Von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.1.1866

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei ein Frankobrief von Paris nach Warschau aus dem Jahre 1867, bei dem nicht an Stempeln gespart wurde.

    Die 80 C.-Marke wurde mit dem Sternnr-Stpl. "1" in Paris entwertet, beigesetzt dann noch ein K2 von Paris und der PD-Stpl.
    In Saarbrücken kamen dann noch der große K2 AUS FRANKREICH P.SAARBRÜCKEN +FRANCO+ und der nur für die russisch/polnische Korrespondenz vorgesehene Ra1 W(eiter).F(ranko).2.Sgr: hinzu.
    Rückseitig der 2-sprachige Warschauer Ausgabestempel.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein erstklassiger Brief - Glückwunsch!

    Hätte er gebühren- und stempelmässig anders ausgesehen, wenn er nicht nach Polen, sondern nach Russland/Finnlang gerichtet worden wäre?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael

    mittlerweile hast Du ja schon sehr viele schöne Sachen zu diesem Thema zusammen getragen, wozu ich Dir nur gratulieren kann. :thumbup:
    Wie schaut es aus dies auf Seiten aufzuziehen und eventuell an eine eine Ausstellung zu denken?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,


    mittlerweile hast Du ja schon sehr viele schöne Sachen zu diesem Thema zusammen getragen, wozu ich Dir nur gratulieren kann. :thumbup:
    Wie schaut es aus dies auf Seiten aufzuziehen und eventuell an eine eine Ausstellung zu denken?

    danke.
    Ein Teil der Briefe ist auf Seiten aufgezogen - sonst würde ich mich ja selber nicht mehr auskennen ;)
    Zu dem Ausstellen: Schaun mer mal sagte immer jemand aus dem Süden. So ein paar Belege fehlen da auch noch.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag


    ein erstklassiger Brief - Glückwunsch!

    Hätte er gebühren- und stempelmässig anders ausgesehen, wenn er nicht nach Polen, sondern nach Russland/Finnlang gerichtet worden wäre?

    Lieber bayern klassisch,

    danke für die Kommentierung.

    In Richtung Polen/Russland/Finnland war stempel- und gebührenmäßig alles eins. Für alle 3 Gebiete gab es mit Preußen auch nur einen gemeinsamen Postvertrag. Die unterschiedlichen Leitwege durch Preußen lassen sich in diesen Jahren nur noch selten belegen, da nur noch das preußische Eingangspostamt stempelte.

    Etwas spannender ist die Gegenrichtung:
    Finnland - als Großfürstentum des russischen Zaren - war ab 1809 postalisch weitestgehend in die russische Post integriert.
    Unter Zar Alexander II. wurden aber einige Reformen in Finnland angestoßen, die zu mehr Autonomie führten. So wurde auch die Finnische Mark eingeführt, diese war ab Ende 1865 alleiniges Zahlungsmittel - auch auf Briefen.
    Daher gibt es ab diesem Zeitpunkt Briefe aus Finnland in einer abweichenden Währung:

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    das ist aber auch ein kleiner "eye - catcher"! Hut ab!

    Hätte man von Finnland aus nicht auch über die Ostsee direkt versenden können, also ohne Einschaltung der preußischen Post, oder war die Verhandlungsposition von Lübeck gegenüber Preußen zu schwach? Dann hätte Preußen auch keine 3 Sgr. für seine Dienste (bzw. später 2 Sgr.) bekommen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    Hätte man von Finnland aus nicht auch über die Ostsee direkt versenden können, also ohne Einschaltung der preußischen Post, oder war die Verhandlungsposition von Lübeck gegenüber Preußen zu schwach? ...

