schreibt der Absender in San Francisco, dass es sehr wohl möglich war, sogar von Kalifornien bis New York schnell die Post zu leiten, wesentlich schneller, als mit dem Schiff

    Ja z.B. per Kutsche, aber das hätte wie gesagt einen besonderen Vermerk bedurft und war auch mit gesonderten Kosten verbunden. Die Routen per Kutsche sind im nachfolgenden link auf den Seiten 154 und 155 sehr schön kartographisch verzeichnet, da sieht man auch die Versorgungswege innerhalb Texas.

    https://books.google.de/books?id=e30CB…%201860&f=false

    Die Frage ist im vorliegenden Fall jedoch der für schmale 5 cents durch die us-mail ausgeführte Standarttransport von New York nach San Antonio und dafür stand wie es ausschaut seinerzeit noch keine Eisenbahn zur Verfügung. Was also sonst als das Schiff kommt da noch in Betracht, wenn die Kutsche besondere Vermerke / Kosten nach sich gezogen hat ?

    + Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (13. März 2016 um 15:47)

  • Hallo Pälzer,

    danke für den Link.

    Wenn die Kosten gleich waren, hing es doch allein von der Dienstbeflissenheit ab, ob so ein Vermerk angebracht wurde, oder nicht. Bei dem, was ich, offiziell und zwischen den Zeilen, aus dieser Zeit in den Staaten gelesen und heraus gefunden habe, würde ich nicht sklavisch an dem Anbringen eines Vermerks argumentativ kleben.

    Etwas anderes war es bei den Kosten - die sind im Fall des Portos oder Frankos i. d. R. nachzuvollziehen, da gebe ich dir recht. Demnach müsste er mit einem Schiff um halb Amerika herum gelaufen sein? Das wäre ja mal eine tolle Neuigkeit. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    es ist mir bislang nur bekannt geworden, dass die Kutschfahrtunternehmungen wir die der butterfield-overland-stage-line und auch der pony-express Privatunternehmen waren, die aber in besagtem Zeitraum nicht unter Vertrag mit der us-mail standen.

    Nachdem die butterfield-overland-stage-line 1861 aufgeben und an Wells Fargo verkaufen musste, war dieses Unternehmen das einzigste, das eine Kutschfahrtverbindung zwischen West und Ost betrieb und damit Anschluss in Richtung Texas hielt.

    Allerdings steht in dieser Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Wells_Fargo

    In 1859, there was a crisis when Congress failed
    to pass the annual post office appropriation bill, thereby
    leaving the post office with no way to pay for the Overland Mail Company's services (...)
    From 1862 to 1865, Wells Fargo operated a private express line between San Francisco and Virginia, Nevada. Overland Mail stagecoaches covered the route from Carson City Nevada to Salt Lake City; and Ben Holladay, who had acquired the business of Russell, Majors & Waddell, ran a stagecoach line from Salt Lake City to Missouri

    Im weiteren finde ich auch keinerlei Anhaltspunkte für einen Vertragsschluss zwischen Wells Fargo und der us-mail. Selbst wenn man das bspw. für eine schnellere Beförderung als das Schiff getan hätte, dann wäre das m.E. für lediglich 5 cents auch kaum möglich gewesen.

    Dass Post mit Schiffen via Atlantik in Richtung des Golfs von Mexico befördert worden ist, bspw. mit Tycoon Vanderbilts Schiffen der North Atlatic Steamship Compagny sogar bis Nicaragua über den Isthmus ist für uns doch schon keine Überraschung mehr. Warum sollte da nicht (weit vorher) in Galveston oder Indianola angelandet worden sein, was offenbar auch der Standartweg der blockade-runners während des Bürgerkrieges Richtung Kuba und die Bahamas war.

    Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.


    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    https://books.google.de/books?id=lGusB…%20mail&f=false
    http://www.wilder-westen-web.de/spk003.htm

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  • Hallo Pälzer,

    ist ja akzeptiert - mich wundert nur, warum man keine Stempel von diesen Anlandungsorten sieht (jedenfalls habe ich noch keine gesehen), die man doch aus dokumentarischen Gründen vermuten könnte.

    Hin und wieder habe ich 5 C. per Bleistift auf Bayernbriefen gesehen, aber das waren Abzugsbriefe in den USA, weil der Empfänger verzogen war. Es könnte natürlich auch ein Kutschen - Porto gewesen sein. Da muss ich mal zukünftig mehr darauf achten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    anbei ein paar Beispiele für Kutschbriefe,

    http://images.google.de/imgres?imgurl=…DCI4ZBCtAwh8MCg

    Man sieht, dass es mit der Kutsche dann in der Regel das Doppelte, also 10 cent kostete und dass der Vermerk Overland wenn er nicht mit einem Stempel angebracht wurde per Hand erfolgte.

    Ich hatte anfangs bei dem Goldgräberbrief von Zweibrücken über New York nach Kalifornien auch erst vermutet, dass jener in den USA per Kutsche weiterbefördert wurde. Aber da hat mich dann Cameo auf dem vorletzten ARGE-Treff in Aschaffenburg über die 5 c Beförderung per Schiff über den Isthmus aufgeklärt.

    Das hat sich letztendlich auch aufgrund der Masse, die per Schiff befördert werden konnte so ergeben. Wenn ich demgegenüber die Preise für diese extrem entzückenden Kutschbriefe sehe, dann wäre ich auch weiß Gott der Letzte, der einen solchen nicht gerne in der Hand halten würde. Also wie Du sagst, man muss da sehr genau die Augen für aufhalten.


