Preußen Expreßbriefe in den Postverein

  • Lieber mikrokern,

    es wurde immer da paritätisch abgerechnet, wo man es musste.

    Mit dem Ausland war paritätisch abzurechen, weil ja der tatsächliche Wert zu entrichten war. Wenn also Preußen bei einem Portobrief aus dem Vereinsausland 2 Sgr. schuldete, musste Bayern 7 Kr. dafür ansetzen.

    Untereinander war dies nur dann paritätisch geregelt, wenn auch dort der tatsächliche Wert geschuldet wurde. Ein Expreßbrief, für den der Bote 3 Sgr. bekommen sollte, konnte nicht mit 9 Kr. im Süden bezahlt werden, weil diese in Preußen nur 2 1/2 Sgr. wert waren, der Bote aber vertraglich einen Anspruch auf 3 Sgr. bzw. bei Nachzustellung 5 Sgr. = 18 Kr. hatte.

    Mit Österreich, sorry für off-topic, war das auch so: 9 Kr. CM entsprachen 11 Kr. rheinisch und 15 Neukreuzer ebenfalls.

    Daher waren bayerische Expreßbriefe außerhalb der Südstaaten bis 31.12.1867 stets etwas teurer.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... falsch berechnete Briefe mit Postsonderdiensten (Reco, Express), wenn es das bei Preussen überhaupt gibt (bei Bayern schon, aber auch sehr selten).

    Das gibt es, und der Brief würde auch in diese tolle Sammlung passen, in meine aber auch.

    Wegen des Expreßvermerkes ist der Brief in Görlitz als Recommandiert behandelt und mit 2 Ngr. Recogebühr zzgl. 1 Ngr. Portozuschlag taxiert worden.

    Einmal editiert, zuletzt von Altsax (21. Mai 2021 um 13:48)

  • Lieber Jürgen,

    ja, wie man sieht (habe auch einen in die Pfalz von Preussen), aber das sind schon große Seltenheiten, die zu erhaschen viel Zeit (und oft auch Geld) erfordert. Nicht jede tolle Sammlung braucht eine Kirsche auf der Torte, aber das wäre eine ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Wegen des Expreßvermerkes ist der Brief in Görlitz als Recommandiert behandelt und mit 2 Ngr. Expreßgebühr zzgl. 1 Ngr. Portozuschlag taxiert worden.

    Ein interessanter Brief, der offensichtlich in verschiedene Sammlungen passt.

    Was ist mit der Recogebühr?

    Gruß

    Michael

    NB: Spricht etwas dagegen, diesen Brief mit seinen Folgebeiträgen in den Bereich Preußen / DÖPV-Briefe zu verschieben?

  • Was ist mit der Recogebühr?

    Lieber Michael,

    die Recogebühr ist incl. des Portozuschlags (und der Expreßzustellgebühr) vom Empfänger erhoben worden. Leider ist auf der Briefrückseite nur noch ein Rest des angeklebten Gebührenzettels vorhanden.

    Die preußische Post hat hier die Legitimität ihrer Gebührenansprüche ziemlich strapaziert. Im Postvereinsverkehr waren Briefe aus dem Briefkasten nur dann als recommandiert zu befördern, wenn sie vollständig, also incl. Recommandationsgebühr, frankiert waren.

    Ob die sächsische Post die Expreßbeförderung auch für nicht recommandierte Briefe vorzunehmen bereit war, war schließlich nicht Angelegenheit der preußischen Post.

    Beste Grüße

    Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Jürgen,

    der Recommandirt-Stempel ist preußischen Ursprungs, auch wenn er fälschllicherweise in schwarz abgeschlagen wurde. Die blaue 3 sollte auch preußisch sein, oder?

    Neben der Reco-Gebühr von 2 Sgr. fehlten 3 Sgr. Express-Gebühr (unabhängig davon, dass Sachsen nur 2 NGr. hierfür ansetzte). Für beide Gebühren war laut Vereinsvertrag vorgeschrieben sind jederzeit zugleich mit dem Porto einzuheben

    Theoretisch hätte Preußen also alle Gebühren (= 6 Sgr.) als Portoforderung bei einem unterfrankierten Brief notieren müssen.

    Waren die 3 (Sgr.) jetzt die Expressgebühr? Oder die Reco-Gebühr + Porto-Zuschlag? Für mich wären Reco-Gebühr + Porto-Zuschlag plausibel, da dies in jedem Fall anzusetzen war. Wie hier schon früher andiskutiert, gab es innerpreußische Briefe mit Express-Vermerk, die keinerlei Express-Gebühr aufwiesen und auch sonst keine Merkmale einer Expreß-Bestellung aufweisen. Die also ohne besondere Berechnung mit dem nächst folgenden regulären Bestellgang ausgeliefert wurden; vielleicht weil dies schneller war, als einen Expressboten zu besorgen, derweil der reguläre Bote gerade losging.

    Habe ich irgendwo einen Denkfehler?

    Gruß

    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Im Postvereinsverkehr waren Briefe aus dem Briefkasten nur dann als recommandiert zu befördern, wenn sie vollständig, also incl. Recommandationsgebühr, frankiert waren.

    Nachtrag: In Preußen durften theoretisch Reco-Briefe nicht in den Briefkasten eingeworfen werden (kam trotzdem vor) und mussten auch vollständig frankiert sein (waren natürlich nicht alle).
    Einen derartigen Brief, der zurückgewiesen wurde, suche ich noch.

    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    die Expreßgebühr war im Postvereinsverkehr nicht zwingend vorauszuzahlen. Wenn sie vorausbezahlt war, wurde sie als Weiterfranco ausgewiesen. Zahlte der Absender weniger als die festgesetzten 3 Sgr., blieb das ohne Auswirkungen, d.h., wenn Brieftaxe und Recogebühr vollständig entrichtet worden waren, gab es auch keinen Portozuschlag.

    Der vorliegende Brief dürfte sicherlich auf Kosten des Empfängers expreß zugestellt worden sein, weil andernfalls die Recogebühr nebst Portozuschlag nicht zu begründen gewesen wäre.

    In anderen Fällen kam es insbesondere bei den Großstädten vor, daß bei fehlender Vorauszahlung der Expreßgebühr angesichts der häufigen regulären Bestellgänge einfach ein solcher genutzt worden ist.

    Anders war es lediglich bei Telegrammzustellung. Da mußte, wenn nicht ohnehin ein Bote der Telegraphenstation in Marsch gesetzt werden konnte, auch die Post in jedem Falle expreß bestellen.

    Beste Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    dann sind wir uns einig. War nur etwas irritiert, weil Du die Taxierung in 2 Ngr. Expreßgebühr + 1 Ngr. Zuschlag aufgeschlüsselt hattest.

    Gruß

    Michael

    Lieber Michael,

    sorry, daß war eine altersbedingte Fehlleistung, hatte ich gar nicht bemerkt, ist jetzt korrigiert.

    Beste Grüße

    Jürgen

  • Hallo zusammen,

    der oben gezeigte Brief hat ein Brüderchen mit dem selben Aufgabeort Görlitz Bahnhof bekommen:

    In diesem Falle verzichtete die preußische Post auf Erhebung der Recogebühr nebst Portozuschlag und vermerkte lediglich "Kastenbrief".

    In Oderwitz wurden 6 Ngr. als Landexpreßbestellgeld veremerkt und vom Empfänger in Hainewalde erhoben.

    Beste Grüße

    Altsax