Bayerische Postablagen

  • Lieber mikrokern,

    ab 1.11.1866 (aus dem Gedächnis) gab es Postanweisungen, die zuerst mit 6 Kr. frankiert wurden.

    Was du meinst sind Dienst - Postanweisungen. Dergleichen habe ich mal eine besessen, aber später verkauft. Seitdem habe ich keine mehr gesehen. Daher sind die frankierten, heute noch erhaltenen sicher häufiger, als die portofrei beföderten Anweisungen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (11. März 2011 um 10:38)

  • Hallo,

    hier ein 9 Kr-PA-Brief aus Bernried (PE Starnberg) vom 28. Juli 1862 nach Waiblingen im Kgr. Württemberg.

    Postablagebriefe ins Ausland sind schon eher selten, auch wenn's hier nur das Ausland innerhalb des DÖPV betrifft. Die PA Bernried wurde laut Sem-Handbuch am 1. Jan. 1862 eröffnet und bereits am 1. Okt. 1865 zur PE erhoben.

    Leider schlecht lesbarer Stempelabschlag, aber dafür MiNr 5 Typ II.

  • Hallo,

    ... und noch'n Postablage-Brief, hier aber als Wohnort des Empfängers.

    Brief von Ludwigshafen nach Lindenberg bei Weiler vom 1. Juni 1861, frankiert mit einer MiNr 4II Pl. 3. Mit der Bahnpost befüördert, erreichte der Brief die PE Weiler am 3. Juni und wurde von dort über die PA Lindenberg, die auch ankunftsgestempelt hat (!), dem Empfänger zugestellt.

    Nach dem Sem-Handbuch ist Lindenberg erst am 1. Juli 1861 Postablage geworden, aber es gibt Belege, die dies schon deutlich früher dokumentieren ( kreuzer hat welche, glaube ich...).

    Frage: wie häufig sind PA-Stempel als Ankunftsstempel neben dem Stempel der zugehörigen PE?

  • Lieber mikrokern,

    meiner Beobachtung nach sind Abgabestempel von PA selten, denn von 95% aller PA sind keine bekannt. Sie waren auch nicht notwendig, weil sie von der Abgabepost anzubringen waren und das war immer die vorgesetzte Postexpedition bzw. das Postamt. Da alle PA von den Landpostboten (LBT) versorgt wurden, glaubten welche, sie müssten dieses Austragen nochmals bestätigen, was wegen des fehlenden Datums bei PA nicht wirklich sinnvoll war.

    Aber wir sollten uns freuen, dass es solche Stempel auch siegelseitig gibt - wäre diese Korrespondenz nicht erhalten geblieben, gäbe es fast gar keine.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayernjäger,

    für einen Heimatsammler ist das doch schon fast das non-plus-ultra: Luxusbrief mit schon vorderseitig seltener PA und dann noch so klar hinten abgeschlagen. Das hat was!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich möchte hier nochmal auf die Einleitung von mikrokern eingehen.

    Für viele Postablagen wird es wohl keinen offiziellen Eröffnungstag geben. Die Veröffentlichung im VO-Blatt erfolgte erst hinterher.
    Ich besitze in Kopie mehrere Auszüge aus Unterlagen des ehemaligen Postmuseums, die sich auf die Eröffnung der Postablagen in Unterfranken beziehen. Mit Schriftstück vom 18. Juni 1861 werden die Anhaltestellen Gädheim, Obertheres, Thüngersheim und Wernfeld angeschrieben und die Umwandlung der dortigen Briefablagen in Postablagen angekündigt. Es folgen darin auch Angaben zur finanziellen Vergütung und sonstige Abwicklungsmodalitäten. In einem weiteren Teil wird die Generaldirektion (ich nehme an in München), auf eine "hohe Entschließung" vom 10. Juni 1861 verwiesen und die Umwandlung der dort vorhandenen Briefablagen in Postablagen zum 1. Juli angekündigt. An die zuständigen Post- & Bahnexpeditionen Schonungen, Hassfurt, Retzbach und Gemünden gehen gleichlautende Schriftstücke. Alles ist versehen mit dem Hinweis, dass der "...Eröffnung der Postablage bis zum 1. Juli kein Hinderniß im Wege stehe..." .
    Für den forschenden Sammler sind diese Auszüge sicherlich sehr hilfreich.

    Es ist davon auszugehen, dass in anderen Regirungsbezirken gleichlautend verfahren wurde.

    Es wurden also in Unterfranken 4 Postablagen zum 1. Juli 1861 eröffnet, alle an der Bahnlinie Bamberg - Würzburg - Aschaffenburg gelegen. Das Interessanteste ist aber, alle 4 Postablagen hatten vorher den Status einer Briefablage! Die Eröffnung dieser Briefablagen wurde nirgendwo offiziell bekannt gegeben. Oder kann mir jemand damit dienen? Ich nehme an, diese Briefablagen wurden bereits bei Eröffnung der jeweiligen Bahnstrecken eingerichtet.

    Die Postübergabe dieser Briefablagen erfolgte direkt mit den vorbeifahrenden Bahnpostwagen. Ich habe mehrere Briefe mit Bahnpoststempeln die in Gädheim und Obertheres direkt übergeben wurden.