    + Gruß

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    würde ich USA sammeln, würde ich die Hälfte von diesen Kutschenbriefen kaufen - und die andere Hälfte finanzieren. :D

    Das sieht schon sehr lecker aus, vor allem die Farbfrankaturen. Wenn du so etwas mal nach Bayern findest (via Frankreich!), dann schnappe ich mir einen. Das muss dann sein. 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen einfachen Brief bis 8,75g aus München vom 23.9.1857 über Frankreich nach New York, der mit 45x frankiert wurde. 2 Tage später schlug er in Strasbourg auf und erhielt, neben dem obligatorischen Vertragsstempel noch den T.F. für Transit Francais.
    Der Absender hatte "P(e)r Steamer frc. Liverpool notiert, was nicht auf die gewünschte Nutzung einer franz. Linie hindeutete. Tatsächlich landete er am 12.10.1857 in New York mit dem "AM(ERICAN) SERVICE" an.

    Die "Atlantic" der Collins Line hatte ihn am 30.9. in Liverpool abgeholt und am besagtem 12.10. in NY an Land gebracht.

    Nach dem PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 kosteten Briefe via Le Havre nach NY 45x, via Frankreich und brit. Packetboot 45x und mit amerikan. Packetboot 24x. Aber wie hätte der Münchner wissen sollen, wann welches Schiff welcher Packetroute ihn übernehmen würde? Eigentlich hatten die bayer. Poststellen Listen, aus denen die Abfahrtszeiten der Linien hervor gingen. Aber was machen, wenn das angedachte Schiff weg war, der Brief aber noch unterwegs?

    Jedenfalls freue ich mich, mal einen überfrankierten zeigen zu können, denn unterfrankierte (die oft durch rutschen), gibt es schon deutlich mehr.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    gestatte ein paar Verständnisfragen: Was gibt Anlass zur Vermutung, dass vom Absender der Transport mit einem französchen Schiff gewünscht war und bist Du sicher, dass das mit dem 24 Kr americ. Paquet schon im 47er Vertrag geregelt war ? Und für wen wurde eigentlich die rote 9 links angeschrieben, für Bayern oder den französischen Transit ? Toller Stempel der American.Service, das hat man auch nicht alle Tage und bei dem Markenpaar der 18 Kr darf man dem Farbbild des scans zu Folge ziemlich klar von der besseren b-Farbe (orangerot) ausgehen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo,

    auch dieser Brief aus München nach Baltimore vom 16.7.1860 war überfrankiert. Zudem wurde in München kein Ortsaufgabestempel abgeschlagen.
    Obwohl als Leitweg "Via Hambourgh" vorgegeben wurde, ist der Brief wohl irrtümlich für den Leitweg über Frankreich mit 33 Kr. freigemacht worden (PV Frankreich-Bayern v. 1858).
    Das tarifrichtige Franko für einen einfachen Brief über Hamburg hätte nur 22 Kr. betragen (Vereinbarung Vereinigte Staaten mit Hamburg von 1857). Der Brief war damit um 11 Kr. überfrankiert.
    Neben dem Vereinsporto von 6 Kr. war das internationale Franko über Hamburg mit 16 Kr. festgelegt. Daher wurde als Weiterfranko 4 1/2 Sgr. (= 16 Kr.) mehrfach angeschrieben. Der rote Verrechnungsstempel 10 wurde in Hamburg abgeschlagen (1 Cent für Hamburg, 4 Cents Seeporto, 5 Cents US-Inland, entspricht 4 1/2 Sgr.). Dieser Stempel wurde auf Frankobriefen in rot gestempelt als Zeichen, dass die internationale Rate bezahlt war.
    Die Überfahrt erfolgte mit der Hammonia der HAPAG LINE, die am 17.8. in New York ankam.

    Grüsse von liball

  • Hallo Pälzer,

    ich schrieb ja, dass es mit franz. Schiff 45x gekostet hätte und mit britischem Schiff (wie er schrieb) auch. Daher hat er auch 45x frankiert (und wollte offenbar die Leitung über Frankreich, nicht über Preußen/Belgien/GB).

    Das war alles im 1847er Vertrag geregelt. Die rote 9 waren Bayerns 9x, die von dem Gesamtfranko abgezogen wurden, so dass nur 36x Weiterfranko für Frankreich, GB und die USA blieben.

    Das Paar ist die Nr. 7, nicht die Nr. 13b, wenn du das gemeint hattest. Die Nr. 7 wird ja von gelb bis orange immer gleich geprüft, ohne Unterscheidung in Nuancen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    Der Absender hatte "P(e)r Steamer frc. Liverpool notiert, was nicht auf die gewünschte Nutzung einer franz. Linie hindeutete.

    dann lese ich da irgend wie etwas anders, aber egal. Bei mir auf dem Schirm sieht das Markenpaar richtig organgerot aus, aber das kommt wohl von dem Bild. Trotzdem ein toller Beleg mit interessanten postalischen Vermerken, die man selten zu sehen bekommt.

    + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

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  • Hallo Pälzer,

    er hätte auch "par batteau du commerce" oder "par paquetbot francais" schreiben können - dann wäre er von le Havre aus direkt nach New York verschickt worden, das war ja auch möglich (kennen wir aus der Pfalz mehrfach). Aber über Liverpool steht da eindeutig ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber HOS,

    ist nur eine Vorderseite.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liball,

    ein tolles Stück - hat man wahrlich nicht alle Tage! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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