Ein Versuch: Moderne philatelistische Sehenswürdigkeiten aus Spanien

  • Na denn, das nächste Stück, dass ich euch zeigen möchte, hat auch einen interessanten Hintergrund:

    Geschäftpapiere (papeles de negocio) per Luftpost nach Argentinien 1934

    Im Jahre 1934 war Luftpost nach Übersee noch richtig teuer. Für Briefe von Spanien nach Argentinien wurden 2,50 Peseten pro 5 Gramm Gewicht als Luftpostgebühr fällig. Der „Aufpreis“ für einen einfachen Brief bis 20 Gramm Gewicht hätte somit 10,00 Peseten betragen, das dreiunddreißigfache der 30 Céntimos für einen, dem Inlandsporto angepassten, Brief innerhalb des Amerikanisch-Spanischen Postvereins der UPAE (Unión Postal de las Américas y España).

    Der hier gezeigte Umschlag vom 20.1.1934 dürfte auch tatsächlich ursprünglich als Luftpostbrief frankiert worden sein, denn die sichtbaren Klebereste links unten entsprechen in ihren Umrissen den Maßen der damals benutzten hohen Nominalen der Dauerserie zu 1, 4 oder 10 Peseten. Dann hat ein findiger Mensch wohl festgestellt, dass sich beim Versand als Geschäftspapiere ein erkleckliches Sümmchen sparen ließe und die bereits verklebte (höchstwahrscheinlich) 10 Peseten-Marke wieder abgelöst, handschriftlich den Zusatz papeles de negocio angebracht und mit 2,10 Peseten in kleinen Nominalen ausreichend frankiert. Das „neue” Porto setzte sich wie folgt zusammen: Grundgebühr im Inland (UPAE) 0,10 Pesetas für Geschäftspapiere bis 50 Gramm + 2,00 Peseten Luftpostgebühr für Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenmuster pro 20 Gramm.

    Gegenüber den 10,30 Peseten für einen Luftpostbrief bis 20 Gramm eine Einsparung von immerhin 8,20 Peseten, also den Gegenwert von seinerzeit 27 einfachen Inlandsbriefen.

  • Lieber Ralf,

    Postgeschichte gehobener Art - diese Sendungen mit Geschäftspapieren sind nicht leicht zu finden und von Deutschland per Flugpost nach Übersee habe ich so etwas noch nie gesehen.

    Danke fürs Zeigen und Erklären dieses feinen Stücks PO. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralf,

    im Jahr 1934 war Luftpost nach Südamerika nicht nur richtig teuer, es war auch ein großes Abenteuer. Damals ging ein beachtlicher Anteil der transatlantisch eingesetzten Flugzeuge verloren. Fragt mich nicht nach Zahlen. Den Artikel habe ich vor vielen Jahren gelesen und war erstaunt über die hohe Zahl der Verluste.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo lieber Namensphetter,

    hallo Dieter,

    Danke für das Lob und die Anmerkungen bzgl. Überseeluftpost.

    Tatsächlich sind gerade Drucksachen, Geschäftspapiete etc. per Luftpost aus dieser Zeit nicht häufig zu finden, sei es, weil Geschäftspostumschläge selten archiviert wurden, sei es, weil das tatsächliche Postaufkommen hier, trotz teilweise ermäßigter Luftpost-Tarife für A.O. (autres objets), nur einen sehr geringen Teil der beförderten Sendungen ausmachte. Eine Handvoll habe ich in gut zwanzig Jahren ergattern können...

    Eine Unfallstatistik von damals ist mir nicht bekannt, allerdings werden spezialisierte Luftpost- und Katatrophenpostsammler sicher mehr darüber sagen können. Unsicher und gefährlicher als heute war es damals allemal, selbst auf Inlandsflügen sind in den 20er- und 30er-Jahren viele Abstürze und Bruchlandungen zu verzeichnen gewesen.

    Demnächst also vielleicht mehr dazu in diesem Theater (ohne Gewähr!) ;)