Liebe Freunde,
ich möchte hier einen Brief aus Körmend in Ungarn, damals zu Österreich, nach Zürich zeigen, der ungewöhnlich ist.
Im Oktober 1852 wurde der Postvertrag Österreichs mit der Schweiz abgeschlossen mit der Prämisse, dass es keine Teilfrankobriefe mehr geben sollte. Daher galt erstmals, dass Briefe entweder voll frankiert für beide Postgebiete waren, oder, wenn die Frankatur zu gering gewählt worden war, als unfrankiert galten und auch der Markenwert verfiel.
Hier frankierte man 9 Kr. Conventionsmünze in Körmend, die aber nur bis zur Grenze Bayern - Schweiz in Lindau reichten. Die Leitung des Briefes ist siegelseitig belegt: Über Wien und Bodenbach ging es mit der Eisenbahn über Leipzig und Hof - Nürnberg - Augsburg nach Lindau.
Österreich hatte schon erkannt, dass die 9 Kr. nicht reichen würden, daher hatte man 9 Kr. notiert. Die Schweiz erhielt den Brief von Bayern, wo man 3 Kr. für die Schweiz mit schwarzer Tinte notiert hatte. Allein es nutzte alles nichts - die Schweiz bestand auf der Einhaltung des Vertrages und kassierte 40 Rappen = 12 Kr. vom Empfänger, so dass der Wert der Marke verfallen war.
Da Bayern den Brief der CH zukartiert hatte, musste auch Bayern diese 9 Kr. für Österreich wieder erhalten. Diese wurden dann von Bayern an Österreich zurück vergütet, wodurch Österreich der große Gewinner war, denn man hatte ja für 9 Kr. CM die Marke verkauft und bekam von der CH/Bayern jetzt 9 Kr. bonifiziert.
Bayern hatte für seinen Transit 7 Silberpfennige, also knapp 2 Kr. rheinisch erhalten und auch Sachsen bekam noch ca. 1 Kr. von Österreich als Transitleister ab.
Die Schweiz kassierte zwar viel Geld, durfte aber nur 3 Kr. behalten. Felix Austria!
Für Bayern galt diese retardierende Regelung bis in das Jahr 1856, ehe man den Wert der Marken auf unterfrankierten Briefen in die CH anerkannte.
Es wäre schön, noch mehr Briefe aus den AD - Staaten in die CH et vice versa mit einer Unterfrankatur hier zu sehen.