    1829 wurde zwischen Lübeck und Preußen eine Vereinbarung getroffen, nach der sämtliche Post von/nach Russland (incl. Finnland) über das preußische Postamt in Lübeck zu laufen hatte. Dafür bekam Lübeck Ausgleichszahlungen: für die Lübecker Post nach Russland an sich, für den Transport der Transitpost von/nach Boitzenburg (preußischer Postcours nach Hamburg) und für den Transport der sogenannten Hamburger Pakete (sehr viel Post nach Russland kam aus oder via Hamburg).
    Daher hatte Lübeck offiziell keine Möglichkeit mehr, auf eigene Rechnung Korrespondenz nach Russland zu befördern. Selbst wenn Lübecker Schiffe verwendet wurden, mussten die Briefpakete über das preußische Postamt in Lübeck laufen. Dabei war der Lübecker Postamtsleiter praktischerweise auch direkt der preußische Postamtsleiter ...
    Man darf die Bedeutung der Lübecker Schiffsverbindungen nach Russland für die Briefpost auch nicht überschätzen. In erster Linie ging es um Frachtgut, in zweiter Linie um Passagiere und in dritter Linie wurden Briefpakete mitbefördert.
    Von Lübeck aus wurden nur Kronstadt (der Hafen von St. Petersburg) und Riga (dieses aber nicht in jedem Jahr) angefahren. Eine direkte Schiffsverbindung nach Finnland, auf der offiziell Briefpost mitgenommen wurde, gab es nicht.
    Bereits im Sommer 1845 kam die Konkurrenz der Stettiner Schiffslinien hinzu. Der Dampfer "Preußischer Adler" konnte die Oder bis nach Stettin hinauf fahren und dort gab es einen wartenden Zug Richtung Berlin.
    Mit dem weiteren Ausbau der preußischen Eisenbahnen (Bau der Ostbahnlinie) überholte Anfang der 60iger Jahre der Landweg die Seeverbindung:

    Die Benutzung der von hier auf St. Petersburg und Riga fahrenden Dampfschiffe zur Briefpost-Beförderung hat jetzt, wo durch die Eisenbahn eine schnellere Verbindung hergestellt ist, alle Bedeutung verloren, denn die Sonnabends Nachmittag 4 Uhr von hier auf St. Petersburg abgehenden Dampfschiffe Trave und Newa treffen der Regel nach Dienstag Abend so spät in St. Petersburg ein, daß die Ausgabe der denselben beförderten Briefe erst Mittwoch Morgen geschehen kann.
    Werden dagegen die Briefe des Sonnabend Nachmittag, ja selbst am Sonntag Morgen mit dem 7 Uhr 30 abfahrenden Zuge abgesandt, so treffen solche Dienstag 9 Uhr Abends in St. Petersburg ein. Eben so erhalten die Briefe nach Riga eine bei Weitem raschere Beförderung über Land, als mit den Dampfschiffen. Die Folge hiervon ist bereits im vorigen Jahr gewesen, daß in der Richtung auf Lübeck von St. Petersburg und Riga überhaupt keine Briefe mehr gesandt sind und nur von Kronstadt einzelne Briefe eintrafen ...
    (Postdirektor Lingnau an das Lübecker Post-Department am 20. Mai 1864)


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    danke für deine ausführliche und alles klärende Antwort. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief ist nicht unbedingt im allerbesten Zustand, aber die 4 NGr.-Frankatur als Beispiel für die Vertragsperiode 66/67 mit der Ermässigung von 3 auf 2 Sgr. Vereinsporto für Frankobriefe nach Russland ist mir noch nicht so oft untergekommen. Portobriefe aus dem Postverein nach Russland kosteten weiterhin 3 Sgr. Vereinsporto.
    Aufgabe am 26.April 1867 in Dresden, adressiert nach Wilna (Vilnius in Litauen), frankiert mit 2x 2 Ngr. (Mi. 17a). Rückseitig findet sich noch ein roter K2-Ankunftsstempel.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    seit 1850 gab es zwischen Odessa und Breslau einen direkten Kartenschluss, der im geschlossenen Transit über Warschau lief.
    Zunächst fand ein einzeiliger Rahmenstempel AUS RUSSLAND als Eingangsstempel Verwendung, ab 1865 wurde er dann durch den hier gezeigten zweizeiligen Stempel abgelöst (beide Varianten üblicherweise in schwarz).
    Eingesetzt wurde er vom Eisenbahnpostamt IV (Sitz in Berlin), hier gut zu sehen, da sowohl der vorderseitige Eingangs- als auch der rückseitige Kursstempel BRESLAU-BERLIN das gleiche Farbkissen sahen.
    Der Vertragsstempel P.38. für durch Preußen nach Frankreich transitierende Portobriefe stammt aus Aachen. Preußen notierte seine Portoforderung mit 3 Sgr. und Frankreich stempelte den üblichen Betrag von 11 Decimes für einfach schwere Portobriefe.
    Der Brief stammt vom Dezember 1867 (Letztmonat der preußischen Post). Da der russisch-preußische Postvertrag von 1866 eine Reduzierung für Frankobriefe gegenüber Portobriefen vorsah, nahm der Anteil der Portobriefe tendenziell in dieser Zeit ab.

