Österreich - Bayern 1.1.1868 - 30.6.1875

  • Hallo Ralph,

    auf das mit dem zweisprachigen Stempel muss man auch erst mal kommen, merci. Auch die Qualität der beiden Belege ist enorm für das Alter, da findet sich nicht einmal ein Eselsohr.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    aus Carlsbad (Karlsbad) an Herrn Ferdingang Hoffmann in Altenkundstadt in Bayern für 2 Neukreuzer war tarifgerecht vom 3.7.1874.

    Bayern stempelte am Folgetag Ankunft auf der Rückseite der Karte, wiewohl das so nicht vorgesehen war.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Karte aus Neulosimthal (Novy Losimtal), einem kleinen Ort, der gewüstet wurde und den es schon lange nicht mehr gibt. Der Absender hatte eine Bestellung beim Verleger Manz in Regensburg aufgegeben, aber dabei einen Fehler begangen und wollte diesen nun mit dieser Karte vom 8.8.1870 mit Postaufgabe im bayerischen Pleistein (heute: Pleystein) korrigieren.

    Das ist verständlich, denn der Böhmerwald war nicht von Poststraßen und Bahnlinien durchzogen und die Karte sollte schnell zu Manz kommen, also überquerte man die Grenze, kaufte eine bayer. Correspondenzkarte mit 2 Kreuzer rheinisch als Frankatur und ließ sie noch am selben Tag von Pleystein abgehen.

    Schon am Folgetag wurde sie in Regensburg ausgetragen.

    Poststücke aus Bayern mit österreichischem Hintergrund sind selten, denn der Absender hätte natürlich eine österreichische Postkarte/Correspondenzkarte nehmen müssen, aber aus naheliegenden Gründen tat er das hier nicht.

  • Guten Morgen zusammen,

    der Beleg anbei lief im April 1874 von Triest (Tergesteo Palast) ins westpfälzische Kaiserslautern, Absender war das dort ansässige k.u.k. Untersuchungsgericht, Empfänger das löbliche königl.(iche) Gericht in Kaiserslautern. Dort wurde die Sendung durch den Direktor des Bezirksgerichts empfangen, bearbeitet und unter Korrektur der Adressierung an den Hochwohlgeb. k.(öniglichen) Staatsanwalt am königl.(ichen) Bez(irks)-Gericht weitergeleitet. Ich meine von der Schriftform her, dass auch die Franchise R.S. vom neuen Absender, d.h. dem Bezirksgerichtsdirektor stammt, das Siegel auf der Rückseite in jedem Fall. Das spricht für eine innerörtliche Weiterleitung mit der Post als gebührenfreie Regierungssache. Dagegen spricht, dass dazu kein weiterer Poststempel auf der Rückseite angebracht wurde und die Weiterleitung innerhalb der gleichen Behörde erfolgte. Insofern etwas schwer zu beschreiben, aber trotzdem interessant.

    Schönen Gruß

  • Hallo Tim,

    ein sehr interessanter Brief, den ich auch genommen hätte.

    Der Brief wurde portopflichtig, weil er in Triest an eine Person verschickt wurde, nicht an eine Behörde. Daher hast du Recht, dass der R.S. - Vermerk nicht in Triest angebracht worden war (den man dort so auch gar nicht kannte - dort hätte man bei einer nicht portopflichtigen Versendung "Ex officio" notiert).

    Da der Brief an den Herrn Staatsanwalt aber nun mal adressiert war, bekam ihn der auch - und stellte fest, dass es wohl um ein Verfahren ging, das vor dem Gericht in Kaiserslautern anhängig war. Daher gab er es mit R.S. versehen zur Post, ließ sich die Aufgabe in seinem Dienstbuch bescheinigen und die Post trug es wohl noch am selben Tag aus.

    Mit der Stempelung hast du natürlich auch Recht, aber man war wohl froh, dass der Brief endlich beim richtigen Empfänger gelandet war und die Gerichte stempelten ja Datum (und teils Uhrzeit) selbst im Inhalt, da war die postalische Dokumentation, zumal wohl alles am selben Tag ablief, nicht sooo wichtig.

    Spannend ist, dass es wohl, siehe Faden hinten, eine Beilage gab; nun weiß man nicht, ob es eine ganz leichte Beilage aus Triest war (mit 5 Nkr. lag er ja im 1. Gewicht), oder ob der Herr Staatsanwalt eine Akte oder eine Notiz seiner Postaufgabe angehangen hatte - ich glaube eher an letzteres.