    Auch während der Postablage-Zeit wurden die meisten Poststücke direkt übergeben, ohne über die zuständige Expedition zu gehen. Folglich befinden sich auf den Briefen entweder nur Postablagestempel oder diese in Verbindung mit Bahnpoststempeln.
    Dies gilt vermutlich gleichlautend für alle an Bahnstrecken gelegenen Postablagen in Bayern.

    Wir können also feststellen, der 1. Juli ist kein fiktives Datum in Bezug auf die Eröffnung der Postablagen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,
    vielen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag.
    Die Sache mit den "Briefablagen" finde ich interessant. Wann und wie wurden diese festgelegt? Gabs da offizielles Personal, das Post annahm und dann der Bahnpost übergab?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    mit der Erforschung nach den Briefablagen bin ich noch nicht weiter gekommen, da mir schriftliche Unterlagen fehlen. Im ehemaligen Postmuseum, jetzt DB, geht gar nichts mehr.
    Für die 4 von mir genannten Briefablagen war der Anhaltestellenwärter mit dem Versehen des Briefablagedienstes betraut. Er erhielt dafür ein Aversum von 12 fl jährlich.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo,
    bin zufällig über meinen hier
    Bahnpost
    gezeigten Brief aus Haldenwang nach Günzburg gestolpert, wo wir in den posts #3, #11/12 das handling von in den Bahnpostwaggon eingeworfenen Briefen diskutiert hatten.
    Ist es nicht denkbar, dass es auch in Haldenwang eine "Briefablage" mit entsprechend authorisierter Person gegeben haben könnte, die die gesammelte Post der Bahn (Bahnpost im Waggon) überantwortet hat?

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    bin leider momentan ziemlich viel unterwegs, so dass ich hier noch gar nichts zu Lindenberg und der Eröffnung der Postablagen im Allgemeinen schreiben konnte. Werde dies aber schnellstmöglich nachholen (sobald Ende des Monats Literatur und Sammlung wieder aus den Umzugskisten raus ist).
    Einstweilen aus dem Kopf nur so viel: die PA Lindenberg ist wohl schon am 16.04.1861 eröffnet worden. Wollte zu dem Thema ohnehin einen kurzen Artikel für den nächsten Rundbrief schreiben.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo zusammen!

    Da ich diese Stempel quasi nur so "nebenbei" sammle, hier ein Komprimat Postablagestempel als bunte "Augenbeglückung"! :love:

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo bayernjäger,

    tolle Abschläge, genau meine Qualitätsanforderung. Anbei noch eine Seite aus meiner Stempelsammlung. Der Posterer von Damm hat m.W. nie die
    Marken abgestempelt, er hat das immer dem Beamten der zuständigen Expedition überlassen.
    Abstempelungen sammle ich am liebsten auf Ganzachen, weil da die Abschläge meist besser sind als auf Markenbelegen (wegen des gleichen
    Höhenniveaus von Wertstempel und Umgebung).

    Gruß

    weite Welle

    [Blockierte Grafik: http://img809.imageshack.us/img809/3853/bys13pasptetypen1.jpg]

    weite Welle

  • Hallo in die Runde,

    nachdem weite Welle hier Qualität ohnegleichen zeigt, kann ich nur mit Minderqualität, aber guter PO dagegen halten. ;)

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00034174baedjpg.jpg]

    Ich zeige einen Dienstbrief, der als portopflichtige Parteisache mit 12 Loth gewogen und mit 3 Kr. taxiert wurde. Aufgegeben wurde er angeblich 1863 bei der Postablage Absberg, die zur PE Gunzenhausen gehörte. Dienstbriefe bis 1 Pfund (= 30 Loth) waren mit der Briefpost zu befördern, darüber mit der Fahrpost. Dennoch sieht man Briefe dieser Gewichtsstufe, noch dazu im Lokalbezirk, nicht so häufig.

    Interessant auch der Vermerk "Porto à Conto", womit man aussagen wollte, dass die Portokosten (und viele weitere auch) auf das Konto des Antragstellers gehen würde (es war eine Verehelichung und der Bräutigam benötigte dringend etliche Unterlagen, um überhaupt heiraten zu können).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (15. Juli 2013 um 12:41)

  • Lieber maunzerle,

    so ganz ohne PO sehe ich das aber nicht bei dir!

    Die Absenderbehörde in Stadelhofen schrieb nämlich "Post Rothenfels", welches ca. 7 km westlich lag. Man brachte den Brief aber von der PA Urspringen nach Lohr, ca. 10 km nördlich davon. Zu Lohr gehörte man aber nicht, so dass man unterstellen kann, dass man den Brief einem LBT mitgab, der beide PE versorgte. Das ist hoch interessant!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    Da hast Du ohne Zweifel recht, nur dass sich mir diese Dinge nicht erschlossen haben. Aber ich vermerke mir das jetzt gleich und werde Deine Ausführungen bei einer Neubearbeitung der Seite aufnehmen. Das kann bestimmt nicht schaden. Was täte ich nur ohne Dich?

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)