    Der Brief weist eine erstaunlich lange Laufzeit von 11 Tagen auf.

    @Hans
    zu deinem Griechenland-Brief komme ich zu keiner anderen Variante als bayern klassisch in seinem Posting #187.
    Hoffentlich kann der Griechenlandsammler hierzu etwas sagen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    zu der langen Laufzeit - im Dez. 1867 mag auch das Wetter eine Rolle gespielt habe (Unbefahrbarkeit von Gleisen, Schneeverwehungen usw.).

    Wenn es mir möglich ist, vergleiche ich immer die Laufzeiten unserer Altbriefe mit denen der Jetztzeit - meistens gewinnen die Altbriefe, wenn es nicht gerade Transatlantikpost ist ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    Briefe aus Petersburg, Moskau u.ä. gelegenen Städten hatten Mitte der 60er Jahre eine Laufzeit von ca. 3 Tagen nach Frankreich.
    Aus Odessa brauchten diese Briefe um 1850 schon 11 Tage. Wenn dies über 15 Jahre später noch immer so lange dauerte, kann dies auch dem Umstand geschuldet sein, dass der russische Eisenbahnbau in dieser Gegend kaum Fortschritte verzeichnete. Oder natürlich dem Wetter ...

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief weist die Besonderheit auf, dass das vom Empfänger einzuziehende Porto nicht notiert wurde.

    Der Brief stammt aus dem Jahre 1866, Portobriefe in den DÖPV kosteten weiterhin 6 Sgr.
    Aufgegeben wurde der Brief in der ukrainischen Stadt Berdyczow (Berdichev, Gouvernement Kiew). Adressiert wurde er nach Kreuzhütte bey Klentsch in Böhmen (dicht an der bayerischen Grenze).
    Rückseitig ist handschriftlich die russische Portoforderung von 10 Kopeken bzw. 3 Sgr. notiert.
    Rechts unten findet sich der russische Durchgangsstempel von Wladimirwolynsk (Nachbargouvernement Volyn).
    Der K2 PORTO AUS RUSSLAND über EISENB.POST-BUR.XI wurde preußischerseits auf der aus / über Polen kommenden Strecke Bromberg-Alexandrowo verwendet.
    Am Folgetag wurde der Brief in Smichow (heute zu Prag gehörig) umkartiert.
    Wiederum einen Tag später gelangte er nach Klentsch und einem weiteren Ort T??S, den ich leider nicht identifizieren kann.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein toller Brief - bin froh, dass du ihn schießen konntest. Zum Ort Taus:

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…vaq0R9kG820cKWw

    Der Empfänger sollte für ihn 30 Neukreuzer bezahlt haben - es ist möglich, dass er anschreiben ließ und man die Porti summarisch erfasste, aber ungewöhnlich ist es schon.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    Zitat

    Auch wenn der Empfänger anschreiben ließ, sollte doch die Portoforderung notiert werden.

    keine Frage, es gibt halt ein paar Briefe, wo man es unterlassen hat und Routine kann es nicht gewesen sein, denn das ist der 1. von weit über 100 Briefen an diesen Adressaten, den ich von Russland sehe.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief gehört zur seltenen Spezies der überfrankierten AD-Briefe.
    1866 aus Baden-Baden nach Warschau, kostete ein frankierter Brief gem. preuß.-russ. PV von 1866 nur noch 4 Sgr. bzw. 13 Kr.

    Eine "Mache" kann man wohl ausschließen. Ob aber Unkenntnis oder Markenmangel hierzu führten, wird wohl im Reich der Spekulation verbleiben.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    zuest einmal Glückwunsch zu diesem seltenen Brief. Der Absender klebte, was er hatte. 1 Kr. Marken waren wohl nicht dabei. Wenn ich mir die Adresse anschaue, dürfte auch der Absender nicht in den Bereich der verarmten Landbevölkerung gefallen sein. ^^

    Die Aufgabepost hat Preußen/Russland 2 Sgr. an Weiterfranko vergütet, so dass die badische Post den einen Kreuzer als Bonus einstreichen konnte.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    danke.
    die badische Post konnte sich sogar 2 Kreuzer gutschreiben: 6 Kreuzer Postvereinstaxe + 7 Kreuzer russ. Porto = 13 Kreuzer, verklebt wurden 15 Kreuzer.
    Du hast sicherlich recht damit, dass der Absender es sich leisten konnte...

    Kann der FRANCO-Stempel badischen Ursprungs sein ?

    Viele Grüße
    Michael