    Post von der Adria zur Pfalz hinauf ist nicht häufig und mit diesem Hintergrund wird sich so schnell kein 2. Brief finden lassen. :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moje Ralph,

    jetzt habe ich noch mehr Fragen als zuvor. Wen meinst, dass er in Triest "an eine Person" gesendet worden sein soll? Erstadressiert wurde von dem Triester Untersuchungsgericht an das löbliche Gericht in KL. Dann war dort nicht der Herr Staatsanwalt Absender, sondern Empfänger. Absender war der Bezirksgerichtsdirektor, der den Erstabsender (das Triester Untersuchungsgericht) oben ausgestrichen und sich als Zweitabsender darüber gesetzt und den Erstadressat (löbliches Gericht KL) ausgestrichen und den königl. Staatsanwalt am Bezirksgericht in KL darüber gesetzt hat.

    Wie siehst Du die Dinge jetzt ?

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    Wen meinst, dass er in Triest "an eine Person" gesendet worden sein soll?

    Ich lese als ursprünglichen Empfänger "An Wohlgeboren den Herrn Staatsanwalt am königlichen Gerichte". Damit war er nicht an die Staatsanwaltschaft, nicht an das Gericht und auch nicht an eine Behörde gerichtet, sondern an die Person mit dem Stand "Staatsanwalt". Briefe an einen Staatsanwalt waren aber nicht per se portofrei - so wenig wie Briefe an einen Postbeamten, an einen Landschaftsgärtner oder Uhrmacher. 8)

    Erstadressiert wurde von dem Triester Untersuchungsgericht an das löbliche Gericht in KL.

    Das lese ich anders.

    Dann war dort nicht der Herr Staatsanwalt Absender, sondern Empfänger. Absender war der Bezirksgerichtsdirektor, der den Erstabsender (das Triester Untersuchungsgericht) oben ausgestrichen und sich als Zweitabsender darüber gesetzt und den Erstadressat (löbliches Gericht KL) ausgestrichen und den königl. Staatsanwalt am Bezirksgericht in KL darüber gesetzt hat.

    Richtig - 2. Absender war der Bezirksgericht - Direktor, das hatte ich übersehen. Dann hat ihn der Herr Staatsanwalt seinem "Chef" übergeben, wohl mit der Bitte ihn da heraus zu halten und neu addressieren zu lassen.

    Ich denke, darauf kann man sich einigen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    der hält uns ganz schön auf Trapp. ^^ So langsam dämmerts mir nach Deiner Auslegung auch, das wäre ja echt ein Ding. Der Staatswanwalt wollte den Brief nicht über privat, sondern auf offiziellen Wege erhalten haben, um unbefangen zu bleiben. Ich habe noch das Inhaltsfragment dazugehängt, wonach er den Inhalt, ein Protokoll, nach der Bearbeitung wieder an jemand zurückgegeben hat. Ändert das noch etwas an Deiner Einschätzung ?

    LG

    Tim

  • Hallo Tim,

    ja, jetzt wirds noch spannender:

    "C. Numero 75

    Mit Bezug auf anliegendes Protokoll an das

    k. k. Untersuchungsgericht in Triest

    ergebenst zurück.

    Kaiserslautern den 15. April 1874

    Der kgl. Staatsanwalt

    Schaefer"

    Das sieht für mich genau so aus, wie du es schreibst. Klasse! :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ohne Dich wäre wohl keiner auf diese Art der "dt. Gründlichkeit" gekommen. So kann der Beleg jetzt tip-top beschrieben in die Sammlung gehen.

    Vielen Dank !

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    ein Recobrief aus Levico bei Trient am Lago di Levico wurde am 10.09.1874 mit folgender Adresse versehen abspediert: "Seiner Hochedelgebornen Herrn Herrn Oswald Grafen von Trapp k. k. Statthalternrath Ae et A Innsbruck".

    Über Trient erreichte der Brief Innsbruck noch am Folgetag. Aber dort war seine Erlaucht nicht mehr und man notierte später: "D(er) Z(eit) in Friedberg Volders". Siegelseitig sehen wir, noch immer am 11.09. den Stempel von Volters, aber auch da war er wohl nicht zu erreichen.

    Nun strich man in blau alles durch und ersetzte es durch: "Villa Leuchtenberg bei Lindau am Bodensee".

    Siegelseitig sehe ich einen größeren Stempel von Innsbruck Stadt vom 15.09. (??) und das Fragment eines bayer. Einkreisers, wohl den von Lindau, wie fast immer schlecht abgeschlagen.

    Zur Person des Empfängers weiß ich nur, dass er 1873 nach dem Tode seines Bruders zum Chef des Grafengeschlechts wurde.

    Die 4 Teile einer 20 Pfg. Luitpold-Marke hinten harren noch ihrer Ablösung, also bitte keine Bange, das bleibt so nicht.

    Die verklebten 15 Neukreuzer setzten sich zusammen aus dem Brieffranko von 5 Neukreuzern bis 15g und 10 Neukreuzern Reco-Gebühr, welche zuvor noch hätte siegelseitig frankiert werden müssen, 1874 aber nicht mehr. Briefe mit Franko und Recogebühr in einer Marke nach Bayern sind sehr selten - von der doppelten Weiterleitung ganz zu schweigen.